Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd

Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd

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Ein Pferd mit Herzschwäche muss Medikamente einnehmen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd?

Eine Herzschwäche beim Pferd entsteht durch eine sinkende Leistungsfähigkeit des Herzens. Der medizinische Fachbegriff lautet Herzinsuffizienz. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, genügend Blut durch den Körper zu pumpen und dadurch sind die Körperzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das Blut staut sich in den Venen zurück und es entstehen Wassereinlagerungen (Ödeme), zum Beispiel in der Lunge.

Eine Herzschwäche beim Pferd kann sich langsam entwickeln oder ganz plötzlich auftreten. Oftmals ist das Pferd lange Zeit in der Lage, die Herzschwäche zu kompensieren – das heißt, es zeigt keine Symptome, obwohl schon eine Herzinsuffizienz vorliegt. Der Körper reagiert beispielsweise mit einer schnelleren Herzfrequenz (das Herz schlägt schneller), wenn der Herzmuskel nicht mehr so effektiv arbeitet.

Irgendwann kann das Herz des Pferdes die Herzschwäche nicht mehr ausgleichen und es treten jetzt augenscheinliche Symptome einer Herzinsuffizienz auf. Das Pferd ist leistungsschwächer, die Schleimhäute verfärben sich bläulich, es hat Wassereinlagerungen in der Lunge oder im Bauch und manchmal bricht es auch zusammen. Die Organe werden nicht mehr ausreichend durchblutet.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd?

Eine Herzschwäche beim Pferd kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Die Ursache liegt entweder im Herzen selber oder im restlichen Körper, was wiederum Auswirkungen auf das Herz hat.

Folgende Ursachen führen unter anderem zu einer Herzinsuffizienz beim Pferd:

  • Herzmuskel-Entzündung (Myokarditis)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkt
  • Herzklappenfehler (z.B. Mitralinsuffizienz, Trikuspidalinsuffizienz)
  • Herzmissbildungen
  • Verengungen der zu- und abführenden Blutgefäße (z.B. Pulmonalklappen-Stenose, Aortenklappen-Stenose)
  • Ausgedehnte chronische Lungenerkrankungen
  • Kreislaufschock durch Flüssigkeitsmangel oder Giftstoffe

 Symptome:

Wie äußert sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd?

Eine Herzschwäche äußert sich mit verschiedenen Symptomen. Oftmals ist das Pferd über eine lange Zeit in der Lage, die Herzinsuffizienz zu kompensieren – das heißt, man erkennt keine Anzeichen einer Erkrankung, obwohl das Herz schon nicht mehr normal leistungsfähig ist.

Kommt es dann zur sogenannten Dekompensation, kann der Körper des Pferdes die Herzschwäche nicht mehr ausgleichen und es werden starke Symptome deutlich.

Folgende Symptome treten unter anderem bei einer Herzinsuffizienz beim Pferd auf:

  • Allgemeine Schwäche
  • Das Pferd wirkt ruhiger oder apathisch, es ist nicht mehr belastbar.
  • Flüssigkeit staut sich an verschiedenen Stellen im Körper: Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem), Wasseransammlung im Bauch (Aszites), Wassereinlagerungen in der Haut (Ödeme), Herzbeutel-Erguss (Perikard-Erguss)
  • Probleme bei der Atmung, das Pferd atmet flach und schnell
  • Das Pferd hustet.
  • Die Schleimhäute sind bläulich verfärbt.
  • Die Temperatur der Beine und Ohren sinkt.
  • Das Pferd kann gänzlich zusammenbrechen.

Diagnose:

Wie wird eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd diagnostiziert?

Die Tierärztin oder der Tierarzt untersucht zunächst das Pferd gründlich, um Hinweise auf eine Herzschwäche zu erhalten. Durch die sogenannte Auskultation (“Abhören”) des Herzens mit dem Stethoskop lassen sich Veränderungen der normalen Herzaktivität feststellen, zum Beispiel:

  • eine zu schnelle Herzfrequenz
  • Herzgeräusche, die bei einem gesunden Herzen nicht auftreten
  • Herzrhythmusstörungen
  • “Wasser in der Lunge” (Lungenödem)

Eine weitere Untersuchung im Rahmen der Diagnose einer Herzschwäche ist die Elektrokardiografie (EKG). Um eine kompensierte Herzinsuffizienz festzustellen – das heißt eine Herzschwäche, die der Körper des Pferdes noch so weit ausgleichen kann, dass keine augenscheinlichen Symptome auftreten – wird die Untersuchung unter körperlicher Belastung durchgeführt (Belastungs-EKG).

Manchmal ist auch eine Blutuntersuchung sinnvoll, um andere Ursachen als eine Herzschwäche für die Symptome festzustellen oder auszuschließen.

Behandlung:

Wie kann eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd behandelt werden?

Bei einer Herzschwäche ist zunächst jegliche Belastung des Pferdes zu vermeiden. Die Pferde werden in ruhige Boxen ohne jeglichen Stress verbracht. Es empfiehlt sich, dem Pferd mehrmals täglich kleine Portionen an Futter zu geben, damit ein voller Magen nicht zusätzlich den Kreislauf belastet.

Entsprechend der Grunderkrankung behandelt die Tierärztin oder der Tierarzt das Pferd mit bestimmten Herzmedikamenten. Dazu zählen zum Beispiel ACE-Hemmer und Herzglykoside, die das Herz unterstützen, und Diuretika (Entwässerungsmittel).

Auch auf lange Sicht hin muss das Pferd dauerhaft geschont werden und es ist nicht mehr stark belastbar. Der Erfolg der Behandlung der Herzinsuffizienz hängt vom Allgemeinbefinden des Pferdes ab und davon, wie stark die Symptome ausgeprägt sind.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd?

Die Prognose hängt davon ab, wie stark die Herzschwäche beim Pferd bereits ausgeprägt ist und welche Ursache zur Herzinsuffizienz geführt hat. Prinzipiell lässt sich die volle Leistungsfähigkeit des Pferdes nicht wiederherstellen – besonders bei Sportpferden ist dies zu berücksichtigen.

Die Prognose ist besser, je früher die Herzinsuffizienz erkannt und entsprechend ihrer Grunderkrankung behandelt wird. Hat das Pferd starke Symptome einer fortgeschrittenen Herzschwäche, ist eine Euthanasie (Einschläfern) in Betracht zu ziehen.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) beim Pferd vorbeugen?

Eine Herzschwäche entsteht durch die verschiedensten Ursachen – Herzfehler, Klappenstörungen, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkte sind nur einige mögliche Ursachen. Somit gibt es nur wenige Maßnahmen, um einer Herzinsuffizienz vorzubeugen.

Prinzipiell ist eine artgerechte Haltung empfehlenswert, um die Gesundheit des Pferdes lange zu erhalten. Außerdem ist es wichtig, Übergewicht des Pferdes zu vermeiden, um das Kreislaufsystem zu stärken und das Herz zu schonen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zum Tierarzt?

Ein Pferd mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche zeigt deutliche Symptome: Es ist oft leistungsschwach, kann schlecht atmen, hat blaue Schleimhäute oder es ist apathisch. Auch sind oftmals Flüssigkeitseinlagerungen in der Haut erkennbar. Sogar Zusammenbrüche sind möglich. Es ist wichtig, das Pferd umgehend einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die Ursache für die Symptome zu erkennen und zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Gehlen, H.: Pferdekardiologie. Schluetersche 2009