Vernagelung beim Pferd

Vernagelung beim Pferd

Pferdehufe
Beim Vernageln dringt der Hufnagel fälschlicherweise in die Lederhaut oder in das Hufbein des Pferdes ein oder er drückt auf die Lederhaut. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Vernagelung beim Pferd?

Bei einer Vernagelung wurde der Huf des Pferdes durch das Anbringen des Hufeisens verletzt. Der Hufnagel soll in der weißen Linie des Hufs eingetrieben werden und tritt nach einer kurzen Strecke wieder nach außen. Hierbei stört oder verletzt er keine innere Struktur des Hufs, sondern kommt nur mit Horn in Kontakt. Beim Vernageln dringt der Hufnagel fälschlicherweise in die Lederhaut oder in das Hufbein des Pferdes ein oder er drückt auf die Lederhaut.

Bei einer direkten Vernagelung hat der Hufschmied mit dem Hufnagel die Lederhaut getroffen, das Pferd reagiert sofort mit Schmerzen und zieht häufig das Bein weg. Bei der indirekten Vernagelung drückt ein Nagel auf die Lederhaut – er verletzt sie nicht, sondern quetscht sie (Nageldruck). Häufig lahmt das Pferd erst später.

Eine Vernagelung kann beim Beschlagen vorkommen. Es ist wichtig, den Nagel schnell wieder zu entfernen und das betroffene Loch des Hufeisens nicht mehr zu beschlagen. Vernagelungen können vom Schmied verschuldet oder schuldlos entstehen. Bemerkt der Schmied die Vernagelung, ist er verpflichtet, die Besitzerin oder den Besitzer darauf hinzuweisen, dass eine Vernagelung eingetreten ist.

Eine weitere tierärztliche Versorgung ist ratsam, um zu verhindern, dass sich aus der Vernagelung eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd entwickelt.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Vernagelung beim Pferd?

Eine Vernagelung beim Pferd entsteht durch einen Hufnagel, der beim Beschlag entweder direkt die Huflederhaut verletzt oder der indirekt auf die Huflederhaut drückt. Das Pferd zeigt häufig Schmerzen und lahmt, entweder direkt oder einige Zeit, nachdem der Hufschmied den Nagel eingeschlagen hat. Der Nagel wird so schnell wie möglich entfernt, das Loch des Hufeisens bleibt frei.

Aus einer Vernagelung kann eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd entstehen, wenn Bakterien die Wunde infizieren. In schweren Fällen bildet sich ein Abszess im Huf.

Mögliche Ursachen für eine Vernagelung beim Pferd sind:

  • Unruhige, schreckhafte, schlecht händelbare Pferde
  • Falsch angepasste Hufeisen
  • Schreckmomente im Augenblick des Nagelschlags, beispielsweise lautes Knallen, wodurch das Pferd das Bein wegzieht
  • Fehlerhaft angesetzte Hufnägel
  • Materialfehler des Hufs
  • Schlechte Lochung der Hufeisen
  • Huffehlstellungen und Huferkrankungen, beispielsweise Hufrehe beim Pferd, Flachhufe, dünne oder steile Hufwände
  • Unprofessionelles Heften eines bereits gelockerten Nagels

Der Schmied hat darauf hinzuweisen, dass beim Beschlag eine Vernagelung aufgetreten ist – unabhängig davon, ob sie schuldlos oder schuldhaft zustande gekommen ist. Nicht immer ist der Hufschmied durch sorgloses Ansetzen der Nägel an einer Vernagelung schuld. Eine weitere tierärztliche Versorgung des Pferdes ist ratsam, um zu verhindern, dass sich die Wunde infiziert.

Symptome:

Wie äußert sich eine Vernagelung beim Pferd?

Die Symptome einer Vernagelung beim Pferd hängen davon ab, welche Struktur betroffen ist. Bei der direkten Vernagelung verletzt der eingehauene Nagel die Lederhaut oder gar das Hufbein. Häufig reagiert das Pferd schon im Moment des Einschlagens schmerzhaft, zieht das Bein weg und zeigt eine Lahmheit. Zieht der Hufschmied den Nagel direkt wieder, tritt oft etwas Blut aus dem Nagelloch aus und klebt am Nagel. Meist geht das Pferd auch noch, nachdem der Nagel entfernt wurde, einige Tage lahm.

Ist der Nagel erst einige Tage später entfernt worden, hat sich häufig schon die Lederhaut entzündet (Huflederhaut-Entzündung beim Pferd, Pododermatitis). Das Pferd lahmt stark und es tritt häufig dunkle Flüssigkeit aus dem Loch aus. Oftmals ist der Huf warm und schmerzhaft.

Bei einer indirekten Vernagelung drückt der Nagel auf die Lederhaut. Das Pferd kann direkt nach dem Beschlagen lahmen oder auch erst einige Tage später. Bei näherer Untersuchung zeigt das Pferd Schmerzen, wenn man den betroffenen Nagel beklopft. Wenn sich die Huflederhaut entzündet, verstärken sich die Symptome. Die Pferde können unter Fieber leiden und ruhiger wirken.

Diagnose:

Wie wird eine Vernagelung beim Pferd diagnostiziert?

Eine Vernagelung wird meist durch die Vorgeschichte und die Lahmheit des Pferdes diagnostiziert. Häufig ist die Vernagelung dem Hufschmied bereits aufgefallen und er hat die Besitzerin oder den Besitzer informiert. Eine tierärztliche Untersuchung ist wichtig, um das Ausmaß der Verletzung festzustellen.

Die Tierärztin oder der Tierarzt begutachtet das Pferd im Stand und untersucht den Huf. Dazu wird das Hufeisen meist entfernt. Häufig lässt sich schon nach einer kurzen Untersuchung des Hufs erkennen, dass ein Nagel dem Pferd Probleme bereitet. Ist der Nagel noch im Huf, entfernt der Tierarzt ihn. Manchmal schneidet er den Huf und den Stichkanal mit einem Hufmesser nach.

Behandlung:

Was tun, wenn das Pferd vernagelt wurde?

Eine Vernagelung beim Pferd sollte tierärztlich behandelt werden. Zunächst ist es wichtig, den Nagel zu entfernen. Hat der Schmied bemerkt, dass er einen Hufnagel falsch geschlagen hat, entfernt er ihn häufig schon selbst. Die Tierärztin oder der Tierarzt reinigt den Wundkanal mit desinfizierenden Lösungen und erweitert ihn bei Bedarf. Ist der Nagel bereits entfernt worden, wird das Hufeisen häufig trotzdem aufgebracht und das Nagelloch im Hufeisen ausgespart.

Eine Vernagelung, die schon einige Tage besteht, führt häufig zu einer Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd oder, in schweren Fällen, zu einer Hufbein-Entzündung, bei welcher der Knochen entzündet ist. Liegt ein Abszess des Hufs vor, so eröffnet die Tierärztin oder der Tierarzt die betroffene Stelle am Huf und lässt den Eiter ab. Der gesamte Eiterherd wird herausgeschnitten – häufig verschafft dies dem Pferd schon Erleichterung.

Das Pferd erhält zusätzlich Antibiotika, Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Um die Huflederhaut zu schützen, bekommt es einen gut gepolsterten Verband.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Vernagelung beim Pferd?

Die Prognose einer Vernagelung beim Pferd hängt davon ab, wie lange der betroffene Nagel im Huf verblieben ist, wie stark er den Huf verletzt hat und ob der Huf entzündet und mit Bakterien infiziert ist.

Eine Vernagelung, die schnell wieder beseitigt und umsichtig behandelt wird, hat meist eine gute Prognose.

Die Prognose verschlechtert sich, wenn der Huf entzündet ist und wenn tiefe Anteile des Hufs, beispielsweise der Hufknochen, mit betroffen sind.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Vernagelung beim Pferd vorbeugen?

Einer Vernagelung beim Pferd lässt sich nur bedingt vorbeugen. Viele äußere Umstände sind hilfreich, um einen fachgerechten Beschlag durch den Hufschmied zu erleichtern. Gute Lichtverhältnisse ermöglichen genaues Arbeiten und eine ruhige, stressfreie Atmosphäre hilft, plötzliche Bewegungen und somit Verletzungen des Pferdes zu vermeiden.

Manche fragen sich: “Wann darf ich ein Pferd reiten, nachdem der Hufschmied es neu beschlagen hat?” Ist der Beschlag sachgemäß erfolgt darf, das Pferd in der Regel normal geritten werden.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Vernagelung zum Tierarzt?

Es ist ratsam, ein Pferd mit einer Vernagelung einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um es rechtzeitig und umfassend zu behandeln. Jede Vernagelung birgt das Risiko von Infektionen und Entzündungen. Außerdem kann es nötig sein, die Tetanus-Impfung des Pferdes aufzufrischen. Je früher eine Vernagelung erkannt und fachgerecht behandelt wird, desto besser ist die Prognose für das Pferd.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022

Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Stashak, T.: Adam´s Lahmheiten der Pferde. M. & H. Schaper, Hannover 2008