Pferdehusten-Komplex

Pferdehusten-Komplex

Unter dem Pferdehusten-Komplex verstehen Tierärztinnen und Tierärzte alle Erkrankungen und Auslöser, die zu Husten und Problemen der Atemwege führen.
Pferd auf der Wiese
Erreger wie Viren und Bakterien können Pferdehusten auslösen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Pferdehusten-Komplex?

Unter einem Pferdehusten-Komplex verstehen Tierärztinnen und Tierärzte alle Erkrankungen und Auslöser, die zu Husten und Problemen der Atemwege beim Pferd führen. Meist sind die Pferde ruhiger, leistungsschwächer, fressen weniger und zeigen Husten, Nasenausfluss und Probleme bei der Atmung.

Zu unterscheiden sind Ursachen für einen Pferdehusten, die auf Erreger (wie Viren und Bakterien) zurückzuführen sind, von anderen Ursachen, wie Stress oder Haltungsfehlern. Man geht davon aus, dass der Pferdehusten-Komplex eine Krankheit ist, die ausbricht, wenn mehrere Faktoren gleichzeitig zutreffen (sog. Faktorenkrankheit). So kann beispielsweise Stress in Kombination mit einem Virus den Ausbruch des Pferdehustens bewirken.

Ursachen:

Was sind die Ursachen eines Pferdehusten-Komplexes?

Man unterscheidet zwei Ursachen für einen Pferdehusten-Komplex:

  1. Zum einen sind bestimmte Erreger, wie Viren und Bakterien, für den Pferdehusten verantwortlich – dies sind die mikrobiellen Ursachen.
  2. Andere Ursachen wie Stress oder Haltungsfehler beim Pferd werden als nicht-mikrobielle Ursachen zusammengefasst.

Oftmals ist der Auslöser für einen Pferdehusten eine Infektion mit Viren, die zusätzlich durch Bakterien verschlimmert wird (Sekundärinfektion).

Mikrobielle Ursachen, die unter anderem einen Pferdehusten-Komplex auslösen können, sind:

  • Influenzaviren
  • Equines Herpesvirus
  • Equine Rhinoviren
  • Equine Adenoviren
  • Streptokokken, Staphylokokken
  • Escherichia coli (E. coli)
  • Bordetella
  • Pilze und Hefen
  • Mykoplasmen

Zu den nicht-mikrobiellen Ursachen, die unter anderem einen Pferdehusten-Komplex auslösen können, zählen:

  • Stress, dadurch geschwächtes Immunsystem
  • Haltungsfehler, wie mangelnde Hygiene, staubiges Futter
  • Allergien
  • Körperliche Überforderung
  • Häufiger Milieuwechsel
  • Gabe von Glukokortikoiden (z.B. Kortison)
  • Häufige oder falsche Antibiotikagabe
  • Immunschwäche
  • Chronisch-obstruktive Bronchitis (COB)

Symptome:

Wie äußert sich ein Pferdehusten-Komplex?

Der Pferdehusten-Komplex ist eine Erkrankung der Atemwege des Pferdes. Das Pferd hat häufig Fieber und ist nicht mehr so leistungsfähig. Oftmals fressen Pferde mit Pferdehusten-Komplex weniger und wirken apathisch. Die Nüstern sind manchmal gerötet und häufig fällt Ausfluss auf. Der Ausfluss kann in seiner Konsistenz sehr unterschiedlich sein: Klarer, seröser Ausfluss ist ebenso möglich wie zäher, gelblicher bis eitriger oder blutiger Schleim.

Häufig sind beim Pferdehusten-Komplex die Lymphknoten im Gesichtsbereich des Pferdes geschwollen und schmerzhaft. Die Pferde beginnen zu husten, auch hier kann der Husten sehr unterschiedlich ausgeprägt sein – von trockenem Husten bis hin zu starkem feuchten Husten mit Auswurf (produktiver Husten). Der Kehlkopf des Pferdes ist oftmals entzündet und schmerzhaft.

Auch die Augen können beim Pferdehusten-Komplex mit betroffen sein – die Bindehäute sind gerötet und geschwollen und das Pferd hat Augenausfluss. Die Erkrankung kann die Lunge so weit betreffen, dass sich eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Pferd entwickelt. Das Pferd hat Schwierigkeiten bei der Atmung und atmet verstärkt mit der Bauchmuskulatur.

Wird der Pferdehusten chronisch, kann sich eine sogenannte Dampfrinne ausbilden: Durch die verstärkte Ausatmung zeigt sich eine Zunahme der Muskulatur am Bauch und die Rinnenbildung durch die Bauchsehnen.

Je nach auslösender Erkrankung verläuft der Pferdehusten-Komplex unterschiedlich. Beispielsweise bricht die Influenza als schnell ansteckende und stark fieberauslösende Erkrankung aus, während andere Erreger eher einen langsamen Krankheitsverlauf zeigen.

Diagnose:

Wie wird ein Pferdehusten-Komplex diagnostiziert?

Um einen Pferdehusten-Komplex zu diagnostizieren, wird das Pferd zunächst gründlich tierärztlich untersucht. Die Tierärztin oder der Tierarzt stellt zudem einige Fragen, um Hinweise auf den Gesundheitszustand des Pferdes sowie auf krankheitsauslösende Ursachen zu erhalten. Hierbei sind besonders Stresssituationen und die Haltungsbedingungen interessant.

Zur Diagnose des Pferdehusten-Komplexes sind häufig weitere Untersuchungen sinnvoll, zum Beispiel eine Blutuntersuchung. Auch Röntgen-Untersuchungen, Spiegeluntersuchungen (Endoskopie) oder Ultraschall-Untersuchungen (Sonografie) sowie Abstriche können zur Diagnose hilfreich sein.

Behandlung:

Wie kann ein Pferdehusten-Komplex behandelt werden?

Es gibt keine spezifische Behandlung eines Pferdehusten-Komplexes. Tierärztinnen und Tierärzte bekämpfen daher vor allem die Symptome des Pferdehustens. Hierzu erhält das Pferd beispielsweise Schleimlöser oder hustenlindernde Mittel. Auch kann der Einsatz eines Inhalationsgeräts sinnvoll sein. Wird eine bakterielle Infektion vermutet, bekommt das Pferd Antibiotika.

Es empfiehlt sich, ein Pferd mit Pferdehusten-Komplex zu schonen. Besprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, wie Sie die Haltung des Pferdes optimieren. Wichtig ist zudem, die notwendige Hygiene einzuhalten, beispielsweise die Quarantäne neuer oder erkrankter Tiere und die Desinfektion und Reinigung von Ställen zu beachten.

Prognose:

Wie ist die Prognose eines Pferdehusten-Komplexes?

Die Prognose eines Pferdehusten-Komplexes hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Je schneller die Krankheit behandelt und das Pferd geschont wird, desto besser ist die Prognose für eine Genesung.

Wird der Pferdehusten chronisch, ist die Prognose, wieder ein normal leistungsfähiges Pferd zu erhalten, schlechter. Generell kann die Genesung des Pferdes mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Pferdehusten-Komplex vorbeugen?

Es gibt keine gezielte Behandlung gegen den Pferdehusten-Komplex. Am wichtigsten ist daher, die Krankheit frühzeitig zu erkennen sowie ihr vorzubeugen. So ist es ratsam, Pferde, die erste Anzeichen einer Atemwegserkrankung zeigen, zu schonen und tierärztlich vorzustellen. Dadurch lässt sich die Erkrankung frühzeitig erkennen und behandeln. Für die Genesung ist es wichtig, die Pferde so lange zu schonen, bis sie komplett gesund sind – dies kann manchmal mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.

Auch ist es empfehlenswert, Stresssituationen zu vermeiden, um Pferdehusten vorzubeugen. Beim Pferdehusten-Komplex handelt es sich um eine Erkrankung, die durch mehrere Faktoren ausgelöst wird. Stress schwächt das Immunsystem und in diesem Moment ist das Pferd besonders anfällig für die Erreger.

Eine optimale Haltung hält die Pferde gesund. Viele Pferde reagieren auf Staub- und Schadgase. Besonders oft stauben die Einstreu oder zu trockenes Heu. Eine Impfung gegen Influenza- und Herpesviren beim Pferd ist möglich und kann das Risiko, an Pferdehusten zu erkranken, vermindern.

Es ist außerdem ratsam, gewisse Hygienemaßnahmen im Stall einzuhalten, um Pferdehusten vorzubeugen. Halten Sie neue Tiere zunächst abgesondert von den anderen (Quarantäne). Um Bakterien und anderen Erregern von Pferdehusten vorzubeugen, sollten Boxen und Nutzgegenstände regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden.

Dann ist der Tierarzt-Besuch ratsam

Muss ein Pferd mit Pferdehusten-Komplex tierärztlich vorgestellt werden?

Wenn ein Pferd hustet, kann es an Pferdehusten erkrankt sein. Möglicherweise stecken aber auch andere, behandlungsbedürftige Krankheiten oder Störungen dahinter. Dazu zählen beispielsweise eine Schlundverstopfung, Herzerkrankungen oder Fremdkörper. Im jeden Fall ist es ratsam, schnellstmöglich eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die Ursache zu ermitteln und zu behandeln.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt kann das Pferd untersuchen und angemessen therapieren. Je früher der Pferdehusten-Komplex erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose für eine komplette Genesung des Pferdes.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Juni 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999