Wie äußert sich eine Unterkühlung oder Erfrierung beim Tier?
Vor allem kleine und kurzhaarige Tierrassen können frostigen Wintertemperaturen nur bedingt standhalten. Eine Unterkühlung erkennen Sie daran, dass Ihr Tier zittert, sich seine Vorder- und Hinterläufe kalt anfühlen oder – im Extremfall – Anzeichen eines Schocks auftreten.
Bei einer Unterkühlung sinkt die Körpertemperatur unter ihren Normalwert (bei Hunden und Katzen 38,0 bis 38,5 °C). Dabei ist der Körper des Tieres nicht mehr in der Lage, seine Temperatur von sich aus auf Normalwerte zu steigern.
Hat das Tier keine Möglichkeit, sich bald aufzuwärmen, besteht die Gefahr von Erfrierungen. Erfrierungen sind Kälteschäden des Gewebes, die insbesondere an den Körperenden wie Zehen und Füße, Ohrspitzen, Nase, Schwanzspitze oder Hoden auftreten. Sie ähneln in ihrem Aussehen Verbrennungen.
Man unterteilt Erfrierungen bei Tieren in drei Grade:
- Erfrierungen ersten Grades: Nachdem die unterkühlte Körperstelle des Tieres wieder aufgewärmt wurde, ist sie rot, geschwollen, juckt und ist schmerzempfindlich. Die Symptome verschwinden nach einiger Zeit ohne Folgeschäden.
- Erfrierungen zweiten Grades: Nach dem Erwärmen ist das betroffene Hautareal gerötet und geschwollen. Manchmal entstehen Blasen auf der Haut. Normalerweise heilen sie folgenlos ab.
- Erfrierungen dritten Grades: Das unterkühlte Gewebe des Tieres stirbt ab und sieht schwarz und vertrocknet aus – ähnlich einer Mumifikation. In manchen Fällen zeigen sich auch blau-rote Blutblasen und es entstehen offene Hautwunden, die nach ihrem Abheilen eine Narbe hinterlassen.
Was sind die Ursachen von Unterkühlung und Erfrierungen beim Tier?
Eine Unterkühlung oder Erfrierungen treten bei Tieren oft in folgenden Situationen auf:
- Ein Tier ist ohne Schutz extremer Kälte oder kaltem Wind über längere Zeit ausgeliefert.
- Nach einem Sturz in kaltes Wasser, etwa beim Einbrechen durch eine Eisdecke.
- Vor allem kleine Tierrassen mit kurzem Fell sind weniger gut vor Kälte geschützt und kühlen leicht aus.
Wie leiste ich Erste Hilfe, wenn mein Tier unterkühlt ist oder Erfrierungen hat?
Wenn Ihr Tier Anzeichen einer Unterkühlung zeigt, bringen Sie es so schnell wie möglich an einen warmen Ort. Spenden Sie ihm Wärme, indem Sie es zusammen mit einer Wärmflasche in eine warme Decke wickeln. Achten Sie dabei darauf, dass die Wärmflasche nicht zu heiß ist und legen Sie sie Ihrem Tier nicht direkt auf – wickeln Sie die Wärmflasche zum Beispiel in ein Handtuch.
Falls Ihr Tier nass wurde, trocknen Sie es gründlich ab. Um die Vorder- und Hinterläufe aufzuwärmen, können Sie Ihr Tier, beginnend an den Pfoten, auch warm (aber nicht zu heiß!) abduschen. Bieten Sie ihm lauwarmes Wasser zu trinken an.
Zeigt Ihr Tier Symptome eines Schocks (wie schneller Puls, flache Atmung und blasse Schleimhäute), befolgen Sie die Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Schock und bringen Sie es so schnell wie möglich zu einem Tierarzt oder einer Tierärztin.
Die Erste Hilfe bei Erfrierungen besteht ebenfalls darin, Ihr Tier zunächst langsam aufzuwärmen. Legen Sie betroffenen Hautstellen warme Kompressen auf oder erwärmen Sie sie (z.B. die Zehen, Schwanzspitze) im Wasserbad. Suchen Sie bald einen Tierarzt oder eine Tierärztin auf. Bei Erfrierungen können Sie zum Schutz der Haut Ihres Tieres eine Fettcreme, zum Beispiel Vaseline, auf die betroffenen Hautstellen auftragen.
Weiterführende Informationen
Autor: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch Online. De Gruyter (Abruf: Januar 2022)
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik. Enke, 2018
Sigrist, N.: Notfallmedizin für Hund und Katze, Enke, 2017
Powell, L. et al.: Small Animal Emergency and critical care. Wiley Blackwell Verlag, 2011