Verstopfung (Obstipation) beim Kaninchen

Verstopfung (Obstipation) beim Kaninchen

Kot vom Kaninchen
Normal geformter Kot eines Kaninchens. Foto: vetproduction[

Definition:

Was ist eine Verstopfung (Obstipation) beim Kaninchen?

Eine Verstopfung ist ein Verdauungsproblem unterschiedlicher Ursache. Der medizinische Fachausdruck lautet Obstipation. Bei einer Verstopfung verbleibt Nahrungsbrei länger als gewöhnlich im Darm – entweder als Folge von einer Darmträgheit, oder weil Verdauungsbrei verhärtet ist und den Darm verstopft.

Kaninchen neigen zu Verdauungsstörungen wie einer Verstopfung. Ihr Darm ist empfindlich und weist eine Besonderheit im Gegensatz zum menschlichen Darm auf: Kaninchen haben einen sogenannten Stopfdarm: Ein Kaninchen muss ständig Nahrung fressen, um die Verdauung in Schwung zu halten. Frisst es nicht ausreichend oder sind die Verdauungswege blockiert, stoppt die Verdauung. Restlicher Nahrungsbrei verbleibt dann im Darm und verhärtet.

Das Kaninchen setzt bei einer Verstopfung entweder keine oder – unter Schmerzen – sehr harte Kotbällchen ab.

Ursachen:

Welche Ursachen hat eine Verstopfung beim Kaninchen?

Eine Verstopfung kann bei Kaninchen verschiedene Ursachen haben. In jedem Fall verstopft fester Nahrungsbrei den Darm, sodass weiterer Futterbrei nicht mehr passieren kann. Dadurch staut sich Nahrung im Verdauungstrakt.

Unter bestimmten Umständen beginnt Futter im Magen oder Darm zu gären, was den Bauch des Kaninchens schmerzhaft auftreibt (Trommelsucht beim Kaninchen).

Häufige Ursachen einer Verstopfung beim Kaninchen sind unter anderem:

  • Das Kaninchen hat Einstreu gefressen, welches in Magen und Darm aufquillt.
  • Haarballen beim Kaninchen verlegen Magen oder Darm und führen zu einer Verstopfung.
  • Faserarme Ernährung führt zu Darmträgheit und Obstipation. Auch Trockengemüse und Pellets bilden leicht einen zu festen Nahrungsbrei im Darm, vor allem, wenn das Kaninchen zu wenig trinkt.
  • Das Kaninchen erhält selten Saftfutter, trinkt zu wenig und leidet an Flüssigkeitsmangel (Austrocknung beim Kaninchen).
  • Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen Darmträgheit und Verstopfung beim Kaninchen.
  • Weitere Ursachen von Verstopfung sind Vergiftungen, Infektionen, Verlegung von Darmschlingen oder Tumoren.
  • Parasiten stören die Magen-Darm-Tätigkeit.
  • Durch Zahnkrankheiten kann das Kaninchen das Futter nicht genügend zerkleinern und bekommt Verdauungsstörungen.

Symptome:

Wie äußert sich eine Verstopfung beim Kaninchen?

Eine Verstopfung beim Kaninchen zeigt sich durch typische Symptome: Das Kaninchen setzt nur noch selten und unter Anstrengung Kot ab. Dieser ist von harter Konsistenz und entweder auffallend klein oder auch zusammengeballt groß.

Geht eine Verstopfung auf Haarballen zurück, finden sich diese häufig in den Ausscheidungen wieder. Teilweise wirkt der Kot perlschnurartig, wobei die Kotballen auf einzelne Haare aufgereiht sind.

Typische Symptome einer Obstipation sind Schmerzen, wenn das Kaninchen Kot absetzt. Oftmals wirkt der Bauch aufgedunsen und ist manchmal auch verhärtet. Das Kaninchen verliert den Appetit (Fressunlust beim Kaninchen) und wirkt apathisch. Hat es durch die Verstopfung Schmerzen, drückt es den Rücken nach oben durch.

Teilweise führt eine Obstipation zu weiteren Verdauungsproblemen wie eine Magenüberladung beim Kaninchen oder eine Trommelsucht. Bei einer Trommelsucht bläht sich der Bauch auf und verhärtet sich. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass das Kaninchen Atemnot und/oder einen Kreislaufschock erleidet.

Diagnose:

Kaninchen mit Moehre
Gesundes Futter ist bei einer Verstopfung sehr wichtig. Foto: vetproduction

Wie wird eine Verstopfung beim Kaninchen diagnostiziert?

Anzeichen wie verhärteter Kot und Fressunlust deuten auf eine Verstopfung hin. Suchen Sie zeitnah mit dem Kaninchen eine Tierarzt-Praxis auf, wenn sich die Symptome nicht bessern.

Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich zunächst nach den Beschwerden des Kaninchens und seit wann sie bestehen. Wichtig ist auch, welches Futter das Kaninchen in den letzten Tagen erhalten hat.

Zur Diagnose einer Verstopfung wird der Bauch des Kaninchens untersucht und abgetastet. Oftmals finden sich stellenweise leichte Verhärtungen. Bestehen gleichzeitig Blähungen, ist der gesamte Bauch des Kaninchens hart gespannt.

Zur weiteren Diagnose der Obstipation kann eine Kotuntersuchung helfen. Im Kot lassen sich beispielsweise mögliche Parasiten oder Haarballen nachweisen, die zur Verstopfung geführt haben.

Beim Verdacht auf eine schwere Verstopfung des Darms wird der Bauchraum des Kaninchens geschallt (Ultraschall-Untersuchung) oder geröntgt (Röntgen-Untersuchung). So lassen sich zum Beispiel verdrehte Darmschlingen oder Tumoren als Ursache der Obstipation diagnostizieren.

Behandlung:

Wie kann eine Verstopfung beim Kaninchen behandelt werden?

Leidet ein Kaninchen unter Verstopfung, empfiehlt es sich, eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Bei geringen Beschwerden genügt es manchmal, dem Kaninchen ausreichend Flüssigkeit und Saftfutter anzubieten. In einigen Fällen raten Tierärztinnen und Tierärzte auch dazu, dem Kaninchen Öl (oder Paraffinöl) zu geben, welches den Nahrungsbrei gleitfähiger macht.

Es ist aber oft notwendig, im Fall einer Verstopfung andere Erkrankungen beim Kaninchen tierärztlich auszuschließen, zum Beispiel Haarballen, eine Magenüberladung oder eine Trommelsucht, die für das Kaninchen lebensbedrohlich sein können.

Bessert sich die Verstopfung nicht, erhält das Kaninchen Medikamente. Je nach Beschwerden sind Mittel gegen Blähungen (wie Simeticon), Schmerzmittel oder Wirkstoffe sinnvoll, die die Darmbewegung des Kaninchens aktivieren (z.B. Metoclopramid). Auch verschreiben Tierärztinnen und Tierärzte bei Verstopfung häufig ein Mittel, welches die Darmflora des Kaninchens verbessert.

Löst sich die Verstopfung beim Kaninchen durch diese Behandlung nicht, besteht das Risiko von Komplikationen. Bei einer länger anhaltenden und/oder schweren Verstopfung erhält das Kaninchen eine Infusion. Im Notfall ist eine Darmsonde (bzw. Magensonde) oder eine Operation notwendig, um den verhärteten Nahrungsbrei zu entfernen. Anschließend bekommt das Tier wieder Futter, um die Verdauung anzuregen. Bei Fressunlust wird das Kaninchen gepäppelt (Zwangsfütterung).

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Verstopfung beim Kaninchen?

Welche Prognose eine Verstopfung beim Kaninchen hat, hängt davon ab, wie stark sie ausgeprägt ist und ob sie behandelt wird. Eine leichte Verstopfung hat gewöhnlich eine gute Prognose.

Doch sind bei einer starken und länger anhaltenden Obstipation Komplikationen möglich. So zersetzen Bakterien den Nahrungsbrei weiter – dadurch können sowohl Gifte entstehen, die ins Blut gelangen, als auch Gase, die den Darm aufblähen (Trommelsucht beim Kaninchen).

Ist der Darm des Kaninchens vollständig verstopft (Darmverschluss), staut sich der Nahrungsbrei oberhalb teilweise bis in den Magen auf. Als Folge sind eine Magenüberladung und andere Komplikationen möglich – das Kaninchen befindet sich in einem lebensbedrohlichen Zustand.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Verstopfung beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Verstopfung beim Kaninchen lässt sich vorbeugen. Zwar hat das Kaninchen eine empfindliche Verdauung und neigt damit zu Verdauungsstörungen wie Verstopfung. Doch Sie können mit einigen Maßnahmen einer Obstipation beim Kaninchen vorbeugen:

  • Das Grundnahrungsmittel Ihres Kaninchens ist Heu. Fertige Futtermischungen oder Pellets sind nur Zusatzfutter, die Sie Ihrem Kaninchen in kleinen Mengen anbieten können.
  • Bieten Sie Ihrem Kaninchen ausreichend frisches Wasser.
  • Genügend Auslauf hält Ihr Kaninchen gesund. So lässt sich gleichermaßen Übergewicht und Verstopfung beim Kaninchen vorbeugen.
  • Neigt Ihr Kaninchen zu Haarausfall, etwa durch Fellwechsel, bürsten Sie ausfallende Haare aus. Dadurch vermeiden Sie eine Haarballen-Bildung und beugen einer Obstipation und Trommelsucht beim Kaninchen vor. Auch das Verfüttern von Ananas-Enzymen oder speziellen Haarpasten empfehlen Tierärztinnen und Tierärzte oftmals zur Vorbeugung von Verstopfung.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kaninchen bei Freilauf nicht an Zimmerpflanzen oder Gartenpflanzen nagt. Einige sind giftig für das Tier (z.B. Alpenrose, Oleander).
  • Falls Ihr Kaninchen zu Verstopfung neigt, können Sie eine leichte Bauchmassage ausprobieren, wobei Sie den Bauch des Tieres eher streicheln als mit Druck massieren.
  • Lassen Sie Zahnkrankheiten in regelmäßigem Abstand tierärztlich kontrollieren und behandeln.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Verstopfung zum Tierarzt?

Bei Anzeichen von Verstopfung ist es empfehlenswert, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Kaninchen haben einen sehr empfindlichen Magen-Darm-Trakt – es treten relativ schnell Komplikationen auf.

Ein Tierarzt-Besuch hilft, die Verstopfung beim Kaninchen gezielt zu behandeln. Damit vermeiden Sie das Risiko einer Magenüberladung oder Trommelsucht beim Kaninchen. Lassen Sie sich zudem tierärztlich beraten, was Sie tun können, wenn Ihr Kaninchen zu Verstopfung neigt.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Rühle, A.: Kaninchen würden Wiese kaufen. Books on Demand, 2009
Schrey, C.F.: Notfalltherapie in der Kleintierpraxis. Schattauer Verlag, Stuttgart 2009