Ein gesundes Gebiss ist für Katzen von großer Bedeutung. Warum das so ist, wie es aufgebaut ist und was sie für die Zahngesundheit ihrer Katze tun können, erfahren Sie hier.
Das Gebiss der Katze – Perfekt an das Leben als Fleischfresser angepasst
Katzen sind von Natur aus Fleischfresser (Carnivora). Die 16 Zähne im Ober- und 14 im Unterkiefer sind evolutionär optimal darauf ausgerichtet, Beutetiere zu ergreifen, zu töten, festzuhalten und ihr Fleisch zu zerkleinern. Die scharfen Zähne helfen dabei, Nahrung effizient zu schneiden und zu zerreißen. Ein grundlegendes Verständnis des Gebisses Ihrer Katze kann Ihnen helfen, frühzeitig mögliche Zahnerkrankungen zu erkennen und gezielt vorzubeugen.
Wie viele Zähne hat das Gebiss der Katze und wie ist es aufgebaut?
Das bleibende Gebiss einer erwachsenen Katze besteht aus 30 Zähnen. Davon befinden sich 16 im Oberkiefer und 14 im Unterkiefer (siehe Abb. 1).

Die Zahnformel lautet:
Oberkiefer (je Seite, also links und rechts):
- 3 Incisivi (Schneidezähne): „I1“–„I3“
- 1 Caninus (Eckzahn): „C“
- 3 Prämolaren (vordere Backenzähne): „P1“–„P3“
- 1 Molar (hinterer Backenzahn): „M“
Unterkiefer (je Seite):
- 3 Incisivi
- 1 Caninus
- 2 Prämolaren
- 1 Molar
Die Bedeutung der einzelnen Zähne
Dies Zähne der Katze erfüllen verschiedene Funktionen – von der Nahrungsaufnahme bis hin zur Fellpflege:
- Schneidezähne (Incisivi): Abnagen von Fleisch und Fellpflege
- Eckzähne (Canini): Ergreifen, Festhalten und Töten der Beute
- Prämolaren und Molaren: Zerkleinern und Zerschneiden der Nahrung
Katzen können ihre Zähne je nach Situation sehr bedacht einsetzen. Zum Beispiel, wenn Katzenmütter ihre Jungen von einem Versteck zu einem anderen tragen.
Wie viele Wurzeln haben die Katzenzähne?
Je nachdem, welche Funktion die Zähne ausüben und welchen Kräften sie dabei ausgesetzt sind, verfügen sie über eine verschiedene Anzahl an Zahnwurzeln. Das ist aus medizinischer Sicht vor allem dann wichtig, wenn Zähne gezogen werden müssen. Denn Zähne mit mehreren Wurzeln sind in der Regel aufwendiger zu entfernen.
- Eckzähne (Canini) haben 1 große Wurzel.
- Schneidezähne (Incisivi) besitzen 1 kleine Wurzel.
- Vordere Backenzähne (Prämolaren) verfügen über 1 Wurzel im Ober- und 3 Wurzeln im Unterkiefer.
- Backenzähne (Molaren) haben 2 Wurzeln.
Besonderheiten beim Milchgebiss und Zahnwechsel
Katzenwelpen werden mit einem Milchgebiss von 26 Zähnen geboren. Die Molaren fehlen hierbei. Bereits im Alter von 3,5 bis 6 Monaten beginnen die jungen Katzen, die Milchzähne zu verlieren und bleibende Zähne treten hervor:
- Incisivi: Brechen etwa im Alter von 3–4 Wochen durch das Zahnfleisch und wechseln bei Katzen zwischen ~3 und 5 Monaten.
- Prämolaren: Werden etwa im Alter von 4–12 Wochen sichtbar und wechseln ungefähr im Alter zwischen 4 und 6 Monaten.
- Canini: Brechen bei Katzenwelpen schon nach 3–5 Wochen durch. Sie wechseln etwa im Alter zwischen 5,5 und 6 Monaten.
- Die Molaren erscheinen erst beim bleibenden Gebiss. Das tun sie in etwa nach 4–7 Monaten.
Wie sehen gesunde Katzenzähne aus?
Gesunde Katzenzähne sind, insbesondere bei jungen Katzen, fast rein weiß. Mit zunehmendem Alter können sie sich verfärben und werden dann elfenbeinfarben bis hin zu einem helleren gelb. Sie sollten keine Risse, Absplitterungen, Löcher oder Abnutzungserscheinungen zeigen. Das Zahnfleisch ist normalerweise zartrosafarben und umgibt glatt und gleichmäßig alle Zähne.
Dunkelgelbe, braune oder andere Verfärbungen sollten in der Regel nicht vorkommen. Sie müssen aber auch nicht zwangsläufig ein Problem darstellen. Teilweise kommt es durch Medikamente oder andere Substanzen zu Farbänderungen, obwohl der Zahn eigentlich gesund ist. Wenn Sie dunkelgelbe, braune oder anderweitig ungewöhnliche Veränderungen bemerken, empfiehlt es sich aber in jedem Fall, die Katze in einer tierärztlichen Praxis vorzustellen. Dort lässt sich festzustellen, ob eine Behandlung notwendig ist.
Wie erkenne ich, dass meine Katze Zahnprobleme hat?
Erkrankungen an Zähnen und in der Maulhöhle lassen sich in der Regel gut erkennen. Häufig entwickeln betroffene Tiere Probleme beim Fressen. Sie nehmen dann entweder weniger oder nur noch weiche Nahrung zu sich. Teilweise kauen sie vielleicht auch auffällig auf einer Seite. In vielen Fällen speicheln sie vermehrt und entwickeln einen üblen Mundgeruch.
Veränderungen im Inneren der Maulhöhle:
Neben etwaigen Verfärbungen gibt es außerdem folgende Hinweise auf Handlungsbedarf in Bezug auf die Zahngesundheit Ihrer Katze:
Zahnstein sollte sich im besten Fall nicht zeigen, er macht sich häufig am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch als gräuliche bis bräunliche Auflagerungen bemerkbar, insbesondere an den vorderen und hinteren Backenzähnen. Im und unter dem Zahnstein können sich Bakterien vermehren und zu Entzündungen und Schäden am Zahn, Zahnhalteapparat und Zahnfleisch führen.
Bei Entzündungen verfärbt sich das Zahnfleisch rot, ähnlich wie bei uns Menschen. Meist ist das von außen ebenfalls zunächst direkt am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch sichtbar. Dann zeigt sich unter Umständen eine dünne, rote Linie zwischen dem Weiß des Zahns und dem Rosa des Zahnfleischs. Bei größeren und schwerwiegenden Entzündungen breitet sich auch die Rötung aus.
Bei Katzen können kleine, rote Zahnfleischwucherungen um einen ansonsten gesund aussehenden Zahn herum ein erstes Anzeichen für eine resorptive Läsion (RL, auch FORL für feline odontoklastische resorptive Läsion) sein. Dabei baut der Körper die Zahnwurzeln ab und die Katzen verlieren nach und nach im schlimmsten Fall alle Zähne. Die Erkrankung ist äußerst schmerzhaft, bisher nicht heilbar und betrifft inzwischen beinahe jede dritte Katze.
In schlimmen Fällen sind die Zähne teilweise gänzlich von Zahnstein bedeckt, unter Umständen ist diese Kruste auch das Einzige, was die darunter liegenden, erkrankten Zähne noch an Ort und Stelle hält. Teilweise fließt dann eitriges Sekret ab, das Zahnfleisch zieht sich unter Umständen vom Zahn zurück und legt ihn frei. In solchen (aber auch schon bei weniger gravierenden) Fällen entwickeln die Tiere einen äußerst unangenehmen Mundgeruch. Häufig verlieren sie entsprechende Zähne von allein. Die Entzündung bleibt jedoch bestehen und kann auch auf den Kiefer übergreifen oder zu schweren Allgemeinerkrankungen führen. Es ist deshalb wichtig, an den Zähnen erkrankte Katzen in der tierärztlichen Praxis vorzustellen.
Zahnerkrankungen vorbeugen
Besser als Zahnprobleme zu behandeln ist es, ihnen vorzubeugen. Dafür gibt es für Hunde und Katzen verschiedene Möglichkeiten, die im Idealfall kombiniert werden. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel „Zahnstein beim Hund – was hilft?„
Autor: Matthias Steigerwald, Tierarzt
Datum: Februar 2025
Quellen:
Pferdeklinik und Kleintierpraxis Meichingen. Zahnaufbau der Katze. (Abruf: 02/2025)
DocCheck Flexikon. Triadan-Schema (Veterinärmedizin) (Abruf: 02/2025)
Wamiz. Gebiss einer Katze: Alles Wissenswerte. (Abruf: 02/2025)
Medpets.de. Was sollten Sie über die Zähne Ihrer Katze wissen? (Abruf: 02/2025)
Anicura. Zahnsanierung Katze. (Abruf: 02/2025)
Peta: Zahnpflege bei Katzen. (Abruf: 02/2025)