Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren

Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren

Maulsperre Katze
Unter Vollnarkose wird das Endoskop durch den Rachen des Tieres in die Bronchien eingeführt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren?

Eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem die Tierärztin oder der Tierarzt durch eine Endoskop-Kamera das Innere der Lunge sehen kann. Das Endoskop wird dabei über die Luftröhre des Tieres in die Bronchien der Lunge eingeführt und so die innere Struktur beurteilt.

Während der Lungenspiegelung lassen sich Veränderungen in der Luftröhre und den Bronchien der Lunge erkennen. Die Tierärztin bzw. der Tierarzt kann Gewebeproben (Biopsien) und Spülproben entnehmen, um sie die im Labor weiter untersuchen zu lassen. Falls eine infektiöse Bronchitis oder Lungenentzündung beim Tier vorliegt, lassen sich mittels Anzucht von Bakterien die genauen Erreger bestimmen.

Tierärztinnen und Tierärzte raten zu einer Lungenspiegelung, wenn das Tier Symptome einer Erkrankung des Atmungstrakts hat, die sich mit anderen Diagnose-Methoden wie einer Blutuntersuchung und einer Röntgen-Untersuchung nicht feststellen lassen. Mögliche Symptome sind Husten, Atemnot oder Blutungen (Bluthusten).

Durchführung:

Wie wird eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren durchgeführt?

Die Tierärztin oder der Tierarzt führt eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren in Vollnarkose oder unter einer starken Beruhigung (Sedation) durch. Das Endoskop, ein schmaler Schlauch mit einer Kamera an der Spitze, wird vorsichtig in die Luftröhre des Tieres eingeführt.

Der Tierarzt beurteilt hierbei die Funktion des Kehlkopfs und führt das Endoskop weiter in die Lungen des Tieres ein, wobei er die gesamte Luftröhre anschaut. Er achtet auf Fremdkörper, Auflagerungen, Verengungen sowie Anzeichen für Entzündungen und Tumoren.

Mithilfe kleiner Werkzeuge kann der Tierarzt bei einer Lungenspiegelung Gewebeproben (Biopsien) und Zellproben entnehmen und diese im Labor untersuchen lassen. Er spült die Bronchien und kann mit der gewonnenen Flüssigkeit im Labor den Erreger nachweisen (bronchioalveoläre Lavage).

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren angewandt?

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt rät zu einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren, wenn Symptome einer Atemwegserkrankung auftreten, die mithilfe anderer Diagnose-Verfahren wie einer Blutuntersuchung und Röntgen-Untersuchung nicht diagnostiziert werden können. Mögliche Symptome sind Husten, Atemnot und Blutungen (Bluthusten). Auch häufiges Verschlucken, eine Änderung der Stimme oder ein starkes Geräusch beim Atmen sind mögliche Hinweise auf eine Atemwegserkrankung bei Tieren.

Mit einer Lungenspiegelung lassen sich unter anderem folgende Erkrankungen diagnostizieren:

  • Entzündungen, zum Beispiel Bronchitis oder Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen
  • Identifizierung und Entfernung von Fremdkörpern
  • Kollabierte Luftröhre (Trachealkollaps)
  • Verengungen (Strikturen)
  • Blutungen
  • Parasitenbefall
  • Gutartige und bösartige Atemwegstumoren
  • Lungenlappen-Drehung
  • Lungenfibrose

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren?

Eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei Tieren ist generell ein recht risikoarmes Verfahren. Die Tierärztin oder der Tierarzt führt die Lungenspiegelung in einer Vollnarkose oder unter einer starken Beruhigung (Sedation) durch, wodurch ein gewisses Narkoserisiko besteht. Es ist daher ratsam, vor der Narkose abzuklären, ob das Herz und der Kreislauf des Tieres fit genug sind für die Betäubung.

In seltenen Fällen kann die Luftröhre oder die Bronchien bei der Lungenspiegelung verletzt oder sogar durchbrochen werden. Nach der Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) können Blutungen auftreten. Selten tritt eine Infektion wie eine Lungenentzündung nach einer Lungenspiegelung auf.

 

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Baumgartner, W.: Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hauterkrankungen der Haus- und Heimtiere, Enke 2017

Niemand, H.G., Suter, P.F., Kohn, B.: Praktikum der Hundeklinik. Enke 2017
Schrey, C., Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei Hund und Katze, Schattauer, Stuttgart, 2013
Neiger, R.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin bei Hund und Katze, Enke 2013