Impfungen beim Vogel

Impfungen beim Vogel

Bei Ziervögeln gibt es kaum empfohlene Impfungen. So schützen Sie Vögel dennoch vor Infektionskrankheiten.
Kakadu
Eine Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme, um den Vogel vor bestimmten Infektionskrankheiten zu schützen. Foto: vetproduction

Welche Impfungen beim Vogel gibt es?

Eine Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme, um den Vogel vor bestimmten Infektionskrankheiten zu schützen. Im Gegensatz zu den Impfungen bei Hunden, bei Katzen, bei Kaninchen und Impfungen bei Pferden, gibt es für die Hobbyhaltung von Ziervögeln kaum empfohlene Impfungen. Hinzu kommt, dass diese Impfstoffe in Deutschland meist nicht zugelassen sind.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Impfstoffen unterscheiden:

  • Bei einer sogenannten passiven Immunisierung erhält der Vogel ein Immunserum, in dem die benötigten Antikörper gegen die jeweilige Erkrankung bereits enthalten sind. Dieses lässt sich aus dem Blut von Vögeln desselben Bestands, die die Erkrankung bereits hatten und wieder gesund sind, gewinnen. Der Impfstoff schützt Nestlinge und Jungtiere unmittelbar nach der Verabreichung. Da die Antikörper jedoch körperfremd sind, baut der Organismus sie wieder ab. Eine passive Immunisierung schützt den Vogel aufgrund seines hohen Stoffwechsels daher nur einige Wochen.
  • Bei der aktiven Immunisierung erhält der Vogel abgeschwächte, abgetötete oder in Bruchstücke gespaltene nicht infektiöse Antigene, die sein Immunsystem zur Bildung spezifischer Antikörper anregen. Ziel der aktiven Immunisierung ist eine langfristige Immunität gegen die jeweilige Infektionskrankheit. Der Nachteil bei dieser Form der Impfung ist, dass der Körper des Vogels für die Bildung der Antikörper einige Tage bis Wochen benötigt.

Impfstoffe für Nutzgeflügel

Da im Vergleich zu Nutzgeflügel, wie Hühner und Puten, nur sehr wenige Impfstoffe für Ziervögel geprüft und zugelassen wurden, bleibt häufig nur die Möglichkeit der Umwidmung eines Impfstoffs, der für Hausgeflügel-Arten zugelassen ist. Bevor die Tierärztin oder der Tierarzt den Impfstoff jedoch verwendet, muss sorgfältig geprüft werden, ob er für die zu impfende Vogelart überhaupt geeignet ist.

Impfstoffe für Vögel selbst herstellen

Darüber hinaus ist es Tierärzten und Tierärztinnen laut der Tierimpfstoff-Verordnung vom 24. Oktober 2006 (in der zuletzt geänderten Fassung vom 31. März 2020)  erlaubt, bestandsspezifische, inaktivierte Impfstoffe aus Bakterien und Viren selbst herzustellen. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die sogenannten homologen Erreger im Impfstoff und im Bestand eine gute Schutzwirkung ermöglichen. Bei homologen Erregern handelt es sich um Erreger der gleichen Vogelart.

Impfstoffe für Vögel aus dem Ausland

Relevante Erkrankungen bei Ziervögeln werden etwa durch  Kanarienpocken, Polyomaviren, Circoviren oder Herpesviren ausgelöst. In manchen Ländern stehen Impfstoffe gegen die Viruserkrankungen zur Verfügung, in Deutschland existieren keine Zulassungen für Impfstoffe gegen die genannten Erreger.

Impfung gegen die Newcastle-Krankheit

Für Hühner, Puten und Tauben sind zudem Impfstoffe gegen die Newcastle-Krankheit (Erreger: Paramyxovirus 1) verfügbar. Die Impfung ist für Hühner und Puten vorgeschrieben. Seit April 2020 darf der Impfstoff außerdem auch an Hobbyhalter und Hobbyhalterinnen von Geflügel abgegeben werden.

Impfungen von Hühnern

Für Hühner existieren zudem zahlreiche weitere Impfstoffe, etwa gegen die Mareksche Krankheit, gegen Salmonellose, Infektiöse Bronchitis, Infektiöse Bursitis, Infektiöse Anämie, Kokzidiose und weitere. Die Impfungen von Geflügel sind unter anderem aufgrund des Verbraucherschutzes und aus wirtschaftlichen Gründen von Bedeutung.

Es ist ratsam, sich als Vogelzüchter oder Vogelzüchterin in einer vogelkundigen Tierarzt-Praxis über die Verfügbarkeit und die Anwendungserlaubnis von Impfstoffen beraten zu lassen.

Wann sollte ich meinen Vogel impfen lassen?

Ziervögel in der Hobbyhaltung, zum Beispiel Sittiche oder Finken, bedürfen normalerweise keiner Impfung. Bei Zukauf neuer Vögel ist es jedoch unbedingt ratsam, die Neuzugänge zunächst in Quarantäne zu halten, bis durch eine tierärztliche Untersuchung geklärt ist, dass keine ansteckenden Erkrankungen vorliegen.

Für Halterinnen und Halter von Geflügeln und Tauben bestehen besondere Bestimmungen, wie etwa die Impfpflicht gegen die Newcastle-Krankheit. Tierärztinnen und Tierärzte beraten über notwendige Impfungen sowie gegebenenfalls über die aktuelle Seuchenlage.

Welche Risiken bergen Impfungen beim Vogel?

Die Risiken, die mit der Impfung eines Vogels einhergehen, sind im Allgemeinen gering. Eine völlig risikofreie Impfung gibt es jedoch nicht. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte der zu impfende Vogel gesund sein. Die Tierärztin beziehungsweise der Tierarzt führt daher vor der Impfung eine körperliche Untersuchung beim Vogel durch und erkundigt sich nach bestehenden Krankheiten oder Beschwerden des Vogels.

Nach einer Impfung kann gegebenenfalls eine erhöhte Temperatur oder Müdigkeit beim Vogel auftreten. Dabei handelt es sich jedoch um normale Reaktionen des Organismus, die in der Regel schnell und ohne Folgen wieder abklingen. Komplikationen wie allergische Reaktionen kommen nach einer Impfung hingegen selten vor.

Die meisten Komplikationen lassen durch eine sorgfältige Planung und Impftechnik vermeiden. Daher ist es ratsam, dass Sie die Impfungen in einer vogelerfahrenen Tierarzt-Praxis durchführen lassen, anstatt Ihre Vögel selbst zu impfen.

Was kann ich sonst noch für die Immunabwehr meines Vogels tun?

Sie können die Immunabwehr Ihres Vogels durch bestimmte Maßnahmen unterstützen. Diese haben unter anderem zum Ziel, die Keime beziehungsweise Krankheitserreger in der Umgebung der Vögel zu vermindern. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:

  • Unterteilen Sie gleichartige Vogelgruppen räumlich.
  • Neue Vögel oder Vögel, die auf einer Ausstellung waren, sind zunächst in Quarantäne zu halten.
  • Reinigen und desinfizieren Sie die Käfige regelmäßig und gründlich.
  • Vermeiden Sie zu viele Besucher.
  • Tragen Sie Schutzkleidung.
  • Achten Sie auf regelmäßige tierärztliche Untersuchungen (z.B. Abstrich oder Kotuntersuchung auf bedeutsame Krankheits-Erreger)
  • Regelmäßige Bekämpfung von Erreger-Überträgern: Bei den Kanarienpocken sind das z.B. Mücken, die vorwiegend in den Sommermonaten vorkommen und von den Vögeln fern gehalten werden müssen.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Philipp A. Zimmermann, Pascale Huber (Tierärztin)
Datum der letzten Aktualisierung: Mai 2022
Quellen:
Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Immunologische Arzneimittel für Geflügel: www.pei.de (Abruf: Mai 2022)
StIKo Vet: Stellungnahme zur ND-Pflichtimpfung von Geflügel in Hobbyhaltung. (Stand: 05/2020)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014

Kaleta, E. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Wedel, A.: Ziervögel. Thieme, Stuttgart 2004