Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen

Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen

Verbände
Bei einem Knochenbruch erhält das Kaninchen einen Stützverband oder Schiene. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen?

Die Frage: Können sich Kaninchen was brechen? lautet “Ja”. Knochenbrüche kommen bei Kaninchen relativ häufig vor. Der medizinische Fachbegriff für einen Knochenbruch lautet Fraktur (Mehrzahl: Frakturen).

Kaninchen haben relativ filigrane Knochen, die leicht unter einer ungewohnten Belastung splittern. Ein Splitterbruch kann bei einem Unfall entstehen, etwa wenn das Kaninchen stürzt oder mit den Zehen am Teppich hängen bleibt.

Ein Knochenbruch ist für das Kaninchen schmerzhaft und schränkt es in seiner Bewegung ein – daher erfordert ein Knochenbruch umgehend eine tierärztliche Behandlung.

Ursachen:

Welche Ursachen haben Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen?

Knochenbrüche haben verschiedene Ursachen. Generell geht einem Knochenbruch eine Verletzung voraus. Kaninchen haben in Bezug zu ihrem Körpergewicht relativ dünne Knochen. Die Knochen splittern leicht, wenn sie falsch belastet werden.

Auch sind Kaninchen Fluchttiere, das heißt, sie sind relativ schreckhaft. Auf plötzliche Bewegungen reagieren sie mit Flucht. Spielen Kinder mit Kaninchen, sind sie häufig unbedacht und erschrecken das Tier – dadurch kann es zu Unfällen und Frakturen beim Kaninchen kommen.

Knochenbrüche beim Kaninchen haben unter anderem folgende Ursachen:

  • Das Kaninchen klemmt sich in einem Türspalt ein oder fällt von einer Erhöhung.
  • Kinder versuchen, mit dem Kaninchen zu spielen oder es hochzunehmen.
  • Das Kaninchen bleibt mit zu langen Krallen im Teppich hängen und bricht sich die Zehen.
  • Der Kaninchenbesitzer tritt versehentlich auf das Kaninchen.
  • Das Kaninchen wird hochgehoben, ohne dass es gleichzeitig mit der Hand unterstützt wird.
  • Mangelerscheinungen, Haltungsfehler oder Knochenveränderungen können ebenfalls Ursachen von Knochenbrüchen sein, da sie die Knochen des Kaninchens schwächen.

Symptome:

Wie äußern sich Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen?

Knochenbrüche lassen sich anhand unterschiedlicher Symptome erkennen. Nach einem Unfall oder einer ruckartigen Bewegung zeigt das Kaninchen eine Schmerzreaktion. Anschließend bewegt es sich nicht mehr wie gewohnt; es humpelt oder lahmt.

Teilweise erkennt man, dass der gebrochene Körperteil anders als normal aussieht, etwa, dass eine Pfote abgeknickt und geschwollen ist. Das Kaninchen leckt sich dann vermehrt die verletzte Pfote und hebt sie an, um sie nicht zu belasten.

Weitere Symptome von Knochenbrüchen richten sich nach der Art der Fraktur. Offene Brüche fallen durch eine blutige Wunde auf, aus der gesplitterte Knochenenden ragen. Bei einem Bruch der Wirbelsäule ist das Kaninchen benommen. Unter Umständen sind seine Läufe gelähmt. Es vermeidet jede Art von Bewegung und kann teilweise Kot und Urin nicht mehr halten oder nicht mehr selbstständig absetzen (Nachhand-Lähmung beim Kaninchen).

Diagnose:

Röntgen Gerät
Zur Diagnose eines Knochenbruches eignet sich eine Röntgenuntersuchung. Foto: vetproduction

Wie werden Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen diagnostiziert?

Die genaue Diagnose von Knochenbrüchen beim Kaninchen stellt eine Tierärztin oder ein Tierarzt. Manchmal sind Frakturen bereits äußerlich erkennbar: Nach einem Unfall sind Körperteile unnatürlich gewinkelt. Bei offenen Frakturen ragen gesplitterte Knochen aus der Haut.

Die Tierärztin oder der Tierarzt begutachtet zunächst die Verletzungen Ihres Kaninchens und befragt Sie, wie es zu ihnen kam. Anschließend folgt eine Röntgen-Untersuchung. Knochenbrüche und die Art der Fraktur lassen sich auf dem Röntgenbild meist gut erkennen. Dies ist wichtig, um das Kaninchen anschließend angemessen behandeln zu können.

Eine Blutuntersuchung gibt Hinweise, ob Stoffwechselstörungen den Knochenbruch begünstigt haben (etwa eine Osteodystrophie), oder ob eine Entzündung des Knochens vorliegt (Osteomyelitis).

Behandlung:

Wie können Knochenbrüche (Frakturen) beim Kaninchen behandelt werden?

Knochenbrüche beim Kaninchen erfordern eine schnelle Behandlung. Welche Therapie geeignet ist, richtet sich nach der jeweiligen Art des Knochenbruchs. Generell ist es wichtig, den Knochen zunächst zu richten und anschließend ruhig zu stellen – so kann er heilen. Dies darf aber nur nach vorheriger gesicherter Diagnose (Röntgen-Untersuchung) und durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt erfolgen.

In manchen Fällen erhält das Kaninchen zur Behandlung des Knochenbruchs einen Stützverband oder eine Schiene. Bei einem Bruch des hinteren Unterschenkels ist dann das Bein durch den Verband nach hinten getreckt. Zehenbrüche heilen meist problemlos ohne Verband aus. Um das Kaninchen zur Behandlung ruhig zu stellen, ist ein kleiner Käfig nützlich.

Was sollte man bei Knochenbrüchen oder Gelenkverletzungen tun? Nachdem das Kaninchen tierärztlich untersucht und behandelt wurde, gilt es zuhause besondere Vorkehrungen für das verletzte Tier zu treffen. Während ein Kaninchen ansonsten viel Auslauf braucht, sollte es bei einem Knochenbruch nur wenig Platz haben. So schont es sich entsprechend. Ein Halskragen ist in manchen Fällen sinnvoll, um das Kaninchen vom Benagen der Wunde beziehungsweise des Verbands abzuhalten.

Wie heilt ein gebrochener Knochen? Ein gebrochener Knochen wächst mit der Zeit wieder zusammen. Damit der Knochen gerade zusammenwächst und Folgeschäden nach Möglichkeit ausbleiben, ist es richtig, dass die Tierärztin oder der Tierarzt den gebrochenen Knochen zunächst richtet. Dafür kann gegebenenfalls auch eine Operation notwendig sein. Die Tierärztin oder der Tierarzt richtet die Knochen in der richtigen Position aus und fixiert sie mit speziellen Hilfsmitteln (Marknagelung, Fixateur externe). Teilweise entfernt er abgestorbene Splitter aus der Wunde. Einige Nägel verbleiben im Knochen, andere Hilfsmittel werden bei einem weiteren Eingriff wieder entfernt. 

Unterstützend kann das Kaninchen zur Behandlung einer Fraktur entzündungshemmende Mittel, B-Vitamine, Antibiotika und Schmerzmittel erhalten.

Prognose:

Wie lange braucht ein Bruch beim Kaninchen?

Bis ein gebrochener Knochen vollständig verheilt, vergehen mehrere Wochen. Bei Knochenbrüchen lässt sich keine allgemeine Prognose stellen. Unkomplizierte Knochenbrüche, etwa der Zehen des Kaninchens, haben eine gute Prognose – sie heilen meist ohne Komplikationen aus.

Gebrochene Pfoten können bei Ruhigstellung und Schienung ebenfalls so weit heilen, dass das Kaninchen sich später wieder wie gewohnt bewegen kann. Doch sind immer auch Einschränkungen möglich, vor allem, wenn Gelenke betroffen sind. Ein Schädelbruch oder ein Wirbelsäulenbruch beim Kaninchen hat in der Regel eine schlechtere Prognose.

Bei offenen Knochenbrüchen besteht das Risiko, dass Keime in die Wunde eindringen und es zu Entzündungen kommt. Die Prognose von offenen Frakturen ist daher umso besser, je früher und professioneller die Wunde tierärztlich behandelt wird.

Vorbeugen:

Wie kann man Knochenbrüchen (Frakturen) beim Kaninchen vorbeugen?

Einem Knochenbruch beim Kaninchen lässt sich mit einigen Maßnahmen vorbeugen:

  • Genügend Auslauf und eine artgerechte Ernährung stärken das Kaninchen und wirken sich positiv auf die Knochendichte aus.
  • Überlange Krallen stutzen ist wichtig, damit Kaninchen nicht mit ihren Zehen im Teppich oder an der Kleidung des Kaninchenhalters hängen bleiben.
  • Vorsicht: Kaninchen neigen zur Flucht und reagieren schnell panisch. Rechnen Sie immer damit beim Umgang mit Ihrem Tier.
  • Freigang beaufsichtigen: Wer auf mögliche Gefahrenquellen achtet, vermeidet, dass sich sein Kaninchen verletzt (etwa Quetschen in der offenen Tür).
  • Beim Anheben des Kaninchens ist es wichtig, das hintere Becken mit der Hand zu stützen.
  • Spielen Kinder mit dem Kaninchen, empfiehlt es sich, das Spiel zu beobachten und gegebenenfalls einzugreifen. Idealerweise lernen Kinder, auf die Bedürfnisse des Kaninchens Rücksicht zu nehmen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Knochenbrüchen (Frakturen) zum Tierarzt?

Zeigt das Kaninchen Anzeichen eines Knochenbruchs, ist ein sofortiger Tierarzt-Besuch notwendig. So ist eine Fraktur nicht nur sehr schmerzhaft für das Kaninchen, sondern auch ein Gesundheitsrisiko. Unbehandelt kann sich vor allem ein offener Bruch entzünden.

Die Tierärztin oder der Tierarzt richtet den Bruch, sofern es möglich ist. So kann der Knochen besser heilen. In schweren Fällen, vor allem bei einem Wirbelsäulenbruch, muss abgewogen werden, ob eine Behandlung beim Kaninchen noch möglich ist.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: November 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Zinke, J.: Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen. Thieme, Stuttgart 2004