Anurie

Anurie

Anurie
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Anurie ist der medizinische Fachbegriff für einen fehlenden Harnabsatz beim Tier. Es handelt sich dabei um ein Symptom, das bei verschiedenen Krankheiten auftreten kann.

Bei einer Anurie kommt es zum Nachlassen der Harnabsonderung. Hierbei handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein unspezifisches Symptom. „Unspezifisch“ meint, dass dieses Symptom bei einer Reihe verschiedener Krankheiten auftreten kann.

Mögliche Ursachen der Anurie sind beispielsweise:

  • Austrocknung (Exsikkose): Hierbei kommt es durch Flüssigkeitsverlust oder Flüssigkeitsmangel zu einer Austrocknung, auch Dehydration oder Exsikkose genannt. Mögliche Ursachen für eine Austrocknung sind unter anderem Durchfall, Erbrechen, Nierenerkrankungen oder Blutungen. Ein solcher Flüssigkeitsmangel macht sich beim Tier durch trockene Schleimhäute (z. B. Maulschleimhäute), eingesunkene Augen und eine abnehmende Hautspannung bemerkbar. Letztere führt zu stehenden Hautfalten, die sich nur verzögert oder gar nicht glätten.
  • Hypovolämischer Schock – Ein Schockzustand, der bei hohem Blutverlust und starkem Flüssigkeitsverlust bzw. Flüssigkeitsmangel entsteht.
  • Schwere Nierenschädigungen (z. B. durch Vergiftungen oder eine Nierenerkrankung)
  • Verschluss der Harnröhre (z. B. durch Harnsteine)

Woran erkennt man eine Anurie?

Kann das Tier keinen Urin absetzen, erkennt man dies häufig an einer starken Unruhe. Das Tier wirkt zudem meist gestresst. Katzen beispielsweise suchen dann vermehrt die Katzentoilette auf. Eine stark gefüllte Harnblase ist zudem sehr schmerzhaft. Daher kann es sein, dass sich das Tier nicht anfassen lassen will und Berührungen am Bauch abwehrt. Je nach Erkrankung, kann auch der Urinabsatz selbst sehr schmerzhaft sein.

Dies äußert sich dadurch, dass das Tier mehrmals vergeblich versucht, Urin abzusetzen und dabei Schmerzlaute von sich gibt. Dieses Verhalten lässt sich beispielsweise häufig bei einem Harnwegs-Verschluss bei Katzen beobachten. Ursache eines solchen Harnwegs-Verschlusses sind häufig Harnsteine, die sich in der Harnröhre der Katze festsetzen und dazu führen, dass sie nur wenig oder gar keinen Urin absetzen kann. Davon sind insbesondere Kater betroffen, deren Harnröhre enger ist als die weiblicher Katzen.

Allgemeine Hinweise auf eine Anurie beim Tier sind – außer der fehlenden Urinabsonderung – Erbrechen, Bluthochdruck, trockene Schleimhäute, Abgeschlagenheit, Wassereinlagerungen im Gewebe und ein urinartiger Geruch des Tieres.

Ist die Anurie ein Notfall?

Wird die Anurie nicht erkannt beziehungsweise deren Ursache nicht rechtzeitig behandelt, kann eine für das Tier lebensbedrohliche Situation entstehen. So können sich harnpflichtige Stoffe im Blut des Tieres ansammeln. Tierärztinnen und Tierärzte sprechen dann von einer Harnvergiftung (Urämie). Darüber hinaus droht ein Multiorganversagen, sprich das gleichzeitige oder rasch aufeinanderfolgende Versagen mehrerer Organe. Eine Anurie erfordert somit eine sofortige tierärztliche Abklärung und Behandlung der zugrundeliegenden Ursache.

Wie wird eine Anurie behandelt?

Die Behandlung einer Anurie richtet sich nach der Ursache. Bei einem Harnwegs-Verschluss etwa versucht die Tierärztin oder der Tierarzt, die Verstopfung in der Harnröhre zu entfernen oder mit Medikamenten aufzulösen. Gegebenenfalls ist ein operativer Eingriff notwendig, um das Material aus der Harnröhre zu beseitigen und einen normalen Urinabsatz zu ermöglichen.

Im Falle einer Austrocknung (Exsikkose) erfolgt eine Flüssigkeitsbehandlung mit speziellen Trinklösungen oder geeigneten Infusionen. Bei Letzterer verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt dem Tier spezielle Flüssigkeiten direkt unter die Haut oder in die Vene. Wird die Austrocknung durch Durchfall und/oder Erbrechen verursacht, verordnet die Tierärztin oder der Tierarzt außerdem Medikamente gegen den Durchfall und die Übelkeit. Je nach Ursache und Beschwerden kommen zum Beispiel Antibiotika, eine Wurmkur, Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika) und krampflösende Präparate zum Einsatz.

Ist ein Nierenleiden (z. B. eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) bei der Katze oder beim Hund) die Ursache der Anurie, erfolgt eine entsprechende Behandlung, um die Nierenfunktion zu verbessern oder – sofern möglich – wiederherzustellen. Bei bakteriellen Infektionen etwa verordnet die behandelnde Tierärztin beziehungsweise der behandelnde Tierarzt Antibiotika. Handelt es sich hingegen um ein chronisches Nierenversagen, erfolgt neben der medikamentösen Behandlung in der Regel auch eine Futterumstellung.

In manchen Fällen verursachen auch bestimmte Medikamente eine Nierenschwäche. Diese werden dann in Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt abgesetzt und durch andere, für das jeweilige Tier besser geeignete Medikamente ersetzt.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. Freya Fuchs, Tierärztin, Redaktion vetproduction GmbH
Datum: Mai 2023
Quellen:
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch 269. Auflage De Gruyter 2023
Wiesner, E.: Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000
Nelson, R.W. et al.: Innere Medizin der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2010