Parvovirose (Hundeseuche)

Parvovirose (Hundeseuche)

Heimtierausweis
Gegen die Parvovirose gibt es einen Impfstoff, der für alle Hunde empfohlen wird. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist die Parvovirose (Hundeseuche)?

Die Parvovirose ist eine hochansteckende Infektionskrankheit beim Hund. Sie wird auch als Hundeseuche bezeichnet und durch das Canine Parvovirus (CPV) hervorgerufen.

Parvovirose kommt weltweit vor und zeigt sich in erster Linie durch schweres Erbrechen, hohes Fieber und Durchfall beim Hund. Es zeigen aber nur etwa zehn Prozent der infizierten Hunde Symptome.

Generell hat ein Hund mit Parvovirose gute Heilungschancen, wenn die Hundeseuche rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Insbesondere bei jungen Hunden, die noch nicht geimpft sind, und bei älteren Tieren, die unter weiteren Erkrankungen leiden, treten aber auch schwere Verläufe und Komplikationen auf.

Ursachen:

Was sind die Ursachen der Parvovirose beim Hund?

Die Parvovirose ist eine Infektionskrankheit, die durch Varianten des Caninen Parvovirus 2 (CPV-2) aus der Familie der Parvoviridae ausgelöst wird. Infizierte Hunde scheiden die Erreger mit dem Kot aus, möglicherweise auch mit Erbrochenem und Speichel.

Andere Hunde stecken sich fäkal-oral mit der Hundeseuche an, zum Beispiel über Futter, das mit Kot verunreinigt ist. Da die Parvoviren sehr stabil sind, überleben sie bei Raumtemperatur und bleiben außerhalb des Körpers bis zu sechs Monate ansteckend.

Symptome:

Wie äußert sich die Parvovirose beim Hund?

Die Parvovirose ruft nur bei etwa zehn Prozent der infizierten Hunde Symptome hervor. Die anderen Hunde zeigen keine Beschwerden, scheiden die Erreger aber über den Kot aus und bilden Antikörper gegen die Parvoviren.

Dadurch sind sie innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre gut vor der Hundeseuche geschützt. Die Antikörper gehen von der Mutter über den Mutterkuchen (Plazenta) und die erste Muttermilch (Kolostrum) auch auf die Welpen über und verhindern etwa in den ersten acht bis zwölf Wochen eine Infektion mit den Erregern.

Löst die Hundeseuche Symptome aus, treten diese etwa 7 bis 14 Tage nach der Infektion auf. Der Hund wirkt abgeschlagen, verweigert das Fressen und hat hohes Fieber. Zunächst erbricht der Hund, einige Stunden später treten außerdem wässrige, zum Teil blutige Durchfälle auf. Durch die Flüssigkeitsverluste kann das Tier stark austrocknen.

Vor allem bei jungen Hunden lösen die Parvoviren in seltenen Fällen schwere Herzerkrankungen aus. Von dieser sogenannten kardialen (das Herz betreffende) Form der Parvovirose (Welpenmyokarditis) sind vor allem drei bis zwölf Wochen alte Welpen betroffen. Sie versterben häufig, ohne vorher typische Krankheitsanzeichen zu zeigen. Erst kurz vor dem Tod kommt es zu Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Lungenödemen. Diese schwere Verlaufsform der Parvovirose tritt inzwischen durch die Impfung von Zuchthündinnen und die damit verbundene Grundimmunisierung der Welpen praktisch nicht mehr auf.

Weitere mögliche Komplikationen der Hundeseuche sind eine Blutvergiftung (Sepsis) und eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Hund. Bestimmte Hunderassen wie Bullterrier, Dobermann-Pinscher, Labrador Retriever und Rottweiler erkranken häufiger an der Hundeseuche.

Besonders gefährdet sind außerdem nicht ausreichend oder ungeimpfte Welpen, ältere Hunde (vor allem wenn die Impfung nicht aufgefrischt wurde und die Tiere gleichzeitig an anderen Erkrankungen leiden) sowie Hunde in Hundezuchten, bei Hundehändlern oder bei Hundeausstellungen („show dog disease“), da sich die Parvovirose bei ihnen besonders leicht ausbreiten kann.

Diagnose:

Hund Blutprobe
Bei der Parvovirose sind im Blut weniger weiße Blutkörperchen vorhanden (Leukopenie). Foto: vetproduction

Wie wird die Parvovirose beim Hund diagnostiziert?

Hat der Hund Beschwerden wie hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen und ist er gleichzeitig nicht gegen die Parvovirose  geimpft, ist es sinnvoll, das Blut untersuchen zu lassen.

Bei der Parvovirose sind im Blut weniger weiße Blutkörperchen vorhanden (Leukopenie). Da diese Veränderung des Blutbilds sowie die weiteren Symptome der Hundeseuche auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, sind für eine sichere Diagnose spezielle Testverfahren notwendig.

Tierärztinnen und Tierärzte stellen die Parvovirose beim Hund fest, indem sie den Erreger in einer Kotuntersuchung mittels immunologischer oder mikroskopischer Methoden nachweisen. Dazu untersuchen sie entweder eine Blutprobe auf Antikörper gegen Canine Parvoviren (immunologischer Test) oder führen einen Schnelltest aus der Kotprobe durch.

Die Caninen Parvoviren sind allerdings – je nach Stadium der Erkrankung – nicht immer nachweisbar. Nachweise aus Kotproben sind besonders dann schwierig, wenn der Hund wässrigen Durchfall hat.

Behandlung:

Wie kann die Parvovirose beim Hund behandelt werden?

Die Behandlung der Parvovirose zielt in erster Linie darauf ab, die Beschwerden des Hundes zu lindern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Die Intensivtherapie besteht vor allem aus Infusionen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Außerdem ist es wichtig, auf eine gute Hygiene zu achten, um zu verhindern, dass sich andere Tiere über den Kot mit der Hundeseuche anstecken.

Bestimmte Eiweiße, sogenannte Gamma-Globuline und Interferon-Omega, können ebenfalls eingesetzt werden, um die Parvovirose beim Hund zu behandeln. Sie lindern die Symptome und verbessern die Heilungschancen des Hundes.

Manchmal ist es notwendig, dem Hund mit Parvovirose Bluttransfusionen zu geben. Außerdem ist in einigen Fällen mit starkem Erbrechen eine künstliche Ernährung über Infusionen sinnvoll. Vor allem Hundewelpen profitieren davon. Sobald der Hund nicht mehr erbricht, bekommt er aber wieder normales Futter.

Treten bei der Hundeseuche starke blutige Durchfälle auf oder sinkt die Anzahl der weißen Blutkörperchen unter einen bestimmten Wert, sind Antibiotika nötig, um zu verhindern, dass sich andere Krankheitserreger ausbreiten und den Hund zusätzlich schwächen.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Hund Parvovirose hat?

Bei der Parvovirose hängt die Prognose stark davon ab, wie die Erkrankung verläuft. Treten keine Symptome auf, so bildet der Hund Antikörper gegen die Caninen Parvoviren, die ihn für mindestens zwei Jahre vor einer erneuten Infektion schützen.

In leichteren Fällen der Hundeseuche überleben etwa 90 Prozent der Hunde, wenn die Parvovirose rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Nach den ersten fünf Tagen verbessern sich die Heilungschancen erheblich. Die Beschwerden bleiben in der Regel etwa ein bis drei Wochen bestehen.

In schweren Fällen der Parvovirose versterben die Hunde oft innerhalb der ersten ein bis zwei Tage durch die schweren Flüssigkeitsverluste. Bei Hunden, die durch andere Erkrankungen bereits geschwächt sind, treten häufiger schwere Symptome auf.

Auch bei jungen und alten Hunden verläuft die Parvovirose öfters tödlich. Deshalb ist es wichtig, auf einen ausreichenden Impfschutz zu achten.

Vorbeugen:

Wie kann man der Parvovirose beim Hund vorbeugen?

Gegen die Parvovirose gibt es einen Impfstoff, der für alle Hunde empfohlen wird. Welpen sind innerhalb der ersten Lebenswochen noch durch die Antikörper der Mutter geschützt, wenn diese ausreichend geimpft ist. In dieser Zeit ist eine Impfung der Welpen nicht möglich. Im Laufe der Zeit nimmt die Konzentration der mütterlichen Antikörper bei den Hundewelpen ab und schützt daher nicht mehr vor einer Infektion.

Gleichzeitig verhindern die verbliebenen mütterlichen Antikörper aber, dass der Welpe bei einer Impfung selbst Antikörper ausbildet. Dadurch entsteht die sogenannte immunologische Lücke, während der das Risiko besonders hoch ist, dass sich der Hund mit Caninen Parvoviren ansteckt. Daher ist es wichtig, dass eine Tierärztin oder ein Tierarzt die Konzentration der mütterlichen Antikörper beim Hundewelpen kontrolliert, um den richtigen Zeitpunkt für die Impfung zu finden.

In der Regel werden die Welpen in der 6. bis 8. Lebenswoche, der 9. bis 12. Lebenswoche und erneut in der 16. Woche gegen die Hundeseuche geimpft. Eine weitere Impfung sollte für die ausreichende Grundimmunisierung nach einem Jahr erfolgen. Bei erwachsenen Hunden ist es ratsam, die Impfung gegen Parvovirose im Abstand von bis zu drei Jahren aufzufrischen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Hund mit Parvovirose zum Tierarzt?

Da die Heilungschancen des Hundes bei der Parvovirose stark davon abhängen, dass die Infektion rechtzeitig behandelt wird, ist es in jedem Fall ratsam, umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.

Außerdem lässt sich die Parvovirose zu Beginn der Erkrankung leichter diagnostizieren, da der Hund in diesem Stadium viele Erreger über den Kot ausscheidet.

Es ist daher empfehlenswert, bei Symptomen wie starkem Durchfall beim Hund, Erbrechen und Fieber möglichst frühzeitig eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik aufzusuchen.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Stiko Vet: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren.
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00034757/Impfleitlinie-Kleintiere2021-01-01-bf.pdf (Abruf: Februar 2022)
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: Februar 2022)
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2018
Mayr, A. et al.: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2007