Malleus (Rotz) beim Pferd

Malleus (Rotz) beim Pferd

Pferdekopf
Malleus ist eine in Deutschland selten gewordene Infektionskrankheit. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Malleus (Rotz) beim Pferd?

Malleus (Rotz) beim Pferd ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Sie tritt seuchenhaft auf und verläuft meistens chronisch. Die Infektion äußert sich beim Pferd durch Knötchen und Geschwüre der Haut und den Schleimhäuten, die häufig Narben verursachen.

Früher war Malleus beim Pferd weit verbreitet. Durch die konsequente Bekämpfung der Bakterien tritt die Krankheit heute seltener auf: In Westeuropa und Nordamerika kommt sie praktisch nicht mehr vor, in anderen Gebieten ist sie dagegen noch relativ weit verbreitet.

Malleus ist eine Zoonose, das heißt, dass sich auch Menschen bei Pferden anstecken können. Eine Infektion beim Menschen ist gefährlich und kann sogar tödlich verlaufen. Deshalb ist Malleus beim Pferd meldepflichtig.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Malleus (Rotz) beim Pferd?

Malleus (Rotz) beim Pferd ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Burkholderia mallei verursacht wird. Diese stäbchenförmigen Erreger können an dunklen, feuchten Orten monatelang überleben. Gängige Desinfektionsmittel töten sie aber ab.

Die Malleus verursachenden Bakterien gelangen über Futter, Tränkwasser oder Einstreu auf die Rachen- und Darmschleimhaut des Pferdes. Von dort breiten sie sich auf die benachbarten Lymphknoten aus und vermehren sich. Die Erreger gelangen auch über offene Wunden in die Blutbahn.

Sind die Bakterien einmal in den Körper des Pferdes eingedrungen, breiten sie sich nach und nach auf immer mehr Organe aus. Wie die Erkrankung verläuft, hängt davon ab, wie virulent die auslösenden Bakterien sind – das bedeutet, wie hoch ihr krankmachendes Potenzial ist.

Symptome:

Wie äußert sich Malleus (Rotz) beim Pferd?

Malleus (Rotz) beim Pferd kann akut, chronisch oder latent (ohne Symptome) verlaufen. Erste Symptome treten etwa drei Tage bis drei Wochen, nachdem sich das Pferd mit den Bakterien angesteckt hat, auf. Malleus äußert sich vor allem durch Knötchen und Geschwüre an der Haut und den Schleimhäuten, die zu häufig Narben führen.

Breiten sich die Rotz-Erreger von den Lymphknoten auf die Organe aus, treten auch dort Knötchen und Geschwüre auf, die vernarben. Je nachdem, an welchen Stellen sich die Bakterien vorwiegend ansiedeln und die meisten Symptome verursachen, lassen sich Nasenrotz, Lungenrotz und Hautrotz unterschieden. Diese drei Formen gehen aber häufig ineinander über.

Bei Pferden verläuft Malleus fast immer chronisch. Die akute Form kommt in der Regel nur bei Eseln und Maultieren vor und äußert sich unter anderem durch Fieber von 41 bis 42 °Celsius, Nasenausfluss aus meist einem Nasenloch und stark durchbluteten Nasen- und Augenschleimhäuten. Die akute Verlaufsform endet bei Eseln und Maultieren meistens innerhalb von vier bis sieben Tagen tödlich.

Die chronische Malleus-Form, die bei Pferden am häufigsten vorkommt, verläuft weniger schwerwiegend. Die Beschwerden sind nicht so stark wie bei der akuten Krankheit. Chronischer Rotz äußert sich bei Pferden durch immer wieder auftretendes Fieber und Husten. Außerdem können erkrankte Tiere oft nur schwer atmen.

An den Hinterbeinen tritt manchmal die sogenannte Elephantiasis malleosa auf – das sind große Wassereinlagerungen, die manchmal bis zu den Sprunggelenken reichen. Da sich die Krankheitserreger vor allem in den Lymphknoten ansiedeln und vermehren, entzünden sich diese. Insbesondere die Lymphknoten am Hals sind davon betroffen.

Diagnose:

Wie wird Malleus (Rotz) beim Pferd diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf Malleus (Rotz) beim Pferd, muss das zuständige Veterinäramt informiert werden. Die Diagnose ist sehr aufwändig: Neben den Pferden im Stall muss auch die Umgebung auf die verursachenden Bakterien untersucht werden.

Bislang sind bei einem Verdacht auf Malleus zwei Untersuchungen üblich:

  • die Serumlangsam-Agglutination und
  • die Komplement-Bindungsreaktion.

Serumlangsam-Agglutination: Die Serumlangsam-Agglutination ist ein Bluttest, der Rotz beim Pferd mit etwa 85-prozentiger Sicherheit nachweist. Der Test kann ab dem 7. bis 14. Tag nach der Ansteckung durchgeführt werden und eignet sich für sechs Monate zum Nachweis der Infektion.

Komplement-Bindungsreaktion: Auch die Komplement-Bindungsreaktion ist eine Blutuntersuchung, die eine Infektion mit dem Rotzerreger zuverlässig nachweist.

Weitere Laboruntersuchungen können die Malleus-Diagnose ergänzen und sichern.

Behandlung:

Wie kann Malleus (Rotz) beim Pferd behandelt werden?

Malleus (Rotz) beim Pferd ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die auf den Menschen übergehen und für ihn tödlich enden kann. Es ist deshalb verboten, infizierte Tiere zu behandeln.

An Malleus erkrankte Tiere müssen getötet und so entsorgt werden, dass sie keine weiteren Tiere oder Menschen anstecken können.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Malleus (Rotz) beim Pferd?

Malleus (Rotz) beim Pferd hat eine schlechte Prognose, da erkrankte Tiere getötet werden müssen, um zu verhindern, dass sich die Infektionskrankheit auf andere Tiere und Menschen ausbreitet.

Die latente und die chronische Form von Malleus beim Pferd werden häufig nicht sofort erkannt, weil sie zu keinen oder nur schwach ausgeprägten Symptome führen. Unerkannt kann Malleus bei Pferden über Jahre andauern. In dieser Zeit können sich andere Tiere und Menschen anstecken. Allerdings geschieht dies nicht besonders häufig.

Andere Pferde stecken sich vor allem über gemeinsame Futtertröge und Tränken mit Malleus an. Eine gute Hygiene ist hier deshalb besonders wichtig. Die akute Form von Rotz, die vorwiegend bei Eseln und Maultieren auftritt, führt nach etwa vier bis sieben Tagen zum Tod.

Vorbeugen:

Wie kann man Malleus (Rotz) beim Pferd vorbeugen?

In Westeuropa und Nordamerika kommt Malleus (Rotz) beim Pferd praktisch nicht mehr vor. In den Staaten der ehemaligen UdSSR, in der Türkei, im Irak, Iran, in der Mongolei, in Mexiko, Brasilien und China tritt die Infektionskrankheit aber noch häufig auf. Pferde aus diesen Ländern dürfen deshalb nicht ohne Weiteres nach Deutschland eingeführt werden, um zu verhindern, dass sie Malleus in die hiesigen Pferdebestände bringen.

Bricht in einem Stall dennoch Malleus beim Pferd aus, müssen alle Tiere, die sich mit dem Erreger angesteckt haben, getötet werden. Der Stall und die Umgebung sind danach gründlich zu desinfizieren. Wichtig sind in jedem Fall eine gute Haltung, Fütterung und Hygiene.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Malleus (Rotz) zum Tierarzt?

Da Malleus (Rotz) beim Pferd sehr ansteckend ist und auch auf den Menschen übergehen und für ihn gefährlich werden kann, sind bei einem Verdacht auf die Erkrankung besondere Vorsichtsmaßnahmen notwendig. Deshalb ist schon beim Verdacht auf Malleus beim Pferd das zuständige Veterinäramt zu verständigen.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Robert Koch-Institut: Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten (Abruf: Februar 2022)
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Seblitz, H.-J. et al.: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke Verlag, Stuttgart 2015