RHD2 beim Kaninchen

RHD2 beim Kaninchen

Hund bei der Ohrenreinigung
Die Virusinfektion RHD2 endet für Kaninchen tödlich. Foto: Pixabay.com

Definition:

Seit 2013 macht sich eine neue Variante der Virusinfektion RHD (Chinaseuche) von Frankreich kommend breit. Sie rafft ganze Bestände in Kaninchenzuchten, aber auch bei Hobbyhalterinnen und -haltern, dahin.

Die Krankheit ähnelt der ursprünglichen Form der Chinaseuche, es erkranken allerdings bereits sehr junge Tiere oft schwer bis tödlich. Daher spricht man in Fachkreisen von RHD2.

Definition:

Was ist RHD2 beim Kaninchen?

Bei RHD2 handelt es sich um eine virale Infektionskrankheit, die für Kaninchen in der Regel tödlich endet. Sie ist mit der bereits bekannten Erkrankung RHD1, die auch als Chinaseuche oder Kaninchenseuche bezeichnet wird, verwandt.

Ursachen:

Welche Ursache hat RHD2 beim Kaninchen?

Verursacher der Erkrankung ist ein sogenanntes Calicivirus. Die Abkürzung RHD steht für rabbit haemorrhagic disease, also hämorrhagische Erkrankung der Kaninchen. Hämorrhagie ist der Fachbegriff für Blutung. Das RDH2-Virus ähnelt dem Erreger von RHD1, verursacht allerdings stärkere Schäden im Organismus der Kaninchen.

Übertragen wird RHD2 über den direkten Kontakt von infizierten und gesunden Kaninchen, aber auch durch die Halterin oder den Halter. Flöhe und Stechmücken können als Vektoren, also Überträger, dienen, ebenso wie Arbeitsgerät (z.B. zum Reinigen der Käfige).

Wenn Sie Grünfutter im Freien sammeln, besteht ein besonderes Risiko, die eigenen Kaninchen mit RHD2 anzustecken: Auf der Fläche, von der das Futter gesammelt wird, könnten infizierte Wildkaninchen unterwegs gewesen sein. Das RHD-Virus haftet dann an den Pflanzen.

Wichtig: Auch an dem Kadaver eines erkrankten Tieres können sich gesunde Kaninchen anstecken.

Seit etwa 2013 haben sich die RHD2-Gebiete immer mehr auch auf Deutschland ausgeweitet. Die Erkrankung gilt als im gesamten Bundesgebiet verbreitet.

Symptome:

Wie äußert sich RHD2 beim Kaninchen?

Kaninchen, die an RHD2 erkranken, sterben häufig binnen weniger Stunden. Meist können gar keine Krankheitsanzeichen beobachtet werden, weil der Tod so rasch eintritt. Möglich sind allerdings hohes Fieber, Apathie und mangelnde Fresslust. Die Tiere liegen viel und zeigen kein Interesse an ihrer Umgebung mehr.

Anders als bei RHD1 sind hier auch schon sehr junge Tiere betroffen, also Welpen ab drei bis vier Wochen. Da man die Krankheit in der Regel nicht erkennen kann, können gleich ganze Tiergruppen daran versterben. Ehe die Ursache bekannt wird, haben sich bereits die anderen Kaninchen in einem Stall angesteckt.

Ein weiterer Unterschied zur bisher bekannten Chinaseuche sind die fehlenden Blutungen, beispielsweise aus der Nase oder der Vagina. Die – wenn überhaupt – auftretenden Symptome sind sehr unspezifisch, können also auch durch viele andere Erkrankungen ausgelöst werden.

Diagnose:

Wie wird RHD2 beim Kaninchen diagnostiziert?

RHD2 sicher als solches zu diagnostizieren, wird in der Regel nur gelingen, wenn das verstorbene Tier in ein pathologisches Institut geschickt wird oder die Tierärztin bzw. der Tierarzt selbst eine Sektion durchführt.

Dabei lässt sich anhand typischer Veränderungen an den Organen auf RHD2 schließen: Es finden sich starke innere Blutungen in Lunge, Darm und Harnblase. Zudem ist in der Regel die Milz vergrößert und die Leber weist starke Schäden im Gewebe auf. Zusätzlich gibt es Labortests, mit denen sich die Viruspartikel des RHD2-Virus nachweisen lassen.

Behandlung:

Wie kann RHD2 beim Kaninchen behandelt werden?

Da die infizierten Kaninchen sehr schnell versterben, kommt es in der Regel nicht zu einer Behandlung. Selbst wenn erkrankte Tiere intensivmedizinisch behandelt werden, sterben sie an der RHD2-Infektion.

Sollte der Verdacht auf RHD2 bestehen, sollte das Tier unbedingt sofort von den anderen Tieren in der Gruppe getrennt werden. So lässt sich das Ansteckungsrisiko zumindest ein wenig senken.

Prognose:

Wie ist die Prognose bei RHD2 beim Kaninchen?

Es gibt derzeit keine Behandlung für Kaninchen, die an RHD2 erkrankt sind. Oft sind die Tiere auch bereits tot, bevor die Besitzerin oder der Besitzer den Ausbruch der Krankheit bemerkt. Deswegen ist die Vorbeugung mittels Impfung so wichtig.

Vorbeugen:

Wie kann man RHD2 beim Kaninchen vorbeugen?

Die bisher angewandten RHD-Impfstoffe wirken gut gegen RHD Typ 1, aber nur mäßig oder gar nicht gegen RHD2. Das hatte zur Folge, dass auch gut mit der RHD-Impfung versorgte Herden massive Verluste durch eine RHD2-Infektion erlitten. Es stehen aber inzwischen neuere Impfstoffe zu Verfügung, die auch gegen RHD Typ 2 schützen.

Die aktuellen Impfempfehlungen für Kaninchen gibt die StiKo Vet am Friedrich-Loeffler-Institut heraus. Eine Übersicht über alle zugelassenen Impfstoffe für Kaninchen sind auf der Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts einsehbar.

Weitere Maßnahmen können Kaninchen vor RHD2 schützen:

  • Schutz vor stechenden Insekten mittels Moskitonetzen
  • Sicherung von Außengehegen, sodass kein Kontakt zu Wildkaninchen möglich ist
  • Keine Verfütterung von Grünfutter, zu dem Wildkaninchen Zugang haben
  • Nach einem Fall von RHD2 unbedingt sämtliche Ställe, Arbeitsgerät und Kleidung mit Desinfektionsmittel behandeln; etwaige Tierkadaver hygienisch entsorgen (Kontakt zu gesunden Tieren vermeiden)

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit RHD2 zum Tierarzt?

Zwar kommt für ein an RHD2 erkranktes Kaninchen meist jede Hilfe zu spät, es ist aber trotzdem sinnvoll, es von einer Tierärztin oder einem Tierarzt untersuchen zu lassen. Treten Symptome wie Fieber und Fressunlust auf, können sie viele andere Ursachen haben, die vielleicht auch behandelbar sind.

Ist das Kaninchen bereits gestorben, kann die Abklärung der genauen Todesursache Schaden von den restlichen Tieren abwenden.

Weiterführende Informationen

Autor: Bianca Wiebusch (Tierärztin)
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann: Leitsymptome beim Kaninchen, Enke Verlag, 3. überarbeitete Auflage, 2016
Friedrich Löffler Institut: Mitteilung zu RHD-2 Impfstoffen.
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00002584/Stellungnahme_RHDV_2017-05-08.pdf (Abruf: Januar 2022)
Vets online: K. Maier: RHD2 auf dem Vormarsch.
https://www.vets-online.de/aktuelles/kleintiere/rhd2-auf-dem-vormarsch-die-gefaehrliche-neue-kaninchenseuche/ (Abruf: Januar 2022)