Durchfall (Diarrhö) beim Kaninchen – Was

Durchfall (Diarrhö) beim Kaninchen – Was

Temperaturkontrolle Kaninchen
Ob das Kaninchen mit Durchfall erhöhte Temperatur hat, lässt sich mit einem Fieberthermometer messen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Durchfall beim Kaninchen?

Hat ein Kaninchen Durchfall, scheidet es weichen bis halbflüssigen Kot aus. Meist verkleben dann restliche Ausscheidungen das Fell im Bereich des Afters. Als Folge kann sich die Haut am After entzünden. Der medizinische Fachbegriff für Durchfall lautet Diarrhö (auch Diarrhoe).

Durchfall kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine Magen-Darm-Infektion oder ungewohntes Futter. Durch die halbflüssigen Ausscheidungen verliert das Kaninchen viel Wasser – starker oder länger anhaltender Durchfall ist für das Kaninchen gefährlich, denn es kann zur Austrocknung kommen.

Gewöhnlich ist der Kot beim Kaninchen – anders als bei Durchfall – von fester Konsistenz: Das Tier setzt mehrere kleine Kotballen ab. Die Verdauung von Kaninchen unterscheidet sich von der menschlichen Verdauung. Kaninchen haben einen langen Blinddarm. Auch ist ihr Darm mit anderen Bakterien besiedelt (Darmflora) als der des Menschen. Beides ermöglicht es dem Kaninchen, Zellulose zu verdauen. Zellulose kommt reichlich in Pflanzen, zum Beispiel Gras, vor und ist für den Menschen unverdaulich (Ballaststoff).

Kaninchen weisen eine weitere Besonderheit auf: Sie scheiden sogenannten Blinddarm-Stuhl aus. Dies sind geruchsintensive Gebilde, welche die Tiere vom After abfressen. Findet sich Blinddarm-Stuhl im Gehege, kann dies leicht mit Durchfall beim Kaninchen verwechselt werden.

Ursachen:

Was verursacht Durchfall beim Kaninchen?

Durchfall beim Kaninchen kann verschiedene Ursachen haben, etwa eine Futterumstellung oder eine Magen-Darm-Infektion. Der jeweilige Auslöser führt dazu, dass die Darmschleimhaut des Kaninchens gereizt wird. Als Folge entzündet sie sich (Enteritis).

Beim gesunden Kaninchen entziehen die Darmzellen dem Darminhalt Wasser – bei der Diarrhö ist es umgekehrt. Dann verliert der Körper Wasser über die Darmzellen.

Durchfall beim Kaninchen kann unter anderem folgende Ursachen haben:

  • Futterumstellung: Das Kaninchen hat einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt. Erhält es ungewohnte Kost, stört dies die Darmflora oder reizt den Darm. Eine Futterumstellung ist eine häufige Durchfall-Ursache beim Kaninchen.
  • Ernährung: Frisst das Kaninchen viel Getreide, verändert dies seine Darmflora. Diarrhö kann die Folge sein.
  • Fressunlust: Verweigert das Kaninchen das Futter, ist die Verdauung gestört. Die restliche Nahrung verbleibt dann zu lange im Darm und gärt (Fehlgärung). Dies reizt den Darm und es kann zu Durchfall beim Kaninchen kommen.
  • Infektionen: Eine Ansteckung, beispielsweise mit Viren (z.B. Coronaviren, Rotaviren), Bakterien oder Würmern (z.B. Fadenwürmer), löst oftmals eine Darmentzündung und Diarrhö aus. Vor allem junge Kaninchen sind anfällig für Infektionen, die zu Durchfall führen.
  • Vergiftungen beim Kaninchen: Kaninchen vergiften sich manchmal an Zimmer- und Gartenpflanzen. Zwar sind Kaninchen wählerisch bei der Futterwahl, was sie vor Vergiftungen schützt. Dennoch knabbern sie gerne und nagen auch giftige Pflanzen wie Oleander oder Alpenveilchen an, die unter anderem zu Durchfall führen können.

Symptome:

Wie äußert sich Durchfall beim Kaninchen?

Durchfall äußert sich durch typische Symptome, ist genau genommen jedoch selbst häufig das Symptom für eine Erkrankung. Zunächst fällt auf, dass das Kaninchen weichen bis flüssigen Kot absetzt. Dieser kann verschieden beschaffen sein, zum Beispiel ein wenig weicher oder – bei starker Diarrhö – hell und wässrig.

Nachdem das Kaninchen den Kot abgesetzt hat, bleiben oftmals Reste der Ausscheidungen im Fell des Afters kleben. Dadurch ist die Haut am After gereizt und kann sich entzünden. Die Haut ist geschwollen und gerötet, teilweise eitert sie. Auch kann es als Folge des Durchfalls zu Entzündungen des Enddarms und der Geschlechtsdrüsen (Inguinaldrüsen) kommen. Die Drüsen sondern dann vermehrt Sekret ab.

Starker Durchfall beim Kaninchen verursacht Symptome der Austrocknung. Verliert das Kaninchen durch heftigen oder lang anhaltenden Durchfall größere Mengen Flüssigkeit, ist sein Stoffwechsel stark beeinträchtigt. Das Kaninchen wird apathisch, später auch bewusstlos. Bleibt der Durchfall unbehandelt, besteht Lebensgefahr.

Neben dem Durchfall können, je nach Ursache der Diarrhö, weitere Symptome auftreten. Mögliche Beschwerden sind dann zum Beispiel ein aufgetriebener Bauch, Fressunlust, Lethargie und Abmagerung. Bei Vergiftungen sind auch Lähmungen möglich.

Diagnose:

Kot vom Kaninchen
Normal geformter Kot eines Kaninchens. Foto: vetproduction

Wie lässt sich die Ursache für Durchfall beim Kaninchen herausfinden?

Durchfall beim Kaninchen erfordert eine tierärztliche Diagnose – vor allem die Diarrhö sich nicht binnen kurzer Zeit bessert, besonders stark ist und/oder das Kaninchen weitere Krankheitssymptome zeigt.

Um die Diagnose eingrenzen zu können, stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst ein paar Fragen:

  • Seit wann besteht der Durchfall beim Kaninchen? Wie sind die Ausscheidungen beschaffen?
  • Wie wird das Kaninchen ernährt?
  • Hat das Tier viel Getreide oder anderes Futter als gewöhnlich erhalten?
  • Zeigt das Kaninchen weitere Symptome wie Fressunlust oder Lähmungen?
  • Wird das erkrankte Kaninchen mit anderen Artgenossen zusammen gehalten? Wenn ja, wie geht es den anderen Tieren, haben sie auch Durchfall?

Anschließend wird das Kaninchen gründlich körperlich untersucht und geschaut, ob sein Bauch aufgetrieben und schmerzhaft ist. Auch begutachtet der Tierarzt die Afterregion des Kaninchens, um mögliche Entzündungen zu erkennen. In einigen Fällen untersucht er den Enddarm des Tieres endoskopisch.

Je nach Verdachtsdiagnose sind bei Durchfall weitere Untersuchungen nötig, zum Beispiel eine Kotuntersuchung und eine Blutuntersuchung. Im Kot lassen sich zum Beispiel Würmer oder Wurmeier bei einer Wurminfektion nachweisen. Im Blut können beispielsweise die Entzündungswerte erhöht sein. Es ist sinnvoll, nach Möglichkeit bereits eine Probe vom frischen Kaninchenkot in die Praxis mitzubringen.

Behandlung:

Was tun, wenn das Kaninchen Durchfall hat?

Durchfall beim Kaninchen erfordert eine Behandlung, denn das Tier verliert dabei größere Mengen an Flüssigkeit und Mineralstoffen (Elektrolyte). Daher stellt sich die Frage: “Was hilft gegen Matschkot oder Durchfall beim Kaninchen?” In jedem Fall ist es wichtig, dem Kaninchen immer genügend frisches Wasser anzubieten. Ist das Kaninchen stark ausgetrocknet, verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt ihm zusätzlich Flüssigkeit über eine Infusion, um den Verlust auszugleichen. Auch wird das Kaninchen in der Praxis gründlich untersucht. So richtet sich die weitere Behandlung von Durchfall nach der jeweiligen Ursache.

Löst eine Futterumstellung Durchfall beim Kaninchen aus, ist es sinnvoll, zunächst wieder das gewohnte Futter zu geben. Anschließend erhält das Kaninchen nach und nach größere Rationen des neuen Futters. Ist die Diarrhö die Folge von Fressunlust beim Kaninchen, ist eine Zwangsernährung nötig. Dies ist wichtig, um die Darmtätigkeit anzuregen und eine weitere Fehlgärung im Darm zu vermeiden.

Sind Infektionen Auslöser von Durchfall beim Kaninchen, richtet sich die Behandlung nach dem jeweiligen Krankheitserreger. Zum Beispiel lassen sich Bakterien mit Antibiotika und Darmparasiten mit einer Wurmkur (Anthelminthika) bekämpfen.

Welche Kräuter helfen Kaninchen bei Durchfall? Die richtige Fütterung bei Durchfall kann die Genesung unterstützen und sollte zur Sicherheit vorab mit der Tierärztin bzw. dem Tierarzt abgestimmt werden. Das Kaninchen erhält dann zum Beispiel vor allem das gewohnte Grünfutter , kombiniert mit Heu und Trockenkräuter. Zum Trinken können Sie ihm Wasser oder lauwarmen Kamillentee anbieten.

Um den Durchfall durch eine Futterumstellung nicht zu verschlimmern Es ist zu empfehlen, die Fütterung mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt abzustimmen.  

Prognose:

Wie ist die Prognose von Durchfall beim Kaninchen?

Eine allgemeine Prognose lässt sich bei Durchfall beim Kaninchen nicht stellen. So kann eine Diarrhö verschiedene Ursachen haben. Tritt Durchfall nach einer Futterumstellung auf, gehen die Beschwerden in der Regel schnell von selbst wieder zurück, sobald sich das Tier an das neue Futter gewöhnt hat.

Vergiftungen oder Virusinfektionen bei jungen Kaninchen können für das erkrankte Tier dagegen Lebensgefahr bedeuten. Welche Prognose Durchfall beim Kaninchen hat, hängt dann von einer schnellen Behandlung ab. Auch spielen das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Kaninchens eine Rolle.

Durchfall beim Kaninchen hat eine gute Prognose, wenn die Darmreizung abheilt und das Kaninchen ausreichend Flüssigkeit erhält. Wichtig ist, die Beschwerden ernst zu nehmen und das Kaninchen tierärztlich vorzustellen.

In manchen Fällen führt Durchfall zu weiteren Komplikationen. Unter anderem sind Entzündungen im Analbereich möglich, die sich zu einem Abszess ausbilden können. Außerdem locken im Sommer Kotreste im Fell Fliegen an, die Eier in die entzündete Haut ablegen und so weitere Beschwerden verursachen.

Vorbeugen:

Wie kann man Durchfall beim Kaninchen vorbeugen?

Durchfall beim Kaninchen lässt sich nicht sicher vorbeugen. Es gibt viele mögliche Auslöser von Diarrhö, die Sie nicht alle vermeiden können. Außerdem reagiert die Darmflora von Kaninchen empfindlich auf Störungen. Mit etwas Umsicht in der Haltung und Ernährung können Sie jedoch vielen Gesundheitsproblemen bei Ihrem Kaninchen vorbeugen.

Folgende Maßnahmen helfen, Durchfall beim Kaninchen vorzubeugen:

  • Möchten Sie das Futter beim Kaninchen umstellen, ist es wichtig, dieses langsam zu beginnen. Zum Beispiel empfiehlt es sich, das erste frische Grünfutter im Frühjahr langsam aufzudosieren. Dazu verfüttern Sie zunächst kleine Rationen und achten darauf, ob das Kaninchen die Frischkost verträgt. Bleibt Durchfall aus, können Sie die Futtermenge langsam steigern.
  • Informieren Sie sich in Ihrer Tierarzt-Praxis über die optimale Ernährung Ihres Kaninchens. Grundnahrungsmittel ist Grünfutter (z.B. Salate, Gemüseblätter, Kräuter), ergänzend ist auch Rauhfutter möglich. Hin und wieder darf auch wie Wurzelgemüse zum Nagen gegeben werden. Bieten Sie dem Kaninchen immer ausreichend frisches Wasser an.
  • Achten Sie darauf, dass das Futter stets frisch ist und keine Spuren von Schimmel aufweist. Säubern Sie täglich offene Wassernäpfe und entfernen Sie aufgeweichtes Futter aus dem Napf. Hygienischer sind Trinkflaschen zum Aufhängen im Stall. Kochen Sie die Wassergefäße regelmäßig aus, sofern sie nicht aus Kunststoff bestehen.
  • Regelmäßiger Streuwechsel und Reinigen des Geheges sind notwendig, um Infektionen und damit auch Durchfall beim Kaninchen vorzubeugen.
  • Kaninchen genießen Freilauf in der Wohnung und im Garten. Beaufsichtigen Sie dabei das Tier und/oder begrenzen Sie den Auslauf durch ein Gitter. So vermeiden Sie, dass das Kaninchen an giftigen Zimmer- oder Gartenpflanzen nagt.
  • Gehen Sie mit dem Kaninchen zeitig zu Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, sobald es Krankheitssymptome zeigt, etwa Fressunlust.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Durchfall zum Tierarzt?

Wenn Sie Durchfall bei Ihrem Kaninchen bemerken, ist es wichtig, das Tier baldmöglichst einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen. Dies gilt vor allem bei jungen Kaninchen, da diese besonders empfindlich auf Wasserverlust reagieren.

Auch übermäßig starker Durchfall ist ein Eilfall, denn das Kaninchen verliert innerhalb kurzer Zeit große Mengen Flüssigkeit und Mineralstoffe. Ist das Kaninchen durch Austrocknung bereits bewusstlos, handelt es sich um einen absoluten Notfall. Das Tier muss sofort in tierärztliche Behandlung.

Treten zusätzlich zum Durchfall Symptome wie Lähmungen oder Krämpfe auf, kann dies auf eine Vergiftung hindeuten. Hier ist schnelle tierärztliche Hilfe nötig. Es ist dringend davon abzuraten, den Durchfall beim Kaninchen selbst behandeln zu wollen. Geben Sie dem Kaninchen frisches Wasser und suchen Sie zeitnah Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt auf.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. vet. med. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Beck, A.: Zwergkaninchen: Halten – Pflegen – Beschäftigen. Kosmos, 2018
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.; Legeay, Y.; Therapielexikon der Kleintierpraxis. Urban & Fischer, 2014

Liess, B.: Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren. Schlütersche, Hannover 2010
McGavin, D.M.; Zachary, J.F.: Pathologie der Haustiere. Urban & Fischer Verlag, München 2009