
Definition:
Was sind Luftsack-Erkrankungen beim Pferd?
Der Begriff Luftsack-Erkrankungen fasst verschiedene Krankheiten der Luftsäcke bei Pferden zusammen. Jedes Pferd besitzt zwei Luftsäcke, bei denen es sich um blasenartige Erweiterungen der Ohrtrompete handelt. Ihre genaue Funktion ist nicht bekannt.
Folgenden Erkrankungen der Luftsäcke sind möglich:
- Luftsack-Entzündung
- Luftsack-Empyem
- Luftsack-Konkremente
- Luftsack-Mykose
- Luftsack-Meteorismus
- Sonstige Veränderungen in den Luftsäcken wie Abszesse beim Pferd
Ursachen:
Was sind die Ursachen für Luftsack-Erkrankungen beim Pferd?
Luftsack-Erkrankungen sind häufig durch Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen verursacht. Je nach Art der Krankheit gibt es folgende Ursachen:
Luftsack-Entzündung, Luftsack-Empyem, Luftsack-Konkremente: Zwischen den Luftsäcken und dem Rachenraum des Pferdes besteht eine Verbindung. Durch diese können bei einer Infektion der oberen Luftwege Bakterien oder Viren in die Luftsäcke gelangen.
Oft sammelt sich bei einer Entzündung eitrige Flüssigkeit in den Luftsäcken an. Diese fließt in der Regel über den Rachen ab, wenn das Pferd mit gesenktem Kopf schluckt. Staut sich die Flüssigkeit jedoch, kommt es zu einem Luftsack-Empyem.
Des Weiteren kann die Flüssigkeit eintrocknen und eine feste, bröckelige Masse bilden, sogenannte Luftsack-Konkremente. Luftsack-Konkremente enthalten manchmal auch Blut und anderen Entzündungsstoffe.
Luftsack-Mykose: Bei einer Luftsack-Mykose besiedeln Pilze – überwiegend Aspergillus-Arten – einen oder beide Luftsäcke des Pferdes. Diese dringen die Schleimhaut ein und verursachen dadurch Schäden an Nerven und Gefäßen.
Luftsack-Meteorismus: Einigen Pferde haben eine angeborene Fehlbildung eines oder beider Luftsäcke. Dadurch kann Luft zwar in den Luftsack hinein, aber nicht wieder hinausgelangen. Der Luftsack und damit auch die entsprechende Backe (Ganasche) schwellen an.
Symptome:
Wie äußern sich Luftsack-Erkrankungen beim Pferd?
Luftsack-Erkrankungen beim Pferd äußern sich je nach Art und Ursache unterschiedlich:
Eine Luftsack-Entzündung beim Pferd mit Luftsack-Empyem und Luftsack-Konkrementen tritt in der Regel im Zuge oder im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege auf. Es kommt zu eitrigem und teilweise bröckeligem Ausfluss aus einem oder beiden Nasenlöchern, vor allem, wenn das Pferd bei gesenktem Kopf frisst.
Ist der Luftsack komplett voll, dehnt er sich bisweilen nach innen aus und behindert so den Schluckvorgang. Das betroffene Pferd ist in seinem Allgemeinbefinden beeinträchtigt.
Bei einer Luftsack-Mykose leidet das Pferd unter plötzlich einsetzendem heftigem Nasenbluten, welches sich nach einigen Tagen oder Wochen wiederholen kann. Sind die Gehirnnerven befallen, sind zudem Symptome wie Schluckstörungen, Atemgeräuschen der Lunge, eine veränderte Kopfhaltung, Veränderungen am Auge bis hin zur Gesichtslähmung möglich.
Leidet das Pferd unter einem Luftsack-Meteorismus, so schwillt die betroffene Backe (Ganasche) stark an. Da ein Luftsack-Meteorismus meist auf einen angeborenen Defekt zurückgeht, treten die Symptome häufig in den ersten Lebenswochen des Pferdes auf.
Aufgrund der Ausdehnung der Luftsäcke kommt es zu Atemnot, Husten, Schluckstörungen und Atemgeräuschen. Infolge der Schluckstörungen kann sich zudem Milch in den Luftsäcken ansammeln und Futter kann in die Atemwege gelangen. Dann sind Entzündungen (wie eine Lungenentzündung beim Pferd) mögliche Folgen.
Diagnose:
Wie werden Luftsack-Erkrankungen beim Pferd diagnostiziert?
Die typischen Symptome geben bereits Hinweise auf die jeweilige Luftsack-Erkrankung. Eine große Rolle bei der Diagnose spielt zudem die Luftsack-Endoskopie (Luftsack-Spiegelung). Dabei führt die Tierärztin oder der Tierarzt ein Endoskop (mit einer Kamera) in den Luftsack des Pferdes ein und kann so sein Inneres begutachten.
Ängstliche oder temperamentvolle Pferde werden in der Regel vorab medikamentös ruhig gestellt. Meistens sind auch Röntgen-Aufnahmen zur Diagnose einer Luftsack-Erkrankung hilfreich.
Behandlung:
Wie können Luftsack-Erkrankungen beim Pferd behandelt werden?
Die Behandlung von Luftsack-Erkrankungen bei Pferden richtet sich nach der jeweiligen Krankheit.
Luftsack-Entzündung, Luftsack-Empyem, Luftsack-Konkremente: Ziel der Behandlung ist es, den betroffenen Luftsack des Pferdes wieder frei zu spülen. Dazu legt die Tierärztin oder der Tierarzt in der Regel einen Katheter. Ist das entzündete Material zu fest, um herausgespült zu werden, kann eine Operation notwendig sein.
Bei bakteriellen Entzündungen hilft eine Therapie mit Antibiotika. Auch bei Schluckstörungen bekommt das Pferd Antibiotika, um einer Lungenentzündung durch Fremdkörper in den Atemwegen (Aspirations-Pneumonie) vorzubeugen.
Luftsack-Mykose: Bei einer Pilzinfektion (Mykose) erhält das Pferd Antimykotika. Kommt es bei einer Luftsack-Mykose aufgrund von geschädigten Blutgefäßen zu Nasenbluten, macht die Tierärztin oder der Tierarzt das betroffene Gefäß ausfindig und stoppt die Blutung. Dies geschieht zum Beispiel mittels Endoskopie oder im Rahmen einer offenen Operation.
Luftsack-Meteorismus: Leidet das Pferd unter akuter Atemnot, lässt die Tierärztin oder der Tierarzt die Luft im Luftsack ab. Dies geschieht entweder über eine Hohlnadel, die in den Luftsack eingebracht wird (Punktion), oder mit einem Katheter.
Diese Maßnahme beseitigt jedoch nicht das eigentliche Problem: Ist nur ein Luftsack fehlgebildet, lässt sich während einer Operation ein Loch in die Trennwand zwischen den beiden Luftsäcken einbringen. Im Anschluss verteilt sich die Luft in beiden Luftsäcken und kann über die gesunde Seite entweichen.
Prognose:
Wie ist die Prognose bei Luftsack-Erkrankungen beim Pferd?
Die Prognose bei Luftsack-Erkrankungen hängt von der Art und der Ursache der Erkrankung ab:
Luftsack-Entzündung, Luftsack-Empyem, Luftsack-Konkremente: Gelingt es der Tierärztin oder dem Tierarzt, sämtliches angestautes Material aus den Luftsäcken zu entfernen, so stehen die Chancen gut, dass die Entzündung ausheilt. Wurden bei der Operation jedoch Nerven verletzt, kann die Regeneration mehrere Monate dauern.
Luftsack-Mykose: Konnte das geschädigte Gefäß ausfindig gemacht und geschlossen werden, so heilt die Luftsack-Mykose beim Pferd in der Regel folgenlos aus. Wurden bereits Nerven geschädigt, ist die Heilung oft langwierig. Je nachdem, welches Blutgefäß in Mitleidenschaft gezogen wurde, gelingt es nicht immer, die Blutung zu stoppen, was im schlimmsten Fall dazu führt, dass das Pferd verblutet.
Luftsack-Meteorismus: Trotz der Öffnung der Trennwand zwischen den beiden Luftsäcken kommt es bei einigen Pferden erneut zu einem Luftsack-Meteorismus. Die Operation lässt sich jedoch wiederholen, was in der Regel zu einer dauerhaften Heilung führt.
Vorbeugen:
Wie kann man Luftsack-Erkrankungen beim Pferd vorbeugen?
Luftsack-Erkrankungen beim Pferd, die auf angeborenen Fehlbildungen beruhen, lassen sich nicht vorbeugen. Luftsack-Erkrankungen, die durch Infektionen begünstigt werden, können Sie vorbeugen, indem Sie das Pferd vor Erregern wie Bakterien, Viren und Pilzen – soweit möglich – schützen und sein Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise stärken.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Pferd mit Luftsack-Erkrankungen zum Tierarzt?
Jede Luftsack-Erkrankung beim Pferd ist für sich genommen eine ernste Erkrankung, die eine tierärztliche Behandlung erfordert. Falls bei Ihrem Pferd Symptome wie Schwellungen an den Backen oder eitriger Nasenausfluss auftreten, empfiehlt es sich, zeitnah eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.
Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Biol. Ulrike Ibold
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Riegel, J. et al.: Bild-Text-Atlas zur Anatomie und Klinik des Pferdes, Band 2 – Fortpflanzung und Innere Medizin. Schlütersche, Hannover 2010