Durchfall (Diarrhö) beim Pferd – Was tun?

Durchfall (Diarrhö) beim Pferd – Was tun?

Fohlen auf der Wiese
Beim Fohlen tritt oftmals die sogenannte neonatale Diarrhö in den ersten Lebenswochen auf. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Durchfall (Diarrhö) beim Pferd?

Bei Durchfall hat das Pferd einen zu häufigen Kotabsatz, der in der Menge und der Beschaffenheit von dem normalen Kot des Pferdes abweicht. Oftmals ist der Kot breiig, dünnflüssig oder wässrig. Auch kann Blut im Kot sein. Der medizinische Fachbegriff für Durchfall ist Diarrhö oder Diarrhoe.

Durchfall hat unterschiedliche Ursachen. So kann das Pferd beispielsweise falsches oder verdorbenes Futter gefressen haben. Auch Infektionen mit Bakterien, Viren und Parasiten oder innere Erkrankungen führen zu Durchfall. Beim Fohlen tritt oftmals die sogenannte neonatale Diarrhö auf: Die Fohlen erkranken hier in den ersten Lebenswochen an Durchfall.

Durchfall kann beim Pferd mild oder lebensbedrohlich verlaufen, manchmal auch zusammen mit einer Kolik. Es ist ratsam, die Ursache eines Durchfalls durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt abklären und behandeln zu lassen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Durchfall beim Pferd?

Die Ursachen von Durchfall sind sehr vielfältig. So kann eine Diarrhö alleine oder zusammen mit anderen Grunderkrankungen, beispielsweise einer Kolik beim Pferd, auftreten.

Mögliche Ursachen von Durchfall beim Pferd sind:

  • Eine Infektion mit Bakterien oder Viren, beispielsweise mit Escherichia coli, Salmonellen, Rotaviren, Coronaviren oder Adenoviren
  • Ein Befall mit Parasiten, beispielsweise mit Bandwürmern oder Strongyliden
  • Die Pferde können Futtermittel aufnehmen, die Durchfall verursachen, z.B. frischer, nicht ausreichend getrockneter Hafer, ausschließliche Fütterung mit Weizen, Roggen, Gersten, Zuckerrüben, Brot, Kartoffeln oder Rübenblättern
  • Abrupter Wechsel des Futters
  • Verdorbenes Futter, z.B. Futter, das mit Pilzen befallen ist
  • Aufnahme von Giftstoffen, z.B. Kupfer, Kochsalz oder Quecksilber
  • Aufnahme von Fremdkörpern, die den Magen und Darm verletzen, beispielsweise Sand
  • Aufnahme von Medikamenten, die die Darmschleimhaut reizen
  • Stress beim Pferd
  • Beim Fohlen kann die große Aufnahme von Milch, ungünstige Temperaturverhältnisse (Luftzug), ein zu hoher Fett- und Laktulose-Gehalt in der Milch zu Durchfällen führen
  • Erkrankungen der inneren Organe, beispielsweise Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen oder Darm – in seltenen Fällen z.B. ein Tumor

 Symptome:

Wie äußert sich Durchfall (Diarrhö) beim Pferd?

Durchfall äußert sich beim Pferd durch Kotabsatz, der in der Menge und Beschaffenheit von den „normalen Pferdeäpfeln“ abweicht: Der Kot ist wässrig, breiig, die Farbe heller oder dunkler. Manchmal sind Beimengungen von Blut erkennbar. Eventuell sind Parasiten oder unverdaute Futterbestandteile im Kot des Pferdes zu sehen. Der Kot riecht unangenehm.

Oftmals ist der Durchfall von anderen Symptomen begleitet. Je nachdem, wie schwer die Diarrhö beim Pferd verläuft, ist das Tier geschwächt, apathisch und ausgetrocknet. Die Pferde verlieren viel Flüssigkeit, ihr Salzhaushalt verändert sich und sie sind durch den Nährstoffverlust geschwächt. Starke Durchfälle beim Pferd sind lebensbedrohlich.

Diagnose:

Wie wird Durchfall (Diarrhö) beim Pferd diagnostiziert?

Zur Diagnose von Durchfall beurteilt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst den Kot des Pferdes. Berichten Sie, was das Pferd gefressen hat, wie es gehalten wird und ob Ihnen etwas anderes aufgefallen ist.

Um die Ursache der Diarrhö festzustellen, wird das Pferd anschließend gründlich untersucht. Bei der sogenannten rektalen Untersuchung tastet die Tierärztin bzw. der Tierarzt vorsichtig mit der Hand den Enddarm des Pferdes aus.

Eine Blutuntersuchung und eine Kotuntersuchung geben oft schon Hinweise auf den Auslöser des Durchfalls. Im Kot lassen sich ggf. Bakterien oder Parasiten (z.B. Würmer oder Wurmeier) nachweisen.

Hält der Durchfall trotz Behandlung länger an, sind weitere Untersuchungen (z.B. Ultraschall-Untersuchung des Bauchs, MRT) möglich, um die Ursache der Diarrhö zu finden.

Behandlung:

Was tun, wenn mein Pferd Durchfall hat?

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln Durchfall beim Pferd zunächst symptomatisch. Wichtig ist zunächst, den Wasser- und Salzverlust des Pferdes auszugleichen. Wenn das Pferd viel Flüssigkeit und Salze über den Kot verloren hat und ausgetrocknet ist, erhält es Infusionen.

Die weitere Therapie bekämpft die Ursache des Durchfalls:

  • Leidet das Pferd unter Spasmen (Darmkrämpfen), erhält es krampflindernde Mittel und Schmerzmittel (beispielsweise Metamizol).
  • Bei einer Infektion mit Bakterien sind Antibiotika wirksam,
  • Gegen Parasiten wirken Antiparasitika (z.B. Anthelminthika gegen Würmer).

Durchfall kann auch eine Begleiterscheinung von Koliken beim Pferd sein. In seltenen Fällen steckt eine ernste Ursache (z.B. ein Tumor) hinter lang anhaltendem Durchfall. Dann ist eine gezielte Behandlung dieser Erkrankung (z.B. eine Operation) nötig.

Prognose:

Wie lange dauert Durchfall beim Pferd?

Die Dauer des Durchfalls hängt von der Ursache ab und davon, wie schnell mit der Behandlung begonnen wird. Leichte Durchfälle, zeitnah tierärztlich behandelt, haben eine gute Prognose. Auch die Prognose von Durchfall beim Pferd richtet sich unter anderem danach, wie schwer das Pferd erkrankt ist und was die Beschwerden ausgelöst hat. 

Kritisch ist der sogenannte neonatale Durchfall – hiervon sind vor allem Saugfohlen in den ersten Lebenswochen betroffen. Für sie stellt Durchfall schnell eine lebensbedrohliche Situation dar, vor allem aufgrund des Flüssigkeits- und Salzverlusts.

Es ist wichtig, bei länger anhaltendem oder besonders starkem Durchfall die Ursachen tierärztlich abklären zu lassen. Je länger die Diarrhö anhält, desto stärker ist der Darm des Pferdes geschädigt. Eine frühzeitige Untersuchung und Behandlung verbessert die Prognose bei Durchfall erheblich.

Vorbeugen:

Wie kann man Durchfall (Diarrhö) beim Pferd vorbeugen?

Da Durchfall beim Pferd viele verschiedene Ursachen hat, ist es nur bedingt möglich, einer Diarrhö vorzubeugen. Es gibt aber einige Tipps, auf die Sie bei Ihrem Pferd achten können:

  • Stellen Sie das Futter nicht abrupt um.
  • Eine häufig gestellte Frage lautet: “Was füttern bei Durchfall beim Pferd?” Vermeiden Sie Futtermittel, die zu Durchfall bei Pferden führen können, beispielsweise frischer, nicht ausreichend getrockneter Hafer und nicht genügend abgetrocknetes Heu, ausschließliche Fütterung mit Weizen, Roggen, Gersten, Zuckerrüben, Brot, Kartoffeln oder Rübenblättern.
  • Achten Sie darauf, dass das Futter des Pferdes frisch ist – eine trockene und saubere Lagerung ist empfehlenswert.
  • Überprüfen Sie regelmäßig, dass Ihr Pferd keine giftigen Pflanzen oder Stoffe in seiner Umgebung und auf der Weide erreichen kann.

Wann zum Tierarzt?

Benötigt ein Pferd mit Durchfall tierärztliche Hilfe?

Durchfall beim Pferd kann mild oder lebensgefährlich verlaufen. In jedem Fall ist Durchfall ein Krankheitssymptom und es ist ratsam, das Pferd von einer Tierärztin oder einem Tierarzt untersuchen zu lassen.

Je früher Durchfall erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose für das Pferd. Es ist wichtig, vor allem bei lang andauernden Durchfällen sowie bei Fohlen, die unter Diarrhö leiden, frühzeitig einzugreifen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Meyer, H.: Pferdefütterung. Enke 2014

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999