Homöopathie bei Tieren

Homöopathie bei Tieren

Globuli in der Homöopathie (Foto: Pixabay.com)
Globuli in der Homöopathie. Foto: Pixabay.com

Definition:

Was ist Homöopathie bei Tieren?

Die Homöopathie bei Tieren ist ein ganzheitliches Behandlungsprinzip, das auf der sogenannten Erfahrungsmedizin – also den Beobachtungen und Erfahrungen in der Vergangenheit – beruht.

Ansätze einer homöopathischen Behandlung gehen bereits auf Hippokrates zurück, er beschrieb die Ähnlichkeitsregel. Sie geriet aber einige Zeit in Vergessenheit. Die moderne Homöopathie geht auf den Arzt und Apotheker Hahnemann zurück, der die Ähnlichkeitsregel wiederentdeckte und die Prinzipien weiter ausarbeitete. In der Tiermedizin etablierten Lux und andere die Homöopathie.

Die Homöopathie bei Tieren basiert auf drei Grundsätzen:

  1. Die Ähnlichkeitsregel besagt, dass eine Erkrankung mit einer Substanz geheilt werden kann, die bei einem gesunden Tier ähnliche Beschwerden wie die zu behandelnden Krankheitszeichen hervorruft. Die damit ausgelöste „medikamentelle Krankheit“ verdrängt die Erkrankung.
  2. Das Totalitätsprinzip gibt vor, dass das kranke Tier als Ganzes betrachtet werden muss. Dazu ist es notwendig, die Gesamtheit der Symptome, das Zusammenwirken aller lebenswichtigen Organe und aller Behandlungsversuche zu berücksichtigen und anschließend alle therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen.
  3. Das Prinzip der Potenzierung schreibt vor, dass die verwandte Substanz verdünnt und dabei verschüttelt wird. Das Ziel ist dabei, die medikamentös ausgelöste Krankheit so weit abzuschwächen, dass sie für das kranke Tier nicht gefährlich ist. Diese Verdünnung soll die heilende Wirkung der Substanz nicht schwächen, sondern vervielfachen – daher der Begriff „Potenzierung“. Die homöopathische Lehre geht davon aus, dass eine Substanz umso wirksamer ist, je häufiger sie verdünnt und verschüttelt wurde.

Die Homöopathie begreift alle Lebewesen als in sich geschlossenes System, das mit seiner Umwelt in Wechselwirkung tritt. Als Ursache für Erkrankungen sieht sie Störungen innerhalb dieses Systems und in seiner Beziehung zur Umwelt. Eine Tierkrankheit gilt damit als Störung des inneren Gleichgewichts.

Durchführung:

Wie wird eine homöopathische Behandlung bei Tieren durchgeführt?

Vor einer homöopathischen Behandlung erkundigt sich die Tierhomöopathin oder der Tierhomöopath nach den Beschwerden des Tieres und untersucht es. Dabei stehen aber nicht die körperlichen Symptome im Vordergrund, sondern die sogenannten Modalitäten. Homöopathinnen und Homöopathen verstehen darunter die Art und Weise, wie sich die Krankheit beim Tier äußert und wie es damit umgeht. Da die Krankheit als Folge eines inneren Ungleichgewichts gilt, werden nicht die Symptome behandelt, sondern ihre inneren Gründe.

Nach der Diagnose wählt der Tierhomöopath ein geeignetes Mittel aus. Er passt die Behandlung dabei immer individuell an das Tier an und beachtet dabei die Ähnlichkeitsregel und die Gesamtheit der Symptome (Totalitätsprinzip). Je nach Krankheit verschreibt er ein Einzelmittel („klassische Homöopathie“; Unizismus), mehrere Arzneimittel (Pluralismus) oder eine Mischung von Arzneien (Komplexismus).

Es gibt vielfältige homöopathische Arzneimittel. Sie werden aus Pflanzen, dem Tierreich, aus Bakterien, Pilzen oder Mineralien gewonnen. Sie können unter anderem geschluckt oder gespritzt werden. Es gibt auch homöopathische Zäpfchen, Salben und Augentropfen.

Wie lange die homöopathische Behandlung beim Tier dauert, ist unterschiedlich. Allgemein gilt, dass die Therapie umso länger dauert, je länger die Beschwerden vorher bestanden haben. Manchmal kommt es auch vor, dass sich der Zustand des Tieres zunächst verschlechtert. In der Homöopathie wird diese Verschlimmerung („homöopathische Erstreaktion“) als Zeichen dafür gesehen, dass der Körper des kranken Tieres auf die Behandlung anspricht.

Anwendungsgebiete:

Wann wird die Homöopathie bei Tieren angewandt?

Die Homöopathie wird bei Tieren bei einer Vielfalt von Krankheiten eingesetzt. Die homöopathische Lehre setzt sich selbst keine Grenzen. So kommt die Tierhomöopathie zum Beispiel bei Infektionskrankheiten, Vergiftungen und chronischen Krankheiten von Tieren zum Einsatz.

Die Homöopathie ist eine alternative Heilmethode und steht damit der Schulmedizin gegenüber. Da die Wirksamkeit der Homöopathie wissenschaftlich nicht nachgewiesen und umstritten ist, wird sie hauptsächlich ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung durch die Tierärztin oder den Tierarzt angewandt.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt die Homöopathie bei Tieren?

Die Wirkung der Homöopathie ist wissenschaftlich weder bei Tieren noch beim Menschen erwiesen. Dennoch schwören viele Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer auf ihre Heilkraft. In der Tiermedizin wird die Homöopathie oft ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt.

Bei hohen Potenzen sind in der Homöopathie keine Wirkstoffe mehr nachweisbar. Es ist nicht ratsam, bei schwerwiegenden Erkrankungen, die auch tödlich verlaufen können, ausschließlich eine homöopathische Behandlung durchzuführen.

Deshalb ist bei bestimmten Beschwerden und Krankheiten, wie Infektionen (z.B. durch Parasiten), Krebserkrankungen oder Verletzungen,  eine schulmedizinische Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt wichtig. Andernfalls sind schwere bis zu lebensbedrohliche Folgen möglich. Ob ergänzend eine homöopathische Behandlung erfolgen soll, können Sie gemeinsam abwägen.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch Online. De Gruyter (Abruf: November 2021)
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2017
Maddison, J. et al: Vom Symptom zur Diagnose in der Kleintierpraxis. Thieme 2016
Krüger, C.P.: Praxisleitfaden Tierhomöopathie. Sonntag, Stuttgart 2016

Millemann, J., Osdoit, P.: Homöopathische Tiermedizin. Sonntag, Stuttgart 2006