Kranker Vogel? Alles zu Infektionen mit Bakterien

Kranker Vogel? Alles zu Infektionen mit Bakterien

Wellensittiche
Bakterien können verschiedene Organe des Vogels befallen und Krankheiten auslösen. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind bakterielle Infektionen beim Vogel?

Bakterielle Infektion beim Vogel sind Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Bakterien sind einzellige Mikroorganismen, die sich in ihrer Form und Lebensweise unterscheiden. Sie können rund, stabförmig oder schraubenförmig sein.

Einige Bakterien sind für den Mensch und das Tier schädlich (pathogen), andere hingegen sogar nützlich. Beispielsweise leben im Darm viele Bakterien, die an den Verdauungsprozessen beteiligt und wichtig für das Überleben des Vogels sind.

Bakterien können beim Vogel verschiedene Organe befallen, beispielsweise die Nase, die Lungen, die Gelenke, die Nieren, die Leber oder die Haut. Um eine bakterielle Infektion zu bekämpfen, verabreichen Tierärztinnen und Tierärzte dem betroffenen Vogel Antibiotika. Antibiotika verhindern die Vermehrung der Bakterien oder töten sie ab.

Oftmals ist es notwendig, vor der Therapie ein Antibiogramm zu erstellen: Die Bakterien werden dann mit einem Tupfer von dem Vogel gewonnen, im Labor angezüchtet und es wird geprüft, welches Antibiotikum gegen dieses Bakterium gut wirkt.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von bakteriellen Infektionen beim Vogel?

Bakterielle Infektionen beim Vogel werden durch Bakterien – einzellige Mikroorganismen – verursacht. Sie können verschiedene Organe des Vogels befallen und Krankheiten auslösen. Teilweise setzen sie Giftstoffe (Toxine) frei, die in seltenen, schweren Fällen zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Mögliche bakterielle Infektionen beim Vogel sind:

  • Mykobakterium-Infektion: Das Mykobakterium avum oder Mykobakterium genavense ruft eine Tuberkulose beim Vogel hervor. Ein Vogel mit Tuberkulose leider häufig unter Darmentzündungen, hat Durchfall und Gelenkschmerzen und verliert Gewicht.
  • Staphylokokken-Infektion: Es gibt verschiedene Staphylokokken-Arten, am häufigsten kommt beim Vogel Staphylokokkus aureus vor. Eine Staphylokokken-Infektion ruft beim Vogel häufig Hautentzündungen, Abszesse der Füße, Gelenkentzündungen und Blutvergiftungen hervor. Meist gelangt das Bakterium durch Wunden in den Körper des Vogels.
  • Streptokokken- und Enterokokken-Infektion: Streptokokken kommen überall in der Umwelt vor (ubiquitärer Keim). Diese Bakterien lösen manchmal Krankheiten aus, meist treten sie zusätzlich zu einem anderen Erreger auf. Beim Vogel führen sie zu Erkältungen, Gelenkentzündungen, Lungenentzündungen, Nasenentzündungen und Blutvergiftungen.
  • Salmonellen-Infektion: Hauptsächlich stecken sich Jungvögel mit Salmonellen an. Sie leiden unter Durchfall, frieren, sind schwach und ruhig. Manchmal sind auch die Augen verändert – die Bindehäute sind geschwollen oder die Augen sind entzündet.
  • Pseudomonas- und Aeromonas-Infektion: Vor allem junge Vögel erkranken an Pseudomonas- oder Aeromonas-Infektionen. Diese führen zu Durchfall, Schnupfen, manchmal lahmen die Vögel oder zeigen neurologische Ausfälle, beispielsweise Krämpfe. Einige Vögel versterben auch plötzlich an der bakteriellen Infektion.
  • Pasteurellen-Infektion: Pasteurellen werden durch Wild-Nagetiere, Wildvögel oder auch Katzenkratzer und Katzenbisse übertragen. Pasteurellen führen unter anderem zu Durchfall, Augenentzündungen, Nasenentzündungen und Lungenentzündungen. Einige Tiere versterben auch relativ rasch an der Infektion.
  • Klebsiellen-Infektion: Klebsiellen können beim Vogel zu einer Blutvergiftung führen. Oftmals sind verschiedene Organe befallen und es kommt zu Lungenentzündungen, Nierenentzündungen, Leberentzündungen und Gehirnentzündungen beim Vogel.
  • Wellensittiche leiden häufig unter einer Infektion mit „Megabakterien“. Bei diesen Erregern handelt es sich allerdings um Pilze (Macrohabur onrithogaster), und nicht um Bakterien.

Symptome:

Wie äußern sich bakterielle Infektionen beim Vogel?

Bakterielle Infektionen beim Vogel können alle Organe betreffen, daher gibt es kein einheitliches Krankheitssymptom für einen Befall mit Bakterien. Der Vogel steckt sich, je nach Bakterium, auf unterschiedliche Art an. Oftmals nimmt er Bakterien durch Wunden, durch die Luft oder mit der Nahrung auf.

Durch den Kontakt mit anderen Vögeln – durch Schnäbeln oder Putzen oder auch durch die Aufnahme von deren Ausscheidungen – stecken sich die Vögel gegenseitig an. Manchmal ist auch der Mensch der Zwischenwirt und überträgt die Bakterien von seinen Händen auf den Vogel.

Bakterien können Entzündungen verschiedener Organe verursachen. Häufig sind die oberen Atemwege betroffen – der Vogel hat Schnupfen und er niest häufig. Manchmal ist ein Ausfluss oder eine verkrustete Nase zu sehen. Häufig haben die Vögel Probleme bei der Atmung und machen Geräusche beim Atmen. Außerdem können die Gelenke des Vogels von Bakterien betroffen sein. Bei bakteriellen Gelenkentzündungen schwellen die Gelenke an und sind schmerzhaft. Die Vögel lahmen zum Teil oder bewegen ihre Flügel nicht mehr richtig.

Auch die inneren Organe können von bakteriellen Infektionen betroffen sein. So kommen Darmentzündungen, Leberentzündungen, Nierenentzündungen und Gehirnentzündungen vor. Die Vögel zeigen häufig zunächst Symptome, die nicht eindeutig für eine bestimmte Erkrankung sind. Sie sind ruhiger, nehmen weniger oder gar keine Nahrung auf, hocken unbeteiligt in der Ecke und plustern ihr Gefieder auf. Auch Durchfall ist ein Symptom bei bakteriellen Infektionen.

Im schlimmsten Fall breitet sich eine bakterielle Infektion im Körper des Vogels aus und führt zu einer Blutvergiftung (Sepsis).

Diagnose:

Wie werden bakterielle Infektionen beim Vogel diagnostiziert?

Eine bakterielle Infektion führt zu verschiedenen Krankheiten, der Vogel zeigt daher viele unterschiedliche Symptome. Tierärztinnen und Tierärzte erkundigen sich zunächst ausführlich über die Beschwerden und den Verlauf der Erkrankung. Sie fragen, wie der Vogel gehalten und ernährt wird. Häufig interessieren sie auch der Kontakt oder Neukauf von Artgenossen, da bakterielle Infektionen übertragbar sind.

Anschließend wird der Vogel gründlich untersucht. Je nach Größe des Vogels ist eine Blutentnahme möglich. Im Blut lassen sich zum Beispiel Entzündungswerte im Rahmen der bakteriellen Infektion nachweisen.

Um zu ermitteln, welche Bakterien-Art vorliegt, wird ein Antibiogramm erstellt. Hierzu erfolgt eine Tupferprobe. Mit einem sterilen Tupfer streicht die Tierärztin oder der Tierarzt über die betroffenen Stellen, wie beispielsweise die Haut oder den Kropf.

Dieser Tupfer wird in ein Labor eingesendet und die Bakterien dort auf verschiedenen Medien angezüchtet und ihre Art bestimmt. Das Labor ermittelt anschließend die wirksamsten Antibiotika gegen das Bakterium, um die Infektion des Vogels so gezielt wie möglich zu behandeln.

Behandlung:

Wie können bakterielle Infektionen beim Vogel behandelt werden?

Viele fragen sich beispielsweise: Was tun bei einer Kropfentzündung beim Wellensittich? Gegen bakterielle Infektionen beim Vogel wirken Antibiotika. Antibiotika sind Medikamente, die verhindern, dass die Bakterien wachsen oder sich vermehren können (bakteriostatisch), oder die Bakterien direkt abtöten (bakterizid). Die Tierärztin oder der Tierarzt dosiert ein Antibiotikum ausreichend hoch und verschreibt es über einen gewissen Zeitraum, damit die bakterielle Infektion genügend eingedämmt ist. Welche Antibiotika für Vögel eingesetzt wird, entscheidet die Tierärztin oder der Tierarzt.

Erhält der Vogel zu wenig Antibiotika oder über zu kurze Zeit, können die Bakterien resistent werden – das Antibiotikum wirkt dann nicht mehr gegen die Bakterien. Oftmals erfolgt vor der Therapie ein Antibiogramm, vor allem, wenn die Infektion länger andauert. Hierbei werden Tupferproben vom Vogel entnommen, um die Art der Bakterien und die gegen sie wirksamen Antibiotika im Labor bestimmen zu lassen.

Prognose:

Wie ist die Prognose von bakteriellen Infektionen beim Vogel?

Die Prognose einer bakteriellen Infektion hängt von der Bakterien-Art, den betroffenen Organen, der Dauer der Erkrankung, dem Alter des Vogels und vielen weiteren Faktoren ab.

Prinzipiell haben leichte bakterielle Infektionen, wie beispielsweise Wundinfektionen, bei frühzeitiger und ausreichender Therapie eine gute Prognose.

Die Prognose verschlechtert sich, wenn innere Organe betroffen sind oder wenn die Bakterien eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen.

Vorbeugen:

Wie kann man bakteriellen Infektionen beim Vogel vorbeugen?

Einer bakteriellen Infektion beim Vogel lässt sich nur bedingt vorbeugen. Es ist ratsam, die Vögel unter hygienischen Bedingungen zu halten, das heißt, die Käfige und Volieren häufig und gründlich zu reinigen. Auch die Futter- und Tränke-Einrichtung sollten Sie täglich ausspülen. Gesunde, artgerecht gehaltene und gut ernährte Vögel haben ein stärkeres Immunsystem, sodass sie sich nicht so leicht mit bakteriellen Infektionen anstecken wie geschwächte Tiere.

Auch ist es empfehlenswert, eine Quarantänezeit einzuhalten, wenn neue Vögel in den Bestand gelangen. In dieser Zeit können Sie beobachten, ob der neue Vogel Anzeichen einer Erkrankung entwickelt. Ebenfalls sinnvoll ist es, neue Vögel immer tierärztlich untersuchen zu lassen.

Bakterielle Infektionen treten bei Vögeln häufig an der Haut auf. Besonders die Füße der Vögel sind empfindlich. Durch die immer gleich dicken Sitzstangen bilden sich leicht Entzündungen an den Fußballen (Pododermatitis, Bumble foot). Dieser mechanischen Belastung und idealen Eintrittsstelle für Bakterien lässt sich vorbeugen, indem Sie den Vögeln verschieden dicke Äste anbieten. Die Belastung für die Füße des Vogels ist dann immer unterschiedlich verteilt. Hierfür eignen sich Äste beispielsweise von Obstbäumen.

Um Verletzungen und damit möglichen bakteriellen Infektionen der Haut vorzubeugen, vermeiden Sie außerdem spitze Gegenstände, Drähte oder Kanten in der Umgebung Ihres Vogels.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einer bakteriellen Infektion zum Tierarzt?

Ein Vogel mit einer bakteriellen Infektion kann viele verschiedene Symptome zeigen – oftmals sind die Tiere ruhiger, fressen weniger und sitzen aufgeplustert in der Ecke. Manchmal haben sie zusätzlich Anzeichen von Entzündungen innerer Organe, zum Beispiel eine Lahmheit, Schnupfen oder Durchfall.

Es ist wichtig, einen Vogel mit solchen Symptomen einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen. Je früher eine bakterielle Infektion behandelt wird, desto besser ist die Prognose für den Vogel.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Pschyrembel Online: Bakterien. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.: Lexikon der Veterinärmedizin. Enke Verlag, Stuttgart 2000