Impfungen beim Kaninchen

Impfungen beim Kaninchen

Die Ständige Impfkommission Vet (StIKo Vet) empfiehlt, das Kaninchen gegen Myxomatose und RHD impfen zu lassen.
Kaninchen beim Tierarzt
Zunächst wird eine sogenannte Grundimmunisierung durchgeführt. Dabei erhält das Kaninchen mehrere Impfungen innerhalb von vier Wochen. Foto: vetproduction

Definition:

Welche Impfungen beim Kaninchen gibt es?

Eine Impfung ist die wichtigste vorbeugende Maßnahme, um ein Kaninchen vor Infektionskrankheiten zu schützen. Es lassen sich zwei Formen von Impfungen unterscheiden: die aktive und die passive Immunisierung.

Aktive Immunisierung:

Bei der aktiven Immunisierung erhält das Kaninchen abgeschwächte, abgetötete oder in Bruchstücke gespaltene, nicht infektiöse Antigene. Sie regen sein Immunsystem zur Bildung spezifischer Antikörper an.

Ziel der aktiven Immunisierung ist ein spezifischer, langfristiger Schutz (Immunität) gegen Infektionserreger. Der Nachteil bei dieser Form der Impfung ist, dass der Körper des Kaninchens für die Bildung der Antikörper einige Tage bis Wochen benötigt.

Passive Immunisierung:

Eine passiven Immunisierung besteht aus einem Immunserum, das die benötigten Antikörper gegen die jeweilige Erkrankung schon enthält. Der Impfstoff schützt daher bereits unmittelbar nach der Verabreichung.

Da die Antikörper jedoch körperfremd sind, baut der Organismus sie wieder ab. Eine passive Immunisierung schützt daher nur kurzfristig. Bislang stehen für Kaninchen keine Seren zur passiven Immunisierung zur Verfügung.

Impfempfehlungen der StIKo Vet für Kaninchen

Die Ständige Impfkommission Vet (StIKo Vet) empfiehlt, Kaninchen gegen folgende Krankheiten impfen zu lassen:

Da diese Infektionskrankheiten für das Kaninchen in der Regel tödlich verlaufen, ist eine Impfung gegen die entsprechenden Erreger empfehlenswert.

RHD-Impfung beim Kaninchen

Für die RHD besteht seit einiger Zeit das Problem, dass sie durch zwei verschiedene Erreger ausgelöst wird. Die “klassische” RHD wird durch das RHD-1-Virus verursacht. Eine zweite Variante tritt seit 2013 auch in Deutschland auf und wird durch das RHD-2-Virus hervorgerufen. Es stehen daher inzwischen sowohl Impfstoffe gegen RHD-1 und -2 zur Verfügung, auch als Kombinations-Impfstoffe.

Zudem gibt es einen sogenannten trivalenten Impfstoff, der sowohl gegen RHD-1 und -2 als auch gegen Myxomatose gerichtet ist. Kaninchen, die zuvor schon einmal gegen Myxomatose geimpft wurden oder bereits an einer Myxomatose erkrankt waren, sollten den trivalenten Impfstoff allerdings besser nicht erhalten. In diesen Fällen besteht sonst die Möglichkeit, dass der Impfstoff keinen ausreichenden Schutz vor RHD bietet.

Wann sollte ich mein Kaninchen impfen lassen?

Zunächst wird eine sogenannte Grundimmunisierung beim Kaninchen durchgeführt. Dabei erhält das Kaninchen mehrere Impfungen innerhalb von vier Wochen. Eine Grundimmunisierung bewirkt, dass das Kaninchen eine stabile Immunität gegen die verabreichten Impfstoffe aufbaut. Die StIKo Vet empfiehlt die Impfung nach erfolgter Grundimmunisierung einmal jährlich.

Einige Impfstoffe eignen sich für den Einsatz an trächtigen Häsinnen. Dadurch erhalten die Neugeborenen mütterliche Antikörper, die sie in den ersten Lebenswochen schützen. Die Impfung der Jungtiere sollte erst dann erfolgen, wenn diese mütterlichen Antikörper abnehmen. Dies ist nach etwa drei Monaten der Fall. Wurde die Häsin nicht während der Trächtigkeit geimpft, können die Nachkommen mit den meisten Impfstoffen ab einem Alter von vier Wochen geimpft werden.

Um die erreichte Immunität aufrechtzuerhalten, sind regelmäßige Wiederholungs-Impfungen (sog. Booster-Impfungen) beim Kaninchen erforderlich. Die StIKo Vet empfiehlt, die Impfungen gegen Myxomatose und RHD einmal jährlich aufzufrischen.

Eine Impfung gegen Kaninchenschnupfen (Rhinitis contagiosa cuniculi durch Bordetellen und Pasteurellen) wird von der StIKo Vet nicht empfohlen. Gleiches gilt für die Impfung von Heimtierkaninchen gegen Clostridien.

Es empfehlen sich jährliche tierärztliche Impfgespräche. Die Tierärztin oder der Tierarzt ermittelt das Infektionsrisiko, dem das jeweilige Kaninchen ausgesetzt ist und erstellt anhand dessen einen individuellen Impfplan. Generell gilt: Insgesamt sollten mehr Kaninchen geimpft werden, das einzelne Kaninchen jedoch nur so oft wie nötig.

Welche Risiken bergen Impfungen beim Kaninchen?

Heimtierausweis
Die Impfungen des Kaninchens werden in einem Impfpass eingetragen. Foto: vetproduction

Die Risiken, die mit der Impfung eines Kaninchens einhergehen, sind gering. Einen völlig risikofreien Impfstoff gibt es jedoch nicht. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte das zu impfende Kaninchen gesund sein. Die Tierärztin oder der Tierarzt führt daher vor der Impfung eine allgemeine körperliche Untersuchung bei dem Kaninchen durch und erkundigt sich nach möglichen Krankheiten oder Beschwerden.

Nach einer Impfung können Impfreaktionen wie Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle auftreten. Einige Kaninchen fressen weniger und leiden unter erhöhter Körpertemperatur und Abgeschlagenheit. Dabei handelt es sich jedoch um normale Reaktionen des Organismus, die in der Regel schnell und ohne Folgen wieder abklingen.

Komplikationen wie allergische Reaktionen kommen nach einer Impfung hingegen selten vor. Bei der Myxomatose-Impfung besteht in sehr seltenen Fällen das Risiko, dass leichte Erkrankungssymptome auftreten.

Der Nutzen einer Impfung beim Kaninchen ist insgesamt größer als die möglichen Risiken.

Welche Impfungen für das Kaninchen muss ich bei Reisen ins Ausland beachten?

Ein Kaninchen sollte grundsätzlich gegen RHD und Myxomatose geimpft sein, also auch, wenn Sie mit ihm ins Ausland reisen möchten. Im Gegensatz zu Hunden, Katzen und Frettchen gilt die EU-Verordnung über die Ein- und Ausfuhr von Heimtieren für Kaninchen nicht. Ziel dieser Verordnung ist ein besserer Schutz vor Tollwut, da diese Erkrankung für Tiere und Menschen tödlich ist.

Zu beachten ist allerdings, dass Sie bei der Einreise nach Deutschland nur drei Kaninchen mitnehmen dürfen. Wenn Sie mit mehr als drei Kaninchen einreisen möchten, gelten die Regeln des gewerblichen Handels.

Was ist ein EU-Impfpass?

Für Reisen in EU-Länder benötigen Hunde, Katzen und Frettchen seit dem Jahr 2004 den blauen Europäischen Heimtierausweis (EU-Impfpass). Darin sind, neben den Angaben über das Tier und die Besitzerin oder den Besitzer, Impfungen und Gesundheitsbescheinigungen aufgelistet.

Für Kaninchen gilt der EU-Heimtierausweis jedoch nicht. Die Impfungen der Kaninchen werden in den normalen von der Tierärztin oder dem Tierarzt ausgestellten Impfpass eingetragen.

Weiterführende Informationen

Informationen zum Thema im Internet:

Die Internetseiten des Auswärtigen Amts (www.auswaertiges-amt.de) und des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (www.bmelv.de) bieten aktuelle Informationen zum Thema “Reisen mit Heimtieren” an.

Welche Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind, können Sie den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts entnehmen. Der folgende Link führt Sie direkt auf die entsprechende Unterseite “Kaninchenimpfstoffe”: www.pei.de.

Autorin: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Philipp A. Zimmermann
Datum der letzten Aktualisierung: Mai 2022
Quellen:
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: www.bmelv.de (Abruf: Mai 2022)
Ständige Impfkommission Vet am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI): Leitlinie zur Impfung von Kleintieren. (Stand: 01.01.2022)

Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2014