Scheinträchtigkeit beim Kaninchen – Was bedeutet das?

Scheinträchtigkeit beim Kaninchen – Was bedeutet das?

Kaninchen beim Tierarzt
Wenn eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen öfter auftritt, empfiehlt sich ein Tierarzt-Besuch. Foto: vetproduction

Definition:

Definition:

Was ist eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen?

Eine Scheinträchtigkeit kann bei weiblichen, geschlechtsreifen Kaninchen vorkommen. Die Scheinträchtigkeit ähnelt zunächst einer “echten” Trächtigkeit – doch ist das Kaninchen nicht befruchtet. Demnach wachsen auch keine Embryos im Bauch heran. Das Kaninchen beginnt bei einer Scheinträchtigkeit, Einstreu zu sammeln und baut daraus häufig auch ein Nest, das es gegen andere verteidigt.

Manchmal rupft sich ein scheinträchtiges Kaninchen Fell aus dem Bauch heraus, um damit das Nest auszupolstern. Auch verhält es sich mitunter aggressiv gegen Artgenossen und Menschen. Einige Kaninchen verspritzen stark riechenden Urin, wenn sie scheinträchtig sind. Damit markieren sie einerseits ihr Revier und zeigen sich anderseits dominant.

Oftmals ist die Scheinträchtigkeit nach etwa zwei Wochen vorbei und das Kaninchen verhält sich wieder normal. Bei häufigen Scheinträchtigkeiten kann eine Kastration des weiblichen Kaninchens sinnvoll sein.


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Ursachen:

Welche Ursachen hat eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen?

Kaninchen haben einen anderen Hormonzyklus als Menschen. Zwar reifen regelmäßig in den Eierstöcken Follikel aus, welche die späteren Eizellen enthalten. Doch es kommt nur bei Bedarf zu einem Eisprung. Bei Kaninchen löst also nicht nur die “innere Hormonuhr” den Eisprung aus, sondern erst der Deckakt durch den Rammler. Äußere Einflüsse wie die Lichtdauer (Jahreszeiten) begünstigen den Eisprung und damit eine Trächtigkeit sowie eine Scheinträchtigkeit.

Ursachen einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen sind unter anderem sogenannte sterile Deckakte. Das bedeutet, dass ein Rammler zwar das Weibchen begattet, jedoch nicht befruchtet. Lebt ein Kaninchen mit kastrierten Rammlern zusammen, sind Scheinträchtigkeiten möglich. Dabei kommt es beim weiblichen Kaninchen zum Eisprung. Die Eier bleiben aber unbefruchtet und nisten sich daher nicht in der Gebärmutter ein. Obwohl Nachwuchs ausbleibt, bilden die Follikel eine Zeit lang Trächtigkeitshormone (Progesteron). Das Kaninchen verhält sich unter dem Einfluss der Hormone ganz entsprechend so, als sei es trächtig.

Auch Hormonstörungen beim weiblichen Kaninchen sind mögliche Ursachen einer Scheinträchtigkeit. Diesen liegen manchmal Erkrankungen der Geschlechtsorgane zugrunde. Verlängertes Tageslicht kann auch ohne den sterilen Deckakt zu einem Eisprung und somit einer Scheinträchtigkeit führen.

Symptome:

Wie äußert sich eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen?

Eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen ist anhand typischer Symptome erkennbar:

  • Scheinträchtige Kaninchen verhalten sich aggressiver als gewöhnlich. Sie vertreiben beispielsweise Artgenossen vom Futterplatz oder beißen. Ihre Aggressionen richten sich meist auch gegen die Kaninchenhalterin oder den Kaninchenhalter.
  • Die Kaninchen tragen Einstreu im Maul herum. Häufig bauen sie daraus ein Nest, das sie gegen “Eindringlinge” verteidigen. Manchmal rupfen sie sich Haare aus dem Fell, mit dem sie das Nest auspolstern. Erkennbar sind dann kahle Stellen (Haarausfall beim Kaninchen), meist im Bauchbereich.
  • Einige scheinträchtige Kaninchen markieren durch Urinspritzen ihr Revier. Als Zeichen von Dominanz bespritzen sie unter Umständen auch Artgenossen.
  • Die Brustdrüsen des Kaninchens können anschwellen und Milch produzieren.

Die typischen Symptome der Scheinträchtigkeit verschwinden oft nach einigen Tagen bis hin zu zwei Wochen. Die Kaninchen vernachlässigen ihr gebautes Nest und wirken ruhiger. Eine Trächtigkeit dauert dagegen etwa einen Monat. Trächtige Kaninchen rupfen erst in den letzten Tagen der Trächtigkeit Fell für den Nestbau aus und zeigen außerdem meist einen dünnflüssigen Scheidenausfluss.


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Diagnose:

Wie wird eine Scheinträchtigkeit beim Kaninchen diagnostiziert?

Das typische Verhalten des Kaninchens lenkt den Verdacht auf eine Scheinträchtigkeit. Weibchen sind häufig mit Streu im Maul zu beobachten. Sie sind aggressiver als gewöhnlich und beginnen, ein Nest zu bauen. Trächtige Kaninchen hingegen beginnen erst später mit dem Nestbau und haben einen dünnflüssigen Scheidenausfluss.

Kommt es häufig zu einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen, ist eine tierärztliche Diagnose und Behandlung notwendig. Eventuell sind Hormonstörungen durch Erkrankungen die Ursache, oder die häufigen Phasen von Scheinträchtigkeit führen zu Gewebsveränderungen in der Gebärmutter (endometriale Hyperplasie).

Zunächst stellt die Tierärztin oder der Tierarzt ein paar Fragen zu den Symptomen des Kaninchens. Anschließend folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der vor allem die Geschlechtsorgane des Kaninchens begutachtet werden. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall sowie eine Blutuntersuchung helfen bei der Diagnose von häufiger Scheinträchtigkeit.

Behandlung:

Was tun bei einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen?

Die Behandlung einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen hängt davon ab, wie oft sie auftritt. Ein scheinträchtiges Kaninchen verhält sich auf seine typische Art und Weise, indem es etwa Stroh zusammen trägt und ein Nest baut. Es handelt sich um natürliche Verhaltensweisen, die nach einigen Tagen von selbst nachlassen.

Kommt eine Scheinträchtigkeit jedoch öfter vor, ist eine tierärztliche Behandlung ratsam. Die häufigen Scheinträchtigkeiten können zu weiteren Erkrankungen, wie beispielsweise einer Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen führen. Mit einer Scheinträchtigkeit geht oft eine Milchproduktion einher, die manchmal Entzündungen des Milchdrüsen-Gewebes zur Folge hat. Gegen die Milchproduktion erhält das Kaninchen ein Medikament mit dem Wirkstoff Cabergolin.

Leidet das Kaninchen häufiger unter Scheinträchtigkeiten, kann eine Kastration sinnvoll sein. Dazu entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt während einer Operation die Gebärmutter und die Eierstöcke des Kaninchens. Durch die Kastration sinkt der Hormonspiegel der Geschlechtshormone – das Kaninchen verhält sich im Idealfall weniger aggressiv und zeigt keine Scheinträchtigkeit mehr. Wichtig ist, die OP-Narbe gut ausheilen zu lassen. In manchen Fällen ist es notwendig, das Kaninchen nach der Operation zu päppeln.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen?

Bei Scheinträchtigkeiten ist die Prognose oft günstig. Die Veränderungen durch die Hormonschwankungen gehen nach etwa zwei Wochen wieder zurück. Es besteht keine Gefahr für das Kaninchen. Nach einer Scheinträchtigkeit kann ein Kaninchen auch normal trächtig werden. Dennoch ist es sinnvoll, über eine Kastration des Weibchens  nachzudenken, wenn es häufig scheinträchtig und dadurch gestresst ist.

Auch wenn die Prognose einer Scheinträchtigkeit für ein Kaninchen oft gut ist, bedeuten die Hormonschwankungen für das Tier Stress – und teilweise auch für seine Artgenossen. Bei häufigen Scheinträchtigkeiten erhöht sich zudem das Risiko für Erkrankungen oder Veränderungen der Geschlechtsorgane, etwa einer sogenannten endometrialen Hyperplasie.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Scheinträchtigkeit beim Kaninchen vorbeugen?

Mit einer Kastration kann man Scheinträchtigkeiten beim Kaninchen vorbeugen. Seltene Phasen von Scheinträchtigkeit sind normal, da nicht jeder Deckakt erfolgreich ist und Kaninchen empfindlich auf Stimulation reagieren.

Hormonspritzen sind bei einer Scheinträchtigkeit nicht sinnvoll, da sie das Risiko von Gebärmutterkrebs und anderen Erkrankungen der Geschlechtsorgane beim Kaninchen erhöhen. Auch lassen sich Hormone nicht sicher dosieren, da bei Kaninchen – anders als beim Menschen – der Eisprung unregelmäßig erfolgt und abhängiger von äußeren Einflüssen ist.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Scheinträchtigkeit zum Tierarzt?

Tritt die Scheinträchtigkeit öfter auf, ist ein Tierarzt-Besuch ratsam. Möglicherweise verbirgt sich hinter der Scheinträchtigkeit des Kaninchens eine Hormonstörung durch eine Erkrankung der Geschlechtsorgane. Dies lässt sich nur tierärztlich abklären.

Ist das Kaninchen durch häufige Scheinträchtigkeiten gestresst oder weist es Symptome auf eine Erkrankung auf, ist eventuell eine Kastration des Kaninchens sinnvoll.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Schenkel, J.: Transgene Tiere. Springer, Heidelberg 2006
Lazarz, B.: Scheinträchtigkeit und andere hormonbedingte Erkrankungen beim Kaninchen. Rodentia 2006; 6(1): 58-59

Rijnberk, A.: Anamnese und körperliche Untersuchung kleiner Haus- und Heimtiere. Thieme, Stuttgart 2004