Ovogest®

Ovogest®

Ovogest® ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel für Rinder, Schweine, Pferde, Hunde und Katzen. Es dient dazu, den Eisprung auszulösen.
Ergänzungsfuttermittel und Tiermedikamente (Symbolbild). Foto: Pixabay.com
Tiermedikamente (Symbolbild). Foto: Pixabay.com

Was ist Ovogest®?

Ovogest® ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel für Rinder, Schweine, Pferde, Hunde und Katzen. Es dient dazu, den Eisprung auszulösen.

Ovogest® ist als weißliches Pulver in zwei Packungsgrößen (Ovogest® 300 und Ovogest® 1.000) erhältlich. Das Pulver wird im mitgelieferten Lösungsmittel aufgelöst und in eine Vene (intravenös), einen Muskel (intramuskulär) oder eine Zyste (intrazystal) gespritzt.

Welche Wirkstoffe enthält Ovogest®?

Ovogest® enthält den Wirkstoff Humanes Choriongonadotropin (HCG). HCG ist ein Hormon, das beim Menschen vom Mutterkuchen (Plazenta) schwangerer Frauen hergestellt wird. Während einer Schwangerschaft dient es dazu, den Gelbkörper im Eierstock zur Produktion des Hormons Progesteron anzuregen, welches wiederum für den Aufbau der Gebärmutter-Schleimhaut sorgt. HCG ist im Urin schwangerer Frauen nachweisbar und wird aus diesem gewonnen.

In Tieren wirkt HCG dagegen wie ein anderes Hormon, das Luteinisierende Hormon (LH). Ein Anstieg der LH-Menge im Blut sorgt dafür, dass es zum Eisprung (Ovulation) kommt. Hierbei verlässt eine reife Eizelle den Follikel im Eierstock und wandert in den Eileiter.

Normalerweise wird LH von der Hirnanhangsdrüse freigesetzt. Ein Eisprung kann aber auch durch das Spritzen von LH oder ähnlich wirkenden Hormonen künstlich hervorgerufen werden.

1 ml Ovogest® enthält 0,1 mg des Wirkstoffs HCG (Ovogest® 300) bzw. 0,4 mg HCG (Ovogest® 1.000).

Wann wird Ovogest® angewendet?

Ovogest® wird angewendet, um bei Rindern, Schweinen, Pferden und Hunden einen Eisprung herbeizuführen. Bei Rindern dient das Arzneimittel außerdem dazu, Fruchtbarkeitsstörungen infolge von Eierstockzysten zu behandeln. Solche Zysten am Eierstock treten insbesondere bei Milchkühen auf und können dazu führen, dass der Zyklus der Kuh dauerhaft blockiert ist.

Bei Katzen dient Ovogest® dazu, die paarungsbereite Zeit (Rolligkeit, Raunze) vorzeitig zu beenden. Die Dauer einer Rolligkeit beträgt normalerweise fünf bis sieben Tage. Wird die Katze in dieser Zeit nicht gedeckt, kommt es im Mittel nach neun Tagen bereits zur nächsten Rolligkeit. Es kann aber auch eine Dauerrolligkeit auftreten.

Rolligkeit und Eisprung hängen bei der Katze folgendermaßen zusammen: Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren kommt es bei Katzen normalerweise nur dann zum Eisprung, wenn die Katze während der Rolligkeit vom Kater gedeckt wird (provozierte Ovulation): Durch den Deckakt setzt die Hirnanhangsdrüse LH frei, welches wiederum den Eisprung hervorruft. Kommt es zum Eisprung, aber nicht zur Empfängnis, tritt die nächste Rolligkeit erst nach durchschnittlich 39 Tagen auf.

Ovogest® darf nicht angewendet werden bei:

  • Tieren, die überempfindlich auf HCG reagieren
  • Tieren mit Sexualhormon-abhängigen Tumoren
  • Tieren, die bereits mehrfach HCG erhalten haben und daher Antikörper gegen HCG besitzen
  • Trächtigen Stuten

Wie soll Ovogest® verabreicht werden?

Ovogest® lässt sich in eine Vene (intravenös), einen Muskel (intramuskulär) oder eine Zyste (intrazystal) spritzen. Hierzu wird zuerst die gesamte Menge an Lösungsmittel in die Durchstech-Flasche mit dem HCG-Pulver überführt. Durch Schütteln der Flasche sollte sich das Pulver vollständig auflösen.

Der Hersteller empfiehlt folgende einmalige Dosierung:

Rind: Bei Eierstockzysten werden in die Vene 10 ml Ovogest® 300 oder 3 ml Ovogest® 1.000 gespritzt. Alternativ können 1,7 bis 5 ml Ovogest® 300 oder 0,5 bis 1,5 ml Ovogest® 1.000 intrazystal verabreicht werden. Um bei verlängerter Brunst bzw. verzögertem Eisprung einen Eisprung auszulösen, werden intravenös 5 bis 10 ml Ovogest® 300 oder 1,5 bis 3 ml Ovogest® 1.000 gespritzt.

Schwein: Um einen Eisprung auszulösen, werden in den Muskel 1,7 ml Ovogest® 300 oder 0,5 ml Ovogest® 1.000 gespritzt.

Pferd: Um ab dem zweiten Tag der Rosse und bei Follikeln über 3 cm Durchmesser einen Eisprung auszulösen, werden in den Muskel 5 bis 10 ml Ovogest® 300 oder 1,5 bis 3 ml Ovogest® 1.000 gespritzt.

Hund: Um bei verzögertem Eisprung einen Eisprung auszulösen, werden am Tag des Deckens in den Muskel 0,33 bis 1,7 ml Ovogest® 300 gespritzt.

Katze: Zur vorzeitigen Beendigung der Rolligkeit werden in den Muskel 0,33 bis 1,7 ml Ovogest® 300 gespritzt.

Nach der Handhabung von Ovogest® ist es sinnvoll, sich die Hände zu waschen. Bei der Verabreichung von Ovogest® ist es wichtig, besonders vorsichtig zu sein, um eine versehentliche Selbstinjektion zu vermeiden. Das Arzneimittel kann Hautreizungen verursachen, deswegen empfiehlt es sich, jeglichen Hautkontakt zu vermeiden. Sollte Ovogest® trotzdem auf die Haut gelangen, sollte das Arzneimittel sofort mit reichlich Wasser abgespült werden.

Frauen, die schwanger sind, eine Schwangerschaft planen oder deren Schwangerschaftsstatus unbekannt ist, sollten Ovogest® nicht verabreichen. Dies gilt auch für Personen, bei denen eine bekannte Überempfindlichkeit gegen Gonadotropine besteht.

Bei Rindern, Schweinen und Pferden muss man keine Wartezeit einhalten, das heißt, sowohl Fleisch als auch Milch dürfen sofort nach der Gabe von Ovogest® zur Gewinnung von Lebensmitteln verwendet werden.

Welche Nebenwirkungen hat Ovogest®?

Ovogest® enthält HCG, welches für alle Tiere ein Fremdstoff ist. Aus diesem Grund können Tiere allergisch auf das Arzneimittel reagieren oder sogar einen anaphylaktischen (allergischen) Schock erleiden.

Tiere können außerdem Antikörper gegen den körperfremden Stoff HCG bilden, was die Wirkung von Ovogest® deutlich mindert. Wie jedes Präparat, das eingesetzt wird, um einen Eisprung auszulösen, kann auch Ovogest® zu einer Überstimulation der Eierstöcke führen. Als Folge können die Eierstöcke Zysten entwickeln und zu einer abnormen Größe heranwachsen. Bei trächtigen Stuten besteht das Risiko, dass die Verabreichung von Ovogest® zu einer Fehlgeburt führt.

Weiterführende Informationen

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Text keine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung im Hinblick auf den Kauf und/oder die Anwendung von Medikamenten darstellt. Die medizinischen Informationen stellen weder derartige Beratungen dar noch haben sie zum Zweck, den Tierarzt-Besuch, d.h. eine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch approbierte Tierärztinnen und Tierärzte, zu ersetzen. Sie dienen ausschließlich Ihrer Information und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung bei Ihrem Tier auffordern. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Problemen Ihres Tieres immer an eine Tierärztin oder einen Tierarzt!

Autorin: Dr. Annukka Aho-Ritter, Diplom-Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Mai 2022
Quellen:
MSD Tiergesundheit: Information über Ovogest® 300: https://www.msd-tiergesundheit.de/produkte/ovogest-300-i-e-ml/ (Abruf: Mai 2022)
MSD Tiergesundheit: Information über Ovogest® 1.000: https://www.msd-tiergesundheit.de/produkte/ovogest-1000-i-e-ml/ (Abruf: Mai 2022)
University of Zurich. Institute of Pharmacology and Toxicology: Informationssystem CliniPharm CliniTox. www.vetpharm.uzh.ch (Abruf: Mai 2022)