Bänderriss und Sehnenriss beim Vogel

Bänderriss und Sehnenriss beim Vogel

Nymphensittiche
Bänderrisse und Sehnenrisse beim Vogel entstehen durch die Überbeanspruchung eines Gelenks. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Bänderriss und Sehnenriss beim Vogel?

Bänderrisse und Sehnenrisse beim Vogel sind sogenannte Weichteil-Schäden, die durch die Überbeanspruchung eines Gelenks entstehen. Diese Verletzungen werden hauptsächlich durch Traumata (Gewalteinwirkung von außen) verursacht.

Im Zuge eines Bänderrisses oder eines Sehnenrisses kommt es häufig auch zur Luxation (Verrenkung) des betroffenen Gelenks. Bänderrisse und Sehnenrisse beziehungsweise Luxationen treten nur gelegentlich beim Vogel auf. Betroffen sind meist das Ellbogen-Gelenk und das Karpalgelenk (Vorderfußwurzel-Gelenk).

Ursachen:

Was sind die Ursachen eines Bänderrisses und eines Sehnenrisses beim Vogel?

Die Ursache eines Bänderrisses und eines Sehnenrisses beim Vogel ist meist ein traumatisches Ereignis. Dabei handelt es sich um eine Gewalt, die von außen auf ein Gelenk einwirkt, zum Beispiel wenn ein Vogel im Käfiggitter oder in den Gardinen hängen bleibt. In diesem Fall gerät der Vogel meist in Panik und versucht, sich durch ruckartige Bewegungen zu befreien. Sind die Bewegungen zu stark, können die Sehnen und Bänder des betroffenen Gelenks überlastet werden und reißen.

Als weitere Ursachen für einen Bänderriss und einen Sehnenriss beim Vogel kommen Infektionen und Nekrosen (Absterben von Gewebe) infrage. Wenn eine Infektion sich beispielsweise weiter ausbreitet, kann sie auch auf Bänder und Sehnen übergreifen. Infolgedessen ist es möglich, dass das betroffene Band oder die Sehne reißt. Dies kommt vor allem bei Wundheilungsstörungen der Haut und chronischen Infektionen (z.B. Pododermatitis, „Bumble Foot“) vor.

Symptome:

Wie äußern sich ein Bänderriss und ein Sehnenriss beim Vogel?

Durch einen Bänderriss oder einen Sehnenriss kommt es zu Lahmheiten der betroffenen Gliedmaßen. Meist kann der Vogel das verletzte Gelenk nicht mehr richtig bewegen.

Sind zum Beispiel die Beine betroffen, führt dies gegebenenfalls dazu, dass der Vogel anders geht als vorher. Darüber hinaus lässt sich manchmal ein herunterhängender Flügel beim Vogel beobachten.

Diagnose:

Ente
Gesundes Fußgelenk eines Vogels. Bei einem Bänderriss ist der Gelenkspalt verändert. Foto: vetproduction

Wie werden ein Bänderriss und ein Sehnenriss beim Vogel diagnostiziert?

Zur Diagnose eines Bänderrisses und eines Sehnenrisses beim Vogel erkundigt sich die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst nach den Beschwerden und einer möglichen Verletzung.

Haben Sie zum Beispiel beobachtet, dass Ihr Vogel irgendwo hängen geblieben ist? Ein Bänderriss, ein Sehnenriss oder eine Luxation (Verrenkung) ist die mögliche Folge. Zudem wird der Vogel gründlich untersucht und geprüft, ob Lahmheiten vorliegen.

Sichern lässt sich die Diagnose eines Bänderrisses und eines Sehnenrisses beim Vogel durch eine Röntgen-Untersuchung. Beim Verdacht auf einen Bänderriss beim Vogel wird das Gelenk bei maximaler Beugung und Streckung geröntgt. Dadurch lässt sich die Breite des Gelenkspalts messen. Dieser ist im Fall eines Bänderrisses größer als bei einem gesunden Gelenk.

Behandlung:

Wie kann ein Bänderriss und ein Sehnenriss beim Vogel behandelt werden?

Liegt ein Bänderriss und/oder ein Sehnenriss beim Vogel vor, ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dieser sollte jedoch erst vier bis sechs Wochen nach der Verletzung erfolgen. Der Grund: Während dieser Zeit entsteht das sogenannte Granulations-Gewebe in den verletzten Gelenken. Dabei handelt es sich um ein besser durchblutetes Gewebe, das sich im Rahmen der Wundheilung neu bildet.

Während der Operation nähen Tierärztinnen und Tierärzte die gerissenen Bänder und Sehnen wieder zusammen. Dabei vernähen sie auch das Granulations-Gewebe mit, um die Band- bzw. Sehnennaht zu stabilisieren.

Nach der Operation wird das betroffene Gelenk des Vogels mit einem Verband für etwa sechs Wochen ruhig gestellt. Anschließend sollte sich der Vogel noch für mindestens zwei weitere Wochen ausschließlich in seinem Käfig aufhalten, um das Gelenk zu schützen. Es empfiehlt sich, bereits während dieser Zeit mit einer Physiotherapie zu beginnen.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel einen Bänderriss und/oder einen Sehnenriss hat?

Die Prognose von Bänderrissen und Sehnenrissen, die durch eine Verletzung beim Vogel ausgelöst wurden, ist in der Regel gut. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Diagnose frühzeitig gestellt wird und wenn der Vogel die gerissenen Bänder beziehungsweise Sehnen wenig belastet.

Es gibt jedoch auch einige stark beanspruchte Sehnen, bei denen die Heilung in der Regel schlechter verläuft.

Für Bänderrisse und Sehnenrisse, die durch Infektionen oder Nekrosen (Absterben von Gewebe) entstanden sind, ist die Prognose meist ungünstig.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Bänderriss und einem Sehnenriss beim Vogel vorbeugen?

Vorbeugen lässt sich einem Bänderriss und einem Sehnenriss beim Vogel, indem Sie dafür sorgen, dass sich in der Umgebung Ihres Vogels möglichst wenige Materialien befinden, in denen er sich verfangen kann (z.B. Gardinen oder fasrige Spielsachen).

Darüber hinaus ist es ratsam, den Vogel vor Infektionen und Nekrosen zu schützen, da diese Prozesse einen Bänderriss und einen Sehnenriss verursachen können. Um beispielsweise einer Pododermatitis (Entzündungen bzw. Nekrosen an der Fußsohle) vorzubeugen, sind gegebenenfalls die Haltungsbedingungen des Vogels zu verbessern.

Das heißt: Um Übergewicht zu vermeiden und somit das Risiko einer Pododermatitis beim Vogel zu reduzieren, sollte der Vogel ein angemessenes Futterangebot erhalten sowie regelmäßig die Gelegenheit zum Fliegen bekommen. Auch die Verwendung von Sitzstangen unterschiedlichen Durchmessers beugt einer Pododermatitis beim Vogel vor.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einem Bänderriss und/oder einem Sehnenriss zum Tierarzt?

Zeigt ein Vogel die Symptome eines Bänderrisses oder eines Sehnenrisses, ist es ratsam, umgehend eine Tierarzt-Praxis aufzusuchen. Nur eine Tierärztin oder ein Tierarzt kann eine sichere Diagnose stellen und eine entsprechende Behandlung einleiten.

Bedenken Sie, dass auch eine Luxation (Verrenkung) beim Vogel vorliegen kann. Diese Verletzung ist ein Notfall und erfordert eine möglichst schnelle Behandlung, da das Gelenk bereits nach drei Tagen beginnt, sich zu versteifen und umzubauen.

Infolgedessen ist es nicht mehr möglich, das Gelenk wieder in seine richtige Position zu bringen, was zu einer dauerhaften Schädigung führen würde.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010