Kippfenster-Syndrom bei der Katze

Kippfenster-Syndrom bei der Katze

Katze bei der Sonografie
Ob innere Verletzungen beim Kippfenster-Syndrom bei der Katze vorliegen, kann die Tierärztin mittels Ultraschall feststellen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist das Kippfenster-Syndrom bei der Katze?

Wer sich einen Stubentiger hält, hat bestimmt schon einmal von dem Kippfenster-Syndrom gehört. Warum sind Kippfenster eine Gefahr für Katzen? Immer wieder kommt es vor, dass Katzen beim Versuch, durch ein gekipptes Fenster zu schlüpfen, darin hängen bleiben. In der Regel schaffen die Katzen es noch, mit Kopf, Brust und Bauch durch den Spalt zu kommen. Meistens bleiben sie mit dann mit dem Becken hängen.

Durch ihre Befreiungsversuche rutschen die Katzen immer tiefer in den enger werdenden Spalt und werden darin eingeklemmt. Dabei können sich die Katzen gravierende Verletzungen an Knochen, Nerven und inneren Organen zuziehen. Tiermediziner bezeichnen dies als Kippfenster-Syndrom bei der Katze.

Welche Fenster sind für Katzen gefährlich? Egal, ob es sich um gekippte oder weit offene Fenster handelt: Fenster stellen oftmals eine Gefahr für Katzen dar. Sei es, dass sie aus einem Fenster in die Tiefe stürzen oder sich in einem gekippten Fenster einklemmen, man sollte immer entsprechende Vorkehrungen treffen, um Unfälle zu vermeiden. 

Ursachen:

Was sind die Ursachen für das Kippfenster-Syndrom bei der Katze?

Das Kippfenster-Syndrom entsteht, wenn die Katze versucht, durch ein gekipptes Fenster zu schlüpfen. Durch die – häufig heftigen – Befreiungsversuche rutscht die Katze immer weiter in den Spalt. Dabei klemmt sie sich ihren Bauch, ihre Hüfte und ihre Hinterbeine ein – Quetschungen und innere Verletzungen sind mögliche Folgen.

Oft werden beim Kippfenster-Syndrom Körperteile jenseits der eingeklemmten Körperpartie der Katze nicht mehr genügend mit Blut versorgt. Je länger die Katze eingeklemmt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit bleibender Schäden.

Symptome:

Wie äußert sich das Kippfenster-Syndrom bei der Katze?

Ein typisches Symptom des Kippfenster-Syndroms bei der Katze sind gelähmte hintere Gliedmaßen. Infolge der verminderten Durchblutung fühlen sich die Beine der Katze meist kalt an und das Tier reagiert auf Berührungen entweder gar nicht oder erst verspätet.

Auch Blutgerinnsel (Thrombosen) in den Bauchgefäßen und Schäden der inneren Organe (Blase, Darm) treten im Zusammenhang mit dem Kippfenster-Syndrom bei der Katze auf, wobei Nierenschäden eine gravierende Rolle spielen. Durch heftige Befreiungsversuche der Katze sind zudem Knochenbrüche im Bereich der Lenden-Wirbelsäule möglich.

Diagnose:

Röntgen Gerät
Eine Röntgen-Untersuchung gibt Aufschluss, ob sich die Katze beim Kippfenster-Syndrom Knochen gebrochen hat. Foto: vetproduction

Wie wird das Kippfenster-Syndrom bei der Katze diagnostiziert?

Vielfach kann sich die Katze beim Kippfenster-Syndrom nicht selbst befreien und der Tierhalter findet das eingeklemmte Tier im Fensterspalt. So kann er der Tierärztin oder dem Tierarzt Auskunft über die Ursache der Verletzungen geben.

Ansonsten stellt der Tierarzt die Diagnose anhand der vorhandenen Verletzungen, die bei einem Kippfenster-Syndrom bei der Katze zumeist im hinteren Bereich ihres Körpers liegen. Häufig sind Lähmungen und fehlende Reflexe.

Eine Röntgen-Untersuchung gibt Aufschluss, ob sich die Katze beim Kippfenster-Syndrom Knochen gebrochen hat. Innere Verletzungen erkennen Tierärztinnen und Tierärzte vielfach durch eine Ultraschall-Untersuchung. Mithilfe von Blutuntersuchungen und Urinuntersuchungen bei der Katze lassen sich unter anderem Nierenschäden feststellen.

Behandlung:

Was tun, wenn die Katze im Fenster eingeklemmt ist?

Wird die Katze beim Kippfenster-Syndrom nicht rechtzeitig befreit, besteht Lebensgefahr. Es empfiehlt sich, eine im Kippfenster gefangene Katze möglichst behutsam nach oben hin aus dem Fensterspalt zu heben, sie so wenig wie möglich zu bewegen und umgehend und schonend in eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik zu bringen. Die Tierärztin oder der Tierarzt kann durch eine eingehende Untersuchung die Verletzungen der Katze feststellen und direkt behandeln.

Mithilfe von Infusionen versuchen Tierärztinnen und Tierärzte, die Nierenfunktion der Katze mit Kippfenster-Syndrom aufrecht zu erhalten und Entzündungen zu lindern. Weiterhin kommen Vitamin-B-Präparate und entzündungshemmende Medikamente beim Kippfenster-Syndrom zum Einsatz. Im weiteren Verlauf kann regelmäßige Physiotherapie den Heilungsprozess beschleunigen und die Folgeschäden gegebenenfalls verringern.

Prognose:

Wie ist die Prognose beim Kippfenster-Syndrom?

Die Prognose beim Kippfenster-Syndrom der Katze hängt von den entstandenen Verletzungen ab. Je länger die Katze eingeklemmt war und je nachdem, wie stark sie versucht hat, sich zu befreien, umso größer sind häufig die Verletzungen. Wird die Katze schnell tierärztlich versorgt und langfristig intensiv behandelt, hat sie gute Chancen, sich vollständig zu erholen. Bis dahin kann es jedoch Wochen bis Monate dauern.

In anderen Fällen des Kippfenster-Syndroms wird die Katze zu spät gefunden und bleibt zum Beispiel an den Hinterbeinen gelähmt. Im schlimmsten Fall erliegt sie ihren Verletzungen. Spätfolgen wie Blutgerinnsel (Thrombosen) stellen eine weitere Gefahr für die Katze dar.

Vorbeugen:

Wie kann man dem Kippfenster-Syndrom bei der Katze vorbeugen?

Einem Kippfenster-Syndrom bei der Katze kann man vorbeugen, indem man sein Tier vor dem Versuch, durch ein gekipptes Fenster zu schlüpfen, schützt. Wenn Sie eine Katze besitzen, sollten Sie entweder die Fenster nicht kippen oder diese mit entsprechenden Sicherungen versehen, sodass die Katze nicht mehr durch das Fenster schlüpfen kann.

Wie kann man Fenster katzensicher machen? Um ein Fenster katzensicher zu machen, kann man zum Beispiel ein Schutzgitter oder -netz im Fensterrahmen anbringen. Im Fachhandel sind auch spezielle Schutzvorrichtungen für gekippte Fenster erhältlich.

Wann zum Tierarzt?

Muss eine Katze mit einem Kippfenster-Syndrom zum Tierarzt?

Wenn eine Katze in einem Kippfenster eingeklemmt war, ist es auf jeden Fall sinnvoll, so schnell wie möglich eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Der Tierarzt stellt eventuelle Verletzungen bei der Katze fest und leitet die entsprechende Behandlung ein.

Zudem ist es ratsam, die Katze mit einem Kippfenster-Syndrom längerfristig zu beobachten, da es zu Folgeerkrankungen wie Blutgerinnseln (Thrombosen) kommen kann. Sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, wann Sie zu den Kontrolluntersuchungen kommen sollen.

Weiterführende Informationen

Autor: Christian Ohlig, Dipl.-Biol. Ulrike Ibold
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Lutz, H. et al.: Krankheiten der Katze. Thieme Verlag 2019
Horzinek, M.C. et al: Krankheiten der Katze. Enke, Stuttgart 2014
Deiser R.: Naturheilpraxis Katzen. Gräfe und Unzer, München 2010