Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd – was hilft?

Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd – was hilft?

Bei einer Stomatitis ist die Maulschleimhaut des Pferdes entzündet. Das Pferd hat Schmerzen.
Zahnstein beim Pferd. Foto: Pixabay.com
Bei einer Stomatitis ist die Maulschleimhaut des Pferdes entzündet. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd?

Bei einer Stomatitis ist die Maulschleimhaut des Pferdes entzündet. Das Pferd hat Schmerzen beim Fressen, speichelt stärker und widersetzt sich gegen das Gebiss.

Es gibt verschiedene Formen von Maulschleimhaut-Entzündungen:

  • Die Schleimhaut kann gerötet, fleckig und geschwollen (katarrhalische Stomatitis),
  • mit Bläschen und Löchern versehen (Stomatitis vesiculosa),
  • mit eitrigen Pusteln übersät (Stomatitis pustulosa) oder
  • mit grau-weißen Belägen überzogen sein (Stomatitis pseudomembranacea).

Eine Maulschleimhaut-Entzündung tritt durch den Kontakt mit reizenden oder giftigen Stoffen, durch Infektionen oder als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auf.

Die durch Viren übertragbare Stomatitis vesicularis muss die Tierärztin oder der Tierarzt dem Veterinäramt anzeigen, da sie auch auf den Menschen übertragbar ist (Zoonose).

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd?

Eine Maulschleimhaut-Entzündung wird durch Infektionen oder den Kontakt der Schleimhaut mit reizenden Stoffen hervorgerufen. Manchmal tritt eine Stomatitis beim Pferd als Symptom einer anderen Grunderkrankung auf.

Ursachen für eine Maulschleimhaut-Entzündung beim Pferd sind unter anderem:

  • Verletzungen, Verbrennungen, Verätzungen
  • Kontakt zu reizenden, giftigen Stoffen
  • Trensen- oder Kandaren-Eindrücke
  • Infektionserkrankungen, z.B. die durch Viren übertragene Bläschenentzündung der Maulschleimhaut (Stomatitis vesicularis)
  • Pilzbefall, beispielsweise durch den Erreger Stachybotrys alternans
  • Fremdkörper, beispielsweise Weizen-Einspießung
  • Vergiftungen, wie Quecksilber-, Blei-, Silber- oder Kupfervergiftung
  • Verdorbenes Futter

Symptome:

Wie erkennt man eine Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd?

Bei einer Stomatitis ist die Maulschleimhaut des Pferdes entzündet. Diese Entzündung kann verschieden große Bereiche des Mauls betreffen. Die Schleimhaut ist gerötet, geschwollen und schmerzhaft. Manchmal fallen Blasen, löchrige Veränderungen, Pusteln, Eiter und gräulich Beläge auf. Ein Pferd mit einer Maulschleimhaut-Entzündung speichelt stärker.

Die Entzündung ist schmerzhaft und die Futteraufnahme für das Pferd unangenehm. Das Pferd frisst dann weniger oder gar nicht mehr. Manchmal lässt sich das Pferd das Gebissstück nicht mehr gerne einlegen oder es widersetzt sich beim Reiten.

Einige Pferde mit einer Stomatitis riechen unangenehm aus dem Maul. In einigen Fällen sind die Lippen und die Mundwinkel geschwollen.

Diagnose:

Tabletten
Oftmals erhält das Pferd Antibiotika, um die Abheilung der Stomatitis zu unterstützen. Foto: vetproduction

Wie wird eine Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd diagnostiziert?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt erkennt eine Maulschleimhaut-Entzündung durch einen Blick in die Maulhöhle des Pferdes. Beantworten Sie zunächst einige Fragen, um die möglichen Ursachen für die Stomatitis herauszufinden, beispielsweise ob das Pferd ungewöhnliche Futtermittel oder Gifte aufgenommen hat oder ob es sich verletzt hat.

Anschließend untersucht die Tierärztin bzw. der Tierarzt das Pferd gründlich, um andere mögliche Symptome oder Krankheiten zu erkennen. Oftmals werden Proben des Speichels oder der Mundschleimhaut entnommen und im Labor untersucht. Dies ist vor allem sinnvoll, wenn der Verdacht besteht, dass es sich um eine Stomatitis vesicularis handeln könnte, um Viren nachzuweisen. 

Behandlung:

Wie kann eine Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd behandelt werden?

Eine Maulschleimhaut-Entzündung wird entsprechend ihrer Ursache behandelt. Ist bekannt, dass das Pferd durch den Kontakt mit reizenden Stoffen die Stomatitis entwickelt hat, so ist der weitere Kontakt zu vermeiden. Um die Beschwerden zu lindern, erhält das Pferd schmerzstillende Medikamente

Hilfreich sind zudem Spülungen der Maulhöhle mit speziellen, tierärztlich verordneten desinfizierenden Lösungen, zum Beispiel Chlorhexidin- oder Wasserstoffperoxid-Lösungen.

Bei einer Maulschleimhaut-Entzündung empfiehlt sich eine schonende Kost, beispielsweise Kleietrank, zartes Heu oder weiches Grünfutter. Hat das Pferd eine Selbsttränke, so ist es ratsam, zu beobachten, ob es genügend Wasser aufnimmt. Manchmal ist das Bedienen der Tränke für das Pferd schmerzhaft, sodass es notwendig ist, das Pferd mehrfach am Tag zu tränken.

Um die Abheilung der Stomatitis zu unterstützen, bekommt das Pferd oft zusätzlich Antibiotika. Handelt es sich um eine Stomatitis vesicularis, muss die Tierärztin oder der Tierarzt das Veterinäramt informieren, da diese Erkrankung auch für den Menschen ansteckend ist (Zoonose). Das Pferd wird unter Quarantäne gestellt, bis die Stomatitis abgeheilt ist.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd?

Die Prognose einer Maulschleimhaut-Entzündung ist meist günstig, wenn es gelingt, die Ursache zu beseitigen. Oftmals heilen die Entzündungen rasch ab.

Tief liegende Verletzungen mit Knochenbeteiligung verzögern die Heilung – manchmal ist auch ein operativer Eingriff beim Pferd notwendig.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) beim Pferd vorbeugen?

Eine Maulschleimhaut-Entzündung kann durch den Kontakt mit giftigen, reizenden oder ungeeigneten Futtermitteln und Stoffen entstehen. Auch Kupfer-, Quecksilber-, Blei- und Silber-Vergiftungen greifen die Maulschleimhaut an. Es ist daher ratsam, die nähere Umgebung des Pferdes regelmäßig auf Gefahrenquellen zu untersuchen. 

Des Weiteren schonen ein gut passendes Gebissstück und eine pferdefreundliche Reitweise das Maul des Pferdes. Ebenso ist eine artgerechte Fütterung empfehlenswert – harte Futtermittel oder ungedroschener Weizen begünstigen eine Stomatitis beim Pferd.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Maulschleimhaut-Entzündung (Stomatitis) zum Tierarzt?

Ein Pferd mit einer Maulschleimhaut-Entzündung nimmt weniger Futter auf, speichelt stärker und hat Schmerzen. In jedem Fall ist es ratsam, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die Stomatitis schnellstmöglich zu diagnostizieren und zu behandeln.

Eine Maulschleimhaut-Entzündung kann durch bestimmte Viren ausgelöst werden, die zur sogenannten Stomatitis vesicularis führen. Diese Erkrankung ist ansteckend für den Menschen und unterliegt einer Anzeigepflicht beim Veterinäramt. Daher ist es auch hier unbedingt notwendig, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu informieren.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: November 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999