Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bei Tieren

Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bei Tieren

Operation
Bei einem Kaiserschnitt werden die Jungen durch eine Operation entbunden. Foto: vetproduction

Definition:

Bei einem Kaiserschnitt (Sectio caesarea) eröffnet die Tierärztin oder der Tierarzt in einer Operation den Bauch und die Gebärmutter des trächtigen Tieres und entbindet die Feten.

Ein Kaiserschnitt ist notwendig, wenn das Muttertier nicht in der Lage ist, die Jungen auf natürlichem Weg zu gebären. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Mutter zu schwach ist oder die Jungen zu groß sind.

Ein Kaiserschnitt bei Tieren wird in Vollnarkose oder unter einer sogenannten epiduralen Anästhesie durchgeführt. Bei Hunden, Katzen, Pferden und Heimtieren empfiehlt sich meist eine Vollnarkose. Bei Rindern versuchen Tierärztinnen und Tierärzte, am stehenden Tier zu operieren, da beim liegenden Rind mehr Komplikationen auftreten können.

Für den Kaiserschnitt betäubt der Tierarzt die Haut an der Schnittstelle (örtliche Betäubung, Lokalanästhesie) und spritzt ein Betäubungsmittel in den Raum um das Rückenmark. So betäubt er die abführenden Nerven (Epiduralanästhesie) – das Tier empfindet bei der Operation keine Schmerzen.

Durchführung:

Wie wird ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bei Tieren durchgeführt?

Hunde, Katzen, Pferde und Heimtiere erhalten für einen Kaiserschnitt meist eine Vollnarkose. Nachdem der Tierarzt den zu operierenden Körperbereich des Tieres vorbereitet hat, öffnet er den Bauchraum und lagert vorsichtig die Gebärmutter vor. Dann eröffnet er die Gebärmutter  und entbindet die Feten.

Ein Kaiserschnitt ist notwendig, wenn der natürliche Geburtsvorgang gestört war – so kann es sein, dass die Jungtiere geschwächt sind. Auch durch die Narkose des Muttertieres sind sie beeinflusst. Tierarzt und Helfer versorgen sie entsprechend. Sie trocknen sie ab, saugen Schleim und Flüssigkeit aus der Nase ab und verabreichen oft Medikamente, die ihre Atmung anregen. Abschließend wird die Nabelschnur abgesetzt. Der Tierarzt versucht, die Narkose beim Kaiserschnitt für das Muttertier so kurz wie möglich zu halten und vernäht die Gebärmutter und den Bauch.

Beim Rind erfolgt ein Kaiserschnitt meist im Stehen – falls die Kuh nicht bereits zu schwach ist. Der Tierarzt betäubt die Schnittregion örtlich (Lokalanästhesie) und spritzt ein Medikament in den Raum um das Rückenmark und betäubt so die abführenden Nerven (Epiduralanästhesie). Dadurch spürt die Kuh keine Schmerzen während des Kaiserschnitts.

Nach dem Kaiserschnitt erhalten die Muttertiere ein Antibiotikum zur Vorbeugung von Infektionen und Schmerzmittel gegen mögliche Schmerzen nach dem Eingriff. Da die Medikamente durch die Muttermilch an die Jungtiere weitergegeben werden, achten Tierärztinnen und Tierärzte besonders darauf, welche Medikamente sie gefahrlos sowohl bei der Mutter als auch den Jungen einsetzen können.

Anwendungsgebiete:

Wann wird ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bei Tieren angewandt?

Tierärztinnen und Tierärzte entbinden die Jungtiere durch einen Kaiserschnitt, wenn es dem Muttertier nicht möglich ist, die Jungen durch einen normalen Geburtsvorgang zu gebären.

Folgende Gründe erfordern unter anderem einen Kaiserschnitt bei Tieren:

  • Die Feten sind zu groß, um auf natürlichem Weg geboren zu werden.
  • Die Feten liegen falsch. Hierbei unterscheidet der Tierarzt die Lage (Vorder- oder Steißlage), die Stellung (Wirbelsäule oben, unten oder seitlich) und die Haltung von Kopf, Hals und der Beine.
  • Schlecht entwickelte Feten, Missbildungen der Feten – wie beispielsweise ein Wasserkopf (Hydrozephalus) oder eine vermehrte Wasseransammlung im Fetus (Hydrops fetalis) können einen Kaiserschnitt beim Tier erfordern.
  • Die Feten sind im Mutterleib gestorben.
  • Die Gebärmutter hat sich gedreht (Torsio uteri).
  • Der Muttermund ist nicht weit genug geöffnet.
  • Der knöcherne Geburtsweg ist zu eng; dies kann vorkommen, wenn die Tiere zu jung sind oder beispielsweise ein Beckenbruch beim Muttertier vorgelegen hat.
  • Es kommt zur Wehenschwäche beim Muttertier.
  • Im Falle einer sogenannten Eihaut-Wassersucht.

Bei Hunden muss ein Kaiserschnitt oftmals bei kurznasigen Rassen vorgenommen werden, bei Rindern häufiger bei Fleischrassen, besonders sogenannten Doppellendern – die Kälber sind zu groß. Bei Pferden ist ein Kaiserschnitt selten notwendig. Dann ist der Eingriff im Gegensatz zum Rind in der Regel mit einem Aufenthalt in der Tierklinik verbunden.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bei Tieren?

Die Tierärztin oder der Tierarzt führt einen Kaiserschnitt durch, wenn der normale Geburtsvorgang gestört ist. Das Muttertier ist geschwächt und die Feten können ebenfalls schwach sein. Daher ist ein Kaiserschnitt ein Eingriff, der ein gewisses Risiko birgt. Der Tierarzt legt Hunde, Katzen, Pferde und Heimtiere für einen Kaiserschnitt meist in eine Vollnarkose – die Medikamente wirken ebenfalls auf die sich in der Gebärmutter befindlichen Welpen. Diese Medikamente muss der Tierarzt gegebenenfalls durch ein Gegenmittel aufheben.

Die Prognose beim Kaiserschnitt für die Mutter und die Jungtiere hängt individuell davon ab, was das Grundproblem der Geburt ist, wie stark das Allgemeinbefinden der Mutter und der Jungen beeinträchtigt ist und wie lange die Geburt bereits dauert. Nach der Operation kann es, wie bei jedem chirurgischen Eingriff, zu Blutungen, Wundheilungsstörungen und Infektionen kommen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Wehrend, A.: Leitsymptome in der Gynäkologie und Geburtshilfe beim Hund, Enke, 2010