Vaginalausfluss beim Kaninchen – was steckt dahinter?

Vaginalausfluss beim Kaninchen – was steckt dahinter?

Abstrich
Die Tierärztin nimmt einen Abstrich von der Vaginalflüssigkeit des Kaninchens. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Vaginalausfluss beim Kaninchen?

Vaginalausfluss kommt bei Kaninchen häufiger vor. Er kann unterschiedlich aussehen und zum Beispiel klar und dünnflüssig, blutig oder eitrig sein.

Verschiedene Ursachen sind möglich: Ausfluss tritt natürlicherweise bei Hormonschwankungen (etwa durch Trächtigkeit) auf, ist jedoch mitunter auch Anzeichen einer Erkrankung beim Weibchen.

Beim weiblichen Kaninchen mündet die Harnröhre in die Vagina. Dementsprechend lässt sich meist nicht sicher erkennen, ob es sich um Vaginalausfluss oder zum Beispiel um verdickten oder gefärbten Urin handelt.

Die genaue Diagnose kann eine Tierärztin oder ein Tierarzt stellen. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Ausflusses.

Ursachen:

Welche Ursachen hat ein Vaginalausfluss beim Kaninchen?

Vaginalausfluss beim Kaninchen hat verschiedene Ursachen. Entzündungen oder Blutungen sind ebenso möglich, wie harmloser Ausfluss durch Hormonschwankungen.

Mögliche Ursachen für Vaginalausfluss sind:

  • Hormonschwankungen, Paarungsbereitschaft (Hitze)
  • Trächtigkeit
  • Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra), meist bei Kaninchen mit Übergewicht oder Fettsucht
  • Bestimmte Gebärmutter-Veränderungen, z.B. zystische endometriale Hyperplasie, Hämometra
  • Scheidenentzündung, z.B. Kaninchensyphilis
  • Verletzung der Gebärmutter, z.B. Verdrehung (Uterustorsion)
  • Geplatzte Blutgefäße, etwa bei erweiterten Gefäßen in der Gebärmutter (Aneurysmen)
  • Scheidenkrebs (Vaginaltumor)
  • Gebärmutterkrebs (Adenokarzinom)
  • Fehlgeburt

Symptome:

Wie erkenne ich Scheidenausfluss beim Kaninchen?

Ein Vaginalausfluss macht sich beim Kaninchen durch typische Symptome bemerkbar. Aus der Scheidenöffnung tritt Sekret aus. Je nach Ursache ist der Vaginalausfluss beim Kaninchen klar und dünnflüssig, zähflüssig und trüb, schleimig oder mit Eiter oder Blut versetzt. Als Kaninchenhalterin oder Kaninchenhalter bemerken Sie den Ausfluss meist daran, dass das Fell in der Genitalregion des Weibchens befeuchtet oder verfärbt ist.

Der Vaginalausfluss kann – je nach Ursache – von weiteren Symptomen begleitet sein. Eine Paarungsbereitschaft oder Trächtigkeit erkennen Sie meist durch typische Verhaltensänderungen beim Kaninchen (etwa vermehrt dominantes Verhalten). Bei eitrigem Scheidenausfluss kann zusätzlich Fieber, Abgeschlagenheit und Fressunlust beim Kaninchen auftreten.

Handelt es sich um blutigen Vaginalausfluss durch eine Verletzung, zeigt das Kaninchen häufig Schmerzreaktionen (zum Beispiel Zähneknirschen) und wirkt apathisch.

Diagnose:

Was wird untersucht, wenn mein Kaninchen Vaginalausfluss hat?

Vaginalausfluss beim Kaninchen erfordert eine tierärztliche Diagnose. So kann der Ausfluss Anzeichen verschiedener Erkrankungen sein. Die Tierärztin oder der Tierarzt stellt zunächst ein paar Fragen, beispielsweise seit wann der Ausfluss beim Kaninchen besteht, ob er regelmäßig vorkommt und ob weitere Symptome aufgetreten sind.

Anschließend untersucht die Tierärztin oder der Tierarzt das Kaninchen gründlich. Sie oder er prüft unter anderem, ob der Bauchumfang vergrößert ist. Anschließend begutachtet sie oder er die Genitalregion.

Zur Diagnose von Vaginalausfluss ist es wichtig, welche Farbe und Beschaffenheit der Ausfluss hat. Eine Probe des Sekrets wird entnommen, um sie im Labor untersuchen zu lassen.

Je nach Verdachtsdiagnose sind zudem Blutuntersuchungen, Urinuntersuchungen sowie bildgebende Verfahren, wie eine Ultraschall-Untersuchung und eine Röntgen-Untersuchung, sinnvoll.

Wichtig für die Diagnose von Scheidenausfluss ist außerdem, eine mögliche Blasenentzündung beim Kaninchen auszuschließen – sie verursacht ähnliche Symptome.

Behandlung:

Was tun, wenn mein Kaninchen Vaginalausfluss hat?

Vaginalausfluss beim Kaninchen erfordert meist eine tierärztliche Behandlung. Lediglich bei einer Trächtigkeit ist klarer und dünnflüssiger Vaginalausfluss normal, ebenso bei der “Hitze” des Weibchens. Ansonsten richtet sich beim Kaninchen die Therapie von Vaginalausfluss nach der jeweiligen Ursache.

Bakterielle Infektionen lassen sich mit Antibiotika behandeln. In einigen Fällen (etwa Verletzungen oder Krebs) ist eine Operation notwendig. Dabei werden zum Beispiel die Gebärmutter und die Eierstöcke des Kaninchens entfernt, was einer Kastration entspricht (Ovariohysterektomie).

Prognose:

Ist Vaginalausfluss beim Kaninchen gefährlich?

Die Prognose von Vaginalausfluss richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Hat der Scheidenausfluss eine “natürliche” Ursache, wie etwa die Hitze des Weibchens, besteht meist kein Grund zur Sorge – sofern das Kaninchen gesund wirkt, keine Krankheitszeichen zeigt (zum Beispiel Fressunlust beim Kaninchen) und der Ausfluss nicht lange anhält. Es ist jedoch empfehlenswert, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, um schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen.

Hat der Vaginalausfluss beim Kaninchen eine andere Ursache, richtet sich die Prognose nach der jeweiligen Erkrankung. Eitriger Ausfluss durch Entzündungen oder eine Gebärmutter-Vereiterung beim Kaninchen erfordert immer eine umgehende Behandlung. Andernfalls kann die Entzündung auf andere Organe übergreifen und für das Kaninchen lebensgefährlich sein.

Ein blutiger Vaginalausfluss hat für das Kaninchen eine ungewisse Prognose. Er stellt für das Tier meist einen Notfall dar – deshalb ist es wichtig, sofort eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik aufzusuchen, um die genaue Ursache abklären zu lassen.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Vaginalausfluss beim Kaninchen vorbeugen?

Einem Vaginalausfluss beim Kaninchen lässt sich nicht direkt vorbeugen. Der Ausfluss kommt natürlicherweise bei Weibchen vor und zeigt Hormonschwankungen an, etwa wenn die Kaninchen paarungsbereit oder trächtig sind. Erkrankungen der Vagina lassen sich schwer gezielt vorbeugen.

Wichtig ist allgemein, dem Kaninchen gesunde Lebensbedingungen zu bieten, um seine Abwehrkraft gegenüber Infektionen zu stärken. Eine gute Hygiene und Ernährung sind ebenso wichtig, wie Stress beim Kaninchen zu vermeiden – damit lässt sich einem Vaginalausfluss durch Infektionen teilweise vorbeugen.

Ist ein Kaninchen öfter scheinträchtig, kann es sinnvoll sein, das Tier kastrieren zu lassen. Häufige starke Hormonschwankungen sind für das Kaninchen zum einen stressig, zum anderen begünstigen sie Gebärmutter-Veränderungen, die zu Vaginalausfluss führen.

Es empfiehlt sich weiterhin, regelmäßig die tierärztlichen Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. So lassen sich unter anderem Erkrankungen der Gebärmutter rechtzeitig erkennen und behandeln – und damit Vaginalausfluss beim Kaninchen vorbeugen.

Dann ist der Tierarzt-Besuch ratsam

Ist es bei Vaginalausfluss wichtig, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen?

Bei Vaginalausfluss ist es meist notwendig, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Dies gilt vor allem, wenn der Ausfluss blutig oder eitrig ist – dies sind sichere Anzeichen, dass das Kaninchen erkrankt oder verletzt ist. In diesem Fall ist ein sofortiger Tierarzt-Besuch wichtig.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt klärt die Ursache des Vaginalausflusses und behandelt das Kaninchen entsprechend. Ist der Ausfluss jedoch klar und sicher bekannt, dass das Weibchen in Hitze oder trächtig ist, sind ein Tierarzt-Besuch und eine Behandlung meist nicht erforderlich.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. München: Urban & Fischer, 2014