Unsauberkeit bei Katzen – das rät Tierärztin Dr. Sybille Ehlers

Unsauberkeit bei Katzen – das rät Tierärztin Dr. Sybille Ehlers

Jede Katze kann durch verschiedene Ursachen zu Unsauberkeit neigen. Das können Sie tun.
Katze leckt sich die Pfoten ab
Katzen sind normalerweise sehr reinliche Tiere. Foto: Pixabay.com

Die für Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzer schwerwiegendsten Probleme in der Katzenhaltung sind ein gestörtes oder unerwünschtes Ausscheidungs- und Markierverhalten.

Nahezu 60 Prozent aller ins Tierheim abgegebenen Katzen landen dort aufgrund von Problemen in diesen Bereichen. Von diesen 60 Prozent liegen über 2/3 als Unsauberkeit (Harn- und/oder Kotabsatz außerhalb der Katzentoilette) vor. Das Ausscheidungsverhalten der Katze ist in hohem Maße anfällig für Störungen.

Definition, Ursachen und Symptome der Unsauberkeit bei Katzen

Grundsätzlich muss zwischen normalem Ausscheidungsverhalten der Katze, normalem Markierverhalten und als Abweichung derselben zwischen Unsauberkeit und verstärktem Markieren mit Harn unterschieden werden.

Normales und ungestörtes Ausscheidungsverhalten bei Katzen dient dem Organismus dazu, sich nicht verwertbarer Stoffe zu entledigen. Das Markieren ist bei Katzen ein Weg der Kommunikation unter Artgenossen.

Von Unsauberkeit spricht man, wenn die Katze Harn und/ der Kot außerhalb der Katzentoilette absetzt. Katzen sind sehr saubere Tiere, sie vergraben ihre Hinterlassenschaften und senken so die Infektionsgefahr. Das Benutzen einer Katzentoilette lernen Katzenwelpen sehr schnell.

Normales Ausscheidungsverhalten von Katzen

Beim Ausscheidungsverhalten von Katzen ist zwischen Harn- und Kotabsatz zu unterscheiden. Beide Ausscheidungsarten finden in der Regel nicht gleichzeitig an einem Ort statt, sondern sind zeitlich und räumlich getrennt. Eine Katze setzt durchschnittlich einmal täglich Kot und zirka drei- bis viermal täglich Harn ab. Abweichungen kommen häufig vor und sind unter anderem abhängig von der Fütterung, von bestehenden Erkrankungen, individuellen Eigenheiten des Tieres sowie der Umgebung (z.B. beheizte Räume, erhöhte Flüssigkeitsaufnahme).

Im normalen Ablauf beschnüffeln Katzen die für den Absatz gewählte Stelle eventuell kurz, dann graben sie ein Loch, scheiden aus, schnüffeln und scharren die Grube wieder zu. Katzen haben meist jeweils eine Stelle für den Harnabsatz und eine andere Stelle für den Kotabsatz. Diese Orte befinden sich in ruhiger Umgebung, wo die Katze genug Diskretion wahren kann und Fluchtwege nach mehreren Seiten vorhanden sind.

Beim Harnabsatz geben sie den Urin in flach hockender Stellung ab. Sie halten den Schwanz waagerecht oder leicht nach oben. Der Kotabsatz dauert etwas länger und ist durch eine aufrechtere Hockstellung gekennzeichnet. Ansonsten ist der Ablauf mit dem des Harnabsatzes zu vergleichen. Das Verbuddeln des Kots kann insbesondere bei Katzen mit Freigang fehlen, wenn der Kot etwas weiter entfernt vom eigentlichen Wohngebiet abgesetzt wird (Reviermarkierung).

Diagnose und Unterscheidung von Unsauberkeit und störendem Markierverhalten

Unsauberkeitsprobleme treten sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Katzen auf, unabhängig davon, ob sie kastriert oder unkastriert sind.

Vor der Behandlung des Verhaltensproblems, sowohl beim Markieren mit Urin, als auch bei Unsauberkeit, ist eine gründliche tierärztliche Untersuchung notwendig, um auszuschließen, dass eine organische Erkrankung bei der Katze vorliegt. Ausscheidungsprobleme können auch auftreten, wenn Erkrankungen der Harnorgane (z.B. Nieren- oder Blasenentzündungen, Harnsteine), des Gehirns und der Nerven (z.B. kognitive Dysfunktion/Demenz, Inkontinenz) oder des Hormonstoffwechsels (z.B. Diabetes mellitus, Lebererkrankungen, Schilddrüsen-Überfunktion) vorliegen. Auch schmerzhafte Erkrankungen (z.B. Gelenkprobleme, Muskelerkrankungen) oder Darmerkrankungen können zu Ausscheidungsproblemen führen.

Nachlassende Sinnesleistungen bei alten Katzen (verminderte Sehkraft, verringerte Geruchsfähigkeiten) sowie altersbedingte Einschränkungen durch eine Gelenkentzündung (Arthritis) und ähnliches können ebenfalls Unsauberkeit bedingen. Schmerzen beim Urinieren oder bei einer Darmerkrankung verknüpfen Katzen oftmals mit dem Ort, an dem sie auftraten. Nach einer Blasenentzündung kann es dazu kommen, dass die Katze den Schmerz mit der Toilette in Verbindung gebracht hat und sie aus diesen Gründen nicht mehr benutzt.

Bei Unsauberkeitsproblemen, das heißt Harn- und Kotabsatz außerhalb der Katzentoilette, zeigt sich im Gegensatz zum Harnmarkieren eine deutlich verringerte oder ausbleibende Akzeptanz des Katzenklos. Die Katze setzt größere Mengen an Harn und Kot außerhalb der Toilette ab, kann die Toilette aber teilweise noch benutzen. Meistens wird sie aber gar nicht mehr angenommen oder möglicherweise nur für eines von beiden, Kot- oder Urinabsatz. Zeigt eine Katze unerwünschtes Markierverhalten, wird die Toilette weiter benutzt.

Bei der Abgrenzung zwischen Harnmarkieren und Unsauberkeit sowie der Diagnose möglicher Störfaktoren für die Katze kann professionelle Unterstützung durch einen verhaltensmedizinisch tätige Tierärztin oder einen Tierarzt behilflich sein. Werden in einem Haushalt mehrere Katzen gehalten, kann es zudem notwendig sein, den Verursacher mittels spezieller Methoden zu ermitteln.

Behandlung und Vorbeugen von Unsauberkeit bei Katzen

Besteht ein Problem mit dem Harn- oder Kotabsatz außerhalb der Katzentoilette, so überlegen Sie selbst, ob der Beginn des Problems mit einer Erkrankung oder Veränderung der Lebensumstände der Katze zusammenfällt. Hierzu kann auch ein Wechsel der Toilette, der  Katzenstreu oder des Futters gehören. Überlegen Sie, ob sich das Problem verschlimmert oder verbessert hat bzw. ob es unverändert besteht.

Beobachten Sie die Häufigkeit des Aufsuchens, ob Ihre Katze überhaupt noch an die Toilette geht und sich dann abwendet, ob Harn oder Kot normal aussehen, das Verhalten Ihrer Katze an und in der Toilette (Verweildauer, Verhaltensablauf, evtl. Lautäußerungen, kompletter Ausscheidungsvorgang oder Abbruch, Verscharren etc.), wo sie anderweitig ihr Geschäft verrichtet und machen Sie sich Notizen. Bitte berücksichtigen Sie auch das Temperament Ihrer Katze: Ist sie offen oder eher ängstlich, bestehen Veränderungen im sozialen oder häuslichen Umfeld etc.?

Größtenteils sind frisch aufgetretene Störungen in diesem Bereich auf die Ausstattung, Art und Ort der Katzentoilette zurückzuführen. Weitere Gründe sind Vorlieben für andere Oberflächen sowie der Zugang zur Toilette.

Probleme mit Unsauberkeit bei Katzen können demnach unterteilt werden in:

  • Vorliebe oder Abneigung gegen die Katzenstreu
  • Vorlieben oder Abneigung gegenüber des Standortes der Toilette
  • Abneigung gegenüber anderen Einflussfaktoren, wie Art der Toilette, Sauberkeit und unerwünschten Verknüpfungen unangenehmer Ereignisse mit der Toilette.

Neben Problemen mit der Toilette und der Streu an sich kann Harn- oder Kotabsatz außerhalb der Katzentoilette auch durch Angstprobleme oder Konflikte mit anderen Katzen im Haushalt entwickeln. Das Erkennen der oftmals nur subtil ablaufenden Spannungen unter Katzen ist oftmals sehr schwierig. In zahlreichen Fällen hat eine Bestrafung der Unsauberkeit das Problem erst entstehen lassen und verschlimmert.

Erhöhen Sie die Anzahl der Katzentoiletten

In Anbetracht der Tatsache, dass Katzen jeweils unterschiedliche Stellen für das Ausscheiden von Harn und Kot benutzen, sollte für jede Katze ohne Probleme mindestens eine, viel besser aber zwei Toiletten vorhanden sein. Bei Problemen mit Unsauberkeit empfiehlt sich als erste Maßnahme, die Anzahl der Katzentoiletten zu erhöhen. Testweise können gleichzeitig auch größere Toiletten zum Einsatz kommen.

Die Gestaltung der Katzentoilette ist ebenfalls von Bedeutung. Ein Katzenklo mit Deckel wird von den meisten Katzen wegen der Enge, des „Geruchsstaus“ und der fehlenden Fluchtmöglichkeiten abgelehnt. Die Katzenkiste sollte eine ausreichende Größe aufweisen, damit die Katze ohne Probleme einsteigen und sich drehen kann. Sie sollte so stabil sein, dass sie nicht verrutscht oder kippt. Ältere Tiere, die Probleme mit dem Bewegungsapparat haben, können nicht mehr über hohe Ränder steigen oder springen. Wählen Sie hier eine flachere Katzentoilette.

Der Standort der Katzentoilette ist unbedingt zu beachten. Meist ist die Katzentoilette in einer Ecke des Badezimmers untergebracht. Diese Rückendeckung ist zwar von Vorteil, aber in einem engen Raum bestehen wenige Möglichkeiten zu flüchten, falls die Katze durch andere Katzen oder auch durch störende Hunde oder Menschen in Bedrängnis kommt. Ist die Toilette an einer Stelle mit viel „Durchgangsverkehr“ positioniert, so kann die notwendige Ruhe für die Verrichtungen fehlen. Es ist sehr wichtig, dem Tier genügend Rückzugsmöglichkeiten zu verschaffen, Störungen durch Menschen oder andere Tiere sind zu vermeiden.

Manche Katzen haben eine unangenehme Erinnerung an ein Ereignis an einem bestimmten Ort, sodass sie die Toilette, die dort steht, nicht mehr aufsuchen (z.B. Toilette steht im Flur, im Flur wurden Tabletten verabreicht, die Katze erschreckte sich, wurde dort bestraft oder von einer anderen, zweiten Katze angegriffen).

Welche Katzenstreu ist am besten bei Unsauberkeit?

Die Wahl der Katzenstreu spielt eine große Rolle, wie Untersuchungen zeigen. Katzen bevorzugen eher feinkörniges Material und hierbei am liebsten Klumpstreu. Stark parfümierte Einstreu kann dazu führen, dass Katzen die Toilette nicht mehr aufsuchen. Ein vorangegangener Wechsel der Streu kann Grund für ein Ausscheidungsproblem sein. Die Streu sollte unbedingt hoch genug eingefüllt werden (mindestens 5 cm), sodass die Katze das Geschäft gut bedecken kann.

Als Praxistipp empfiehlt es sich, für eine Katze mit Problemen weitere Kisten anzuschaffen. In der einen Kiste befindet sich die gewohnte Streu, in der anderen Kiste testen Sie unterschiedliche Arten von Katzenstreu und wechseln nach zwei oder drei Tagen, um die Vorlieben der Katze herauszufinden.

Das Testen ist auch mit unterschiedlichen Standorten und der Art der Katzentoilette möglich. Eine in Ort, Art und Einstreu unveränderte Katzenkiste muss zur Sicherheit immer vorhanden sein. Wenn ausreichend Platz vorhanden ist, lässt sich dies auch mit mehreren Testtoiletten parallel prüfen. Ist die richtige Katzenstreu gefunden, können Sie danach, aber durchaus auch gleichzeitig, einen „Ortstest“ durchführen, bei dem sich verschiedene Standorte nach Vorlieben aussortieren lassen.

Wie oft ist die Katzentoilette zu reinigen?

Beobachten Sie auch die Hygiene der Katzentoilette. Hier gilt es jedoch, den „Goldenen Mittelweg“ zwischen hygienischer Reinigung und Sauberkeitsexzessen zu finden. Eine gewisse Attraktivität der Kiste durch bestehende leichte Gerüche muss vorhanden sein. Die Anwendung von stark duftenden Geruchsvertilgern oder für Menschennasen parfümierten Toilettensprays für Katzen ist nicht notwendig und schreckt die Tiere eher ab.

Entfernen Sie trotzdem die Geschäfte ein bis zweimal täglich und erneuern Sie die dadurch verlorene Einstreu. Ein Wechsel der gesamten Einstreu sowie eine komplette Reinigung mit neutralen Substanzen sollten einmal wöchentlich erfolgen. Ist die Katze aus Krankheitsgründen gezwungen, häufiger zur Toilette zu gehen, passen Sie die Reinigungsmaßnahmen entsprechend an.

Falls die Katze nur Urin in der Toilette absetzt (den Stuhlgang erledigt sie woanders) oder nur Kot in der Toilette (den Urin setzt sie zum Beispiel auf dem Teppich ab), liegt das Problem höchstwahrscheinlich nicht bei der Katzentoilette selbst. Hier kommen medizinische Gründe, aber auch eine Bevorzugung bestimmter Oberflächen in Frage.

Toilettentraining für Katzen

Einige Katzen haben in ihrer sensiblen Phase von der 2. bis zur 7. Lebenswoche eine starke Vorliebe für bestimmte Oberflächen und Materialien zur Ausscheidung entwickelt. Falls ein kleines Kätzchen nie die Toilette benutzt, hat es dies vermutlich nie gelernt. Es ist jedoch möglich, ein spezielles Toilettentraining durchzuführen, bei welchem die Katze erlernt, die Kiste anzunehmen.

Auch der Geruch einer bisher zur Ausscheidung benutzen Fläche spielt eine Rolle, sodass der bereits mehrfach für Toilettenzwecke missbrauchte Teppich trotz intensiver Reinigung (mit leider häufig falscher Technik) immer wieder Ziel der Geschäfte wird. Nach einer gründlichen Reinigung können Sie diese Stelle auch zur Schlaf-, Spiel- oder Futterstelle umgestalten. Ist dies nicht möglich, verhindern Sie den Zugang zu dieser Stelle anderweitig.

Wichtig! Strafmaßnahmen bitte unbedingt unterlassen, da die Katze die verfügbaren Möglichkeiten aus ganz bestimmten Gründen nicht nutzen kann und ihre Ausscheidungen nicht aus „Boshaftigkeit“ außerhalb der Toilette erledigt. Katzen sind sehr reinliche Tiere, sie werden nicht „aus Protest“ unsauber. Strafen zerstören die Beziehung und das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrer Katze und verschlimmern das Problem.

Hier ist vor allem an Unsauberkeit durch Angstprobleme zu denken. Auch ein Erschrecken der Katze, die in flagranti erwischt wird, zählt zu Strafreizen – unterlassen Sie dies auf jeden Fall! Dies führt lediglich dazu, dass die Katze nur noch in der Abwesenheit von Menschen ausscheidet. Das „Hineintunken“ der Katze in die Hinterlassenschaften ist tierschutzwidrig und verschlimmert die Probleme.

Ideale Reinigung betroffener Stellen

Beseitigen Sie die Verunreinigungen mit Urin, um weitere Vorfälle zu verhindern. Der Geruch von Urin kann die Katze veranlassen, diese Stelle erneut zu benutzen. Entfernen Sie die Gerüche schnellstmöglich, da sie sonst in das Gewebe eindringen und schwer zu entfernen sind. Achten Sie darauf, keine chlor- oder ammoniakhaltigen Reiniger zu verwenden, da diese Substanzen im Urin enthalten sind und so weitere Unsauberkeiten provozieren.

Entfernen Sie einem Einmaltuch zunächst die groben Flüssigkeitsreste. Danach sollte unbedingt mit Wasser verdünntes biologisches (d.h. keinen Ammoniak und kein Chlor enthaltendes) Waschmittel für Kleidung zum Einsatz kommen (1:10). Nach dem Einwirken ist die Stelle wieder abzutupfen. Danach wenden Sie klares Wasser an, trocknen die Stelle erneut und besprühen sie dann mit medizinischem Alkohol ohne Farbstoffe. Sie können auch einen Enzymreiniger verwenden. Die so behandelte Stelle sollte erst trocken sein, bevor die Katze erneut Zugang dorthin bekommt.

Behandeln Sie Holzmöbel nach der Reinigung mit Möbelpolitur auf Wachsbasis, um die Oberfläche nicht zu beschädigen. Reinigen Sie Teppiche oder Sofas ebenfalls auf die oben beschriebene Art und Weise. Bitte testen Sie vorher an einer nicht sichtbaren Stelle, ob der medizinische Alkohol Entfärbungen verursacht! Unter Umständen ist eine professionelle Reinigung notwendig.

Wie ist die Prognose von Unsauberkeit bei der Katze?

Wenn die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, ist die Prognose recht günstig. Die meisten Katzen ziehen eine passende Katzentoilette gegenüber anderen Ausscheidungsorten vor. Sind Strafmaßnahmen vorangegangen oder liegen soziale Spannungen im Mehrkatzenhaushalt oder psychische Erkrankungen bei der Katze vor, verschlechtert sich die Prognose, dass die Katze sauber wird. 

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Sybille Ehlers
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
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