Inkontinenz beim Hund

Inkontinenz beim Hund

Hund auf einer Wiese
Bei einer Inkontinenz verliert der Hund Harn – meist ohne, dass er dies selbst bemerkt oder beabsichtigt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Inkontinenz beim Hund?

Bei einer Inkontinenz verliert der Hund Harn – meist ohne, dass er dies selbst bemerkt oder beabsichtigt. Typischerweise verlieren die Tiere den Harn, wenn sie aufstehen oder im Schlaf: Die Besitzerin oder der Besitzer findet ein feuchtes Hundekörbchen vor.

Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden eine Harninkontinenz von Harnträufeln, welches durch andere Erkrankungen ausgelöst wird. Bei einem Diabetes mellitus oder einer Nierenerkrankung beispielsweise trinkt der Hund mehr und muss somit auch vermehrt urinieren (Polyurie).

Bei einer Kotinkontinenz kann der Hund den Stuhl nicht zurückhalten und verliert große oder kleinere Mengen Kot.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Inkontinenz beim Hund?

Die Ursachen einer Inkontinenz beim Hund sind vielfältig. So begünstige vor allem eine Kastration der Hündin eine Harninkontinenz. Man geht davon aus, dass durch einen niedrigeren Östrogenspiegel und altersbedingtes lockeres Bindegewebe der Schließmuskel (Sphinkter) der Harnblase nicht mehr ausreichend gut funktioniert.

Diese Art der Inkontinenz wird als Harnröhren-Sphinkter-Inkompetenz bezeichnet. Häufig kommt sie bei älteren kastrierten Hündinnen größerer Rassen vor und wird durch Übergewicht gefördert. Diese Inkontinenz tritt oft erst Jahre, nachdem der Hund kastriert wurde, auf. Sie ist mit Medikamenten meist gut therapierbar. Seltener sind Rüden betroffen.

Weitere mögliche Ursachen für eine Harninkontinenz bei Hunden:

  • Tumoren in der Blase oder den Harnwegen, Polypen oder Harnsteine (Urolithen).
  • Bei jungen Tieren können verschiedene Missbildungen der Blase oder anderer Organe zu einer Inkontinenz führen.
  • Unterwürfige oder junge Hunde nässen sich teilweise ein: Die vermeintliche Inkontinenz wird durch ein Verhaltensproblem ausgelöst. Bei jungen Hunden ist dies harmlos und bessert sich meist von selbst.
  • Wenn die Nerven, die die Blase kontrollieren, verletzt wurden, beispielsweise durch einen Unfall, Bandscheibenvorfall oder Tumor.
  • Bei älteren Hunden kann eine Inkontinenz auftreten, wenn sie altersbedingte Verhaltensänderungen zeigen (kognitive Dysfunktion) oder wenn sie weniger beweglich sind und unter Schmerzen leiden.

Sekundäre Inkontinenz: andere Krankheit als Ursache

Eine Inkontinenz beim Hund tritt manchmal sekundär, das heißt als Symptom von anderen Erkrankungen, auf. Am häufigsten ist dies bei Blasenentzündungen der Fall.

Auch führen einige Krankheiten dazu, dass der Hund sehr viel Wasser trinkt, beispielsweise Leberkrankheiten, Morbus Cushing, Diabetes mellitus, Diabetes insipidus oder Nierenschäden. Der Hund muss entsprechend mehr urinieren und kann auch Harn verlieren.

Einige Medikamente bewirken ebenfalls ähnliche Symptome, beispielsweise Entwässerungsmittel (Diuretika) oder Kortison.

Eine Kotinkontinenz tritt beim Hund seltener auf als die Harninkontinenz. Einige mögliche Ursachen sind Verletzungen des Schließmuskels, Verletzungen der Nerven des Afters, Tumoren, angeborene Missbildungen sowie altersbedingte Verhaltensänderungen (kognitive Dysfunktion).

Symptome:

Wie äußert sich eine Inkontinenz beim Hund?

Bei einer Inkontinenz verliert der Hund unbeabsichtigt kleinere oder größere Mengen Harn. Bei der Harnröhren-Sphinkter-Inkompetenz passiert dies typischerweise im Schlaf oder wenn der Hund aufsteht.

Bei Blasenentzündungen setzt der Hund häufiger Harn ab und zeigt manchmal deutlich, dass er sich unwohl fühlt. Oftmals presst er auf Harn (Strangurie). Junge Tiere, die unter einer Missbildung leiden, verlieren teilweise konstant geringe Mengen an Urin.

Bei einer Kotinkontinenz verliert der Hund meist unbemerkt kleine Mengen an Kot. Ältere Tiere, die Verhaltensänderungen zeigen, setzen sich teilweise in den Raum und koten. Sie „vergessen“ ihre normale Spaziergangroutine (kognitive Dysfunktion).

Weiterführende Informationen
Autor: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2021
Quellen:
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik, Enke, Stuttgart 2018
Maddison, J. et al: Vom Symptom zur Diagnose in der Kleintierpraxis. Thieme 2016

Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014