Hufrehe beim Pferd

Hufrehe beim Pferd

Pferdehufe
Die Hufrehe ist eine Entzündung der Huflederhaut. Foto: Pixabay.com

Definition:

Was ist eine Hufrehe beim Pferd?

Die Hufrehe (medizinisch Pododermatitis diffusa aseptica oder Morbus apparatus suspensorii ossis ungularis) ist eine Entzündung der Huflederhaut. Die Erkrankung verursacht starke Schmerzen und ist für das Pferd sehr belastend. Eine Rehe ist aufgrund der Schmerzhaftigkeit ein Notfall und muss umgehend behandelt werden.

Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzer sollten bei den ersten Anzeichen daher einen Tierarzt oder eine Tierärztin verständigen. Nimmt ein Pferd beispielsweise immer wieder einen der Hufe hoch und setzt ihn wieder ab, kann dies ein erster Hinweis auf den Beginn der Huflederhautentzündung sein. Das Tier versucht dadurch, das betroffene Bein zu entlasten.

Nicht immer ist die Hufrehe allerdings anfangs leicht zu erkennen. So sollen Ponys etwa in der Regel weniger Beschwerden zeigen als Großpferde. Weitere Symptome einer Entzündung der Huflederhaut ist ein “klammer” Gang des Tieres, besonders, wenn es auf hartem Untergrund geführt wird.

Oft ist der vordere Hufteil von der Entzündung betroffen. Der Bereich um die Huflederhaut schwillt an, und Flüssigkeit tritt aus. Da die umgebende Hufkapsel nicht nachgeben kann, tritt ein starker Schmerz auf. Später dehnt sich die Hufrehe mitunter auf die Seitenbereiche des Hufs und die Sohle aus. Meistens tritt die Erkrankung an beiden Hufen der Vorderbeine auf, seltener sind alle vier Hufe betroffen.

Ist die Entzündung der Huflederhaut sehr ausgeprägt, kann es auch zum Durchbruch der Hufbeinspitze oder zum Ausschuhen kommen. Um eine ausgeprägte Erkrankung zu verhindern, ist es wichtig, die Anzeichen eine Hufrehe frühzeitig zu erkennen.

Es gibt verschiedene Formen der Hufrehe, mit jeweils unterschiedlicher Ursache. Während die Ursache der sogenannten endotoxischen Hufrehe zum Beispiel Infektionskrankheiten sind, kann eine Überlastung des Hufs die Ursache einer mechanischen Hufrehe sein. Ein häufiger Auslöser der Erkrankung ist zudem eine fehlerhafte Fütterung, etwa ein zu hoher Anteil an Kohlenhydraten in der Ernährung, zu viel frisches Gras oder Heu mit einem hohen Fruktan-Gehalt. Auch Giftpflanzen im Futter oder auf der Weide können eine Hufrehe auslösen. Zudem haben übergewichtige Pferde ein höheres Risiko, an einer Hufrehe zu erkranken.

Die Symptome der Rehe sind bei allen Formen letztlich ähnlich: Das Pferd lahmt und nimmt häufig eine Schonhaltung ein, um den schmerzenden Huf oder die betroffenen Hufe zu entlasten. Auch die sogenannte Trachtenfußung, bei der das Pferd zunächst mit dem hinteren Teil der Hufe – den sogenannten Trachten – auftritt, gehört zu den typischen Symptomen der Hufrehe.

Die Tierärztin oder der Tierarzt diagnostiziert die Hufrehe anhand der Beschwerden wie Lahmen, Schmerzen (insbesondere bei Wendungen), gegebenenfalls den stark pulsierenden Mittelfuß-Arterien und mithilfe einer Röntgenaufnahme. Im Röntgenbild wird sichtbar, ob das Hufbein eingeknickt ist. Ist dies der Fall, handelt es sich bereits um eine chronische Hufrehe.

Die Behandlung der Erkrankung umfasst zum einen das Kühlen des Hufs sowie orthopädische Maßnahmen wie Gipsverbände oder Hufschuhe, um die betroffenen Hufe zu entlasten, zum anderen Medikamente, insbesondere die Gabe von Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Wirkstoffen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Hufrehe beim Pferd?

Die Entzündung der Huflederhaut kann sehr viele unterschiedliche Ursachen haben:

Endotoxische Hufrehe:

  • Mögliche Auslöser sind Infektionserkrankungen (durch Viren, Bakterien, Pilze).
  • Verhalten der Nachgeburt als Ursache (Geburtsrehe): Verbleiben kleine Anteile der Nachgeburt (Plazenta) in der Gebärmutter, werden diese durch Bakterien zersetzt, es entstehen Endotoxine, welche die Blutgefäße schädigen können. Auch eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) kann zu einer Geburtsrehe führen.

Hufrehe durch unangemessene Fütterung (Fütterungsrehe oder Futterrehe):

  • Ein zu hoher Anteil an Kohlenhydraten in der Ernährung, v.a. durch zu viel Getreide, kann zu einer veränderten Darmflora führen, was zu einer Freisetzung von Endotoxinen und einer Übersäuerung des Körpers führt.
  • Weitere mögliche Ursache der Futterrehe ist ein zu hoher Fruktan-Gehalt im Gras auf der Weide („Grasrehe“) und im Heu.
  • Übergewicht durch falsche Fütterung, zu energiereiches Futter
  • Vermutlich ist auch das Trinken großer Mengen kalten Wassers ursächlich für eine Futterrehe. Dies ist jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Vergiftungshufrehe: z.B. Giftpflanzen im Futter oder auf der Weide als Auslöser, auch Herbizide, Pestizide, Schimmelpilzgifte.

Hormonelle Störungen und Stoffwechselstörungen als Auslöser der Hufrehe:

  • Zum Beispiel Cushing-Syndrom (Überproduktion des Hormons Cortisol in der Nebennierenrinde), Adenom (gutartiger Tumor) in einem Teil des Gehirns (Hypophysen-Zwischenlappen), Metabolisches Syndrom (Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels), Hyperlipidämie (Fettstoffwechsel-Störung infolge falscher Fütterung, zu energiereiches Futter), Schilddrüsen-Funktionsstörungen, Zyklusstörungen bei Stuten.

Mechanische Auslöser der Hufrehe (Belastungsrehe):

  • Überbelastung oder Fehlbelastung der Hufe, z.B. durch zu langes Laufen auf hartem Boden, Hufverletzungen, einseitige Belastung, z.B. bei Verletzung des gegenüberliegenden Hufs, zu lange Stallphasen, unzureichende Hufpflege (ungünstiges Hornwachstum führt zu Fehlstellungen und dadurch zu Durchblutungsstörungen im Huf)

Bestimmte Medikamente, z.B. Kortison, stehen im Verdacht, eine Hufrehe auszulösen.

Symptome:

Wie äußert sich die Hufrehe beim Pferd?

Die akute Hufrehe äußert sich durch Symptome wie einen schnellen Puls, eine schnelle Atmung und eine erhöhte Körpertemperatur. Das erkrankte Tier schwitzt und die Muskeln zittern. Seltener tritt auch Durchfall auf.

Ein häufiger Hinweis auf die akute Hufrehe ist eine Lahmheit, denn die Entzündung der Huflederhaut ist sehr schmerzhaft. Das Pferd bewegt sich nur ungern in seiner Box. Sind beide Vorderhufe betroffen, streckt das Pferd diese zur Entlastung weit nach vorne. Die Hinterbeine stehen unter dem Bauch. Zudem pulsieren die Mittelfuß-Arterien stärker, was man unter Umständen sogar ertasten kann.

Beim Gehen setzt ein betroffenes Pferd bei der akuten Krankheit zunächst den hinteren Teil des Hufs (sog. Trachten) auf – die Trachtenfußung gehört zu den typischen Symptomen der Hufrehe beim Pferd. Die Hufkrone sinkt ein. Im Extremfall kann es durch die Hufrehe auch zum sogenannten Ausschuhen kommen. Dabei löst sich der gesamte Hornschuh von seiner Unterlage.

Die Rehe kann auch chronisch verlaufen. Die Symptome der chronischen Rehe unterscheiden sich zunächst nicht von der akuten Krankheit. Die betroffenen Hufe werden immer weiter geschädigt, die Hufkapsel ist verformt. Das Hufbein knickt nach hinten und senkt sich ab. Dadurch faltet sich die Haut auf, und die Hufsohle wölbt sich vor. Da das Horn, aus dem der Huf besteht, nicht mehr gleichmäßig wächst, entstehen sogenannte Rehe-Ringe.

Ist die chronische Hufrehe bereits weit fortgeschritten, kann das Hufbein an der Spitze des Hufs durchbrechen (sog. Hufbeinspitzen-Durchbruch).

Diagnose:

Wie wird eine Hufrehe beim Pferd diagnostiziert?

Der Tierarzt oder die Tierärztin diagnostiziert die Erkrankung der Hufe anhand der sicht- und fühlbaren Symptome. Dazu wird das Pferd genau beobachtet. Eine Lahmheit kann ein erster Hinweis auf eine Entzündung der Huflederhaut beim Pferd sein. Die Mittelfuß-Arterien pulsieren stark. Das Abtasten des Hufs ist schmerzhaft für das Tier. Bei der chronischen Rehe ist zudem der Huf verändert: Er dreht und senkt sich.

Beim Laufen setzen betroffene Pferde zunächst den hinteren Hufteil auf. Diese sogenannte Trachtenfußung ist ein weiteres Anzeichen für die Hufrehe. Eine Lahmheit zeigt sich besonders auf hartem Boden oder wenn das Pferd hin- und hergeführt wird, da die Wendungen den Schmerz auslösen.

Mit einer Röntgen-Untersuchung stellt der Tiermediziner oder die Tiermedizinerin fest, wie weit die Hufrehe beim Pferd bereits fortgeschritten ist. Es ist wichtig, diese Untersuchung möglichst innerhalb der ersten ein bis zwei Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome durchzuführen, da die akute Hufrehe beim Pferd in diesem kurzen Zeitraum in einen chronischen Zustand übergehen kann. Hat sich das Hufbein bereits verlagert, liegt eine chronische Rehe vor.

Behandlung:

Wie kann eine Hufrehe beim Pferd behandelt werden?

Wichtig in der Therapie der Hufrehe ist es, den Schmerz zu lindern. Als Erste-Hilfe-Maßnahme können Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzer die betroffenen Hufe kühlen, zum Beispiel indem sie das Bein, beziehungsweise den betroffenen Huf, in kaltes (Eis-)Wasser stellen. Dies lindert den Schmerz und wirkt der Entzündung entgegen.

Der Tierarzt oder die Tierärztin verabreicht dem Pferd außerdem ein Medikament gegen den Schmerz und Arzneimittel, um die Durchblutung zu verbessern. Um den Säure-Basen-Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen, erhält das Tier zudem meist Infusionen.

Um eine weitere Aufnahme von Endotoxinen über den Darm zu verhindern, kann man dem Pferd Leinöl verabreichen. Das Öl legt sich über die Darmschleimhaut und verhindert in einem gewissen Umfang die Aufnahme von Giften.

Daneben besteht die Therapie der Hufrehe vor allem aus orthopädischen Maßnahmen. Sie sollen die erkrankten Hufteile entlasten, indem das Pferd die nicht betroffenen Anteile der Hufe systematisch stärker belastet. Um den vorderen Teil des Hufs zu entlasten, sägt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst etwa das vordere Drittel des Hufs über dem Hufeisen ein (Zehenschwebe). Zusätzlich wird der hintere Hufteil (Trachten) erhöht, um den Zug auf den Beugesehnen zu vermindern. Dazu eignen sich zum Beispiel Gipsverbände oder Hufschuhe.

Um die erkrankten Hufe zu entlasten, ist es wichtig, dass das Pferd nicht auf hartem Boden steht. Stattdessen sollte die Box mit weichem Stroh oder feinem Sand gepolstert werden und groß genug sein. Besteht der Verdacht, dass die Fütterung der Auslöser der Rehe ist, sollte diese sofort gestoppt und angepasst werden.

In manchen Fällen verabreichen Tierärztinnen und Tierärzte auch beruhigende Mittel, um zu erreichen, dass das Pferd sich hinlegt und darüber die Beine entlastet. Auch nach überstandener Krankheit ist eine dauerhaft angepasste Fütterung erforderlich. Da die Rehe sehr schmerzhaft ist, ist es wichtig, dass das Pferd zur Ruhe kommt und nicht gegen seinen Willen bewegt wird.

Bei einem milden Verlauf der Hufrehe sind diese Therapie-Maßnahmen etwa zwölf Tage lang notwendig. Danach kontrolliert die Tierärztin oder der Tierarzt mit einer Röntgen-Aufnahme die Position des Hufbeins. Lahmt das Pferd nach der Behandlung nicht mehr und hat sich das Hufbein nicht verlagert, ist die Hufrehe abgeheilt.

Hat sich das Hufbein jedoch verlagert, handelt es sich um eine chronische Hufrehe. Dann ist eine weitere Therapie des betroffenen Hufs bzw. der betroffenen Hufe erforderlich. Zunächst bringt die Tierärztin oder der Tierarzt – wie bei der Therapie der akuten Erkrankung – einen Gipsverband oder Hufschuh an. Nach etwa sechs Wochen wird der Huf mit einem speziellen Hufeisen beschlagen, das nach hinten geschossen ist und ein Hufpolster im hinteren Bereich aufweist.

Auch eine angepasste Fütterung ist bei dieser Art der Erkrankung ein Teil der Therapie. Dabei sollte man vor allem auf einen gemäßigten Getreideanteil im Futter achten.

Prognose:

Wie ist die Prognose der Hufrehe beim Pferd?

Die Prognose der Hufrehe beim Pferd hängt vom Schweregrad der Krankheit ab, beziehungsweise davon, ob es sich um eine akute oder chronische Hufrehe handelt. Für den Tierarzt und die Tierärztin sind das klinische Bild, aber auch die Befunde der Röntgenaufnahmen hilfreich, um die Prognose einzuschätzen:

  • Zeigt sich im Röntgenbild, dass sich das Hufbein in seiner Lage nicht bewegt hat, kann man von guten Heilungschancen ausgehen.
  • Ist das Hufbein um mehr als sieben Grad rotiert, ist die Prognose hingegen schon vorsichtiger einzuschätzen.

Je nachdem, wie stark das Hufbein verlagert ist, kann die Behandlung langwieriger sein. Treten Komplikationen wie Sohlendurchbrüche, Ausschuhen oder Knochenentzündungen auf, verschlechtert sich die Prognose der Hufrehe beim Pferd zusätzlich.

Aufgrund der massiven Schmerzen kann es bei schweren Verläufen der Rehe sinnvoll sein, das Pferd zu erlösen. In manchen Fällen können sich aber auch Tiere mit einem kompliziertem Verlauf wieder erholen, sodass der Tierarzt gemeinsam mit dem Pferdehalter das Vorgehen im individuellen Fall entscheiden muss. Generell gelten Pferde, die einmal an einer Hufrehe erkrankt waren, als anfälliger für ein erneutes Auftreten.

Um die Prognose zu verbessern, ist es wichtig, die Ursachen der Hufrehe zu erkennen und gegebenenfalls zu beheben. Bei akuter Hufrehe sollten Pferde zudem nicht bewegt werden. Je mehr das Tier liegt, desto geringer ist das Risiko, dass sich das Hufbein absenkt.

Vorbeugen:

Wie kann man der Hufrehe beim Pferd vorbeugen?

Der Hufrehe lässt sich nur vorbeugen, indem man nach Möglichkeit die Faktoren vermeidet, welche die Entzündung auslösen. Vorbeugende Maßnahmen sind zum Beispiel:

  • Konsequent angepasste Fütterung des Pferdes (z.B. mäßiger Gehalt an Kohlenhydraten im Futter)
  • Fütterung allmählich umstellen
  • Vorsicht bei der Fütterung von frischem Gras und Heu (Heu bei gefährdeten Tieren vor dem Verfüttern in Wasser einweichen)
  • Auf sauberes Futter achten
  • Diät bei übergewichtigen Pferden bzw. Übergewicht durch eine entsprechende Fütterung vermeiden
  • Hufe regelmäßig kontrollieren und pflegen, passende Hufbeschläge, die Fehlbelastungen verhindern
  • Überlastungen der Hufe vermeiden
  • Training aufbauen, langsam an Belastung gewöhnen
  • Keine Giftpflanzen im Futter oder auf der Weide (z.B. Eiben)
  • Adäquate Behandlung von anderen Erkrankungen, die das Auftreten der Krankheit begünstigen (z.B. Cushing-Syndrom beim Pferd, metabolisches Syndrom)
  • Stuten nach der Geburt überwachen, Abgang der Nachgeburt kontrollieren

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Hufrehe zum Tierarzt?

Besteht der Verdacht auf Hufrehe beim Pferd, ist erforderlich, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu rufen. Die Fachleute können die Diagnose mithilfe einer Röntgen-Untersuchung stellen und die orthopädische Behandlung einleiten.

Es ist wichtig, die Untersuchung und Behandlung innerhalb der ersten ein bis zwei Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome durchzuführen, da die akute Erkrankung bereits in diesem kurzen Zeitraum in einen chronischen Zustand übergehen kann.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch, Pascale Huber, Tierärztin, Chefredaktion
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Klinik für Pferde, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: Entzündung der Huflederhaut – Hufrehe – Pododermatitis aseptica diffusa; 2011