Blutohr (Othämatom) beim Kaninchen

Blutohr (Othämatom) beim Kaninchen

Ohrenuntersuchung beim Kaninchen
Zur Diagnose eines Blutohrs untersucht die Tierärztin die Ohren des Kaninchens mit einem Otoskop. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Blutohr (Othämatom) beim Kaninchen?

Ein Blutohr erkennen Sie daran, dass die äußeren Ohrmuscheln des Kaninchens verändert sind: Die Ohren sind geschwollen, blutig und meist auch entzündet. Der medizinische Fachbegriff lautet Othämatom.

Erkrankungen der äußeren Ohrmuscheln – wie das Blutohr – kommen bei Kaninchen oft vor. Vor allem Widder mit hängenden Ohren sind häufiger von Ohrproblemen betroffen als Kaninchen mit kürzeren, aufrechten Ohren.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für ein Blutohr beim Kaninchen?

Ein Blutohr kann verschiedene Ursachen haben. Meist gehen dem Othämatom Verletzungen oder Infektionen, zum Beispiel mit Bakterien, voraus. Ohrverletzungen sind durch Kämpfe rivalisierender Rammler möglich, auch kann sich ein Kaninchen die Verletzungen selbst zufügen, wenn es sich häufig am Ohr kratzt.

Typische Ursachen für ein Blutohr beim Kaninchen sind außerdem Ansteckungen mit Parasiten, etwa Ohrmilben (Psoroptes cuniculi). Diese verursachen die sogenannte Ohrräude beim Kaninchen, eine juckende Ohrerkrankung, die sich schnell durch Bakterien und Pilze entzündet. Infolge des Juckreizes schütteln Kaninchen die Ohren häufig, was zum Reißen von Blutgefäßen und so zu einem Othämatom führen kann.

Das durch Verletzung oder Entzündung geschädigte Ohr des Kaninchens kann sich zum Blutohr entwickeln. Dabei reißt die Ohrmuschel-Arterie oder andere kleine Gefäße des äußeren Ohres. Als Folge sickert Blut in das Gewebe zwischen dem Ohrknorpel und der äußeren Haut des Ohres.

Sichtbar ist dies als dunkel verfärbte Schwellung am Ohr des Kaninchens. Teilweise entzündet sich beim Othämatom das Ohr und es sammeln sich Entzündungszellen und Gewebswasser, die das Ohr weiter anschwellen lassen.

Symptome:

Wie äußert sich ein Blutohr beim Kaninchen?

Ein Blutohr zeigt sich durch typische Symptome. Sie erkennen ein Othämatom daran, dass ein Ohr des Kaninchens geschwollen ist. Selten sind beide Ohren des Kaninchens betroffen. Schauen Sie genauer hin, erkennen Sie eine dunkle, bläuliche oder dunkelrote Verfärbung der Haut. Diese erklärt sich durch das Blut, das durch die empfindliche Ohrhaut durchscheint.

Ein Blutohr ist meist kein einzelnes Symptom. Oft hat sich das Kaninchen am Ohr verletzt, bevor sich das Othämatom ausbildet, oder das Blutohr geht mit einer Infektion einher. Dann ist das betroffene Ohr zusätzlich entzündet (rot, geschwollen und überwärmt).

Manchmal führt das Othämatom zu starkem Juckreiz. Das Kaninchen kratzt sich dann häufig und es sind Kratzspuren zu erkennen, die sich eitrig entzünden können. Oftmals zeigt das Kaninchen auch eine Schmerzreaktion, wenn man es am Ohr berührt.

Diagnose:

Wie wird ein Blutohr beim Kaninchen diagnostiziert?

Wenn Sie ein Blutohr bei Ihrem Kaninchen vermuten, ist eine genaue tierärztliche Diagnose wichtig. Die Tierärztin oder der Tierarzt stellt zunächst ein paar Fragen:

  • Seit wann besteht das Blutohr?
  • Hat sich das Kaninchen zuvor am Ohr verletzt?
  • Hatte es eine Infektion am Ohr?
  • Kratzt sich das Kaninchen häufig am Ohr?

Anschließend betrachtet die Tierärztin bzw. der Tierarzt das Ohr des Kaninchens eingehend, sowohl von außen als auch von innen mit einem Ohrenspiegel (Otoskop). Damit lassen sich unter anderem Parasiten wie Ohrmilben (Erreger der Ohrräude) im Ohr erkennen.

Zeigt das Kaninchen weitere Krankheitszeichen, etwa Fressunlust, wird eine Blutprobe entnommen. Die Blutwerte geben zum Beispiel Hinweise auf eine Ohrentzündung.

Behandlung:

Wie kann ein Blutohr beim Kaninchen behandelt werden?

Ein Blutohr beim Kaninchen erfordert in jedem Fall eine tierärztliche Behandlung. Dabei richtet sich die genaue Therapie danach, wie stark die Blutung ausgeprägt ist – und ob neben Blut und Gewebswasser noch Eiter die Schwellung verursachen.

Zur Behandlung eines Blutohrs wird zunächst das betroffene Ohr des Kaninchens desinfiziert. Anschließend sticht die Tierärztin oder der Tierarzt vorsichtig mit einer Kanüle in die Schwellung, um Blut und Gewebswasser abzusaugen. Vorsicht: Bitte stechen Sie niemals eigenmächtig selbst in das Ohr Ihres Kaninchens! Sie können dadurch schwere Verletzungen und Entzündungen hervorrufen.

Anschließend erhält das Kaninchen einen Verband, der das Ohr schützt. Eine Kontrolluntersuchung ist wichtig, um zu prüfen, ob das Othämatom problemlos abheilt.

Ist das Blutohr beim Kaninchen stark entzündetet, ist eine Operation notwendig. Nur so lässt sich vermeiden, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet. Das Kaninchen bekommt eine Vollnarkose. Dann wird das Blutohr aufgeschnitten, Blut und Eiter werden herausgespült und entzündetes Gewebe mit dem Skalpell entfernt. Nachdem die Wunde verschlossen ist, erhält das Kaninchen einen Verband. Antibiotika helfen, dass die Entzündung abheilt.

Prognose:

Wie ist die Prognose eines Blutohrs beim Kaninchen?

Die Prognose eines Blutohrs beim Kaninchen richtet sich danach, wie stark die Symptome ausgeprägt sind. Auch spielt eine Rolle, wodurch das Blutohr ausgelöst wurde. Kleinere Verletzungen heilen häufig ohne Probleme wieder ab.

Ist eine Ohrräude die Ursache des Othämatoms, ist für die Prognose entscheidend, ob das Kaninchen angemessen behandelt wird. Ohne Behandlung entzündet sich das Blutohr immer mehr, wenn sich das Kaninchen häufig kratzt.

Auch bei eitrigen Entzündungen hängt die Prognose des Blutohrs davon ab, ob und wann das Kaninchen behandelt wird. Ohne Therapie können sich Erreger wie Bakterien weiter im Gewebe ausbreiten und Komplikationen (z.B. einen Abszess beim Kaninchen) hervorrufen.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Blutohr beim Kaninchen vorbeugen?

Einem Blutohr lässt sich nicht vollständig vorbeugen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kaninchen genug Auslauf erhält und bieten Sie ihm eine möglichst staubfreie Einstreu. Dies beugt juckenden Ohrentzündungen und Problemen durch eine zu enge Kaninchenhaltung vor.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt helfen, Infektionen, Entzündungen und andere Erkrankungen der Ohren rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einem Blutohr zum Tierarzt?

Wenn Sie ein Blutohr bei Ihrem Kaninchen bemerken, ist es wichtig, umgehend einen Termin in der Tierarzt-Praxis zu vereinbaren. Dort kann ein Othämatom diagnostiziert und angemessen behandelt werden.

Auch wenn das Blutohr nicht stark ausgeprägt ist, ist der Tierarzt-Besuch sinnvoll: Ein Blutohr tut dem Kaninchen oft weh oder es führt zu unangenehmem Juckreiz. Durch die gezielte Behandlung lassen sich die Beschwerden lindern.

Außerdem empfiehlt es sich, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, da ein Blutohr unbehandelt zu Komplikationen führen kann, zum Beispiel zu einem Abszess.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Harkness, J.E.: Harkness and Wagners Biology and Medicine of Rabbits and Rodents. John Wiley and Sons, 2010
Moraillon, R.; Legeay, Y.: Lexikon Kleintiere. Urban & Fischer Verlag, München 2009