Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung beim Kaninchen

Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung beim Kaninchen

Vitamine- und Mineralstoffe spielen für die Gesundheit von Kaninchen eine wesentliche Rolle.

Kaninchen
Kaninchen benötigen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe. Foto: Pixabay.com

Vitamine- und Mineralstoffe spielen für die Gesundheit von Kaninchen eine wesentliche Rolle. Beim Kaninchen gibt es jedoch einige Besonderheiten, wenn es um den Bedarf an Mikronährstoffen geht. Dabei gilt grundsätzlich: Auf das richtige Maß kommt es an. Denn Kaninchen kann nicht nur Mangel, sondern auch ein Zuviel an Vitaminen und Mineralstoffen bedrohlich zu schaffen machen.

Kaninchen benötigen Vitamine und Mineralstoffe

Alle Säugetiere, und somit auch Kaninchen, benötigen Vitamine und Mineralstoffe, um gesund zu bleiben. Vitamine und Mineralien aus der Nahrung werden auch als Mikronährstoffe bezeichnet. Im Gegensatz zu sogenannten Makronährstoffen, wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, liefern Vitamine und Mineralien keine Energie, sondern haben andere lebensnotwendige Funktionen im Körper.

Kaninchen benötigen Mikronährstoffe in der richtigen Menge, um gesund zu bleiben. Daher ist es gut zu wissen, welche Aufgaben die verschiedenen Vitamine und Mineralien haben, wo sie vorkommen und worauf man bei der Fütterung achten muss.

Vitamine: Welche gibt es?

Grundsätzlich lassen sich Vitamine in zwei Gruppen unterteilen:

  • Fettlösliche Vitamine: A, D, K, E
  • Wasserlösliche Vitamine: C und B- Vitamine (B1, B2, B5, B6, B12)

Während Kaninchen die fettlöslichen Vitamine speichern können, werden die wasserlöslichen Vitamine über den Harn ausgeschieden. Bekommt ein Kaninchen zu viel eines fettlöslichen Vitamins, reichert der Körper es an – und das hat oft ungesunde Folgen. Dies kann allerdings über die natürliche Nahrung nicht passieren.

Möglich ist eine Überversorgung jedoch durch Vitaminpräparate, die dem Kaninchen zusätzlich verabreicht werden. Übrigens: Ein echter Vitaminmangel ist bei Kaninchen mit gesundem Verdauungstrakt und artgerechter Ernährung ausgesprochen selten, sodass es normalerweise nicht notwendig ist, die Nahrung zusätzlich mit synthetischen Vitaminen anzureichern.

Im Gegensatz zu anderen Säugetieren weisen Kaninchen einige Besonderheiten rund um das Thema Vitamine auf.

Vitamin A:

Die pflanzliche Nahrung von Kaninchen enthält eigentlich gar kein Vitamin A, sondern dessen Vorstufen in Form von Carotinoiden, vor allen β-Carotin. Diese kann der Körper selbst zu Vitamin A umwandeln. Vor allem junge Pflanzen enthalten viele Carotinoide, während ältere und vor allem gelagerte oder getrocknete Nahrung (z. B. Heu) im Vergleich einen geringeren Gehalt aufweist. Vitamin A spielt unter anderem eine wichtige Rolle für eine gesunde Haut und Schleimhäute sowie für die Sehfunktion. Es ist außerdem wichtig für die Abwehrkräfte und die Fruchtbarkeit. Während bei Kaninchen ein Mangel an Vitamin A extrem selten ist, kann eine Überdosierung durch die Gabe von Vitaminpräparaten vorkommen und unter anderem zu Skelettschäden führen.

Vitamin D & Kalzium

Kaninchen nehmen nur einen Teil des Vitamin D über die Nahrung auf, den größten Teil kann der Organismus selbst herstellen. Der Körper produziert es in der Haut, wenn diese dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Daher ist es möglich, dass Kaninchen, die ausschließlich in Innenräumen ohne natürliches Licht gehalten werden, tatsächlich einen gewissen Mangel entwickeln können. Vitamin D ist besonders wichtig für gesunde, feste Knochen. Es sorgt für die Aufnahme von Kalzium im Darm und für seinen Einbau in die Knochen. Auch die Muskeln brauchen Kalzium um richtig zu funktionieren. Und nicht zuletzt kann der Bedarf an Kalzium während der Trächtigkeit und Laktation erhöht sein. Leidet ein Kaninchen an Vitamin D Mangel, mobilisiert der Körper Kalzium aus den Knochen. Im Extremfall kann ein Mangel zu einer Knochenerweichung oder bei Jungtieren auch zu Rachitis führen.

Dennoch ist es nicht ratsam, Kaninchen ohne medizinischen Grund und tierärztliche Anweisung Vitamin D-Präparate zu verabreichen. Denn eine Überdosierung von Vitamin D kann schwere Schäden an Knochen und Organen wie Nieren, Lungen und Herz hervorrufen und zu Verkalkungen der Blutgefäße führen. Sinnvoller ist es, Kaninchen ausreichend Zugang zum Tageslicht zu ermöglichen. Ist dies nicht möglich, können UVB-Lampen eine Alternative sein. Allerdings ist es wichtig, sich zuvor genau über den richtigen Einsatz der Lampe zu informieren.

Vitamin K

Vitamin K ist besonders für eine funktionierende Blutgerinnung wichtig. Kaninchen nehmen Vitamin K zum Teil über die pflanzliche Nahrung auf und über das Fressen von Kot (Koprophagie), denn das Vitamin entsteht als Stoffwechselprodukt bestimmter Darmbakterien. Ein Mangel an Vitamin K ist ausgesprochen selten, bei chronischen Darmerkrankungen kann der Bedarf unter Umständen aber erhöht sein. In der Tiermedizin kommt Vitamin K unter anderem als Gegenmittel nach Vergiftungen mit Rattengift zum Einsatz.

Vitamin E

Vitamin E spielt eine wichtige Rolle als Antioxidans und schützt die Zellen vor freien Radikalen. Es ist an der Bildung bestimmter Hormone beteiligt und wichtig für eine gesunde Muskel- und Herzfunktion. Ein Vitamin E-Mangel beim Kaninchen kann Störungen der Abwehr, Fruchtbarkeit und zu Veränderungen an Gefäß- und Nervensystem führen. Vitamin E ist in frischen Pflanzen etwa Klee und Luzerne sowie in Samen enthalten.

Vitamin C und B-Vitamine

Im Gegensatz zu uns Menschen sind Kaninchen in der Lage, Vitamin C und B-Vitamine selbst herzustellen, beziehungsweise über das Fressen von Blinddarmkot aufzunehmen. Ein Ausnahmezustand kann jedoch bei Darmerkrankungen entstehen, wenn die Bildung (Synthese) der Vitamine zum Beispiel bei geschädigter Darmflora nicht ausreichend stattfindet. Die unterschiedlichen B-Vitamine haben vielfältige Aufgaben im Körper, zum Beispiel für die Funktion von Herz und Nerven, für die Bildung der roten Blutzellen, für intakte Haut und gesundes Fell. Vitamin C spielt für die Abwehrkräfte eine wichtige Rolle und schützt Zellen als Antioxidans vor freien Radikalen.

Mineralstoffe

Unter den Mineralstoffen spielt vor allem das Kalzium (im Zusammenspiel mit Vitamin D) für Kaninchen eine besondere Rolle. Vor allem Knochen und die Muskulatur benötigen ausreichende Mengen Kalzium. Während der Trächtigkeit und nach der Geburt ist der Bedarf von Häsinnen erhöht, daher sollte schon während der Trächtigkeit auf eine ausreichende Kalzium Versorgung geachtet werden. Vor allem Frischfutter wie Möhrengrün, Löwenzahn, Brokkoli oder Kohlrabi-Blätter enthalten viel Kalzium.

Bei Kaninchen ohne erhöhten Kalziumbedarf hingegen, kann ein übermäßiges Angebot zu Nierenproblemen, Harngrieß und Blasensteinen führen, daher sollten sehr kalziumreiche Futtermittel eher zurückhaltend gefüttert werden. Eine grundsätzlich kalziumarme Ernährung wiederum ist ebenfalls nicht ratsam und kann zu Mangelerscheinungen wie Zahnproblemen führen.

Auf das richtige Verhältnis kommt es an

Die Mineralstoffe Kalzium, Phosphat und Magnesium spielen eine gemeinsame Rolle, weil sie sich gegenseitig im Organismus beeinflussen. Daher kommt es nicht nur auf den Gehalt der einzelnen Mineralstoffe im Futter an, sondern vielmehr auf ihr Verhältnis zueinander. Dieses sollte für Kalzium zu Phosphor etwa 2(1,5):1 und auch für Kalzium zu Magnesium etwa 2:1 betragen.

Im Hinblick auf die richtige Menge an Mineralstoffen ist der Wassergehalt der Nahrung, beziehungsweise ein stets ausreichendes Wasserangebot, ein zusätzlich wichtiger Faktor. Um sich einen Überblick über die tatsächlichen Gehalte an Mineralstoffen in den einzelnen Futtermitteln zu verschaffen, ist ein Blick in entsprechende Nährstofftabellen zu empfehlen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vitamin- und Mineralstoffmängel relativ selten bei Kaninchen auftreten. In bestimmten Situationen, zum Beispiel während der Säugeperiode oder bei länger bestehenden Darmerkrankungen, kann der Bedarf an Mikronährstoffen jedoch erhöht sein. Wegen der Gefahr einer Überdosierung sollten Vitaminpräparate nur bei einem nachgewiesenen Mangel und nur auf Rat der Tierärztin oder des Tierarztes verabreicht werden.

Weiterführende Informationen

Autorin: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen
:
Deutscher Tierschutzbund: https://www.tierschutzbund.de/ (Abruf: Oktober 2021)
Rühle A.: Das Kaninchen – Nahrung und Gesundheit. BoD Verlag 2017
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke 2016
Steidl, T. Göbel T.: Praxisleitfaden Kleintierassistenz Band 1, Schlütersche 2015
Gabrisch K., et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche 2014
Dillitzer N.: Tierärztliche Ernährungsberatung. Urban & Fischer 2012