Tierschutz in der Textilindustrie

Tierschutz in der Textilindustrie

Schafsfell dient zur Herstellung von Kleidung. Foto: © Jan Wattjes / www.pixelio.de
Schafsfell dient zur Herstellung von Kleidung. Foto: © Jan Wattjes / www.pixelio.de

Für viele Menschen sind Hunde und Katzen treue Begleiter und nicht selten werden sie als Familienmitglied angesehen. Auch andere Tiere wie Kaninchen, Hamster oder Pferde zählen zu den engen Freunden des Menschen. Allerdings ist ein angemessener Umgang mit Tieren nicht immer selbstverständlich, auch nicht in Deutschland.

Weltweit werden jährlich mehrere Millionen Tiere alleine für die Pelzindustrie gezüchtet und gehäutet. Die Zahl der gehäuteten Tiere für die Lederproduktion – hauptsächlich Kühe, aber auch Hunde und andere Tiere – liegt noch um einiges höher.

Artgerechte Haltung sucht man oft vergeblich, stattdessen tritt Tierquälerei durch Misshandlung oder gar Häutung bei lebendigem Leibe in den Vordergrund. Und auch Schafe und Gänse, die wegen ihrer Wolle bzw. der Daunen gehalten werden, erleiden ähnliche Schicksale.

Damit Sie beim Kauf von Textilien nicht unbewusst derartige Methoden unterstützen, haben wir hier einige Informationen zusammengestellt, wie Leder, Pelz und Co. in der Textilindustrie verarbeitet werden und wie Sie den Konsum dieser Materialien vermeiden.

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Pelz – artgerechte Haltung unmöglich

Seit langer Zeit gelten Pelze als besonders exquisites Bekleidungsstück und erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Vielen Käuferinnen und Käufern ist dabei nicht bewusst, dass Kleidung aus Pelz immer mit Tierquälerei verbunden ist.

Während in den Anfängen der Pelzverarbeitung der Pelz von Tieren verarbeitet wurde, die ohnehin für ihr Fleisch getötet wurden, werden heutzutage Tiere ausschließlich für ihren Pelz gezüchtet. Zu den meist gezüchteten Tieren für Pelz zählen Nerz, Fuchs und Hund, aber auch Kaninchen und andere Kleintiere.

Leder ist Tierhaut aus Züchtung oder Fleischproduktion

Leder ist wie Pelz ein Material, das durch das Häuten von Tieren gewonnen wird. In der Textilverarbeitung, aber auch in der Möbelindustrie oder zum Beispiel bei der Herstellung von Bezügen für Sitze, wird Leder aufgrund seiner Festigkeit, Haltbarkeit, Atmungsaktivität und Wasserundurchlässigkeit geschätzt.

Die Tierhäute, aus denen Leder hergestellt wird, können als Nebenprodukt der Fleischherstellung anfallen oder werden von Tieren gewonnen, die hauptsächlich ihrer Haut wegen gezüchtet wurden. Die gängigen Tierhäute für die Lederherstellung stammen von Rindern, Büffeln, Schafen und Schweinen.

Daunen – von lebendigen oder toten Tieren gerupft?

Als Daunen werden die Federn bei Vögeln bezeichnet, die das am Körper anliegende Unterkleid bilden. Die Besonderheit von Daunen liegt darin, dass ihr Federkiel besonders kurz ist und sie sehr elastisch sind. Selbst nach starker Komprimierung entfalten sie wieder ihre volle Größe. Durch ihr geringes Gewicht und die gute Wärmedämmung werden Daunen hauptsächlich in Bettwäsche und Jacken verwendet.

Daunen werden entweder durch Lebend- oder Totrupf gewonnen. Der Totrupf bezeichnet das Abrupfen der Federn von toten Tieren aus der Fleischproduktion, während die Federn beim Lebendrupf von lebendigen Tieren stammen. Der Lebendrupf wird mehrmals im Jahr durchgeführt und führt besonders in der Massentierhaltung häufig zu schweren Verletzungen der Tiere.

Merinowolle: Tierquälerei durch Mulesing

Bei Merinowolle handelt es sich um die Wolle des Merinoschafs, die im Vergleich zu herkömmlicher Wolle dünner und damit feiner ist. Merinowolle ist atmungsaktiv, trocknet schnell, wärmt auch nachdem sie nass geworden ist und wirkt antibakteriell, was der Pflege zugutekommt.

Merinoschafe haben gerade um das Hinterteil viele Hautfalten, in denen sich Parasiten einnisten können. In diesen Hautfalten kann es zur Eiablage von Fliegen kommen, wodurch die Schafe einen lebensbedrohlichen Madenbefall erleiden. Um solch einem Befall vorzubeugen, hat sich das Mulesing durchgesetzt: Bei dieser Methode werden dem Schaf ohne Betäubung Hautteile um den Bereich des Afters entfernt, um einen Parasitenbefall zu vermeiden.

Das Mulesing ist für die Tiere äußerst schmerzhaft und wird vor allem in Australien praktiziert – das Land, das weltweit den größten Teil an Merinowolle liefert.

Was Sie als Verbraucher tun können

Die Qualen, die Tiere für die Herstellung von Textilien häufig erleiden, sind für viele Hersteller und Kunden untragbar. Als Kunde haben Sie die Möglichkeit, sich bewusst gegen Kleidung zu entscheiden, die Tierquälerei begünstigt. Und auch manche Hersteller haben einen Weg zu mehr Tierschutz gewählt.

Während auf Echtpelz grundsätzlich verzichtet werden sollte, gibt es für Leder, Daunen und Merinowolle Herstellerangaben, auf die Sie achten können:

  • Bei Leder sind manche Hersteller dazu übergegangen, ausschließlich Tierhäute aus der Fleischproduktion zu verwenden. Diese fallen als Nebenprodukt an und sorgen zumindest dafür, dass Tiere nicht ausschließlich für ihre Haut gezüchtet werden.
  • Meiden Sie bei Daunenprodukten solche, deren Hersteller Lebendrupf-Daunen beziehen. Produkte mit Daunen aus Totrupf bzw. der Fleischproduktion sind zu bevorzugen.
  • Bei Textilien aus Merinowolle haben sich verschiedene Hersteller dazu verpflichtet, nur Wolle von Schafen zu verarbeiten, denen nicht durch Mulesing Haut entfernt wurde.

Sie als Verbraucherin oder Verbraucher können also durch einen genauen Blick auf die verwendeten Materialien Tieren Leid ersparen. Fordern Sie die Hersteller und Erzeuger so zu mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit auf!

Weiterführende Informationen

Autor: Torge Ropers
Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Martin Waitz
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Deutscher Tierschutzbund e.V.: http://www.tierschutzbund.de (Abruf: Januar 2022)
PETA Deutschland, Tiere in der Bekleidungsindustrie: https://www.peta.de/mediadb/peta_tiere_in_der_bekleidungsindustrie_nov2010.pdf (Abruf: Januar 2022)