Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen

Diabetes mellitus, im Volksmund Zuckerkrankheit oder kurz Diabetes genannt, ist eine Stoffwechselerkrankung beim Kaninchen.
Kaninchen mit Möhre
Auch Kaninchen können an Diabetes mellitus erkranken. Die Ursachen hierfür sind jedoch nicht geklärt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen?

Diabetes mellitus, im Volksmund Zuckerkrankheit oder kurz Diabetes genannt, ist eine Stoffwechselerkrankung beim Kaninchen. Die Bauchspeicheldrüse des Kaninchens schüttet nicht mehr genügend Insulin aus – ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert.

Diabetes mellitus ist bei Kaninchen zwar nicht selten, kommt aber längst nicht so oft wie bei Menschen vor. Die Krankheit ähnelt dem Diabetes Typ 2 (“Altersdiabetes”) des Menschen. 

Ein zuckerkrankes Kaninchen leidet unter einem langfristig erhöhten Blutzuckerspiegel, da der Zucker (Glukose) mangels Insulin nicht in die Zellen aufgenommen und verwertet werden kann.

Dies führt vor allem zu Leber- und Nierenschäden. Meist fällt ein Diabetes beim Kaninchen erst relativ spät auf, zum Beispiel wenn ein eigentlich stubenreines Tier plötzlich vermehrt Urinspuren hinterlässt.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen?

Die Ursachen für Diabetes mellitus beim Kaninchen sind noch nicht abschließend geklärt. Man vermutet eine erbliche (genetische) Veranlagung für die Zuckerkrankheit.

Jedoch kommen, wie beim Menschen, auch eine fehlerhafte Ernährung, Bewegungsmangel, Fettleibigkeit und fortgeschrittenes Alter als Ursachen für Diabetes mellitus infrage.

Symptome:

Wie äußert sich Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen?

Verschiedene Symptome deuten auf Diabetes mellitus beim Kaninchen hin:

Auffällig bei einem Kaninchen mit Diabetes mellitus ist, dass es deutlich mehr trinkt und auch häufiger uriniert als vorher. Dies kommt daher, dass durch den hohen Blutzuckerspiegel auch Zucker (Glukose) mit dem Urin ausgeschieden wird, was die Harnmenge automatisch erhöht. Durch den starken Flüssigkeitsverlust verspürt das Kaninchen auch mehr Durst.

Zuckerkranke Kaninchen magern häufig ab, obwohl sie großen Appetit zeigen. Manche neigen sogar dazu, eigentlich ungenießbare Dinge zu verspeisen, zum Beispiel die Einstreu im Käfig. Grund dafür ist, dass die Glukose zwar in großen Mengen im Körper vorhanden ist, mangels Insulin aber nicht in die Zellen geschleust werden kann – so fehlt es dem Körper und auch den Gehirnzellen an Energie, was wiederum einen regelrechten Heißhunger auslöst.

Im fortgeschrittenen Stadium von Diabetes mellitus entwickelt das Kaninchen oft einen Grauen Star (Katarakt), der sich durch eine milchige Trübung der Augen äußert. Wird der Diabetes nicht rechtzeitig behandelt, kann das Kaninchen Schäden an Nieren, Leber und anderen Organen davontragen. Dann kehrt sich die Symptomatik um – es zeigt Fressunlust, wird träge und apathisch.

Diagnose:

Wie wird Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen diagnostiziert?

Die typischen Symptome lenken meistens den Verdacht auf die Diagnose von Diabetes mellitus: Das Kaninchen hinterlässt im Freilauf plötzlich überall Urintröpfchen oder verliert trotz gutem Appetit an Gewicht. Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich dann, seit wann diese Symptome bestehen, wie das Kaninchen gehalten wird und was es zu fressen bekommt.

Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Tierarzt besonders auf den Ernährungszustand des Kaninchens, indem er seine Rippen ertastet. Außerdem achtet er darauf, ob die Bauchdecke gewölbt ist, wirft einen Blick ins Maul des Kaninchens und sieht sich genau seine Augen im Hinblick auf Trübungen an.

Besonders wichtig zur Diagnose von Diabetes beim Kaninchen ist eine Urinuntersuchung. Dazu streicht der Tierarzt vorsichtig etwas Harn aus der Blase aus. Meist fällt ihm dabei schon auf, dass der Urin klarer aussieht als bei einem gesunden Kaninchen. Bei der chemischen Harnuntersuchung lässt sich ein sehr hoher Zuckerwert (Glukosurie) feststellen. Bei einem Diabetes mellitus im fortgeschrittenen Stadium lassen sich außerdem sogenannte Ketonkörper im Urin des Kaninchens nachweisen (diabetische Ketoazidose).

Der entscheidende Wert bei der Diagnose von Diabetes mellitus beim Kaninchen ist der Blutzuckerspiegel. Dieser lässt sich mithilfe einer Blutuntersuchung ermitteln. Ein Problem dabei ist allerdings, dass der Glukosewert auch bei einem gesunden Kaninchen sehr hoch sein kann, wenn das Tier gestresst ist – wie etwa bei einer tierärztlichen Untersuchung. Deshalb ist es häufig sinnvoll, das Kaninchen vor der Blutabnahme erst einmal eine halbe Stunde lang ruhig in seiner Transportbox sitzen zu lassen.

Um einen stressbedingt erhöhten Blutzuckerwert von einem Diabetes mellitus zu unterscheiden, wird auch der sogenannte Fructosamin-Gehalt im Blut des Kaninchens untersucht. Der erhöhte Blutzuckerspiegel muss außerdem durch mehrere Blutabnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten bestätigt werden, damit die Diabetes-Diagnose gesichert ist.

Neben dem Glukosewert sind außerdem die Leber- und Nierenwerte des Kaninchens relevant, da diese Organe bei einem Diabetes mellitus leicht Schaden nehmen.

Therapie:

Wie kann Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen behandelt werden?

Ein Kaninchen mit Diabetes mellitus wird mit einer Insulintherapie behandelt. Das bedeutet, dass das Kaninchen das fehlende Hormon Insulin mit einer Injektion erhält. Dabei müssen Sie als Tierhalterin oder Tierhalter selbst aktiv werden, denn ein zuckerkrankes Kaninchen braucht ein- bis zweimal am Tag eine Spritze.

In der Einstellungsphase probieren Sie gemeinsam mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt aus, welche Insulinmengen Ihr Kaninchen benötigt, damit seine Blutzuckerwerte in einem normalen Rahmen liegen. Dabei ist es sehr wichtig, dass das Insulin nicht überdosiert wird – sonst kommt es zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung des Kaninchens.

Während der Einstellungsphase muss der Blutzuckerspiegel in kurzen Abständen – das heißt, alle drei bis vier Stunden – kontrolliert werden. Dies kann entweder durch die Tierärztin bzw. den Tierarzt oder, mit einem entsprechenden Messgerät, auch zu Hause durch Sie selbst geschehen.

Auch wenn ein Kaninchen mit einer Insulintherapie richtig eingestellt ist, ist es wichtig, den Blutglukosespiegel, den Harnglukosespiegel (mit speziellen Teststreifen) und das Gewicht des Kaninchens regelmäßig zu kontrollieren. Wenn Ihr Kaninchen an Diabetes erkrankt ist, ist es daher ratsam, dass Sie sich genau mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt absprechen und das Tier in geregelten Abständen zu Kontrolluntersuchungen in die Praxis bringen.

Auch bei der Fütterung von Kaninchen mit Diabetes gibt es einige Punkte zu beachten: Das Tier sollte stets Zugang zu seinem Futter haben. Neben Heu sind besonders Salat und Gemüse geeignet. Füttern Sie dagegen nur sparsam Obst – kleine Mengen direkt nach der Insulinspritze können allerdings sinnvoll sein. Fertiges Mischfutter, Brot, Knabberstangen und Leckereien wie Joghurtdrops sind für zuckerkranke Kaninchen hingegen eher schädlich.

Prognose:

Wie ist die Prognose bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen?

Die Prognose bei einem Diabetes mellitus beim Kaninchen hängt vor allem vom Zeitpunkt der Diagnose ab: Je früher die Zuckerkrankheit entdeckt und behandelt wird, desto eher lassen sich Folgekrankheiten vermeiden. Mit einer gut eingestellten Insulintherapie kann ein Kaninchen mit Diabetes mellitus durchaus noch ein bis zwei Jahre oder länger leben.

Liegen jedoch bereits schwere Schäden an Nieren und Leber vor, ist die Prognose eher schlecht. Des Weiteren ist entscheidend, wie gewissenhaft Sie sich an die Insulintherapie halten und den Blutzuckerspiegel Ihres Kaninchens kontrollieren.

Vorbeugen:

Wie kann man Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen vorbeugen?

Eine sichere Vorbeugung gibt es für Diabetes mellitus beim Kaninchen nicht. Tierärztinnen und Tierärzte vermuten, dass bei Kaninchen größtenteils erbliche Ursachen hinter der Stoffwechselerkrankung stehen.

Grundsätzlich ist es jedoch gut möglich, dass Bewegungsmangel, Übergewicht und Haltungsfehler die Zuckerkrankheit beim Kaninchen begünstigen. Achten Sie daher auf eine gesunde Ernährung Ihrer Kaninchen – vor allem mit viel Heu und Grünfutter – sowie täglichen Auslauf.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zum Tierarzt?

Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kaninchen abmagert, deutlich mehr trinkt (Polydipsie) und häufiger uriniert (Polyurie), ist es sinnvoll, zeitnah eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Nur in der Praxis lässt sich ein Diabetes mellitus diagnostizieren oder ausschließen.

Je früher Sie zum Tierarzt gehen, desto besser ist die Prognose: Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann der hohe Blutzuckerspiegel Nieren und Leber des Kaninchens schwer schädigen und letztlich zu seinem Tod führen.

Weiterführende Informationen

Autor: Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Varga, M.: Textbook of Rabbit Medicine. Elsevier Verlag, London 2014