Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen

Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen

Kaninchen beim Tierarzt
Eine Lungenentzündung (Pneumonie) macht sich unter anderem durch Atemprobleme beim Kaninchen bemerkbar. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen?

Ist ein Kaninchen an einer Lungenentzündung erkrankt, macht sich dies unter anderem durch Atemprobleme, Schwäche, Bewegungsunlust, Niesen und Ausfluss aus der Nase bemerkbar. 

Die Ursachen sind vielfältig, am häufigsten sind Infektionen mit Viren oder Bakterien. Eine Lungenentzündung ist eine ernste Erkrankung: Sie sollte so schnell wie möglich tierärztlich behandelt werden.

Der medizinische Fachbegriff für Lungenentzündung lautet Pneumonie.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen?

Die Ursachen für eine Lungenentzündung beim Kaninchen sind vielfältig. Dazu zählen unter anderem:

  • Infektion mit Viren
  • Infektion mit Bakterien wie Pasteurellen und Bordetellen
  • Befall mit Parasiten wie Strongyloides papillosus
  • Befall mit Pilzen
  • Einatmen von Futter oder anderen Fremdkörpern

Generell sind Kaninchen mit einem geschwächten Immunsystem eher gefährdet, eine Lungenentzündung zu entwickeln. Dabei kann das Immunsystem unter anderem durch vorhergehende Erkrankungen wie Kaninchenschnupfen, aber auch durch hohes Alter, Stress oder plötzliche Temperaturschwankungen geschwächt sein.

Eine Infektion mit Viren erfolgt in der Regel durch Artgenossen, ist aber auch durch andere Tiere oder Menschen möglich. Bei Kaninchen sind allerdings häufiger bakterielle Infektionen für eine Lungenentzündung verantwortlich, zum Beispiel durch Pasteurella multocida, Bordetella bronchiseptica und/oder Klebsiella pneumoniae.

Dass ein Kaninchen versehentlich Futter oder kleine Gegenstände einatmet (Aspiration) ist eher selten, kommt aber zum Beispiel vor, wenn Kaninchen mit der Flasche aufgezogen oder zwangsgefüttert werden. Geraten feste oder flüssige Futterbestandteile in die Lunge, kann sich das Lungengewebe entzünden.

Symptome:

Wie äußert sich eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen?

Ist ein Kaninchen an einer Lungenentzündung erkrankt, lässt sich dies häufig an folgenden Symptomen erkennen:

  • Passivität, nachlassende Bewegungsfreude
  • Fressunlust
  • Gewichtsverlust
  • Häufiges Niesen
  • Nasenausfluss, verkrustete Nase
  • Atemnot, Atmung durch das Maul
  • Atemgeräusche
  • Flankenatmung
  • Augenausfluss

Zudem putzen sich an einer Pneumonie erkrankte Kaninchen meist deutlich intensiver als normalerweise. Schnupfen-Symptome wie Niesen und Nasenausfluss weisen auf eine (zusätzliche) Infektion der oberen Atemwege hin, schweres Atmen (ggf. mit rasselnden oder keuchenden Geräuschen) auf eine Lungenentzündung.

Diagnose:

Wie wird eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Lungenentzündung stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst einige Fragen, zum Beispiel:

  • Welche Symptome sind Ihnen bei Ihrem Kaninchen aufgefallen?
  • Wie lange bestehen sie bereits?
  • Hat das Kaninchen Vorerkrankungen, z.B. einen Kaninchenschnupfen?
  • Bekommt es Medikamente?
  • Wie sind die Haltungsbedingungen des Kaninchens (Innen- oder Außenhaltung, Auslauf, andere Tiere)?

Anschließend untersucht der Tierarzt das Kaninchen körperlich. Er achtet zum Beispiel auf seinen Ernährungszustand sowie eventuellen Augen- und Nasenausfluss, wirft einen Blick in sein Maul und horcht mit dem Stethoskop die Herztöne und Atemgeräusche des Kaninchens ab. Wenn er über den Lungen rasselnde, knackende oder pfeifende Geräusche wahrnimmt, ist dies ein Hinweis auf eine Pneumonie.

Um sich ein Bild vom Ausmaß der Lungenentzündung zu machen, ist eine Röntgenuntersuchung sinnvoll. Auf dem Röntgenbild lassen sich entzündlich veränderte Lungenbereiche und weitere Auffälligkeiten wie ein Lungenödem (Wasser in der Lunge) erkennen. Dies ist wichtig für die Behandlung und Prognose.

Therapie:

Wie kann eine Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen behandelt werden?

Da eine Lungenentzündung in den meisten Fällen auf eine Infektion mit Bakterien zurückgeht, erhält das Kaninchen Antibiotika. Manchmal ist das Kaninchen so geschwächt, dass es zusätzlich Infusionen benötigt. Zeigt das Tier zusätzlich eine Infektion der oberen Atemwege (Schnupfen, verklebte Nase), kann eine Nasenspülung sinnvoll sein, um wieder frei zu atmen. Lassen Sie dies aber nur von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt vornehmen.

Manchmal ist es sinnvoll, wenn das Kaninchen zusätzlich schleimlösende Mittel inhaliert. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kann Sie hierzu beraten, wie Sie dies zu Hause durchführen können. Bei einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Lungenödem) erhält das Kaninchen außerdem entwässernde Medikamente (Diuretika).

Kaninchen mit einer Lungenentzündung sind oft apathisch und verlieren den Appetit (Fressunlust). Eine konstante Futteraufnahme ist für das Überleben des Kaninchens allerdings sehr wichtig. Deswegen muss es oft vorübergehend alle zwei bis drei Stunden über eine Spritze (ohne Nadel!) zwangsgefüttert werden – entweder mit fertigen Präparaten, die Sie mit Wasser anrühren, oder mit einer Kombination aus aufgelösten Futterpellets, zerkleinerten Kräutern und Babybrei.

Wenn das Kaninchen Antibiotika bekommt, können Sie dem Futter ein probiotisches Präparat unterrühren, um die Darmflora zu unterstützen. Sprechen Sie diese Maßnahmen immer mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt ab.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Lungenentzündung beim Kaninchen lässt sich durch eine Reihe von Maßnahmen vorbeugen:

  • Halten Sie nicht zu viele Kaninchen auf engem Raum und achten Sie auf einen ausreichenden Abstand (mind. 1,80 m) zwischen einzelnen Stallanlagen, sonst verbreiten sich schnell bakterielle Infektionen wie Kaninchenschnupfen.
  • Besonders bei größeren Kaninchenbeständen ist eine Schutzimpfung gegen Pasteurellen und Bordetellen sinnvoll.
  • Schützen Sie Ihre Kaninchen vor starker Kälte und Zugluft – beides macht die Tiere anfällig für Infektionskrankheiten und begünstigt Lungenentzündungen. Wenn Sie ein Wohnungskaninchen an die Außenhaltung gewöhnen möchten, versuchen Sie dies langsam und behutsam während der warmen Jahreszeit.
  • Suchen Sie bei den ersten Anzeichen eines Kaninchenschnupfens eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Es besteht die Gefahr, dass die Infektion sich von den oberen in die unteren Atemwege verlagert und zu einer Lungenentzündung wird.
  • Wenn Sie ein Kaninchen zwangsfüttern müssen oder Kaninchenbabys per Hand aufziehen, gehen Sie stets langsam und behutsam vor und achten Sie darauf, dass das Tier sich nicht verschluckt. Eingeatmeter Nahrungsbrei kann besonders bei sehr jungen und abwehrschwachen Tieren schwere Lungenentzündungen auslösen.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Lungenentzündung (Pneumonie) beim Kaninchen?

Die Prognose einer Lungenentzündung beim Kaninchen hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von ihrer Ausprägung und den Symptomen. Ein Kaninchen, das noch freiwillig frisst und keine starken Einschränkungen beim Atmen zeigt, hat eine bessere Prognose als ein Tier, das apathisch ist, starke Atemprobleme hat und merklich an Gewicht verliert.

Wichtig sind auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Kaninchens: Sehr junge, sehr alte und vorerkrankte Kaninchen haben oft schwerer mit einer Pneumonie zu kämpfen. Nicht immer übersteht das Tier eine solche Erkrankung.

Wenn das Kaninchen jedoch frühzeitig tierärztlich behandelt wird und das Antibiotikum anschlägt, ist die Prognose besser. Sobald das Tier wieder selbstständig zu fressen beginnt, ist dies ein gutes Zeichen für seine Genesung.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Lungenentzündung (Pneumonie) zum Tierarzt?

Ein Kaninchen mit Symptomen einer Lungenentzündung muss so schnell wie möglich in einer Tierarzt-Praxis oder Tierklinik behandelt werden. Nicht nur die Lungenentzündung selbst, sondern auch die mangelnde Aufnahme von Futter und Wasser werden für das Kaninchen binnen kürzester Zeit lebensgefährlich.

Weiterführende Informationen

Autor: Torben Riener, Christina Trappe
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung:
Januar 2022

Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke Verlag, Stuttgart 2016

Gabrisch, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche Verlag, Hannover 2014
Mitchell, M., Tully, T.: Manual of Exotic Pet Practice. Saunders Elsevier Verlag, Missouri 2009