Typische Krankheiten des Border Collies

Typische Krankheiten des Border Collies

Foto: Pixabay.com

Aufgrund genetischer Veranlagungen treten verschiedene Krankheiten innerhalb bestimmter Hunderassen gehäuft auf. Typische Beispiele sind etwa die Hüftgelenk-Dysplasie beim Deutschen Schäferhund oder das sogenannte Brachycephale Syndrom bei kurzköpfigen Hunderassen wie dem Mops oder der Französischen Bulldogge. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen eine Auswahl typischer Krankheiten beim Border Collie vor.

Ursprünglich stammt der Border Collie aus Großbritannien. Er zählt zu den Hütehunden und ist heutzutage auch als Familienhund sehr gefragt. Benannt ist er nach seinem Herkunftsgebiet „Border Country”, das zwischen Schottland und England liegt. Das Wort „Collie” steht für einen nützlichen Gegenstand.

Bei unterschiedlichen Hunderassen treten verschiedene Krankheiten gehäuft auf. Das trifft auch auf den Border Collie zu. Nachfolgend möchten wir Ihnen einige davon vorstellen:

Der Merle-Faktor

Der sogenannte Merle-Faktor ist für die bei vielen Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern sehr beliebte flächige Aufhellung der Fellfarbe verantwortlich. Einige Merle-Hunde verfügen außerdem über blaue Augen. Die Genmutation führt aber unter Umständen auch zu gesundheitlichen Problemen. Dazu zählen ein beeinträchtigtes Hör- und Sehvermögen sowie Unfruchtbarkeit, eine verkürzte Lebenserwartung oder Gleichgewichtsstörungen. Das Risiko für Gesundheitsschäden besteht vor allem für Welpen, deren Eltern beide Träger des Merle-Gens sind. Daher ist die Zucht mit zwei Merle-Gen-Trägern in Deutschland verboten.

Neben dem Border Collie kommt die Merle-Färbung bei einer Vielzahl anderer Hunderassen vor, unter anderem bei Dackeln, Bobtails und Australian Shepherds.

MDR1-Defekt

Von besonderer Bedeutung in der Tierarztpraxis ist der sogenannte MDR1-Gendefekt. Dieser führt nämlich dazu, dass betroffene Hunde auf bestimmte Medikamente mit schweren bis hin zu tödlichen Komplikationen reagieren können. Normalerweise verhindert die Blut-Hirn-Schranke, dass bestimmte Arzneimittelwirkstoffe in das Gehirn eindringen. Bei Hunden mit einem MDR1-Gendefekt ist diese Funktion allerdings gestört. Der Defekt führt außerdem dazu, dass der Körper einige Wirkstoffe vermehrt aufnimmt beziehungsweise langsamer ausscheidet.

Gut zu wissen: Man unterscheidet zwischen reinerbigen (homozygoten) und mischerbigen (heterozygoten) Trägern des Gendefekts.

Als problematisch gelten unter anderem die Wirkstoffe Loperamid, Ivermectin, Doramectin oder Moxidectin. So treten bei Hunden mit homozygotem Gendefekt (MDR1 -/-) beispielsweise nach der Aufnahme von Ivermectin ab einer Dosierung von 100 – 150 µg/kg nach sechs bis 12 Stunden Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen (Vomitus), Bewegungsstörungen (Ataxie) oder Desorientiertheit auf. Bei heterozygoten Hunden (MDR1 +/-) kommt es seltener zu solchen Überempfindlichkeitssymptomen.

Der Gendefekt tritt vor allem bei Hütehundrassen auf, darunter neben dem Border Collie unter anderem andere Collies, Australian Shepherd, Deutscher Schäferhund, Weißer Schweizer Schäferhund und Shetland Shepdog. Natürlich können auch Mischlinge dieser Rassen vom MDR1-Gendefekt betroffen sein.

Da die Unverträglichkeitsreaktionen lebensbedrohlich sein können, empfiehlt es sich, gefährdete Rassen oder Mischlingshunde frühzeitig auf den Gendefekt zu testen. Dies erfolgt über eine Blutuntersuchung.

Bei welchen anderen Hunderassen das Risiko für einen MDR1-Gendefekt besteht und welche weiteren Wirkstoffe für diese Rassen problematisch sind, können Sie zum Beispiel der Seite von Clinipharm/Clinitox entnehmen.

Hüftgelenk-Dysplasie (HD)

Die Hüftgelenk-Dysplasie ist eine vererbbare Fehlentwicklung des Hüftgelenks, sprich der Gelenkpfannen und Gelenkkugeln. Das hat zur Folge, dass der Kopf des Oberschenkels locker in der Hüftpfanne sitzt und sich das Gelenk dadurch teilweise oder komplett ausrenkt. Außerdem führt die Reibung des locker sitzenden Oberschenkelkopfes zu einer Abnutzung von Knorpel und Knochen, wodurch es mit der Zeit zu einem Gelenksverschleiß (Arthrose) kommt.

Neben der Vererbung, tragen weitere Faktoren zur Entstehung einer HD bei. So kann zum Beispiel eine übermäßige Belastung junger Hunde diese Erkrankung fördern. Betroffene Hunde haben dann Schmerzen, wenn sie sich bewegen und sind dadurch inaktiver oder lahmen gegebenenfalls beim Laufen. Mit fortschreitendem Alter verstärken sich die Beschwerden für gewöhnlich. Das zeigt sich etwa durch zunehmende Probleme beim Aufstehen oder durch eine Abnahme der Muskulatur an den Hinterbeinen.

Diagnostiziert wird die Hüftgelenk-Dysplasie anhand einer Röntgen-Untersuchung. Hierzu ist es nötig, den Hund auf seinem Rücken zu platzieren und die Hinterbeine nach hinten zu strecken. Zumeist wird diese Untersuchung in Narkose durchgeführt, damit die Muskeln entspannt sind und das Strecken dem Hund keine Schmerzen bereitet.

Die HD lässt sich gemäß der HD-Klassifizierung der Fédération Cynologique Internationale (F.C.I.) in fünf Kategorien einordnen:

  1. Kategorie: A = kein Hinweis auf HD
  2. Kategorie: B = fast normale Hüftgelenke
  3. Kategorie: C = leichte HD
  4. Kategorie: D = mittelschwere HD
  5. Kategorie: E = schwere HD

Die Hüftgelenk-Dysplasie lässt sich nicht vollständig kurieren, dennoch existieren verschiedene Behandlungsansätze. Eine Übersicht verschiedener Behandlungsmethoden erhalten Sie in diesem Beitrag: Hüftgelenk-Dysplasie (HD) beim Hund

Welcher Behandlungsansatz für den jeweiligen Hund der geeignete ist, richtet sich unter anderem danach, wie alt, groß und schwer der Hund ist und natürlich nach dem Grad seiner Beschwerden.

Vererbbare Augenkrankheiten

Beim Border Collie kommen verschiedene vererbbare Augenkrankheiten vor. Dazu zählen unter anderem:

Collie-Eye-Anomaly (CEA)

Hierbei handelt es sich um eine vererbbare Erkrankung der Netzhaut. Die Krankheit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in manchen Fällen unbemerkt verlaufen. Bei starker Ausprägung ist allerdings mitunter die Sehkraft beeinträchtigt oder die Erkrankung führt zu einer Netzhautablösung und als Folge zu Blindheit.

Progressive Retinaatrophie (PRA)

Die Progressive Retinaatrophie ist ebenfalls eine Erkrankung der Netzhaut und wird durch verschiedene Genmutationen verursacht. Bei der PRA unterscheidet man zwischen einer frühen und einer sich spät entwickelnden Form. Erstere lässt sich bereits im Welpenalter diagnostizieren, während sich die späte Form erst mit zunehmendem Alter zeigt. Bei den sich spät entwickelnden Krankheitsformen kommt es anfangs meist zu einer zunehmenden Nachtblindheit. Schreitet die Erkrankung weiter fort, erblinden betroffene Hund.

Glaukom (Grüner Star)

Ein Glaukom, auch Grüner Star genannt, führt zu einer schmerzhaften Erhöhung des Augeninnendrucks. Dadurch kann es zu einer Schädigung von Netzhaut und Sehnerv und folglich zu einer Erblindung kommen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. Freya Fuchs, Tierärztin
Datum: Dezember 2022
Quellen:
CliniPharm/Clinitox-Datenbanken: Pharmakogenetik: MDR1-Defekt (https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/varia/pgmdr1.htm) (Abruf: 12/2022)
LABOKLIN GMBH & CO.KG: Collie eye Anomalie (CEA) (https://laboklin.de/de/leistungen/genetik/erbkrankheiten/hund/collie-eye-anomalie-cea/) (Abruf: 12/2022)
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo): Progressive Retinaatrophie (PRA) (https://www.tiho-hannover.de/kliniken-institute/institute/institut-fuer-tierzucht-und-vererbungsforschung/forschung/forschungsprojekte-hund/progressive-retinaatrophie-pra) (Abruf: 12/2022)
TFA-Portal.de: Merle-Faktor – Schattenseite der beliebten Farbvariante (https://www.tfa-portal.de/fachbeitraege/merle-faktor-schattenseite-der-beliebten-farbvariante/) (Abruf: 12/2022)
Tiermediziportal.de: Border Collie (https://www.tiermedizinportal.de/hunderassen/border-collie) (Abruf: 12/2022)
Tiermedizinportal.de: Hüftgelenk-Dysplasie (HD) beim Hund (https://www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/hundekrankheiten/hueftgelenk-dysplasie-hd-beim-hund) (Abruf: 12/2022)
Tiermedizinportal.de: Grüner Star (Glaukom) beim Hund (https://www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/hundekrankheiten/gruener-star-glaukom-beim-hund) (Abruf: 12/2022)
Bucksch, M.: Praxishandbuch Hundekrankheiten: Vorsorge und Erste Hilfe, Krankheiten erkennen und behandeln. Kosmos, Stuttgart 2014