Vermehrter Durst (Polydipsie) beim Kaninchen

Vermehrter Durst (Polydipsie) beim Kaninchen

Untersuchung Kaninchen
Bei vermehrtem Durst ist eine gründliche Untersuchung des Kaninchens wichtig. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist vermehrter Durst beim Kaninchen?

Vermehrter Durst bei einem Kaninchen kann unterschiedliche Ursachen haben. Oftmals zeigt verstärkter Durst an, dass das Kaninchen weniger Flüssigkeit aufgenommen hat, als es benötigt. In anderen Fällen deutet der vermehrte Durst beim Kaninchen auf eine Erkrankung hin. Der medizinische Fachbegriff lautet Polydipsie.

Wenn Ihr Kaninchen viel mehr trinkt als gewöhnlich, ist es sinnvoll, eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Dies gilt vor allem, wenn der Durst über längere Zeit ungewöhnlich groß ist oder Ihnen weitere Symptome beim Kaninchen auffallen.

Ursachen:

Welche Ursachen hat vermehrter Durst beim Kaninchen?

Vermehrter Durst beim Kaninchen kann unterschiedliche Ursachen haben. Grundsätzlich ist Durst ein Zeichen, dass dem Körper Flüssigkeit fehlt und damit die Wasserbilanz nicht ausgeglichen ist. Ein ausgewachsenes Kaninchen benötigt täglich etwa 50 bis 125 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht, abhängig unter anderem von seinem Alter, der Aktivität und Außentemperatur.

Das Kaninchen deckt seinen Bedarf über Trinkwasser und durch wasserhaltige Frischkost. Wasser ist für den Stoffwechsel des Körpers sehr wichtig. Mangelt es an Wasser, gerät der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Starker Wassermangel (Austrocknung, Exsikkose) ist für ein Kaninchen lebensgefährlich.

Vermehrter Durst beim Kaninchen hat zwei mögliche Ursachen. Eine davon ist: Das Kaninchen ist gesund, hat aber zu wenig Flüssigkeit aufgenommen. Gesunde Kaninchen zeigen einen vermehrten Durst bei Hitze oder wenn sie sich viel bewegen. Ebenfalls sind sie durstig, wenn sie wenig Frischfutter, dafür aber vermehrt trockenes Futter erhalten. Die andere Möglichkeit ist, dass das Kaninchen einen durch eine Erkrankung erhöhten Flüssigkeitsbedarf hat.

Mögliche Ursachen von vermehrtem Durst beim Kaninchen sind:

  • Hitze
  • Trockenheit (geringe Luftfeuchtigkeit)
  • Zu wenig Trinkwasser oder Frischkost verfügbar
  • Das Kaninchen war sehr aktiv und hat sich viel bewegt.
  • Es hat größere Mengen trockenes Futter gefressen.
  • Trächtigkeit
  • Stoffwechselstörungen: Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) als häufige Ursache für vermehrten Durst
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, etwa einer Kortison-Behandlung
  • Nierenerkrankungen, Nierenentzündungen (z.B. durch eine Enzephalito-Zoonose) oder Harnwegsinfekte (wie Blasenentzündung beim Kaninchen)
  • Wasserverlust bei Durchfall (meist durch Infektionen)

Symptome:

Wie äußert sich vermehrter Durst beim Kaninchen?

Vermehrter Durst kann das Symptom einer Erkrankung sein – oder eine normale Reaktion auf Wassermangel. Je nachdem, welchen Auslöser der vermehrte Durst hat, bemerken Sie, dass Ihr Kaninchen häufiger als gewöhnlich trinkt. Dies kann sich auch darin zeigen, dass das Kaninchen größere Mengen wasserhaltiger Kost verzehrt (etwa wasserreiches Gemüse wie Gurke).

Sobald Sie bemerken, dass Ihr Kaninchen vermehrten Durst zeigt, achten Sie auf mögliche weitere Symptome:

  • Scheidet das Kaninchen nur wenig oder eher größere Mengen Urin aus?
  • Oder setzt es häufig geringe Mengen Urin ab?
  • Besteht Durchfall? Oder hat das Kaninchen eher Verstopfung?
  • Wirkt die Haut des Kaninchens schlaff? Lassen sich Hautfalten aufziehen, die länger brauchen, bis sie verstreichen? Dann mangelt es dem Kaninchen an Flüssigkeit (Austrocknung).
  • Das Kaninchen wirkt benommen, krampft oder ist bewusstlos: Es besteht akuter Wassermangel. Es handelt sich um einen Notfall!

Diagnose:

Wie wird vermehrter Durst beim Kaninchen diagnostiziert?

Vermehrter Durst kann auf eine Erkrankung hindeuten und sollte daher tierärztlich abgeklärt werden. Wirkt das Kaninchen gesund und ist es größerer Wärme ausgesetzt, ist das vermehrte Trinken ein Zeichen, dass der Körper einen höheren Flüssigkeitsbedarf hat – dies ist eine normale Reaktion. Sobald Sie jedoch den Eindruck haben, dass Ihr Kaninchen ständig vermehrten Durst zeigt, suchen Sie eine Tierarzt-Praxis auf.

Die Tierärztin oder der Tierarzt stellt zunächst ein paar Fragen, zum Beispiel welche Symptome bestehen und seit wann sie aufgefallen sind. Anschließend wird das Kaninchen gründlich untersucht und unter anderem der Bauch abgetastet. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Hautspannung: Hautfalten, die nicht in normaler Geschwindigkeit verstreichen, deuten auf eine Austrocknung des Kaninchens hin.

Wichtig für die Diagnose bei vermehrtem Durst beim Kaninchen sind Blutuntersuchungen und Urinuntersuchungen. Die Proben werden im Labor untersucht, um unter anderem den Blutzucker-Wert (Hinweis auf Diabetes mellitus) bestimmen zu lassen. Der Hämatokrit-Wert zeigt das Verhältnis von Blutzellen zu Blutflüssigkeit an – ist der Hämatokrit zu hoch, deutet dies auf einen Polydipsie hin. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung innerer Organe, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz (z.B. eine Ultraschall-Untersuchung). 

Behandlung:

Wie kann vermehrter Durst beim Kaninchen behandelt werden?

Ob vermehrter Durst beim Kaninchen eine Behandlung erfordert, richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Vorübergehend starker Durst ist meist kein Grund zur Behandlung. Das Kaninchen trinkt dann einfach mehr, um seinen Wasserbedarf zu decken. Bei akutem Flüssigkeitsmangel ist dagegen eine schnelle Behandlung erforderlich: Das Kaninchen ist dann benommen, krampft und/oder ist bewusstlos. Es ist wichtig, dem Kaninchen ausreichend Flüssigkeit anzubieten und es sofort in eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik zu bringen. Es erhält dann eine Infusion und Medikamente, die seinen Kreislauf anregen.

Besteht vermehrter Durst beim Kaninchen über eine längere Zeit, richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Ursache. Liegt ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) aufgrund von Übergewicht vor, ist es wichtig, dem Kaninchen eine spezielle Kost und ausreichend Bewegung zu bieten. Ein Kaninchen braucht ständig Nahrung, damit sein Darm funktioniert und es nicht zu Darmproblemen wie einer Magenüberladung, Trommelsucht oder Verstopfung beim Kaninchen kommt. Setzen Sie es daher nicht auf Diät, sondern füttern Sie – gesund und artgerecht – vorwiegend Heu und zusätzlich Frischkost. In den meisten Fällen ist bei Diabetes mellitus zusätzlich eine Insulintherapie notwendig.

Geht die Polydipsie auf eine Infektion zurück, verordnet die Tierärztin oder der Tierarzt Medikamente gegen den jeweiligen Krankheitserreger (z.B. Antibiotika bei bakteriellen Infekten).

Prognose:

Wie ist die Prognose von vermehrtem Durst beim Kaninchen?

Welche Prognose vermehrter Durst beim Kaninchen hat, richtet sich nach der Ursache. Häufig ist starker Durst vorübergehend – das Kaninchen trinkt dann entsprechend mehr und deckt so seinen Flüssigkeitsbedarf.

Bei einer starken Austrocknung besteht dagegen akute Lebensgefahr. Ohne Flüssigkeit (etwa durch Infusionen) drohen ein Kreislaufschock und Organversagen. Geht vermehrter Durst beim Kaninchen auf eine Infektionskrankheit zurück, richtet sich die Prognose nach der jeweiligen Erkrankung.

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) als Ursache von vermehrtem Durst verläuft unterschiedlich. Gelingt es, das Kaninchen erfolgreich mit Insulin zu behandeln und Übergewicht abzubauen, bessern sich die Beschwerden meist. Unbehandelt sind Folgeerkrankungen möglich, etwa Nervenschäden durch den dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel.

Vorbeugen:

Wie kann man vermehrtem Durst beim Kaninchen vorbeugen?

Vermehrtem Durst beim Kaninchen lässt sich teilweise vorbeugen:

  • Ihr Kaninchen benötigt ausreichend frisches Wasser. Wechseln Sie das Wasser täglich.
  • Trinkgefäße zum Aufhängen an der Stallwand sind hygienischer als offene Wassernäpfe. Nutzen Sie jedoch offene Näpfe, ist es wichtig, daraus eingeweichtes Futter oder ähnliche Verunreinigungen zu entfernen und das Wasser noch häufiger zu wechseln. Reinigen Sie die Wassergefäße regelmäßig, um Infektionskrankheiten beim Kaninchen vorzubeugen.
  • Ernähren Sie Ihr Kaninchen artgerecht. Es benötigt als Grundnahrungsmittel Heu, zusätzlich Grünfutter (etwa getrocknete Kräuter), Frischkost (unter Anderem Möhren, Obst) und Gehölz zum Nagen (etwa von Obstbäumen).
  • Geben Sie Ihrem Kaninchen nur wenig Getreidekost und Futtermischungen. Verzichten Sie auf industrielle Snacks für das Kaninchen, besonders wenn sie fettreich sind und Zucker enthalten. So beugen Sie unter anderem Übergewicht und Diabetes mellitus sowie Verdauungsproblemen und Zahnkrankheiten beim Kaninchen vor.
  • Besonders im Sommer ist Ihr Kaninchen für wasserreiche Frischkost dankbar, etwa Salat und Gurke. Die Kaninchen brauchen neben ausreichend Wasser einen Rückzugsort vor Sonneneinstrahlung, sonst können sie überhitzen (Hitzschlag beim Kaninchen).
  • Achten Sie auf eine gute Hygiene und wechseln Sie regelmäßig die Einstreu, um Infektionen vorzubeugen.
  • Bieten Sie Ihrem Kaninchen genügend Auslauf. So kann es sich ausreichend bewegen – dies wirkt Übergewicht und Diabetes mellitus entgegen.
  • Nehmen Sie mit Ihrem Kaninchen regelmäßig die tierärztlichen Kontrolluntersuchungen wahr.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit vermehrtem Durst zum Tierarzt?

Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kaninchen nach dem Auslauf oder einem heißen Tag viel trinkt oder nachdem es Trockenfutter gefressen hat, muss dies noch kein Krankheitszeichen sein. Wirkt das Kaninchen gesund und trinkt weiterhin wieder übliche Mengen, besteht kein Grund zur übermäßigen Sorge. Wichtig ist, dem Kaninchen ausreichend Flüssigkeit bereit zu stellen.

Ist das Kaninchen jedoch benommen oder gar bewusstlos und scheidet kaum Urin aus, könnte ein akuter Flüssigkeitsmangel bestehen. Dann ist es notwendig, das Kaninchen sofort einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen.

Hat das Kaninchen einen gesunden Appetit, trinkt viel und scheidet auch viel Urin aus, deutet dies eventuell auf Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) hin. Auch hier ist es erforderlich, die genaue Ursache tierärztlich abklären zu lassen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. München: Urban & Fischer, 2014
Beck, W.; Pantchev, N.: Praktische Parasitologie bei Heimtieren. Schlütersche, Hannover 2012