Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen

Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen

Bei einer Zyanose ist das Kaninchen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Blaufärbung ist ein Warnsignal.
Kaninchen beim Tierarzt
Eine Zyanose lässt sich an der Blaufärbung der Schleimhäute, zum Beispiel im Maul des Kaninchens, erkennen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen?

Eine Blaufärbung der Schleimhäute ist ein Zeichen, dass entweder die Schleimhäute und anderes Gewebe beim Kaninchen nicht genügend durchblutet werden, oder dass nicht mehr ausreichend Sauerstoff im Blut ist. Der medizinische Fachausdruck lautet Zyanose.

Eine Blaufärbung der Schleimhäute ist daher ein Warnsignal, dass das Kaninchen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist (Hypoxie). Wichtig ist in jedem Fall, sofort mit dem Kaninchen eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik aufzusuchen – vor allem, wenn das Tier neben der Zyanose zusätzlich Atemnot zeigt oder das Bewusstsein verliert.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen?

Eine Zyanose kann verschiedene Ursachen haben. Die Schleimhäute sind im Gegensatz zur normalen Haut besonders dünn und frei von Haaren. Sind sie gut durchblutet, erscheinen sie rosig. Sind sie nur mangelhaft durchblutet oder ist das Blut arm an Sauerstoff, wirken die Schleimhäute blass bis bläulich. Eine Zyanose ist immer ein Hinweis darauf, dass das Kaninchen krank ist.

Mögliche Ursachen einer Blaufärbung der Schleimhäute beim Kaninchen sind unter anderem:

  • Verschiedene Herzerkrankungen beim Kaninchen: Bei Herzerkrankungen ist die Herzfunktion eingeschränkt. Das Herz pumpt nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper. So sind auch die Schleimhäute zu wenig durchblutet und bläulich verfärbt.
  • Lungenerkrankungen, Atemprobleme, Atemnot durch verengte Luftwege: Durch Atemnot gelangt zu wenig Sauerstoff ins Blut des Kaninchens. Eine Zyanose ist die Folge.
  • Schock (z.B. Hitzschlag beim Kaninchen): Als Anzeichen eines Kreislaufschocks verengen sich die Blutgefäße – Haut und Schleimhäute des Kaninchens sind nur noch minimal durchblutet (Ischämie) und erscheinen blau.
  • Bestimmte Infektionskrankheiten des Kaninchens: Virusinfekte wie die Hämorrhagische Krankheit (RHD, Chinaseuche beim Kaninchen) führen neben anderen Symptomen zu einer Zyanose beim Kaninchen.
  • Vergiftungen des Kaninchens: Frisst das Kaninchen bestimmte Giftpflanzen, kann sich dies unter anderem durch eine Blaufärbung der Schleimhäute zeigen.
  • Zu wenig Kalzium im Blut des Kaninchens (Hypokalzämie): Dies tritt meist bei großen und gut genährten Kaninchen zwei bis drei Wochen nach einem Wurf auf.
  • Blutarmut (Anämie): Hierzu kommt es zum Beispiel bei starken oder häufigen Blutungen des Kaninchens.

Symptome:

Wie äußert sich eine Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen?

Eine Zyanose beim Kaninchen erkennt man daran, dass die Schleimhaut unter anderem von Maul und Nase bläulich erscheint. Auch weitere haarlose Stellen zeigen eine blasse bis bläuliche Färbung. Die Blaufärbung der Schleimhäute entwickelt sich schleichend oder aber sie setzt plötzlich ein.

Je nach Ursache der Zyanose treten weitere Symptome beim Kaninchen auf. Neben der Blaufärbung der Schleimhäute kommt es bei Herzerkrankungen oder Infekten oft zu einer Fressunlust beim Kaninchen, wodurch das Tier abmagert. Auch kann die Zyanose während einer plötzlichen Atemnot auftreten.

Sind die Schleimhäute des Kaninchens durch eine Vergiftung blau gefärbt, sind als weitere Symptome Krämpfe und Bewusstlosigkeit möglich. Wichtig ist, auf alle Anzeichen genau zu achten und diese der Tierärztin oder dem Tierarzt mitzuteilen.

Diagnose:

Wie wird eine Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen diagnostiziert?

Hinter einer Zyanose steckt häufig eine ernste Erkrankung, die eine Tierärztin oder ein Tierarzt diagnostizieren und behandeln muss. Da verschiedene Ursachen für eine Blaufärbung infrage kommen, ist eine genaue Diagnose wichtig.

Dazu stellt die Tierärztin bzw. der Tierarzt zunächst einige Fragen, etwa seit wann die Blaufärbung der Schleimhäute beim Kaninchen besteht und ob gleichzeitig weitere Symptome aufgetreten sind. Anschließend wird das Kaninchen gründlich untersucht.

Außerdem erfolgt eine Blutuntersuchung und eine Messung des Sauerstoff-Gehalts im Blut (Blutgasanalyse). Um die genaue Ursache der Zyanose zu ermitteln, können weitere Untersuchungen sinnvoll sein, zum Beispiel eine Urinuntersuchung sowie bildgebende Verfahren (z.B. Ultraschall-Untersuchung, Röntgen-Untersuchung, Magnet-Resonanz-Tomografie).

Behandlung:

Wie kann eine Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen behandelt werden?

Bei einer akuten Blaufärbung der Schleimhäute ist eine tierärztliche Behandlung des Kaninchens wichtig. Die Therapie der Zyanose richtet sich in erster Linie nach der Ursache und, ob weitere Symptome vorliegen.

Bei akuten Symptomen wie Bewusstlosigkeit und Atemnot handelt es sich um einen Notfall. Die Tierärztin bzw. der Tierarzt behandelt die Schocksymptome und verabreicht dem Kaninchen Sauerstoff. Anschließend wird die Ursache ermittelt und behandelt (z.B. eine Blutung gestillt).

Handelt es sich um eine schleichend einsetzende Blaufärbung der Schleimhäute, richtet sich die Behandlung nach der Ursache. Zum Beispiel erhält das Kaninchen bei einer Herzerkrankung oder Lungenerkrankung Medikamente. Hat es zu wenig Kalzium im Blut (Hypokalzämie), bekommt es Kalzium, um die Beschwerden zu bessern.

Prognose

Wie ist die Prognose einer Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen?

Die Prognose einer Zyanose beim Kaninchen richtet sich zum einen nach der Ursache und zum anderen, ob die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Während Herz- und Lungenerkrankungen ernst zu nehmende Gesundheitsprobleme sind, die eine längere Therapie erfordern, lässt sich zum Beispiel eine Hypokalzämie beim Kaninchen schnell und leicht durch die Gabe von Kalzium behandeln.

Geht die Blaufärbung der Schleimhäute beim Kaninchen auf die seltene Infektionskrankheit RHD (Chinaseuche beim Kaninchen) zurück, ist die Prognose jedoch meist ungünstig. Prinzipiell lässt sich die Prognose einer Zyanose beim Kaninchen verbessern, indem eine schnelle Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt erfolgt.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Blaufärbung der Schleimhäute beim Kaninchen lässt sich schwer vorbeugen. So gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen einer Zyanose. Generell hilft eine artgerechte Tierhaltung und Ernährung, um die Abwehrkräfte des Kaninchens zu stärken.

Mit ausreichend Bewegung und einer faserreichen Kost lässt sich Übergewicht beim Kaninchen vorbeugen – dies senkt das Risiko von Herzerkrankungen, auf die eine Zyanose oft zurückzuführen ist.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose) zum Tierarzt?

Eine Zyanose beim Kaninchen erfordert immer eine schnelle tierärztliche Behandlung. Geht die Blaufärbung mit weiteren Symptomen wie Atemnot und Bewusstlosigkeit einher, handelt es sich um einen Notfall. Das Kaninchen benötigt dann Medikamente und Sauerstoff.

Entsteht die Blaufärbung der Schleimhäute durch einen Hitzschlag, können Sie bereits auf dem Weg in die Tierarzt-Praxis Erste Hilfe leisten und das Kaninchen vorsichtig durch feuchte Umschläge kühlen.

Eine Zyanose deutet – unabhängig von den Ursachen – darauf hin, dass der Körper des Kaninchens zu wenig mit Sauerstoff versorgt ist. In jedem Fall ist es notwendig, den Grund dafür tierärztlich abklären und behandeln zu lassen.

Durch Sauerstoffmangel sterben langfristig Körperzellen ab. Davon ist an erster Stelle besonders empfindliches Gewebe wie Nervengewebe (Gehirn) betroffen. Eine rechtzeitige tierärztliche Behandlung ist daher für die Gesundheit des Kaninchens überlebenswichtig.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Harkness, J.E.: Harkness and Wagners Biology and Medicine of Rabbits and Rodents. John WileyandSons, 2010
Liess, B.: Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren. Schlütersche, Hannover 2010
Moraillon, R.; Legeay, Y.: Lexikon Kleintiere. Urban & Fischer Verlag, München 2009