Mittelohr-Entzündung (Otitis media) beim Kaninchen

Mittelohr-Entzündung (Otitis media) beim Kaninchen

Ohruntersuchung beim Kaninchen
Bei einer Mittelohr-Entzündung untersucht die Tierärztin das Ohr mit einem Otoskop. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Mittelohr-Entzündung (Otitis media) beim Kaninchen?

Eine Mittelohr-Entzündung geht in der Regel auf eine Infektion zurück. Der medizinische Fachbegriff lautet Otitis media.

Krankheitserreger, zum Beispiel Parasiten oder die Erreger des Kaninchenschnupfens, dringen in das Mittelohr des Kaninchens ein. Dadurch kann es sich entzünden, teilweise auch eitern.

Das Mittelohr ist durch das Trommelfell vom äußeren Ohr getrennt. Es verbindet den äußeren Gehörgang mit dem Innenohr. Die Gehörknöchelchen des Mittelohrs übersetzen die Schallschwingungen und leiten die Hörreize auf das Innenohr weiter. Hörnerven übermitteln die Hörinformation ans Gehirn – und das Kaninchen nimmt das Gehörte wahr.

Bei einer Otitis media hört das Kaninchen meist schlechter. Oftmals – bei bakteriellen Infekten – sammelt sich Eiter im Mittelohr (in der sog. Paukenhöhle) an. Drückt dieser stark auf das Trommelfell, kann es stellenweise aufbrechen. In solchen Fällen ergießt sich Eiter ins äußere Ohr.

Ursachen:

Welche Ursachen hat eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen?

Eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen hat verschiedene Ursachen. Generell können diverse Krankheitserreger auf verschiedenen Wegen ins Mittelohr gelangen und dort Entzündungen hervorrufen. Einer Mittelohr-Entzündung geht häufig eine Erkrankung des äußeren Ohrs voraus, etwa durch Milben (Ohrräude beim Kaninchen) oder Bakterien.

Auch Infektionskrankheiten wie der Kaninchenschnupfen sind häufige Ursachen einer Otitis media bei Kaninchen. Die Erreger dringen in diesem Fall häufig über einen natürlichen Verbindungsgang von der Nase bis ins Mittelohr ein (Eustachische Röhre).

Mögliche Ursachen einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen sind unter anderem:

  • Kaninchenschnupfen
  • Pasteurellose beim Kaninchen
  • Infektionen durch Eiterbakterien (Staphylokokken) oder andere Krankheitserreger
  • Erkrankungen des äußeren Ohrs, etwa durch Parasiten, die das Trommelfell durchbrechen
  • Äußere Entzündungen am Kopf, bei denen Bakterien weiter bis zum Mittelohr oder Innenohr dringen, etwa durch Bissverletzungen am Ohr
  • Krankheitserreger gelangen selten auch von entfernten Entzündungsherden über das Blut ins Mittelohr des Kaninchens.

Symptome:

Wie äußert sich eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen?

Eine Mittelohr-Entzündung äußert sich beim Kaninchen mit typischen Symptomen. Doch nicht in jedem Fall wirkt ein Kaninchen direkt nach der Ansteckung krank. Auch können die ersten Symptome einer Otitis media allgemeinen Ohrproblemen ähneln, etwa einer Entzündung des äußeren Ohrs. Das Kaninchen kratzt sich dann häufig an den Ohren, schüttelt den Kopf und zeigt Fressunlust.

Typische Symptome einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen sind:

  • Das Kaninchen knickt das betroffene Ohr zur Seite ab.
  • Ohrausfluss, wenn das Trommelfall einreißt und Eiter abfließt
  • Das Kaninchen hält den Kopf schief und läuft im Kreis.
  • Benommenheit, Apathie und später auch Bewusstseinsverlust

Hält das Kaninchen den Kopf schief, hat es darüber hinaus Gleichgewichtsprobleme und bewegt es die Augen anders als gewöhnlich (unwillentliche Augenbewegung, Nystagmus), deutet dies auf eine Innenohr-Entzündung (Otitis interna) hin.

Diagnose:

Wie wird eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen diagnostiziert?

Die Diagnose einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen erfolgt durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt. Erzählen Sie zunächst, welche Symptome Ihr Kaninchen zeigt und seit wann diese bestehen. Erwähnen Sie auch, falls das Kaninchen bereits von Kaninchenschnupfen, Ohrentzündungen oder anderen Erkrankungen betroffen war.

Mit einem sogenannten Otoskop nimmt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Ohrenspiegelung beim Kaninchen vor. Damit lässt sich unter anderem erkennen, ob das Trommelfell intakt ist oder ob es sich durch Eiter nach vorne wölbt, beziehungsweise ob das Trommelfell gerissen ist. Außerdem lassen sich Parasiten im Ohr, Anzeichen von Kaninchenschnupfen oder Verletzungen im Mittelohr erkennen.

Falls es zur genauen Diagnose erforderlich ist, wird der Kopf des Kaninchens geröntgt. Das Röntgenbild macht zum Beispiel Eiter im Mittelohr oder Innenohr sichtbar. Welche Erreger die Otitis media ausgelöst haben, lässt sich mit einem Ohrabstrich ermitteln, der im Labor untersucht wird. Außerdem ist zur Diagnose einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen oft eine Blutuntersuchung sinnvoll.

Behandlung:

Wie kann eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen behandelt werden?

Eine Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen erfordert eine tierärztliche Behandlung. Welche Therapie am besten wirkt, richtet sich nach der jeweiligen Ursache der Otitis media. Sind Bakterien die Auslöser, erhält das Kaninchen Antibiotika. Dies sind Wirkstoffe, die Bakterien abtöten oder ihr Wachstum hemmen. Wichtig ist, dem Kaninchen das Antibiotikum genau nach tierärztlicher Anleitung zu verabreichen – und es nicht frühzeitig abzusetzen, da es sonst zu einem Rückfall kommt.

Zur Behandlung von Milben als Auslöser einer Mittelohr-Entzündung erhält das Kaninchen spezielle Milbenmittel. Sie tragen sie als Salbe auf oder geben sie dem Kaninchen als Spot-on in den Nacken. Manchmal ist auch eine Ohrreinigung und/oder Ohrspülung sinnvoll – die Tierärztin bzw. der Tierarzt vergewissert sich zuvor, ob das Trommelfell des Kaninchens intakt ist und keine Spülflüssigkeit ins Mittelohr gelangen kann. Neben der tierärztlichen Behandlung ist es wichtig, bei der Kaninchen-Haltung eine strenge Hygiene einzuhalten, damit sich die Krankheitserreger nicht weiter ausbreiten.

Wurde die Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen durch eine Bissverletzung ausgelöst, ist ebenfalls eine tierärztliche Behandlung wichtig. Das Kaninchen erhält Antibiotika und Wundsalbe. Es empfiehlt sich, rivalisierende Kaninchen voneinander zu trennen oder männliche Tiere gegebenenfalls kastrieren zu lassen.

Zeigt ein Kaninchen durch eine Mittelohr-Entzündung starke Krankheitszeichen, bekommt es Schmerzmittel. Als Zeichen von Schmerz verweigert das Kaninchen zum Beispiel das Futter, knirscht mit den Zähnen und wirkt apathisch. Auch kann es notwendig sein, das Kaninchen zu päppeln (Zwangsfütterung und Gabe von Vitaminen).

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen?

Die Prognose einer Mittelohr-Entzündung hängt von verschiedenen Faktoren ab. So richtet sich der Verlauf einer Otitis media unter anderem nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Kaninchens, dem jeweiligen Auslöser der Entzündung und danach, ob und welche Behandlung das Tier erhält.

Generell ist die Prognose einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen günstiger, wenn es frühzeitig behandelt wird und die Entzündung dadurch wieder abklingt. Die Therapie kann jedoch langwierig sein. Auch ist es möglich, dass die Otitis media nicht vollständig abheilt und das Kaninchen beispielsweise schwerhörig bis taub bleibt.

Geht eine Mittelohr-Entzündung auf das Innenohr über, ist die Prognose schlechter. Dann besteht eine akute Lebensgefahr für das Kaninchen. Selbst wenn es geheilt wird, sind dauerhafte Nervenschäden möglich (erkennbar etwa an Kopfschiefhalten beim Kaninchen). Gelangen Bakterien aus dem entzündeten Mittelohr in die Blutbahn, ist eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) möglich.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Mittelohr-Entzündung beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Mittelohr-Entzündung lässt sich teilweise vorbeugen. So empfiehlt es sich, dem Kaninchen generell artgerechte Lebensbedingungen zu bieten, um Infektionen und anderen Erkrankungen vorzubeugen. Kaninchenschnupfen etwa wird vor allem in sehr enger Tierhaltung übertragen. Geben Sie Ihren Kaninchen daher genügend Raum und achten Sie auf eine gute Hygiene und Ernährung.

Mit folgenden Maßnahmen lässt sich die Gesundheit der Kaninchen stärken und – unter anderem – einer Mittelohr-Entzündung vorbeugen:

  • Vermeiden Sie Zugluft.
  • Geben Sie Ihrem Kaninchen ausreichend Heu. Getreide- und energiereiche Futtermischungen können Sie in geringen Maßen zufüttern.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Stallhygiene. Wechseln Sie regelmäßig die Einstreu und reinigen Sie den Käfig und die Käfigutensilien gründlich.
  • Halten Sie mehrere Kaninchen nicht zu eng. Vor allem in Zoohandlungen und bei Kaninchenzuchten können sich Kaninchenschnupfen und Parasiten ausbreiten.
  • Nehmen Sie mit Ihren Kaninchen die regelmäßigen tierärztlichen Kontrolluntersuchungen in Anspruch.
  • Gehen Sie mit Ihren Kaninchen sofort Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, sobald Ihnen Krankheitszeichen auffallen, zum Beispiel Borken an den Ohren, Fressunlust oder Kopfschiefhalten.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Mittelohr-Entzündung zum Tierarzt?

Bei Anzeichen einer Mittelohr-Entzündung ist es notwendig, mit dem Kaninchen baldmöglichst eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Keinesfalls empfiehlt es sich, dem Kaninchen ohne tierärztliche Rücksprache Ohrentropfen oder Ähnliches zu verabreichen. So könnte das Trommelfell gerissen sein und die Flüssigkeit ins Mittelohr gelangen – dies kann schwere und bleibende Schäden verursachen.

Das Kaninchen wird in der Praxis gründlich untersucht und das entzündete Mittelohr gezielt behandelt. Wenn Sie jedoch zu lange abwarten, besteht die Gefahr, das das Mittelohr dauerhaft geschädigt bleibt oder dass sich die Entzündung weiter bis zum Innenohr ausbreitet.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. München: Urban & Fischer, 2014