Chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd

Chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd

Pferd auf der Wiese
Pferde mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis husten häufiger und sind weniger leistungsfähig. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd?

Pferde mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis (kurz COB) leiden an einer länger andauernden Erkrankung der Atemwege. Die Pferde husten häufiger, sind weniger leistungsfähig und haben Probleme beim Atmen, vor allem beim Ausatmen. Oft ist die Lunge verschleimt.

Die chronisch obstruktive Bronchitis wird meist durch Staube und Gase ausgelöst, wie sie in der heutigen Pferdestall-Haltung häufig anfallen. Das Pferd reagiert übermäßig auf diese Fremdstoffe. Auch Schimmelpilz-Sporen können eine chronisch obstruktive Bronchitis auslösen. Tierärztinnen und Tierärzte nehmen an, dass Infektionen mit Viren eine COB beim Pferd begünstigen, beispielsweise ein Pferdehusten-Komplex.

Es gibt eine genetische Veranlagung für eine COB. Das heißt, die Neigung eines Pferdes, eher an einer chronischen Bronchitis zu erkranken, ist vererbbar. Meist erkranken die Pferde in den Wintermonaten, wenn die Besitzerin oder der Besitzer sie aufstallt.

Die chronisch obstruktive Bronchitis des Pferdes erfolgreich zu therapieren, ist nur durch ein umfangreiches angepasstes Fütterungs- und Stallmanagement möglich.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) beim Pferd?

Eine chronisch obstruktive Bronchitis wird durch verschiedene Faktoren ausgelöst. Eine Viruserkrankung, beispielsweise der Pferdehusten-Komplex, begünstigt die Entstehung einer COB. Die von Viren geschädigten Schleimhäute schwellen an. Das Pferd produziert mehr zähen Schleim, den es schlecht aushusten kann.

Pferde mit einer COB reagieren sehr empfindlich, wenn sie Staubpartikel und Gase in der Luft einatmen. Diese Partikel setzen sich in den kleinsten luftaustauschenden Lungenbläschen (Alveolen) ab. Ein gesundes Pferd ist in der Lage, diese Partikel durch die Lungenhärchen (Flimmerepithel) aus der Lunge zu transportieren und auszuhusten. Pferde, die leichter an einer COB erkranken, bereiten diese Partikel Probleme. Die Lungenhärchen transportieren den Schleim und die Partikel nicht ausreichend ab, das Sekret der Lunge ist zu schleimig.

Zudem schwellen die Schleimhäute der Bronchien an. Pferde, die leicht an einer COB erkranken, neigen dazu, dass sich ihre Luftwege schnell und zu stark verengen (Bronchospasmus). Dieser Zustand kann längere Zeit vorliegen, mit der Folge, dass die Bronchien dauerhaft verengt sind.

Pferde mit chronisch obstruktiver Bronchitis müssen stärker atmen, um die notwendige Luft in und aus der Lunge zu transportieren. Vor allem das Ausatmen fällt den Tieren schwer; die Pferde müssen den Bauch stärker anspannen. In einigen Fällen erkennt man an der deutlich stärker entwickelten Atemmuskulatur, dass das Pferd an einer COB leidet. Die Sehnen am Bauch zeichnen sich dann deutlich ab; vielen Reiterinnen und Reitern ist dieses Phänomen unter dem Begriff „Dampfrinne“ bekannt.

Entwickelt sich die chronisch obstruktive Bronchitis weiter, fällt es dem Pferd immer schwerer auszuatmen – es arbeitet gegen den steigenden Druck, der sich immer weiter verengenden Luftwege an. Der Zustand kann sich weiter zuspitzen, da es dem Pferd irgendwann nicht mehr möglich ist, die eingeatmete Luft komplett wieder auszuatmen. Bei jedem Atemzug nimmt es Luft in die Lungenbläschen (Alveolaren) auf.

Atmet das Pferd aus, verschließen sich teilweise diese Lungenbläschen und es bleibt Luft in der Lunge übrig (air trapping). Die Alveolaren blähen sich auf und die dünnen Wände der Lungenbläschen können hierdurch reißen. In schweren Fällen entsteht ein Lungenemphysem (Lungenüberblähung).

Es ist bislang nicht vollständig geklärt, wie genau die chronisch obstruktive Bronchitis beim Pferd entsteht. Nur die auslösenden Faktoren (Staub, Schimmel, Viren, Heustaub, schlechte Stallluft mit zu viel Ammoniak, vorangegangene Infektion) sind bekannt. Eine allergische Komponente bei der Entstehung der COB beim Pferd wird vermutet.

Symptome:

Wie äußert sich eine chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd?

Die Symptome einer chronisch obstruktiven Bronchitis sind sehr unterschiedlich. Typischerweise husten die Pferde. Häufig tritt der Husten anfangs nur selten und vor allem zum Beginn der Belastung auf. Manchmal hat das Pferd zusätzlich Nasenausfluss. Der Schleim kann durchsichtig oder auch gelblich und zähflüssig sein. Häufig atmen die Pferde schneller, vor allem nach oder bei Belastung, aber auch in Ruhe. Die Pferde ermüden schnell und sind nicht mehr leistungsfähig.

Bei ausgeprägter COB atmet das Pferd verstärkt mit dem Bauch, vor allem bei der Ausatmung. Die Muskulatur am Bauch bildet sich stärker aus, wodurch die Sehnen am Bauch eingefallen wirken („Dampfrinne“). Besteht die Bronchitis länger, magern die Pferde oft ab.

Die Symptome nehmen stark zu, wenn das Pferd vermehrt Staub ausgesetzt ist, wie beispielsweise durch Heu und Stroh oder wenn die Stallgasse gekehrt wird. Eine obstruktive Bronchitis beim Pferd ist eine chronische Erkrankung, unter der die Tiere wochen- bis monatelang leiden.

Diagnose:

Wie wird eine chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd diagnostiziert?

Um eine chronisch obstruktive Bronchitis zu diagnostizieren, schließen Tierärztinnen und Tierärzte zunächst alle anderen möglichen Ursachen für einen Husten aus. Sie stellen einige Fragen, zum Beispiel seit wann das Pferd hustet und unter welchen Situationen dies vor allem auftritt. Auch ist wichtig, wie das Pferd gehalten und gefüttert wird. Vor allem der Einstreu und dem Heu kommt eine besondere Bedeutung zu, da diese oft sehr staubig sind.

Dann betrachtet und untersucht der Tierarzt das Pferd gründlich. Hierbei hört er besonders intensiv die Lungen ab. Im Falle einer COB kann er häufig ein Giemen oder Rasseln in der Lunge des Pferdes hören. Er klopft die Lunge ab (Perkussion), um zu testen, ob sie lauter klingt als normal. Häufig ist es sinnvoll, das Pferd unter Belastung zu untersuchen, da dann die Symptome deutlicher sind.

Zur weiteren Diagnose der chronisch obstruktiven Bronchitis entnimmt der Tierarzt eine Blutprobe und führt eine Röntgen-Untersuchung beim Pferd durch. Bei schwer erkrankten Tieren ist besonders die Blutgasanalyse aufschlussreich – hier interessiert der Sauerstoffgehalt des Bluts. Der Sauerstoffgehalt gibt Ausschluss darüber, wie weit die Lungenfunktion schon beeinträchtig ist.

Häufig ist es notwendig, dass der Tierarzt die Bronchien des Pferdes spiegelt (Lungenspiegelung bei Tieren, Bronchoskopie). Hierbei gewinnt er auch Gewebe- und Schleimproben aus den Bronchien, um sie im Labor auf Zellen und Bakterien untersuchen zu lassen (Gewebeproben-Entnahme, Biopsie).

Behandlung:

Wie kann eine chronisch obstruktive Bronchitis (COB) beim Pferd behandelt werden?

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln eine chronische obstruktive Bronchitis zunächst, indem sie die Haltungsbedingungen des erkrankten Pferdes optimieren. Besonders wichtig ist hierbei, das Pferd durch Staub und Schadgase aus der Umgebung so wenig wie möglich zu belasten. Oft ist es notwendig, eine andere Einstreu zu verwenden und das Futter umzustellen. Ebenso empfiehlt es sich, den Stall regelmäßig auszumisten und ausreichend zu lüften.

Häufig raten Tierärztinnen und Tierärzte bei einer COB, zumindest am Anfang komplett auf Heu zu verzichten oder es zu behandeln. Heu enthält oft Schimmelpilze, Futtermilben und Staubpartikel, die sich negativ auf eine chronisch obstruktive Bronchitis auswirken. Damit die Pferde den Heustaub nicht inhalieren, ist es sinnvoll, das Heu einzuweichen. Raufutter kann ebenfalls stauben, daher kann es nötig sein, Grassilage zu verfüttern.

Auch bei Reinigungsarbeiten, beispielsweise beim Fegen der Stallgasse, sollte wenig Staub aufgewirbelt werden. Bei einer COB ist es hilfreich, das Pferd vorsichtig zu bewegen, da leichte Belastung die Lunge und die Atemwege zur Reinigung animiert. Es ist empfehlenswert, das Pferd hierbei seinem Zustand angemessen zu belasten – pumpende Atmung und starkes Schwitzen sind Zeichen, dass das Pferd überfordert ist.

Neben den Management- und Fütterungsmaßnahmen verschreibt der Tierarzt einem Pferd mit COB häufig Medikamente, um die Symptome zu lindern.

  • Gegen die verengten Bronchien (Bronchospasmus) verabreicht er dem Pferd sogenannte Sympathomimetika, wie beispielsweise Clenbuterol. Diese Medikamente entspannen die Muskulatur der Bronchien, sodass diese sich weiten und das Pferd etwas besser Luft einatmet.
  • Ähnliche Wirkung haben die sogenannten Phoshodiesterasehemmer (PDE-Hemmer), wie der Wirkstoff Theophyllin.
  • Um den Schleimabtransport aus der Lunge zu verbessern und erleichtern, erhält das Pferd Schleimlöser, wie Dembrexin, Bromhexin, Ambroxol oder Acetylcystein.
  • Damit die Schleimhaut abschwillt, bekommt das Pferd in manchen Fällen Glukokortikoide (z.B. Prednisolon, Dexamethason).

Prognose:

Wie ist die Prognose einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) beim Pferd?

Die Prognose hängt davon ab, wie stark und wie lange das Pferd schon an einer chronisch obstruktiven Bronchitis leidet und wie umfangreich seine Umgebung auf diese Erkrankung eingestellt werden kann. Prinzipiell bessern sich auch schwer erkrankte Pferde oft deutlich, wenn die Haltung und Fütterung optimiert und wenn die Pferde medikamentös behandelt werden.

Dennoch sind einige Pferde mit COB trotz idealer Bedingungen nicht symptomfrei, da sich die Flimmerepithelien der Lunge und die schleimproduzierenden Zellen durch die chronische Bronchitis dauerhaft verändert haben. Pferde mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis reagieren empfindlicher auf bestimmte Umweltstoffe, was meist auch bestehen bleibt, wenn die Symptome sich bessern.

Vorbeugen:

Wie kann man einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) beim Pferd vorbeugen?

Einer chronisch obstruktiven Bronchitis beim Pferd können Sie vorbeugen, indem Sie auf eine gute Fütterung und optimale Haltung Ihres Pferdes achtet. Es ist ratsam, Staub zu vermeiden und dementsprechend die Einstreu zu wählen. Es empfiehlt sich, die Qualität des Heus und Strohs regelmäßig zu überprüfen – nur hochwertige Qualität garantiert dem Pferd eine gute Fütterung und vermindert die Belastung mit Schimmelpilzen und Staub.

Außerdem ist es zur COB-Vorbeugung empfehlenswert, die Pferdeboxen regelmäßig zu reinigen. Dadurch bildet sich weniger Ammoniak, der neben Hufschäden zu chronisch obstruktiver Bronchitis führen kann. Auch eine ausreichende und regelmäßige Lüftung des Stalls ist notwendig. Achten Sie allerdings darauf, Zugluft zu vermeiden.

Des Weiteren fördern viel Weideaufenthalt, Freilauf und ausreichende Bewegung die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes und beugen Atemwegserkrankungen wie der COB vor.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) zum Tierarzt?

Ein Pferd mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis leidet unter Husten, ist weniger belastbar und atmet verstärkt in die Flanke. Es ist ratsam, jedes Pferd mit solchen oder ähnlichen Symptomen umgehend einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen. Je früher eine Bronchitis erkannt und therapiert wird, desto besser ist die Prognose für das Pferd.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022

Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999