Was Sie beim Pferdekauf beachten sollten

Was Sie beim Pferdekauf beachten sollten

Ein Kindheitstraum für Viele: Ein eigens Pferd. Foto: Pixabay.com

Ein eigenes Pferd zu kaufen, ist in jedem Fall ein großer Schritt, der gut überlegt sein sollte. Selbstverständlich macht man sich bei jedem Tier vor der Anschaffung Gedanken, doch gerade Pferde stellen ganz besondere Ansprüche an das Zeitpensum, das Organisationstalent und auch den Geldbeutel.

Dazu kommt, dass das Pferdekaufen selber eine trickreiche Angelegenheit sein kann, wenn Sie an die falsche Verkäuferin oder den falschen Verkäufer geraten. Von der ersten Überlegung bis zu den wichtigsten Papieren erfahren Sie hier die wichtigsten Eckpunkte zum Thema Pferdekauf.

Vor dem Pferdekauf: Sollte ich wirklich ein Pferd anschaffen?

Für viele Reiterinnen und Reiter ist es ein reizvoller Gedanke, ein eigenes Pferd zu besitzen. Nicht immer findet sich die perfekte Reitbeteiligung, man würde gerne noch mehr Zeit mit dem Pferd verbringen oder einfach einen Schritt weiter gehen und selbst ein Pferd besitzen. Doch die Anschaffung eines Pferdes bringt auch eine große Verantwortung mit sich.

Stellen Sie sich vor dem Pferdekauf folgende Fragen:

  • Habe ich mich lange genug mit Pferden beschäftigt? Kenne ich mich nicht nur mit dem Reiten aus, sondern auch mit den Ansprüchen von Pferden an ihre Haltung, Fütterung, Gesundheitsvorsorge und Pflege?
  • Habe ich genug Zeit für das Pferd? Realistisch ist ein Zeitaufwand von mindestens zwei bis drei Stunden pro Tag. Wenn Sie krank werden oder in den Urlaub fahren möchten, brauchen Sie außerdem eine zuverlässige Person, die sich dann um Ihr Pferd kümmern kann – und das jeden Tag. Reitbeteiligungen sind oft eine gute Unterstützung, können Ihnen aber auch immer nur einen kleinen Teil der Arbeit abnehmen.
  • Habe ich in meiner näheren Umgebung überhaupt die Möglichkeit, ein Pferd unterzubringen? Ein Stellplatz in einer Box, aber auch Zugang zu einer Weide und einer Reithalle sollten gewährleistet sein. Manche Stallbesitzerinnen und Stallbesitzer bieten eine Vollpension für Pferde an, d.h. sie füttern Ihr Pferd, bringen es täglich nach draußen und misten Box und Weide oder Paddock. Das erspart Ihnen viel Zeit, ist aber entsprechend teurer als ein einfacher Stellplatz.
  • Habe ich genug Geld für ein Pferd? Die Finanzen sind ein Thema, das Sie beim Pferdekauf nicht außer Acht lassen dürfen. Denn die Kosten für ein Pferd gehen weit über den Anschaffungspreis für das Tier selbst hinaus: Neben der Grundausrüstung (Putzkiste, Sattel, Trense etc.) sind vor allem die laufenden Kosten zu beachten. Die Unterbringung des Pferdes, Hufbeschlag, Impfungen, Wurmkuren etc. bringen schon für ein kerngesundes Tier einen hohen finanziellen Aufwand mit sich. Leidet das Pferd unter einer Krankheit oder verletzt es sich, schnellen die Tierarzt-Kosten rasch in den vierstelligen Bereich hoch.

Das richtige Pferd finden

Ist die Entscheidung für einen Pferdekauf gefallen, stellt sich als nächstes die Frage, nach welcher Art Pferd Sie nun Ausschau halten wollen. Die meisten Pferdefreunde haben ihre ganz eigenen Vorstellungen und Wünsche. Es ist jedoch ratsam, sich ganz rational die Frage zu stellen, was Sie mit dem Traumpferd eigentlich vorhaben und ob die Ansprüche von Pferd und Reiter zusammenpassen:

  • Möchten Sie es als Turnierpferd oder als reines Freizeitpferd reiten?
  • Soll es eine bestimmte Pferderasse sein?
  • Welches Alter und Geschlecht passt am besten zu Ihrem Können und Ihrem Gemüt?

Sobald Sie eine ungefähre Vorstellung davon haben, um welche Art Pferd es sich handeln soll, kann die Suche beginnen. Der Weg zum Pferdekauf führt meist über Kleinanzeigen und Aushänge, aber auch über Mundpropaganda unter Pferdefreunden und in den einzelnen Ställen. Haben Sie schließlich eine Verkäuferin oder einen Verkäufer und ein konkretes Pferd im Visier, ist es ratsam, die Grundbedingungen mit einigen Fragen abzuklären.

So ist es in jedem Fall eine gute Idee, die Verkäuferin oder den Verkäufer zu fragen, wo das Pferd ursprünglich herkommt und warum es überhaupt zum Verkauf steht. Den Ausbildungsstand des Pferdes sollten Sie ebenso erfragen wie vorliegende Erkrankungen.

Weitere wichtige Fragen sind, wie das Pferd bislang gehalten wurde, wie viele Vorbesitzerinnen und Vorbesitzer es gab und wie die Verkäuferin beziehungsweise der Verkäufer den Charakter des Pferdes einschätzt. Sind all diese Punkte geklärt und entsprechen Ihren persönlichen Vorstellungen, können Sie das Pferd direkt in Augenschein nehmen.

Wie teuer ist es, ein Pferd zu kaufen?

Die Frage, wie teuer ein Pferd ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Preis für ein Pferd hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa seiner Rasse, seinem Ausbildungsstand oder, ob es sich um ein Freizeit- oder Sportpferd handelt. So kann man mit um die 5.000 Euro für ein Freizeitpferd rechnen, nach oben ist die Preisskala jedoch offen. Neben den Anschaffungskosten gilt es auch, die zusätzlichen monatlichen Kosten für ein Pferd zu bedenken wie Pflege, Futter, Unterbringung und medizinische Versorgung.

Was kostet ein Pferd im Monat?

Auch auf diese Frage gibt es keine generelle Antwort. Mindestens 300 Euro sollte man im günstigsten Fall einkalkulieren, die monatlichen Kosten für ein Pferd können aber auch durchaus über 1.000 Euro betragen.

Was beim Pferdekauf vor Ort wichtig ist

Der erste Kontakt mit dem potenziellen eigenen Pferd ist immer ein aufregender Moment. Damit Sie bei aller Begeisterung ein paar wichtige Punkte nicht vergessen, ist es gut, einen Pferdekenner mitzunehmen, der Erfahrung beim Pferdekaufen hat.

Anderenfalls kann auch einfach eine Liste helfen, auf der Sie zuvor notieren, worauf Sie achten möchten. Was auf jeden Fall darauf stehen sollte:

  • Verhalten des Pferdes: Wie verhält es sich beim Putzen und beim Satteln? Wie fühlt sich der erste Proberitt an? Stimmt die Harmonie zwischen Ihnen und dem Pferd? Wirkt das Pferd aufmerksam und interessiert? Zeigt das Tier sich ängstlich und nervös, sollten Sie aufmerksam werden – ebenso alarmierend ist aber ein auffallend lustloses, schläfriges Verhalten, das auf ein Beruhigungsmittel oder eine Krankheit hindeutet.
  • Physische Eigenschaften des Pferdes: Wirkt das Pferd gesund, normal bemuskelt und gut proportioniert? Ist sein Rücken gerade? Sind seine Beine im Stand und in der Bewegung kräftig und sicher? Sind Augen und Nüstern klar und sauber? Ist das Gebiss gesund und entspricht dem angegebenen Alter?
  • Stall und Verkäufer: Handelt es sich beim Verkäufer tatsächlich um den Besitzer des Pferdes, sodass er genaue Auskunft zu dem Tier geben kann? Beantwortet er offen Ihre Fragen? Stellt er selber Fragen, um sicherzugehen, dass das Pferd in gute Hände kommt? Wirkt die Stallanlage pferdegerecht und gepflegt?

Papiere und Kaufvertrag

In jedem Fall sollten Sie kein Pferd kaufen, ohne einen schriftlichen Kaufvertrag abzuschließen. Hierfür gibt es Vordrucke im Internet – doch Vorsicht! Nicht alle gängigen Klauseln sind rechtlich tatsächlich wirksam. Überprüfen Sie vorher genau, was Sie und die Verkäuferin oder der Verkäufer des Pferdes unterzeichnen. Vor dem Pferdekauf ist es ratsam, sich mit der aktuellen Rechtslage bezüglich der Verkaufsverträge vertraut zu machen.

So sollten Sie auch eine genaue Vereinbarung bezüglich einer sogenannten Ankaufsuntersuchung (AKU) treffen. Diese gibt es in zwei Formen: Bei der klinischen Ankaufsuntersuchung (“kleine AKU”) führt eine Tierärztin oder ein Tierarzt eine körperliche Untersuchung des Pferdes durch und hört Herz und Lunge ab, überprüft Augen und Zähne, Rücken und Beine.

Soll das Pferd einmal an Turnieren teilnehmen, ist es empfehlenswert, auch eine röntgenologische Ankaufsuntersuchung (“große AKU“) durchzuführen. In der Regel umfasst diese Röntgen-Untersuchung zehn Aufnahmen der Beingelenke und Hufe, an denen die Tierärztin oder der Tierarzt eventuelle Probleme genau erkennen kann. Zusätzlich wird oft eine Blutuntersuchung beim Pferd durchgeführt. Auch für reine Freizeitpferde ist eine AKU in den meisten Fällen sinnvoll, um zu vermeiden, unwissentlich ein krankes Pferd zu kaufen.

Zu jedem Pferd gehört außerdem ein Impfpass, in dem die Impfungen beim Pferd vollständig verzeichnet sein sollten, sowie ein Equidenpass – der “Personalausweis” des Pferdes. Hier sind alle wichtigen Daten rund um das Pferd verzeichnet.

Nehmen Sie sich Zeit beim Pferdekauf!

Der Kauf eines Pferdes ist letztlich eine Entscheidung, mit der Sie sich im Vorfeld ausführlich beschäftigen sollten. Nicht nur aufgrund der großen Verantwortung, die als Pferdebesitzer auf Sie zukommt. Es nimmt auch eine gewisse Zeit in Anspruch, sich mit dem Kaufvertrag zu beschäftigen und zu entscheiden, ob und welche AKU durchgeführt werden soll.

Auf jeden Fall sollten Sie sich vorher ein persönliches Bild von dem Pferd machen und es selber probereiten – denn bei allen Punkten, die es beim Pferdekaufen zu beachten gilt, entscheidet am Ende doch häufig das eigene Gefühl, ob es sich um Ihr Traumpferd handelt.

Weiterführende Informationen

Autor: Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Deutscher Tierschutzbund: https://www.tierschutzbund.de/ (Abruf: Januar 2022)
Tierschutzliga: https://tierschutzliga.de/ratgeber/ (Abruf: Januar 2022)
Dietz et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag, Stuttgart 2016