Virostatikum

Virostatikum

Virostatikum
Foto: Pixabay.com

Ein Virostatikum (auch Virustatikum genannt) ist ein Medikament, das die Vermehrung von Viren oder deren Freisetzung im Körper eines Tieres oder eines Menschen hemmt und daher zur Behandlung viraler Erkrankungen dient (Anti-Virus-Mittel).

Viren sind Krankheitserreger, die aus einzel- oder doppelsträngiger Nukleinsäure, sprich aus DNA oder RNA, bestehen. Diese Nukleinsäure ist von einer Proteinhülle und teilweise auch von einer Fetthülle (in der Fachsprache als Lipidhülle bezeichnet) umgeben. Nachdem die Viren in die Zellen des Tieres eingedrungen sind, verlieren sie ihre Hülle und geben die Nukleinsäure sowie virale Enzyme frei. Anders als Bakterien, verfügen Viren über keinen eigenen Stoffwechsel. Sie nutzen daher Bestandteile der Wirtszelle für ihre eigene Vermehrung. Das können etwa Enzyme, Organellen oder Makromoleküle sein.

Ein Beispiel für Viren mit doppelsträngiger Nukleinsäure sind Herpesviren. Sie gehören zu den größten behüllten DNA-Viren und zählen sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin zu den bedeutendsten Krankheitserregern.

Wie wirken Virostatika?

Virostatika wirken, indem sie je nach Wirkstoff in verschiedene Stadien der Virusvermehrung eingreifen. So können sie beispielsweise den Eintritt der Viren in die Wirtszelle oder die Freisetzung viraler Nukleinsäure verhindern. Andere Wirkstoffe wiederum hemmen die Herstellung neuer Nukleinsäuren während des Vermehrungsprozesses der Krankheitserreger. Andere Medikamente sind in der Lage, die Bildung bestimmter Proteine und Enzyme für die Virusvermehrung oder die Freisetzung neuer Viren zu verhindern.

Virostatika müssen in der Lage sein, zwischen Strukturen der Wirtszelle und des Virus zu unterscheiden. Ziel geeigneter Wirkstoffe ist es nämlich, Stoffwechselprozesse der tierischen oder menschlichen Zellen nach Möglichkeit nicht zu beeinträchtigen. Die Medikamente sollten darüber hinaus ungiftig sein, das Immunsystem des Tieres nicht beeinträchtigen und keine Fehlbildungen hervorrufen.

Wann werden Virostatika eingesetzt?

Eingesetzt werden Virostatika entweder, um nach einer Virusansteckung den Krankheitsausbruch zu verhindern oder die Schwere des Krankheitsverlaufs nach Ausbruch abzuschwächen.

Ein Beispiel für ein Virostatikum, das in der Tiermedizin verwendet wird, ist Aciclovir. Dieser Wirkstoff kommt gegen Herpesviren zum Einsatz, zum Beispiel gegen das sogenannte Feline Herpesvirus, welches an der Entstehung des Katzenschnupfens beteiligt ist oder gegen Herpesviren beim Vogel. Aciclovir kommt auch in der Humanmedizin zur Behandlung von Herpesviren-Infektionen zum Einsatz.

Weitere Virostatika sind beispielsweise Ganciclovir und Cidofovir, welche zum Beispiel bei Katzen mit Herpesvirus-bedingten Augenkrankheiten eingesetzt werden. Die Wirkstoffe werden den Tieren in Form von Augentropfen verabreicht.

Häufig können Viruserkrankungen nur symptomatisch behandelt werden. Das bedeutet, die Tierärztin oder der Tierarzt verschreibt Medikamente, welche die Symptome einer Erkrankung lindern, die eigentliche Ursache, in dem Fall die Virusinfektion, jedoch nicht bekämpfen. Das ist damit zu erklären, dass gegen eine Reihe von Viren keine gezielt wirkenden Medikamente existieren.

Können Virostatika Nebenwirkungen auslösen?

Wie bei jedem anderen Medikament auch, kann es bei der Anwendung eines Virostatikums zu Nebenwirkungen beim Tier kommen. Katzen, die Aciclovir gegen eine Herpesvirusinfektion erhalten, können beispielsweise als Nebenwirkungen Haarausfall, Teilnahmslosigkeit oder Ekzeme bekommen.

Können Viren gegen Virostatika Resistenzen bilden?

Von Bakterien weiß man, dass sie Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können. Selbiges ist auch von Virostatika bekannt. Die jeweiligen Medikamente sind dann wirkungslos gegen den Krankheitserreger und können dessen Vermehrung oder Freisetzung nicht mehr verhindern. So erwies sich beispielsweise das Feline Herpesvirus 1 (FHV-1) als teilweise resistent gegen den Wirkstoff Aciclovir in Augenformulierungen.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. Freya Fuchs, Tierärztin, vetproduction GmbH
Datum: Juni 2023
Quellen:
DocCheck Flexikon: Virostatikum. Abruf: Juni 2023
Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020.
Steinmetz, A. et al.: Herpesvirus-bedingte Augenerkrankungen der Katze. kleintier.konkret, 2016; 6: 26– 33
Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Hund und Katze. Schattauer, Stuttgart 2015
Mayr, A.: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2007