Haarballen beim Kaninchen

Haarballen beim Kaninchen

Kaninchen mit Moehre
Frische Kost kann einer Haarballen-Bildung beim Kaninchen vorbeugen. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Haarballen beim Kaninchen?

Bei Haarballen handelt es sich um verfilzte Haare im Verdauungstrakt des Kaninchens. Eine Haarballen-Bildung kommt vor allem bei langhaarigen Kaninchen vor.

Bei der täglichen Fellpflege verschluckt das Tier regelmäßig Haare, die in der Regel problemlos den Magen-Darm-Trakt passieren. Bei Haarausfall oder langhaarigen Kaninchen besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Haare in Magen oder Darm zusammenballen und die Verdauung stören.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Haarballen beim Kaninchen?

Ursachen einer Haarballen-Bildung sind große Mengen an Haaren, die das Kaninchen bei der Fellpflege aufnimmt. Das Kaninchen leckt sein Fell, um Schmutz und mögliche Parasiten zu entfernen. Dabei fallen immer auch einzelne Haare aus, die das Tier verschluckt.

Gewöhnlich nimmt ein Kaninchen bei der täglichen Fellpflege nur wenige Haare auf. Dies ist harmlos, da die Haare den Verdauungstrakt unbemerkt passieren und fast unverändert ausgeschieden werden.

Viele oder besonders lange Haare können sich jedoch in Magen und Darm zusammenballen. Entweder scheidet das Kaninchen dann perlschnurartig aussehenden Kot aus, oder es kommt zu Verdauungsproblemen, wenn die Haarballen den Magen oder Darm verstopfen.

Ursachen von Haarballen im Magen oder Darm des Kaninchens sind vor allem:

  • Fellwechsel im Verlauf der Jahreszeiten
  • Tägliche Fellpflege von Langhaarkaninchen
  • Haarausfall bei Erkrankungen, z.B. Parasitenbefall, Hormonstörungen
  • Fellfressen als Verhaltensstörung bei Stress oder Langeweile
  • Eine träge Verdauung, zum Beispiel durch Flüssigkeitsmangel (Austrocknung beim Kaninchen) oder faserarmes Futter.

 Symptome:

Wie äußern sich Haarballen beim Kaninchen?

Eine Haarballen-Bildung beim Kaninchen verläuft teilweise ohne Symptome. Kleinere Haarballen scheidet das Kaninchen problemlos mit dem Kot aus. Der Kaninchenbesitzerin oder dem Kaninchenbesitzer fallen teilweise jedoch Kotgebilde auf, bei denen die einzelnen Kotballen perlschnurartig durch längere Haare verbunden sind.

In einigen ruft kann eine Haarballen-Bildung beim Kaninchen gesundheitliche Probleme hervor. Große oder zahlreiche Haarballen in Magen und Darm können die Passage des Verdauungsbreis behindern. Dann sind Symptome wie eine leichte Verstopfung bis hin zu kompletten Verschluss des Magenausgangs möglich.

In schweren Fällen entsteht durch die Haarballen eine lebensgefährliche Magenüberladung oder auch eine Trommelsucht beim Kaninchen. Dabei ist die Darmpassage so sehr gestört, dass sich halbverdautes Futter in Magen und Darm staut. Teilweise beginnt es zu gären. Als Symptome bemerken Sie dann bei Ihren Kaninchen einen geblähten Bauch, eine Schmerzreaktion beim Berühren, Fressunlust sowie Apathie.

Diagnose:

Wie werden Haarballen beim Kaninchen diagnostiziert?

Eine geringe Haarballen-Bildung beim Kaninchen erfordert keine spezielle Diagnose – meist sind die kleinen Haarballen nicht gefährlich. Bemerken Sie jedoch, dass das Kaninchen weniger Kot als gewöhnlich oder keinen Kot mehr absetzt, ist eine tierärztliche Diagnose und Therapie unbedingt notwendig. Dies gilt ebenfalls, wenn das  Kaninchen Fressunlust und andere Krankheitssymptome zeigt oder sein Bauch gebläht ist.

Zur Diagnose von Haarballen in Magen und Darm stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst ein paar Fragen. Dabei ist zum Beispiel wichtig, welche Symptome das Kaninchen zeigt und seit wann die Beschwerden bestehen.

Bei der körperlichen Untersuchung betastet der Tierarzt den Bauchraum des Kaninchens. Dabei achtet er auf mögliche Schmerzreaktionen und darauf, wie sich Magen und Darm anfühlen. Eine teigige Struktur des Magens kann auf eine Magenüberladung durch Haarballen hinweisen, ein verhärteter Bauch auf Blähungen durch eine Trommelsucht beim Kaninchen.

Bildgebende Verfahren (z.B. Ultraschall-Untersuchung, Röntgen-Untersuchung) helfen bei der Diagnose von Haarballen beim Kaninchen, doch sind die Haare nicht in jedem Fall eindeutig erkennbar. Die Untersuchungen sind aber sinnvoll, um andere Ursachen bei starken Bauchbeschwerden auszuschließen (z.B. einen Tumor oder einen Darmverschluss).

Behandlung:

Wie können Haarballen beim Kaninchen behandelt werden?

Eine geringe Haarballen-Bildung beim Kaninchen erfordert manchmal keine Behandlung, so lange keine Beschwerden auftreten. Es ist ratsam, nach Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt, vorbeugend Ananas, Papaya oder Ananas-Enzyme zu verfüttern, um die Magen-Darm-Passage der Haarballen beim Kaninchen zu erleichtern. Auch die Gabe von Malzpaste fördert die Passage der Haare.

Zeigen sich Symptome wie Verstopfung durch die Haarballen, ist auf jeden Fall eine tierärztliche Behandlung des Kaninchens sinnvoll. Je nachdem, wie stark die Beschwerden durch die Haarballen sind, verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt dem Kaninchen spezielle Medikamente. Ist der Magen mit Haarballen gefüllt, aber noch durchlässig, erhält das Kaninchen Paraffinöl und eine sanfte Magen-Massage. Dadurch lösen sich die Haarballen und werden durch das Paraffin gleitfähig.

Wirkstoffe wie Metoclopramid erhöhen die Eigenbewegung des Magen-Darm-Trakts (Peristaltik). Teilweise sind auch spezielle Abführmittel zur Behandlung der Haarballen-Bildung sinnvoll. Diese Medikamente darf das Kaninchen aber nur unter tierärztlicher Kontrolle erhalten.

Haben die Haarballen einen Verschluss von Magen oder Darm verursacht, ist meist eine Operation notwendig. Die Tierärztin oder der Tierarzt entfernt dabei die Haarballen aus dem Verdauungstrakt, um Magen und Darm von den Haaren zu befreien. Unter Umständen benötigt das Kaninchen außerdem Flüssigkeit (Infusion) und Schmerzmittel.

Neben der direkten Therapie der Haarballen ist es außerdem wichtig, der Ursache von möglichem Haarausfall beim Kaninchen auf den Grund zu gehen und – falls notwendig – zu behandeln.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Haarballen beim Kaninchen?

Kleinere Haarballen beim Kaninchen haben in der Regel eine gute Prognose. Sie sind gewöhnlich harmlos und verursachen keine Beschwerden. Ballen sich Haare leicht zusammen, können Sie (in Rücksprache mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt) das Kaninchen mit Ananas, Papaya oder Ananas-Enzymen füttern – die Haarballen lockern sich hierdurch. Sie können auch Malzpaste verabreichen; die Haare werden dann leichter abgeführt.

Gelangen jedoch größere Mengen von Haaren in Magen und Darm des Kaninchens, sind Komplikationen möglich. Kommt es durch größere und feste Haarballen beim Kaninchen zu einem Verschluss der Verdauungsorgane, ist die Prognose weniger günstig und es besteht Lebensgefahr. Eine schnelle tierärztliche Behandlung bessert die Prognose.

Vorbeugen:

Wie kann man Haarballen beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Haarballen-Bildung beim Kaninchen lässt sich nicht vollständig vorbeugen. Zum Beispiel gehört der Fellwechsel im Frühjahr und Herbst zu den natürlichen Ursachen von Haarausfall – und es bleibt nicht aus, dass Kaninchen vermehrt Haare aufnehmen.

Einige Maßnahmen helfen jedoch, Problemen durch Haarballen beim Kaninchen vorzubeugen:

  • Bürsten Sie Ihr Kaninchen regelmäßig, wenn es Haare verliert. Dies ist besonders bei Langhaarkaninchen sinnvoll.
  • Verfüttern Sie dem Kaninchen vorwiegend Heu. Dadurch unterstützen Sie die Verdauung Ihres Kaninchens und beugen der Bildung von Haarballen vor.
  • Stellen Sie Ihrem Kaninchen ausreichend frisches Wasser bereit, bestenfalls in hygienischen Trinkflaschen, die Sie im Käfig aufhängen. Reichen Sie regelmäßig Frischkost, etwa Salat oder frisches Wiesengrün.
  • Besteht übermäßiger Haarausfall beim Kaninchen, ist es wichtig, die Ursache tierärztlich abklären zu lassen.
  • Lassen Sie sich von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt beraten, wie Sie Ihr Kaninchen beim Fellwechsel unterstützen können, etwa durch Verfütterung von Ananas und Papaya oder spezielle Präparate (Malzpaste).

 Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Haarballen-Bildung zum Tierarzt?

Bei einer leichten Haarballen-Bildung beim Kaninchen ist es ratsam, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. So können Sie die Fütterung verbessern und beispielsweise Ananas-Enzyme zufüttern. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kann Sie hierzu beraten.

Falls Sie bei Ihrem Kaninchen Anzeichen von Magen-Darm-Problemen bemerken, ist es wichtig, schnellstmöglich eine Tierarzt-Praxis aufzusuchen. Denn Haarballen beim Kaninchen erfordern eine dringende tierärztliche Behandlung, wenn:

  • das Kaninchen weniger oder keinen Kot mehr absetzt.
  • es kein Futter mehr aufnimmt.
  • das Kaninchen apathisch wirkt.
  • der Bauch gebläht oder verhärtet ist.
  • das Kaninchen Anzeichen von Schmerzen zeigt.

Ebenfalls ist es wichtig, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, wenn Haarballen durch einen übermäßigen Haarausfall ausgelöst werden. Dann empfiehlt es sich, die Ursache des Haarausfalls tierärztlich abklären und gegebenenfalls behandeln zu lassen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Baumgartner, W.: Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere, Enke 2017

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. Urban & Fischer, 2014

Krokowski, C.; Fatrai, A.: Akupunktur und Phytotherapie bei Kaninchen und Meerschweinchen. Thieme Verlag, Stuttgart 2007