Zahnkrankheiten beim Kaninchen

Zahnkrankheiten beim Kaninchen

Mauluntersuchung beim Kaninchen
Sind die Zähne des Kaninchens zu lang, kürzt die Tierärztin sie mit speziellen Geräten. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Zahnkrankheiten beim Kaninchen?

Zahnkrankheiten kommen beim Kaninchen häufig vor. Dabei handelt es sich zum Beispiel um zu lange Zähne oder Fehlstellungen.

Das Gebiss des Kaninchens hat im Vergleich zum menschlichen einige Besonderheiten: Es ist darauf ausgelegt, ständig pflanzliche Nahrung zu zerkleinern. Die langen Schneidezähne (Inzisiven) schneiden Grünfutter scherenartig, die Backenzähne (Prämolaren, Molaren) zermahlen die Nahrung.

Da das Kaninchen beim Kauen Zahnsubstanz abschleift, wachsen seine Zähne beständig nach. Das Zahnwachstum liegt bei etwa zwei Millimeter pro Woche. Im optimalen Fall verliert das Kaninchen dieselbe Länge durch Kauen – ansonsten sind die Zähne zu lang und Zahnprobleme sind die mögliche Folge.

Ursachen:

Welche Ursachen haben Zahnkrankheiten beim Kaninchen?

Zahnkrankheiten beim Kaninchen haben verschiedene Ursachen. Zum einen können angeborene Fehlstellungen der Zähne für die betreffenden Kaninchen problematisch werden. Stehen die Zähne nicht optimal, nutzen sie sich nicht gleichmäßig ab. Dann bleibt spitze Zahnsubstanz am Zahn zurück und der Biss verändert sich weiter. Möglich ist, dass sich die Zahnspitzen in die Zunge oder die Wangenschleimhaut bohren und zu Verletzungen führen.

Manchmal bilden sich sogar sogenannte Brücken aus. Die Zähne des Kaninchens wachsen dann über der Zunge zusammen und können den normalen Kauvorgang nicht mehr durchführen. Auch wachsen bei Zahnfehlstellungen die Zähne manchmal in den Kiefer hinein (retrogrades Wachstum).

Weitere mögliche Ursachen von Zahnkrankheiten sind Knochenerkrankungen sowie Knochenveränderungen bei alten Kaninchen. Dadurch kann es zu Zahnfehlstellungen, Zahnausfall oder Zahnfleisch-Entzündungen kommen.

Eine häufige Ursache von Zahnkrankheiten ist zudem eine Fressunlust: Frisst das Kaninchen nicht ausreichend, nutzt sich seine Zahnsubstanz nicht genügend ab. Auf Dauer sind die Zähne zu lang – das Kaninchen kann seine Zähne nicht mehr beziehungsweise nicht optimal verwenden. Das Fressen bereitet ihm Schwierigkeiten, sodass es schließlich abmagert. Eine Fressunlust als Auslöser von Zahnkrankheiten kann unterschiedliche Ursachen haben, etwa Stress oder Erkrankungen.

Fütterungsfehler können ebenfalls zu Zahnkrankheiten führen. Sie liegen vor, wenn das Kaninchen nicht ausreichend faserreiche Kost (Heu, Grünfutter) bekommt. Erhält es stattdessen kalorienreiches Futter wie Getreidepellets, so frisst und kaut es weniger.

Symptome:

Wie äußern sich Zahnkrankheiten beim Kaninchen?

Zahnkrankheiten zeigen sich durch unterschiedliche Symptome. Manchmal lassen sie sich auf den ersten Blick erkennen, besonders, wenn die Schneidezähne des Kaninchens betroffen sind.

Manchmal sind Zahnkrankheiten beim Kaninchen zunächst unauffällig und machen sich durch andere Symptome bemerkbar:

  • Schmerzen beim Fressen, ausgewähltes Fressen von den weichen Anteilen des Futters
  • Nahrungsverweigerung, Fressunlust beim Kaninchen
  • Abmagerung
  • Benommenheit (Apathie)
  • Erkennbar verlängerte oder verformte Schneidezähne
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Hautprobleme (Ekzeme) am Unterkiefer
  • Auffällige Gesichtsveränderungen durch große Abszesse beim Kaninchen
  • Übler Geruch aus dem Mäulchen

Diagnose:

Wie werden Zahnkrankheiten beim Kaninchen diagnostiziert?

Die genaue Diagnose von Zahnerkrankungen stellt eine Tierärztin oder ein Tierarzt. Zahnfehlstellungen lassen sich meist auf den ersten Blick erkennen, wenn die Schneidezähne betroffen sind – oftmals ist das Problem aber an den Backenzähnen zu finden.

Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich zunächst nach den Symptomen des Kaninchens. Zunehmende Fressunlust beim Kaninchen ist ein typischer Hinweis, der auf Zahnkrankheiten hindeuten kann, ebenso wie ausgewähltes Fressen der weichen Futterbestandteile.

Zur genauen Diagnose von Zahnkrankheiten beim Kaninchen wirft der Tierarzt einen Blick in den Maulraum. Oft ist es notwendig, das Kaninchen mit einer Narkose zu betäuben, um auch die hinteren Zähne begutachten zu können. Mit einem Maulspreizer öffnet der Tierarzt das Maul des Tieres und nutzt zudem ein optisches Gerät (Vergrößerungsglas mit Beleuchtung), mit dem er auch versteckte Zahnkrankheiten aufspüren kann. Dabei achtet er neben möglichen Zahnerkrankungen auch auf das Zahnfleisch und die Maulschleimhaut.

Für eine genaue Diagnose der Zahnkrankheit kann ein Röntgenbild vom Kopf des Kaninchens angefertigt werden. Damit lassen sich neben Fehlstellungen auch verdeckte Abszesse und Kieferveränderungen erkennen.

Behandlung:

Wie können Zahnkrankheiten beim Kaninchen behandelt werden?

Zahnkrankheiten beim Kaninchen erfordern eine tierärztliche Behandlung. Sind die Zähne zu lang oder stehen sie falsch, so schleift die Tierärztin oder der Tierarzt sie mit speziellen Geräten auf die passende Länge herunter. Dazu erhält das Kaninchen zuvor meist eine Narkose.

Anschließend bekommt das Kaninchen vermehrt faserreiche Kost (vor allem Heu und frisches Grün), damit die Zähne dauerhaft kurz bleiben. Haben die Zahnkrankheiten beim Kaninchen zu Fressunlust geführt, wird das Tier zur Behandlung zwangsgefüttert. Dies regt die Verdauung und den Appetit wieder an. Mit einer stumpfen Plastikspritze oder Pipette drückt man dazu vorsichtig etwas Nahrungsbrei in das Maul des Kaninchens. In der Tierarzt-Praxis zeigt man Ihnen, wie Sie dies machen, ohne das Tier zu verletzen.

Entzündungen durch Zahnkrankheiten beim Kaninchen erfordern eine schnelle Behandlung. So lässt sich vermeiden, dass sich die Keime weiter ausbreiten. Einen Abszess entfernen Tierärztinnen und Tierärzte, sofern möglich, meist chirurgisch. Außerdem erhält das Kaninchen Antibiotika.

Stark entzündete Zähne werden entfernt. Ansonsten ist das Risiko groß ist, dass die Entzündung auf andere Bereiche übergeht oder eine Blutvergiftung auslöst. Zahnbehandlungen erfordern oft eine langwierige Therapie.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Zahnkrankheiten beim Kaninchen?

Zahnkrankheiten haben oft eine gute Prognose, sofern man sie rechtzeitig behandeln lässt. Zu lange Zähne etwa schleift die Tierärztin oder der Tierarzt ab – danach ist das Problem bereits behoben. Doch ist es wichtig, die Ursachen für die Zahnkrankheiten beim Kaninchen festzustellen (etwa eine zu faserarme Ernährung) und, wenn möglich, zu ändern (mehr Heu und Grünfutter geben).

Die Prognose von Zahnkrankheiten ist günstig, solange es nicht zu schweren Entzündungen im Maulraum kommt (zum Beispiel zu einem Kieferabszess). Dann ist es notwendig, die Entzündung schnell zu behandeln, bevor es zu Komplikationen kommt, etwa einer Blutvergiftung oder einem Augenabszess. Zahnkrankheiten bergen durch die Fressunlust außerdem das Risiko von Verdauungsproblemen beim Kaninchen (zum Beispiel Verstopfung, Trommelsucht beim Kaninchen).

Wachsen die Zähne in den Kiefer ein (retrogrades Wachstum), kommt es häufiger zu wiederkehrenden Entzündungen (Kieferabszess). Die Prognose ist dann ungünstiger. Auch Zahnfehlstellungen, die keine normale Futteraufnahme ermöglichen, erfordern eine ständige tierärztliche Therapie und sind nicht heilbar.

Vorbeugen:

Wie kann man Zahnkrankheiten beim Kaninchen vorbeugen?

Zahnkrankheiten beim Kaninchen lassen sich häufig vorbeugen, sofern die Zähne nicht von Geburt an fehlgestellt sind:

  • Ernährung: Faserreiche Kost wie Heu und Grünfutter (Gras, Kräuter) hilft, Zahnkrankheiten vorbeugen. Das Kaninchen muss bei energiearmem Futter deutlich mehr kauen, was die Zähne in einem gesunden Maß abnutzt.
  • Vorsorge: Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind sinnvoll, um Zahnkrankheiten beim Kaninchen frühzeitig zu erkennen.
  • Behandlung: Bemerken Sie eine Zahnfehlstellung oder Zahnerkrankungen bei Ihrem Kaninchen, ist es wichtig, mit ihm eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Zahnkrankheiten zum Tierarzt?

Hat ein Kaninchen eine Zahnkrankheit, empfiehlt es sich, baldmöglichst eine Tierarzt-Praxis aufzusuchen. Dadurch lassen sich weitere Beschwerden wie Fressunlust beim Kaninchen oder Entzündungen vermeiden.

Regelmäßige tierärztliche Kontrolluntersuchungen beugen Zahnkrankheiten beim Kaninchen vor.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Gabriel, S.: Praxisbuch Zahnmedizin beim Heimtier, Enke 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014