Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd – Was hilft?

Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd – Was hilft?

Fohlen auf der Wiese
Bei einer Konjunktivitis sind die Bindehäute des Auges geschwollen und gerötet. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd?

Bei einer Bindehaut-Entzündung (medizinisch: Konjunktivitis) sind die Bindehäute des Auges geschwollen und gerötet und das Pferd hat häufig Augenausfluss. Das Sekret kann durchsichtig und dünnflüssig oder auch fest, gelblich und eitrig sein. Meist sind beide Augen des Pferdes betroffen, die Bindehaut-Entzündung kann aber auch einseitig auftreten. Manchmal kneifen die Pferde das erkrankte Auge zusammen.

Bindehaut-Entzündungen können als eigenständige Erkrankung vorkommen, beispielsweise wenn sie durch eine Allergie ausgelöst werden. Sie treten aber auch als Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung auf, zum Beispiel beim Pferdehusten-Komplex.

Eine spezielle Form der Bindehaut-Entzündung ist die Konjunktivitis follicularis (Follikelkatarrh). Die Pferde haben unter der Nickhaut kleine entzündliche Knötchen. Diese Knötchen reizen die Augen-Bindehäute des Pferdes.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd?

Eine Bindehaut-Entzündung beim Pferd kann durch andere Erkrankungen ausgelöst werden oder als eine eigenständige Krankheit auftreten.

So sind Bindehaut-Entzündungen unter anderem durch folgende Erkrankungen möglich:

  • Pferdehusten-Komplex
  • Influenza (Pferdegrippe), ausgelöst durch das Equine Influenzavirus
  • Lungenentzündung (Bronchopneumonie), durch das Equine Adenovirus verursacht
  • Druse, durch Streptokokkus equi ausgelöst
  • Entzündungen anderer naher Körperteile, die sich auf die Bindehäute ausdehnt, z.B. eine Entzündung des Lidrands (Blepharitis), des Tränensacks (Dakryozystitis), der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) oder eine Oberkiefer-Backenzahn-Entzündung
  • Trockene Augen, wenn das Auge zu wenig oder gar keine Tränenflüssigkeit produziert (Keratokonjunktivitis sicca)
  • Augenhaut-Entzündung (Uveitis)
  • Fehlstellungen der Augenlider oder Wimpern

Direkt können Bindehaut-Entzündungen beim Pferd unter anderem durch folgende Faktoren ausgelöst werden:

  • Giftstoffe oder entzündlich wirkende Stoffe, wie Staub, Fremdkörper, Rauch oder Gas
  • Allergien beim Pferd
  • Verschiedene Erreger, beispielsweise Moraxella equi, Chlamydien, Pseudomonaden oder Hefen
  • Parasiten, die das Auge befallen, beispielsweise Habronema, Thelazia lacrimalis oder Onchozerka
  • Überreaktion des lymphatischen Gewebes: Die Pferde reagieren dabei verstärkt auf Umweltreize und bilden unter der Nickhaut (dem dritten Augenlid) kleine Knötchen, die aus Entzündungszellen bestehen. Diese Knötchen reizen das Auge und die Bindehäute (Konjunktivitis follicularis, Follikelkatarrh).

Oft dringen zusätzlich Bakterien ins Auge des Pferdes ein und verstärken die Bindehaut-Entzündung (sog. Sekundärinfektionen).

Symptome:

Wie äußert sich eine Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd?

Eine Bindehaut-Entzündung beim Pferd äußert sich vor allem durch geschwollene und gerötete Bindehäute sowie Augenausfluss. Der Ausfluss kann dünn- oder dickflüssig sein. Eitriger Augenausfluss beim Pferd ist gelblich-grünlich.

Zum Teil sind die Augen der Pferde bei der Konjunktivitis verklebt. Manchmal ist den Pferden Licht unangenehm und sie kneifen die Augen zusammen. Oft jucken die Augen und die Pferde versuchen, ihren Kopf zu reiben.

Bindehaut-Entzündungen treten häufig als Symptom bei anderen Erkrankungen auf, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung. Dann zeigt das Pferd weitere Krankheitsanzeichen, wie Husten, Abgeschlagenheit und Fressunlust.

Diagnose:

Wie wird eine Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren eine Bindehaut-Entzündung beim Pferd durch eine Augenuntersuchung. Meist stellen sie zunächst einige Fragen zur Krankheitsgeschichte. Dann untersuchen sie das Auge des Pferdes gründlich.

Mittels eines Schirmer-Tests lässt sich feststellen, wie viel Tränenflüssigkeit im Auge ist. Hierbei wird dem Pferd ein Papierblättchen unter die Bindehaut gesteckt, welches die Tränenflüssigkeit mithilfe einer Färbung sichtbar macht. Die Tierärztin oder der Tierarzt schaut sich die Bindehäute des Pferdes genau an und achtet darauf, ob die Bindehaut gerötet oder geschwollen ist und wie die Blutgefäße im und um das Auge herum aussehen.

Manchmal ist es nötig, zur Diagnose einer Bindehaut-Entzündung das Auge des Pferdes mit speziellen Tropfen zu betäuben, um mithilfe einer Pinzette hinter die Nickhaut (drittes Augenlid) zu schauen. Auch wird genau geprüft, ob ein Fremdkörper im Auge zu finden ist, wie beispielsweise Stroh- oder Heupartikel.

Zusätzlich zur Augenuntersuchung untersuchen Tierärztinnen und Tierärzte das gesamte Pferd. Besonders achten sie hierbei auf andere Symptome, wie beispielsweise Husten oder Fieber, die mit anderen Grunderkrankungen einhergehen können.

Behandlung:

Was hilft bei einer Bindehaut-Entzündung beim Pferd?

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln eine Bindehaut-Entzündung beim Pferd abhängig von ihrer Ursache, und bekämpfen die Symptome. Falls die Auslöser für die Konjunktivitis bekannt sind, zum Beispiel Staub, reizende Stoffe oder Parasiten, werden diese entfernt, ebenso wie mögliche Fremdkörper im Auge, wie Grannen oder Strohpartikel. Oftmals ist es sinnvoll, zur Behandlung zunächst die Augen des Pferdes zu reinigen und von zähem und klebrigem Sekret zu befreien.

Welche Salbe bei Bindehaut-Entzündung beim Pferd?

Bei einer Bindehaut-Entzündung verordnen Tierärztinnen und Tierärzte häufig Antibiotika als Augentropfen oder Augensalben, um die Bakterien zu bekämpfen, die zusätzlich an der Konjunktivitis beteiligt sein können. Regelmäßig verwendete Antibiotika gegen Bindehaut-Entzündungen beim Pferd sind unter anderem die Wirkstoffe Neomycin, Polymycin und Gentamicin. Zusätzlich erhält das Pferd entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente.

Hat eine andere Erkrankung die Bindehaut-Entzündung beim Pferd ausgelöst, so wird diese ursächlich behandelt. Beispielsweise erhält das Pferd Medikamente gegen Parasiten. Im Fall einer Bremsen- und Fliegenplage ist eine Fliegenbekämpfung ratsam.

Prognose:

Wie lange dauert eine Bindehaut-Entzündung bei Pferden?

Die Prognose einer Bindehaut-Entzündung beim Pferd hängt stark von ihrem Ausmaß und ihrer Ursache ab. Einfache Bindehaut-Entzündungen heilen unter konsequenter Behandlung in der Regel gut ab. Je früher die Konjunktivitis behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Kann eine Bindehaut-Entzündung von alleine abheilen? Es ist nicht ratsam, eine Bindehaut-Entzündung ohne Behandlung abzuwarten, da die Behandlung umso aufwändiger werden kann, je weiter sie fortschreitet. Abgesehen davon verursacht die Bindehaut-Entzündung dem Pferd Beschwerden und bedarf allein deswegen einer tierärztlichen Behandlung.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Pferd vorbeugen?

Einer Bindehaut-Entzündung beim Pferd lässt sich nur bedingt vorbeugen. Häufig tritt die Konjunktivitis als zusätzliches Symptom einer anderen Erkrankung auf, beispielsweise einer Infektion mit Herpesviren (Pferdehusten-Komplex). Teilweise können Impfungen beim Pferd das Risiko für solche Erkrankungen und somit für eine Bindehaut-Entzündung senken.

Um einer Bindehaut-Entzündung vorzubeugen, sind alle Maßnahmen empfehlenswert, die ein gesundes und ausgewogenes Pferdeleben ermöglichen. Viele Pferde reagieren auf Staub- und Schadgase, sodass man staubige Einstreu oder zu trockenes Heu vermeiden sollte. Eine artgerechte Ernährung, regelmäßiges Ausmisten des Stalls und viel Freilauf halten das Pferd gesund.

Da viele Ursachen für eine Bindehaut-Entzündung beim Pferd ansteckend sind, ist es empfehlenswert, betroffene Tiere von den anderen zu separieren, und ihre Boxen sowie Nutzgegenstände regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren.

Wann zur tierärztlichen Untersuchung?

Muss ein Pferd mit einer Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) zur tierärztlichen Untersuchung?

Ein Pferd mit einer Bindehaut-Entzündung hat tränende und gerötete Augen. Diese Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf, zum Beispiel beim Pferdehusten-Komplex. Es ist ratsam, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die auslösende Erkrankung zu diagnostizieren und frühzeitig zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020

Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Tóth, J. et al.: Augenheilkunde beim Pferd. Schattauer 2010
Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999