Definition:
Was ist eine Rodentiose beim Kaninchen?
Die Rodentiose ist eine Infektionskrankheit beim Kaninchen, die durch Bakterien (Yersinia pseudotuberculosis) ausgelöst wird. Sie ist auch unter den Namen Pseudotuberkulose und Nagerpest bekannt.
Während die Rodentiose bei Wildkaninchen relativ häufig vorkommt, ist sie bei Heimtieren eine seltene Erkrankung. Außerdem ist sie nur schwer zu behandeln. Nicht nur Kaninchen, sondern auch Meerschweinchen, Ratten und weitere Säugetiere sowie Vögel können sich mit dem Rodentiose-Bakterium anstecken.
Grundsätzlich kann Yersinia pseudotuberculosis auch Menschen befallen und eine Yersiniose verursachen. Dies geschieht jedoch normalerweise nur, wenn der Erreger über den Mund (oral) aufgenommen wird, zum Beispiel wenn man das Fleisch von einem an Rodentiose erkrankten Tier isst. Kleinkinder und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sollten dennoch engen Kontakt mit infizierten Kaninchen vermeiden.
Ursachen:
Was sind die Ursachen für eine Rodentiose beim Kaninchen?
Die Ursache für eine Rodentiose ist eine Infektion mit Yersinia pseudotuberculosis, einem Bakterium, das sich von einem Kaninchen zum anderen verbreitet.
Dies kann durch direkten Kontakt zwischen den Tieren geschehen, aber auch durch kontaminiertes Futter und Wasser: An Rodentiose erkrankte Kaninchen scheiden den Erreger im Kot und Urin aus. Darüber gelangt er leicht ins Heu oder Wasser und wird vom nächsten Tier aufgenommen.
Kaninchen in Außenställen und Außengehegen stecken sich manchmal durch die Ausscheidungen von wilden Kaninchen, Nagetieren und Vögeln mit Rodentiose an.
Symptome:
Wie äußert sich eine Rodentiose beim Kaninchen?
Die Symptome einer Rodentiose beim Kaninchen sind in der Regel so allgemein, dass sie schwer von anderen Erkrankungen abzugrenzen sind. Meist verläuft die Rodentiose-Erkrankung chronisch: Die Symptome verstärken sich phasenweise und klingen wieder ab.
Typische Symptome von an Rodentiose erkrankten Kaninchen sind:
- Gewichtsverlust
- Apathie
- Fieberschübe
- Fressunlust
- Atembeschwerden
Leber, Nieren und Milz schwellen bei einer Rodentiose an, was von außen nicht sichtbar, in manchen Fällen aber tastbar ist. In den betroffenen Organen kann es infolge der bakteriellen Infektion zum Absterben von Gewebe (Nekrose) kommen. Dies wiederum begünstigt die Entstehung von Abszessen, also abgekapselten Eiteransammlungen, in den Organen. Im Verlauf magert das betroffene Kaninchen zusehends ab, wirkt matt und entkräftet.
Diagnose:
Wie wird eine Rodentiose beim Kaninchen diagnostiziert?
Die Rodentiose verläuft in der Regel sehr unspezifisch, weshalb die Erkrankung oft schwer zu diagnostizieren ist. Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich zunächst nach den Symptomen des Kaninchens und danach, wie lange die Beschwerden bereits bestehen. Anschließend wird das Kaninchen gründlich untersucht.
Häufig erbringt die allgemeine Untersuchung allerdings keinen besonderen Befund. Manchmal lässt sich die vergrößerte Leber im Bauch ertasten. Bei einer Ultraschall-Untersuchung sind unter Umständen die nekrotischen Infektionsherde in Leber, Nieren und Milz zu erkennen.
Besteht der Verdacht auf eine Rodentiose, erfordert die eindeutige Diagnose eine Kotuntersuchung, um den Erreger im Kot des infizierten Kaninchens nachzuweisen.
Behandlung:
Wie kann eine Rodentiose beim Kaninchen behandelt werden?
Um eine Rodentiose beim Kaninchen zu heilen, ist eine Langzeit-Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Diese sollen den Krankheitserreger abtöten und so die Infektion zum Abklingen bringen.
Obwohl es verschiedene Antibiotika gibt, die das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis abtöten können, verläuft die Behandlung eines infizierten Kaninchens nicht immer erfolgreich. Das liegt vor allem daran, dass der Erreger in den abgekapselten Infektionsherden der inneren Organe für die Antibiotika nur schwer zugänglich ist.
Prognose:
Wie ist die Prognose einer Rodentiose beim Kaninchen?
Grundsätzlich ist es möglich, die Rodentiose mit verschiedenen Antibiotika zu behandeln. Die Prognose hängt für das betroffene Kaninchen vor allem davon ab, ob sich die Infektion frühzeitig diagnostizieren und behandeln lässt.
Die nekrotischen Infektionsherde, die sich im Laufe der Erkrankung in den inneren Organen bilden, schränken die Funktion der Organe zunehmend ein. Darüber hinaus entwickeln viele Kaninchen, die an einer Rodentiose erkrankt sind, Abszesse in den inneren Organen, die dadurch zusätzlich geschädigt werden. Eine frühzeitige Therapie ist deshalb für den Behandlungserfolg unerlässlich.
Obwohl verschiedene Antibiotika zur Verfügung stehen, um den Erreger der Rodentiose zu bekämpfen, verläuft die Behandlung nicht immer erfolgreich: Das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis ist in den Infektionsherden gut abgekapselt und für das Antibiotikum schlecht erreichbar.
Da der Krankheitserreger darüber hinaus auf den Menschen übertragbar ist, ist es bei einer Rodentiose manchmal ratsam, eine Einschläferung des Kaninchens in Betracht zu ziehen.
Vorbeugen:
Wie kann man einer Rodentiose beim Kaninchen vorbeugen?
Einer Rodentiose vorzubeugen ist nur bedingt möglich, da eine Impfung gegen den Erreger Yersinia pseudotuberculosis in Deutschland bislang nicht verfügbar ist.
Das Bakterium wird unter anderem über die Ausscheidungen infizierter Tiere übertragen. Eine Ansteckung kann deshalb nicht nur von Tier zu Tier, sondern auch über verunreinigte Nahrungsmittel oder das Trinkwasser erfolgen. Die wichtigste Maßnahme, um einer Rodentiose vorzubeugen, besteht deshalb darin, gesunde Tiere umgehend von erkrankten Tieren zu trennen, damit sich der Erreger nicht ausbreiten kann.
Als wichtigster Überträger der Rodentiose gelten Wildtiere, besonders freilebende Nagetiere wie Mäuse und Ratten. Unter Umständen kommt deshalb auch der Bekämpfung von Schadnagern Bedeutung beim Vorbeugen einer Rodentiose zu.
Darüber hinaus sind gute hygienische Verhältnisse erforderlich, um den Ausbruch einer Rodentiose zu verhindern. Vor allem sind Futtermittel unbedingt vor dem Kontakt mit wildlebenden Nagetieren zu schützen.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit einer Rodentiose zum Tierarzt?
Die Rodentiose ist eine Erkrankung, die das Kaninchen schwer schädigen kann. Beim Verdacht auf eine Rodentiose sollte ein Kaninchen deshalb umgehend tierärztlich untersucht werden. Der Erfolg der Behandlung hängt maßgeblich davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.
Ein Tierarzt-Besuch ist auch deshalb unerlässlich, weil die Rodentiose leicht auf andere, noch gesunde Tiere übertragbar ist und sich so schnell in einer Tiergruppe ausbreiten kann.
Nicht zuletzt besteht auch für die Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer selbst das Risiko, sich anzustecken. Durch eine rasche Diagnose und geeignete Behandlungsmaßnahmen ist es möglich, die Ausbreitung der Rodentiose zu verhindern.
Weiterführende Informationen
Autor: Christina Trappe, Brit Neuhaus
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Erwingmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen – diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Selbitz HJ et al.: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke Verlag, Stuttgart 2015
Gabrisch K et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2014