Senior-Kaninchen: Häufige Krankheiten im Alter

Senior-Kaninchen: Häufige Krankheiten im Alter

Ältere Kaninchen haben veränderte Bedürfnisse. Foto: Pixabay.com

Nicht immer sieht man es ihnen an, aber auch Kaninchen kommen “in die Jahre”. Kaninchen im Seniorenalter können sich anders verhalten, und ähnlich wie auch bei uns Menschen, gehen mit zunehmendem Alter veränderte Bedürfnisse einher. Erfahren Sie hier, welche besonderen Ansprüche ältere Kaninchen haben und worauf es nun in der Pflege ankommt.

Im Durchschnitt erreichen Kaninchen ein Alter von etwa zehn Jahren. Abhängig von der Rasse und individuellen Faktoren, können die Tiere aber auch durchaus älter werden. Das Seniorenalter beginnt bei Kaninchen etwa ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren.

Wie alt ein Kaninchen tatsächlich wird, hängt aber im Wesentlichen von seiner Größe und den Haltungsbedingungen ab. In der Regel gilt, je kleiner das Tier, desto älter wird es. Fast die Hälfte ihres Lebens verbringen Kaninchen also als Senioren. Daher ist es wichtig zu wissen, worauf es bei der Ernährung und Haltung in dieser Lebensphase ankommt.

Verhalten älterer Kaninchen

Kaninchen sind normalerweise sehr aktive Tiere, die einen hohen Bewegungsdrang haben und mit großer Neugier ihre Umgebung erkunden. Die Tiere sind zudem gesellig, haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und treten innerhalb ihrer Gruppe aktiv mit den anderen Tieren in Kontakt. Besonders Jungtiere zeichnen sich durch einen ausgeprägten Spieltrieb aus. Mit dem Alter der Tiere ändert sich das.

Ältere Kaninchen sind meist deutlich ruhiger und weniger agil. Sie hüpfen zum Beispiel nicht mehr so häufig auf erhöhte Plätze oder graben und scharren nicht mehr so viel. Ihre Ruhephasen werden meist länger. Manchmal verbergen sich hinter dem ruhigeren Verhalten aber auch gesundheitliche Probleme, die mit dem steigenden Alter gehäuft auftreten.

Gesundheit im Blick haben

Oft sieht man Kaninchen äußerlich kaum an, dass sie nicht mehr die jüngsten sind. Ein Hinweis auf ein Gesundheitsproblem im Alter kann unter anderem ein verändertes Körpergewicht sein, etwa wenn das Kaninchen dünner oder dicker wird. Hinter einer Gewichtsabnahme stehen meist Veränderungen in den Futtergewohnheiten, Zahnprobleme, eine Reduktion an Muskelmasse oder ein Bewegungsmangel. Einige Kaninchen fressen zum Beispiel mit dem Alter weniger und langsamer, wodurch sie etwas an Gewicht verlieren.

Ein gewisser Verlust an Muskelmasse ist im Alter normal – erscheint das Tier hingegen auffällig mager oder verliert es in kurzer Zeit sichtbar an Gewicht, gilt es, der Ursache auf den Grund zu gehen. Ein möglicher Grund für den Gewichtsverlust sind zum Beispiel unbehandelte Zahnprobleme. Auch Schmerzen, etwa durch eine altersbedingte Arthrose, können dazu führen, dass ein älteres Kaninchen nicht mehr richtig fressen mag.

Bei Tieren hingegen, die offensichtlich an Gewicht zulegen, kann dies an der verminderten Bewegung und/oder zu energiedichtem Futter liegen. Grundsätzlich sind ältere Kaninchen nicht mehr so aktiv, weshalb eine bedarfsgerechte Nahrung wichtig ist. Diese darf nun weniger Energie liefern, sollte aber dennoch nährstoff- und vitaminreich sein.

Möglicherweise fallen bei einem älteren Kaninchen auch graue Haare im Fell auf. Das Fell älterer Kaninchen ist außerdem oft etwas struppiger als bei jüngeren Tieren. Das kann daran liegen, dass ältere Kaninchen ihr Fell nicht mehr so intensiv pflegen und putzen, vor allem, wenn sie in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Sie können Ihr Kaninchen bei der Fellpflege unterstützen, indem Sie ihr Tier regelmäßig bürsten und gegebenenfalls von Schmutz (insbesondere im After-Bereich) befreien.

Manchmal wird das Fell mit der Zeit auch dünner. Bei Kaninchen, die in Außengehegen leben, sollten diese so gestaltet sein, dass sie auch in der kalten Jahreszeit ausreichend warm bleiben (z.B. ausreichende Mengen Stroh, wind- und wettergeschützter Platz). Sehr schmale Tiere, die wenig Fettreserven haben, sind dann unter Umständen im Inneren des Hauses besser aufgehoben.

Erkrankungen häufen sich im Alter

Genau wie wir Menschen, sind auch Kaninchen im Alter anfälliger für Krankheiten. Gerade, wenn ein Tier bereits Vorerkrankungen oder eine gewisse Neigung dazu hat, sind Folgeerkrankungen nicht selten. Dabei können verschiedene Bereiche des Körpers betroffen sein:

  • Herz-Kreislauf-System
  • Atmungssystem
  • Bewegungsapparat
  • Verdauungstrakt sowie Harnsystem
  • Haut, Krallen und Zähne
  • Augen
  • Verhalten/Psyche

Tierärztinnen und Tierärzte empfehlen daher, mit Kaninchen-Senioren einmal jährlich zum Gesundheits-Check-up zu gehen, um mögliche Erkrankungen schon frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Herz-Kreislauf und Atemwege

Ältere Kaninchen leiden häufig an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege. Beide können sich durch ähnliche Symptome bemerkbar machen. So deuten Husten und Kurzatmigkeit sowohl auf Atemwegs- als auch auf Herzprobleme hin.

Typischer für eine Infektion der Atemwege ist hingegen Schnupfen, Niesen und Ausfluss aus der Nase. Weitere Anzeichen für eine Herzerkrankung sind Inaktivität, Schwäche, Appetitlosigkeit, Abmagerung und Bewegungsstörungen wie ein unsicherer Gang. Schwerwiegendere Symptome sind Atemnot, das Legen des Kopfs in den Nacken, Maulatmung und ein schneller Herzschlag.

Krankheiten des Bewegungsapparats

Bei älteren Kaninchen ist aufgrund altersbedingter Verschleißerscheinungen oft der Bewegungsapparat betroffen. So kommen ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren die auch für Menschen typischen Gelenkserkrankungen wie Arthrose (Gelenkverschleiß) und Spondylose (Abnutzung der Wirbelsäule, vor allem im Lendenbereich) vor. In beiden Fällen sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Sensibilitätsstörungen und bei Spondylosen zudem Lähmungserscheinungen typische Symptome.

Auch eine Arthritis (Gelenkentzündung) kann vorkommen: Die betroffenen Gelenke sind dann verdickt, warm und schmerzen. Im Gegensatz zur Arthrose lässt sich eine Arthritis zumeist etwas besser behandeln, zum Beispiel mit entzündungshemmenden Medikamenten.

Störungen des Bewegungsapparats führen bei Kaninchen meist zu einer eingeschränkten Beweglichkeit. Sie sitzen oder liegen vermehrt, springen seltener und putzen sich weniger gründlich. Das bedeutet auch, dass sie den weichen Blindarmkot oft nicht aufnehmen und dieser am After kleben bleibt. Dies kann zu Entzündungen am After führen. Hinzu kommt, dass ältere Kaninchen häufiger Verdauungsstörungen und Durchfall haben. Dadurch erhöht sich das Risiko für einen Befall mit Fliegenmaden. Daher sollten ältere Tiere besonders sorgfältig sauber gehalten werden.

Probleme mit den Zähnen im Alter

Die Zähne älterer Kaninchen gilt es, stets gut im Blick zu haben. Denn für die Hasenartigen ist es typisch, dass ihre Zähne ein Leben lang wachsen. Durch das Fressen von Nahrung mit hohem Rohfaseranteil reiben die Zähne stärker und länger aneinander und nutzen sich so normalerweise regelmäßig ab. Das ist bei älteren Kaninchen ähnlich wie bei jungen.

Im Alter kann sich jedoch das Verhalten der Nahrungsaufnahme durch mögliche andere Erkrankungen verändern. Wenn das Tier zum Beispiel Schmerzen hat oder Futterplätze wegen Bewegungseinschränkungen nicht mehr gut erreicht, frisst es meist weniger. Das kann zu einem übermäßigen Zahnwachstum führen. Fehlstellungen begünstigen dies zudem.

Augen

Die Sicht älterer Kaninchen kann durch einen altersbedingt auftretenden Grauen Star (Katarakt) getrübt sein. Diese Erkrankung entwickelt sich langsam, indem die Linse im Auge sichtbar bläulich bis grau anläuft. Eine solche altersbedingte Veränderung bedarf normalerweise keiner Behandlung. Denn oft kommen die Tiere mit der Seheinschränkung gut zurecht. Allerdings kann es für das Kaninchen hilfreich sein, Futter und Wasser an leicht zugänglichen Orten zu positionieren. Auch Hindernisse sollten aus dem Weg geräumt werden.

Haltung und Pflege von Kaninchen-Senioren

Eine gute Nachricht ist, dass auch Senioren-Kaninchen meist gut in einer Gruppe gehalten werden können. Bei der Fütterung sollten Sie allerdings einen Blick auf die Alten haben, da sie schon mal von den Jungtieren verdrängt werden und dadurch weniger Futter erhalten. Mit Blick auf das Gewicht und die Zahnpflege hilft es im Zweifelsfall, die älteren Tiere separat zu füttern.

Nicht immer muss an der Zusammenstellung des Futters viel geändert werden. Liegen jedoch Erkrankungen vor, ist manchmal eine Futterumstellung oder Diät notwendig. Ein höherer Wasseranteil beugt zum Beispiel Verdauungsproblemen vor. Untergewichtige Kaninchen benötigen eine reichhaltigere Kost. So kann zum Beispiel Knollengemüse oder Obst hinzugegeben werden. Bei übergewichtigen Tieren sind hingegen ein hoher Faseranteil und weniger Kraftfutter sinnvoll.

Passen Sie bei älteren Kaninchen die Ausstattung des Geheges an und gestalten Sie sie komfortabler, insbesondere wenn Erkrankungen des Bewegungsapparats und entsprechende Einschränkungen vorliegen. Etagen und Ebenen sollten nicht zu hoch sein, damit das Kaninchen sie ohne große Sprünge erreicht.

Der Zugang zum Futter und der Einstieg in die Toilettenschale sollten ihnen leicht zugänglich sein. Stellen Sie bei sehbehinderten Kaninchen Futter und Wasser möglichst immer an den gleichen Platz. Grundsätzlich wird von einer regelmäßigen Umstrukturierung des Käfigs oder Geheges abgeraten. Auf glatten Böden rutschen besonders ältere Kaninchen häufig aus und kommen so schwieriger voran. Teppiche oder rutschfeste Unterlagen können hier Abhilfe schaffen.

Weitere Informationen

Autorin: Dr. Monique Amey-Özel
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: April 2022
Quellen:
Dehn S.: Care of geriatric rabbits. UK-VET, The Veterinary Nurse. https://www.theveterinarynurse.com/review/article/care-of-geriatric-rabbits (Abruf: April 2022)
Verband deutscher Tierheilpraktiker: Kaninchen-Senioren und ihre Bedürfnisse. https://tierheilpraktiker.de/magazine/mein-tierheilpraktiker/alle-ausgaben/1-2017/kaninchen-senioren-und-ihre-beduerfnisse (Abruf: April 2022)
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen: diagnostischer Leitfaden und Therapie. Kleintier.Konkret.Praxisbuch. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Lennox AM. Care of the geriatric rabbit. Vet Clin North Am Exot Anim Pract. 2010;13(1):123-133.