Zyanose ist der medizinische Fachbegriff für eine bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten beim Tier sowie auch beim Menschen. Der Grund für die Verfärbung ist eine mangelnde Versorgung des Blutes mit Sauerstoff. Eine Zyanose kann beim Tier zum Beispiel durch eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder eine Lungenkrankheit verursacht werden.
Eine Zyanose ist Ausdruck einer Erkrankung oder Störung, die mit einem mangelnden Sauerstoffgehalt im Blut einhergeht. Es handelt sich somit um ein Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Die Zyanose lässt sich entweder aufgrund ihres Erscheinungsortes oder aufgrund ihrer Entstehung einteilen. Beim Menschen kann sich die Blaufärbung generalisiert darstellen, das heißt, die Haut und Schleimhaut am ganzen Körper erscheint mehr oder weniger bläulich. Dies kommt zum Beispiel bei Neugeborenen mit Sauerstoffmangel vor. Bei anderen Krankheitszuständen, die mit einem Sauerstoffmangel einhergehen können, zeigt sich die Zyanose beim Menschen hingegen eher an den Händen, Füßen, der Nase oder den Ohren. Beim Tier ist diese Unterscheidung der Zyanose oft erschwert, da das Fell die betroffenen Bereiche verdeckt. Typische Stellen beim Tier, an denen sich eine Zyanose bemerkbar machen kann, sind vor allem die Zunge, die Maulschleimhaut und mitunter die Innenseite der Ohrmuschel. Je nach Ursache, kann eine Zyanose zusätzlich von weiteren Symptomen begleitet sein. Betroffene Tiere wirken mitunter schwach, kaum belastbar oder zeigen Atemnot.
Bei manchen Hunderassen (z.B. Chow-Chow) ist die Zunge natürlicherweise blau gefärbt (s. Beitragsbild). In diesen Fällen handelt es sich jedoch um ein Rassemerkmal und nicht um ein Krankheitssymptom. Die Blaufärbung kommt hier durch Farbpigmente zustande und nicht etwa durch einen Sauerstoffmangel.
Welche Ursachen hat eine Zyanose?
Eine Zyanose kann entstehen, wenn der Organismus zu wenig Sauerstoff aufnimmt oder dieser nicht ausreichend über den Blutkreislauf verteilt wird. Zu den häufigen Ursachen zählen:
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzklappenerkrankungen
- Kreislaufschock
- Unterkühlung
- Geburtsstörungen mit verminderter Sauerstoffversorgung des Neugeborenen
- Lungenerkrankungen, durch die der Gasaustausch in der Lunge gestört ist (z.B. Asthma bronchiale, Lungenentzündung, Lungenemphysem (“Blählunge”))
- Verschluss von Blutgefäßen (z.B. durch einen Thrombus oder Lungenembolie)
Auch beim gesunden Tier (und Mensch) kann es zu einer Zyanose kommen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Atemluft zu wenig Sauerstoff enthält, etwa bei einer CO2-Vergiftung. Außerdem können verschiedene Gifte und Vergiftungen mit bestimmten Medikamenten zu einer Zyanose führen.
Ist eine Zyanose ein Notfall?
Eine Zyanose ist in jedem Fall ein Hinweis darauf, dass der Körper oder eine Körperregion nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und medizinische Hilfe gefragt ist. Betrifft die mangelnde Sauerstoffversorgung den gesamten Körper, sollte eine rasche Behandlung erfolgen. Im Extremfall kann es durch den Sauerstoffmangel zu Bewusstlosigkeit und zum Tod kommen.
Wie erkennt man eine Zyanose?
Eine Zyanose beim Tier lässt sich anhand der bläulichen Verfärbung der Zunge, Maulschleimhaut, der Ohrmuschel oder unter Umstaänden auch an weiteren wenig behaarten Hautstellen erkennen. Um die genaue Ursache für eine Zyanose herauszufinden, sind jedoch meist weitere Untersuchungen erforderlich, dazu zählen unter anderem:
- Herzuntersuchung (z.B. Abhorchen, EKG, Herzultraschall)
- Lungenuntersuchung (z.B. Abhorchen, Lungenfunktionstest, Röntgenuntersuchung oder andere bildgebende Verfahren)
- Blutuntersuchung (insbesondere der roten Blutzellen)
- Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße (z.B. wenn nur eine Gliedmaße von der Zyanose betroffen ist)
Wie lässt sich eine Zyanose behandeln?
Wie eine Zyanose beim Tier behandelt wird, hängt in erster Linie von ihrer Ursache ab. So verschwindet die Blaufärbung durch eine Unterkühlung zum Beispiel meist, wenn der Körper seine normale Temperatur wieder erreicht. Dabei ist es wichtig, dass der Körper allmählich aufgewärmt wird. Es kann zudem hilfreich sein den Kreislauf durch Abrubbeln (z.B. mit einem Handtuch) in Schwung zu bringen und die Durchblutung der Extremitäten zu verbessern. Wird über die Lunge zu wenig Sauerstoff eingeatmet, kann dem Tier vermehrt Sauerstoff zum Atmen angeboten werden. Je nach ursächlicher Erkrankung werden möglicherweise auch Medikamente eingesetzt, die die Atemwege erweitern (z.B. bei Asthma bronchiale). Bei neugeborenen Tieren, die eine Zyanose aufweisen versuchen Tierärztinnen und Tierärzte die Atmung durch Medikamente zu stimulieren und den Kreislauf durch Abreiben des Körpers anzuregen. Zudem werden die Atemwege möglichst von Fruchtwasser oder Resten der Fruchthülle befreit.
Wann verschwindet eine Zyanose?
Die Zyanose beim Tier kann sich zurückbilden, sofern sich die zugrundeliegende Erkrankung beheben oder ausreichend behandeln lässt, sodass eine normale Sauerstoffversorgung gewährleistet ist.
Weiterführende Informationen
Autorin: Pascale Huber, Tierärztin, vetproduction GmbH
Datum: Mai 2023
Quellen:
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 269. Auflage, De Gruyter 2023