Tierarzt oder Tierklinik? Das sind die Unterschiede

Tierarzt oder Tierklinik? Das sind die Unterschiede

Erfahren Sie hier die Unterschiede zwischen einer Tierarzt-Praxis und einer Tierklinik: Leistungen, Ausstattung und Kosten.
Tierärztinnen. Foto: vetproduction
Was sind die Unterschiede zwischen einer Tierarzt-Praxis und einer Tierklinik? Foto: vetproduction

Definition:

Wenn der Hund oder die Katze kastriert oder entwurmt werden soll, das Tier verletzt ist oder etwas Giftiges gefressen hat, stellt sich oft die Frage: Muss ich damit in eine Tierarzt-Praxis ein paar Straßen weiter, oder in eine Tierklinik in der nächsten Stadt? Was sind die Unterschiede zwischen der Tierarzt-Praxis und der Tierklinik?

Tierarzt-Praxis deckt Grundversorgung ab

Grundsätzlich entsprechen Tierärztinnen und Tierärzte in einer Praxis etwa niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Wenn sie keine zusätzliche Spezialisierung haben, arbeiten sie ähnlich wie Hausärztinnen und Hausärzte. Eine Tierklinik hingegen entspricht einem Krankenhaus. Ob eine Tierarzt-Praxis oder eine Tierklinik aufgesucht werden sollte, hängt wie bei Menschen auch  von der aktuellen Erkrankung und den erforderlichen medizinischen Maßnahmen ab.

Tierärztinnen und Tierärzte in Einzelpraxen decken die Grundversorgung ihrer tierischen Patienten ab: Für Routineuntersuchungen, Laboruntersuchungen, Kastrationen oder regelmäßige Wurmkuren sind Sie mit Ihrem Tier also in der Tierarzt-Praxis Ihres Vertrauens oder in der Ihrem Zuhause nächstgelegenen Praxis gut aufgehoben.

Darüber hinaus sind die meisten Tierarzt-Praxen heutzutage gut mit verschiedenen Diagnosegeräten wie Ultraschall– oder Röntgengeräten ausgestattet, so dass viele Untersuchungen und kleinere Operationen auch dort stattfinden können.

Wohin bei Notfällen am Wochenende?

Hat Ihr Haustier allerdings ausgerechnet am Wochenende einen Unfall, werden Sie vor Ihrer Tierarzt-Praxis möglicherweise vor verschlossener Tür stehen. In solchen Fällen oder auch bei schweren Krankheiten sowie aufwändigen chirurgischen Eingriffen ist eine Tierklinik die richtige Adresse.

Im Gegensatz zu einer Tierarzt-Praxis muss eine Tierklinik rund um die Uhr eine Dienstbereitschaft gewährleisten, sodass bei Notfällen ein Tier auch nachts oder am Wochenende versorgt werden kann. Darüber hinaus steht in Tierkliniken ein größeres Team aus Tierärztinnen und Tierärzten sowie tiermedizinischem Fachpersonal zur Verfügung.

Oftmals sind dort auch Fachtierärztinnen und Fachtierärzte tätig, etwa für Orthopädie oder Zahnheilkunde. Meist haben sich die Kliniken spezialisiert, zum Beispiel auf die Versorgung von ausschließlich Kleintieren, Pferden oder Nutztieren.

Die diagnostische Ausstattung ist meist umfangreicher als in einer Praxis, sodass auch Magnetresonanz– oder Computertomografie-Geräte vorhanden sind. Oftmals gibt es auch ein eigenes Labor, so sind Ergebnisse schneller verfügbar.

Klinik-Kriterien unterscheiden sich je nach Bundesland

Um sich „Tierklinik“ nennen zu dürfen, muss die veterinärmedizinische Einrichtung bestimmte Kriterien zu beispielsweise Personal, räumlicher und apparativer Ausstattung einhalten. Die Bundestierärztekammer hat dazu Empfehlungen in der sogenannten Muster-Klinikrichtlinie festgehalten: Danach sollten in einer Tierklinik mindestens drei Tierärztinnen und Tierärzte beschäftigt sein, davon mindestens ein Fachtierarzt, dazu vier Hilfskräfte, davon zwei tiermedizinische Fachangestellte.

Im Gegensatz zu einer Tierarzt-Praxis sollte beispielsweise eine Kleintierklinik über mindestens zwei Operationsräume sowie Untersuchungsgeräte wie Röntgen, Ultraschall, Endoskopie und EKG verfügen. Darüber hinaus sind die Möglichkeit zur Inhalationsnarkose einschließlich Narkoseüberwachung sowie Instrumente für Osteosynthesen, Augenuntersuchungen und Zahnbehandlungen sowie ein Labor einschließlich Blutgasanalysegerät gefordert.

Bei einer Pferdeklinik kommen beispielsweise noch ein Operationssaal mit Hebeeinrichtung, mindestens acht Pferdeboxen und ein Auslauf dazu. Die jeweils zuständige Landestierärztekammer kann jedoch letztlich eigene Kriterien festlegen, sodass sich die Ausstattung einer Tierklinik je nach Bundesland unterscheiden kann.

Gut zu wissen: In Hannover, Berlin, Gießen, München und Leipzig – den fünf deutschen Städten, in denen man Tiermedizin studieren kann – gibt es auch Universitätskliniken für Tiere. Hier arbeiten ebenso Spezialistinnen und Spezialisten, die nicht nur Studierende, Tierärztinnen und Tierärzte ausbilden, sondern auch in ihrem Spezialgebiet Studien durchführen sowie kostenlose Teilnahmen anbieten. Die Universitätskliniken sind dadurch immer auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand.

Unterschiede bei den Preisen

Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer können frei wählen, an welche Tierarzt-Praxis oder Tierklinik sie sich wenden möchten. Die Kosten für Untersuchungen und Behandlungen in Deutschland, sowohl für Kliniken als auch für Praxen, sind in der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) festgelegt. Der Preis richtet sich nach der Art der Versorgung, dem Zeitpunkt, der Spezialkompetenz, dem Personalaufkommen und dem Zugang zu spezieller medizintechnischer Ausrüstung.

Dass eine Tierärztin oder ein Tierarzt deutlich günstiger oder teurer ist als andere, ist somit unwahrscheinlich. Jedoch gibt es beim Gebührensatz einen gewissen Spielraum: Eine tierärztliche Leistung kann zu einem niedrigeren Satz günstiger, oder zu einem höheren Satz teurer angeboten werden. Eine Praxis, die auf Grundversorgung spezialisiert ist, erhebt teilweise einen niedrigeren Gebührensatz als eine Tierklinik.

Austausch der Patientendaten zwischen Praxis und Klinik

Es kann vorkommen, dass eine Tierärztin oder ein Tierarzt einen Patienten beispielswiese für eine Operation an eine Klink überweist und später die Nachsorge wieder selbst übernimmt. In solchen Fällen ist es sinnvoll, dass Patientendaten zwischen beiden Einrichtungen ausgetauscht werden.

Ähnlich der elektronischen Gesundheitskarte beim Menschen funktioniert dies über eine spezielle Praxissoftware. So sind beide Parteien auf dem aktuellen Stand etwa bei Laborergebnissen oder Medikamenten. Doppeluntersuchungen lassen sich so vermeiden.

Weitere Informationen

Autorin: Andrea Böttcher
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Bundestierärztekammer: Richtlinie über die an eine „Tierärztliche Klinik“ zu stellenden Anforderungen (Klinikrichtlinie). (Abruf: November 2021)
Tierarzt Rückert: Tierkliniken: Von Missverständnissen, veralteten Konzepten und überzogenen Erwartungen
https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19820 (Abruf: November 2021)
Erste Hilfe beim Hund: Tierarzt oder Tierklinik http://www.erste-hilfe-beim-hund.de/cgi-php/rel00a.prod/joomla/Joomla_1.6/index.php/tierarzt-oder-tierklinik (Abruf: November 2021)