Magenüberladung beim Pferd

Magenüberladung beim Pferd

Heu
Eine Magenüberladung kann entstehen, wenn das Pferd zu viel oder gärendes Futter gefressen hat. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Magenüberladung beim Pferd?

Eine Magenüberladung beim Pferd kann verschiedene Ursachen haben. Bei einer sogenannten primären Magenüberladung hat das Pferd zu viel oder quellendes/gärendes Futter gefressen. Das Futter kann den Magen nicht normal schnell passieren, sammelt sich an und der Magen des Pferdes überdehnt sich.

Bei der sekundären Magenüberladung stauen sich Speichel, Futterreste und Sekrete aus dem Dünndarm in den Magen zurück, wenn beispielsweise ein Darmverschluss vorliegt und der Darminhalt nicht weiter transportiert wird.

Ein Pferd mit einer Magenüberladung leidet unter heftigen Koliken, es hat starke Schmerzen und nimmt kein Futter mehr auf. Manchmal speicheln die Tiere. Das Pferd versucht zu würgen und streckt dabei den Hals vor. Der Magen drückt auf das Zwerchfell, das Pferd hat Probleme mit der Atmung und der Kreislauf ist geschwächt.

Bei einer Magenüberladung handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall. Das Pferd benötigt umgehend tierärztliche Versorgung. Im schlimmsten Fall kann der Magen durch die Überdehnung reißen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Magenüberladung beim Pferd?

Man unterscheidet zwei Arten der Magenüberladung beim Pferd:

  1. Die primäre Magenüberladung: Das Pferd hat zu viel oder falsches Futter aufgenommen. Das Futter gärt oder quillt auf und verlegt den Magen. Typische quellende oder gärende Futtermittel sind beispielsweise Rübenschnitzel, Obst, große Mengen pelletiertes Futter oder Brot. Der Mageninhalt des Pferdes ist normalerweise größtenteils flüssig – durch falsches Futter ist nun zu viel fester Anteil im Magen, dadurch wird der Magenausgang verlegt. Der Magen des Pferdes kann die Futtermenge nicht aufnehmen und überdehnt sich. Auch große Mengen an Wasser können zu einer Magenüberladung beim Pferd führen.
  2. Die sekundäre Magenüberladung: Hier kommt es zu einer Störung im Darmbereich des Pferdes – durch ein Hindernis im Darm kann der Magen-Darm-Inhalt nicht weitertransportiert werden. Dadurch staut sich der Futterbrei vom Darm in den Magen zurück. Zusätzlich schluckt das Pferd Speichel, der den Magen nicht passieren kann und sich im Magen ansammelt. Sekrete aus dem Magen und der Bauchspeicheldrüse stauen sich ebenfalls im Magen an und fördern die Magenüberladung beim Pferd.

Symptome:

Wie äußert sich eine Magenüberladung beim Pferd?

Ein Pferd mit einer Magenüberladung leidet unter heftigen Koliken. Es nimmt kein Futter mehr auf und speichelt stärker. Das Pferd hat heftige Schmerzen, oft versucht es zu würgen und streckt den Hals nach vorne. Selten passiert es, dass Magenflüssigkeit aus den Nüstern läuft.

Der Magen ist stark vergrößert und drückt auf das Zwerchfell – dadurch hat das Pferd Probleme beim Atmen und der Kreislauf ist geschwächt.

Manchmal versuchen die Pferde bei einer Magenüberladung, sich durch ihre Körperhaltung Abhilfe zu schaffen: Sie setzen sich auf die Hinterbeine, während die Vorderbeine noch aufgestellt sind („hundesitzartige Stellung“). Der Puls und die Herzfrequenz sind beschleunigt.

Ist die Magenüberladung Folge eines Darmverschlusses (sekundäre Magenüberladung), so zeigt das Pferd zusätzlich die Symptome dieser Erkrankung. Es hat starke Kreislaufbeschwerden.

Diagnose:

Wie wird eine Magenüberladung beim Pferd diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Magenüberladung untersucht die Tierärztin oder der Tierarzt das Pferd gründlich. Da es sich um einen Notfall handelt, ist es zum Beispiel wichtig, den Puls und die Atmung zu prüfen. Berichten Sie, was das Pferd gefressen hat und ob es viel Flüssigkeit aufgenommen hat.

Manchmal führt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Nasen-Schlund-Sonde ein, um eine Magenüberladung beim Pferd zu diagnostizieren. Dadurch zeigt sich, wie der Mageninhalt geformt ist, ob der Zugang in den Magen überhaupt möglich ist und ob sich Mageninhalt durch die Sonde abführen lässt. Mit einer rektalen Untersuchung (Austasten des Enddarms durch den Anus des Pferdes) lassen sich weitere Ursachen einer Kolik ausschließen.

Behandlung:

Wie kann eine Magenüberladung beim Pferd behandelt werden?

Zur Behandlung einer Magenüberladung beim Pferd führt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst eine Magen-Schlund-Sonde ein. Ist der Mageninhalt flüssig, so lässt sich der Inhalt mithilfe der Sonde abführen. Ist der Mageninhalt hingegen etwas fester und kann er nicht direkt die Sonde passieren, bekommt das Pferd ein entkrampfendes Medikament und kleine Wassermengen, um den Mageninhalt aufzuweichen. Manchmal erhält es zudem Paraffinöl – dies fördert den Weitertransport von gärenden Stoffen, wie Obst oder Pellets.

Ist der Kreislauf des Pferdes geschwächt, verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt ihm eine Infusion. In besonders schweren Fällen einer Magenüberladung kann eine Operation notwendig sein – zum einen, wenn der Mageninhalt über die Schlund-Sonde nicht abzuführen ist. Zum anderen, wenn die Magenüberladung auf eine andere Erkrankung zurückzuführen ist, die eine Operation notwendig macht (z.B. ein Darmverschluss).

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Magenüberladung beim Pferd?

Die Prognose einer Magenüberladung beim Pferd hängt stark davon ab, welche Ursache die Erkrankung hat, wie lange sie schon andauert und ob der Mageninhalt flüssig oder fest ist. Ist der Magen mit viel Flüssigkeit und gärenden Stoffen angefüllt, gelingt es meist leichter, den Inhalt abzuführen und das Problem zu beseitigen. Bei trockenem Mageninhalt ist dies oft nicht so schnell möglich.

Prinzipiell besteht bei einer Magenüberladung die Gefahr, dass der Magen des Pferdes reißt (Magenruptur). Als weitere Komplikationen können die Pferde zusätzlich Futterbrei einatmen (Aspirationspneumonie) oder eine Hufrehe entwickeln.

Ist die Magenüberladung beim Pferd auf eine andere Darmerkrankung zurückzuführen, so hängt die Prognose davon ab, ob sich diese erfolgreich behandeln lässt. Generell ist die Prognose besser, je früher das Pferd tierärztlich behandelt wird.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Magenüberladung beim Pferd vorbeugen?

Einer Magenüberladung lässt sich vorbeugen, indem Sie auf eine angemessene Fütterung Ihres Pferdes achten. Futtermittel, die gären oder quellen, bergen prinzipiell die Gefahr einer Magenüberladung. Dazu gehören beispielsweise Obst, Rübenschnitzel, große Mengen pelletiertes Futter oder Brot.

Achten Sie zudem darauf, Ihrem Pferd nicht zu viel Futter auf einmal anzubieten. Auch ist es ratsam, dem Pferd nach Anstrengung öfter kleine Wassermengen anzubieten, damit es nicht zu große Wassermengen auf einmal trinkt.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Magenüberladung zum Tierarzt?

Eine Magenüberladung beim Pferd ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Kann sich der Magen nicht entleeren, ist es im schlimmsten Fall möglich, dass er reißt (Magenruptur). Eine schnelle tierärztlich Behandlung ist notwendig, um dies zu verhindern.

Pferde, die Anzeichen einer Magenüberladung zeigen – sie haben Schmerzen, speicheln, nehmen wenig Futter auf und sind geschwächt oder apathisch – benötigen schnellstmöglich tierärztliche Hilfe.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022

Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke 2016
Meyer, H.: Pferdefütterung. Enke 2014