Tyzzer’s Disease beim Kaninchen

Tyzzer’s Disease beim Kaninchen

Kaninchen
Vor allem für junge Kaninchen kann die Tyzzer’s Disease gefährlich sein. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist die Tyzzer‘s Disease beim Kaninchen?

Die Tyzzer’s Disease ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Clostridium piliforme ausgelöst wird. Die Erkrankung kommt vor allem bei Kaninchen und Nagetieren, wie zum Beispiel Ratten, Meerschweinchen und Hamstern, vor. Aber auch zahlreiche andere Säugetiere können sich mit dem Erreger infizieren.

Clostridium piliforme wird in erster Linie über verschmutztes Futter oder über die Einstreu übertragen. Nachdem der Erreger über das Maul in den Körper des Kaninchens gelangt ist, siedelt er sich zunächst im Darmtrakt an. Von hier aus breitet er sich über Blut und Lymphgefäße aus und besiedelt dabei die Leber und das Herz.

Die Tyzzer’s Disease führt bei Kaninchen zu sehr schweren, akuten Durchfällen. Allerdings kommt es nicht bei allen Kaninchen, die den Erreger in sich tragen, zwangsläufig zum Ausbruch der Tyzzer’s Disease. Viele Kaninchen tragen den Erreger dauerhaft in sich, ohne Symptome zu entwickeln.

Als wichtige Auslöser der akuten Erkrankung gelten Stress und Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Besonders häufig erkranken Jungtiere im Alter von drei bis acht Wochen, die frisch von der Mutter getrennt wurden. Die mit dem Durchfall einhergehenden Wasserverluste führen meistens innerhalb weniger Tage zum Tod des erkrankten Kaninchens.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für die Tyzzer‘s Disease beim Kaninchen?

Die Tyzzer’s Disease beim Kaninchen wird durch das Bakterium Clostridium piliforme ausgelöst. Bislang ist der genaue Mechanismus, wie die Krankheit entsteht, noch unzureichend erforscht. Die Jungtiere nehmen den Erreger vermutlich über ihr Maul oder während der Trächtigkeit über den Mutterkuchen (Plazenta) des Muttertiers auf. Clostridium piliforme ist allerdings nicht alleinig für den Ausbruch der Tyzzer’s Disease verantwortlich.

In vielen Fällen sind Kaninchen mit Clostridium piliforme infiziert, weisen aber keinerlei Symptome der Tyzzer’s Disease auf. Stress bei Jungtieren scheint den Ausbruch der Erkrankung zu begünstigen. Ein allgemein geschwächtes Immunsystem gilt ebenso als Auslöser für den Ausbruch der Krankheit.

Problematisch für die systematische Bekämpfung der Tyzzer’s Disease in Kaninchenzuchten ist die Tatsache, dass Clostridium piliforme Formen bilden kann – sogenannte Sporen – die ein Jahr und länger überlebensfähig sind. Kaninchen, die das Bakterium in sich tragen, ohne daran zu erkranken, stellen eine permanente Gefahr für andere Tiere in derselben Zucht dar, da sie den Erreger dauerhaft ausscheiden.

Symptome:

Wie äußert sich die Tyzzer‘s Disease beim Kaninchen?

In den meisten Fällen tritt die Tyzzer’s Disease beim Kaninchen akut auf. In der Regel sind Jungtiere betroffen, die zwischen drei und acht Wochen alt sind. In der akuten Form führt die Erkrankung zu massiven Durchfällen, die oft bereits innerhalb von 48 Stunden zum Tod führen. Dies ist eine Folge des starken Flüssigkeits- und Mineralstoffverlusts.

In seltenen Fällen nimmt die Tyzzer’s Disease einen chronischen Verlauf, in dem die Durchfälle sich mit Phasen der Stabilisierung abwechseln. Die betroffenen Kaninchen magern in der Regel stark ab, haben ein struppiges Fell und eine verringerte Kondition.

Diagnose:

Wie wird die Tyzzer’s Disease beim Kaninchen diagnostiziert?

Bei einer Tyzzer´s Disease ist eine sichere Diagnose schwierig, da der Erreger im Inneren der Körperzellen lebt (intrazellulär) und sich außerhalb der Zelle nicht vermehren lässt. Deshalb ist er nicht mit herkömmlichen Methoden, wie beispielsweise einem Abstrich und einer Bakterienkultur, nachweisbar.

Grundsätzlich kann eine Tierärztin oder ein Tierarzt den Erreger mit Hilfe molekularbiologischer Untersuchungen im Blut und im Kot nachweisen. Allerdings ist dieser Nachweis nicht absolut zuverlässig und führt manchmal zu falschen Ergebnissen. Ein weiteres Problem ist, dass die Tyzzer’s Disease sehr schnell zum Tod führt, sodass eine sichere Diagnose am lebenden Tier in vielen Fällen nicht möglich ist.

Ein zuverlässiger Nachweis des Erregers ist nur nach dem Tod des infizierten Kaninchens durch eine Gewebeproben-Entnahme aus dem Darm oder der Leber möglich. Durch eine feingewebliche, mikroskopische Untersuchung lässt sich der Erreger im entnommenen Gewebe nachweisen.

Behandlung:

Wie kann die Tyzzer’s Disease beim Kaninchen behandelt werden?

Die Tyzzer’s Disease lässt sich mit verschiedenen Antibiotika behandeln, die den Erreger abtöten sollen. Allerdings führt die Behandlung nicht immer zum Erfolg, insbesondere, wenn bereits die ersten Symptome aufgetreten sind. Die akuten Durchfälle sind so schwerwiegend, dass viele Kaninchen versterben, bevor die Antibiotika wirken. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, erhält das Kaninchen Infusionen.

Bei chronischen Verläufen siedelt sich der Erreger Clostridium piliforme in der Leber und im Herz an. Bei den betroffenen Kaninchen kommt es deshalb im Verlauf der Erkrankung zu unheilbaren Schäden an diesen Organen.

Eine Antibiotika-Behandlung ist vor allem für alle Partnertiere sehr wichtig, die Kontakt zum erkrankten Kaninchen hatten, auch wenn sie noch keine Symptome der Tyzzer’s Disease zeigen. Die Antibiotika können bei ihnen unter Umständen den Ausbruch und das Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

Prognose:

Wie ist die Prognose der Tyzzer’s Disease beim Kaninchen?

Viele Kaninchen tragen den Erreger Clostridium piliforme über Jahre in sich, ohne Symptome zu entwickeln. Sie sind aus unbekannten Gründen gegen den Erreger resistent. Erkrankt ein Kaninchen allerdings akut an der Tyzzer’s Disease, ist die Prognose ungünstig. Durch die schweren Durchfälle verliert das Kaninchen in sehr kurzer Zeit so viel Wasser und Mineralstoffe, dass es in der Regel nach kurzer Zeit verstirbt.

Beim chronischen Verlauf treten die Durchfälle nur phasenweise auf und die infizierten Kaninchen überleben die Infektion für längere Zeit. Allerdings breitet sich der Erreger im weiteren Verlauf der Erkrankung über das Blut und die Lymphgefäße im Körper aus. Er besiedelt dabei unter anderem die Leber und das Herz, wo er unheilbare Schäden hervorruft. Die betroffenen Tiere magern stark ab, haben ein struppiges Fell und ein schlechtes Allgemeinbefinden.

Vorbeugen:

Wie kann man der Tyzzer’s Disease beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Infektion mit dem Erreger Clostridium piliforme und damit der Tyzzer’s Disease lässt sich nicht grundsätzlich vorbeugen. Der Erreger ist weit verbreitet und kommt in der normalen Darmflora vieler Tiere vor. Über den Kot infizierter Tiere kann er sich leicht verbreiten. Außerdem bildet der Erreger Sporen, also sehr stabile Dauerformen, die auch außerhalb des Körpers lange Zeit überleben und infektiös bleiben.

Ist ein Kaninchen an der Tyzzer’s Disease erkrankt, gilt es, die Ausbreitung des Erregers einzudämmen und andere in der Gruppe lebende Tiere vor einer Ansteckung zu schützen. Dazu müssen alle Gegenstände, die mit dem Erreger in Kontakt gekommen sein können, gründlich gereinigt und mit speziellen Desinfektionsmitteln behandelt werden. Es ist außerdem ratsam, schlecht zu reinigende Gegenstände oder Holzmöbel und Holzspielzeuge wegzuwerfen.

Oft ist es trotz all dieser Maßnahmen nicht möglich, den Erreger vollständig auszurotten. Deshalb ist es wichtig, die verbleibenden Tiere sorgfältig zu beobachten, um sofort handeln zu können, wenn sie Symptome der Tyzzer’s Disease zeigen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Tyzzer’s Disease zum Tierarzt?

Die Tyzzer’s Disease führt zu sehr schweren Durchfällen, die wegen der großen Wasserverluste in kurzer Zeit zur Austrocknung und zum Tod des Kaninchens führen können. Wenn ein Kaninchen an Durchfall leidet, ist es deshalb grundsätzlich ratsam, umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.

Die Behandlung verläuft bei der Tyzzer’s Disease nicht immer erfolgreich. Dennoch ist es wichtig, die Ursache für die Erkrankung tierärztlich abklären zu lassen. Ist das Kaninchen mit Clostridium piliforme infiziert, ist es wichtig, auch die Partnertiere durch eine Antibiotika-Behandlung vor einer Infektion zu schützen und außerdem geeignete Reinigungsmaßnahmen im Kaninchengehege vorzunehmen.

Weiterführende Informationen

Autor: Torben Riener, Brit Neuhaus
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: Februar 2022)
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Gabrisch K et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Rolle M. et al: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2010